Unterwegs zwischen Achensee und Schafberg | Fortsetzung (Reiseberichte)

TD, Samstag, 04.01.2020, 18:15 (vor 1566 Tagen) @ TD

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Schließlich erreicht die nächste Bahn den Seespitz, gezogen wird der Zug von Lok 4. Auch diese Lok ist gewissermaßen ein Sonderling. Denn die Original-Lok mit der Nummer 4 wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Ersatzteilspender genutzt und außer Dienst gestellt, später wurde aus einem alten Rahmen von Lok 2 und Ersatzteilen die Lok 4 wieder rekonstruiert und 2008 in Betrieb genommen. Da bei den anderen Lokomotiven im Laufe der Zeit alle Bauteile einschließlich der Rahmen getauscht wurden, ist kurioserweise die rekonstruierte Lok 4 noch am ehesten als Originallok zu bezeichnen, da sie auf einem Originalrahmen gebaut wurde.

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Diesmal ist der Betriebsablauf an der Endstation etwas anders, die Lok fährt mit den Wagen voraus ein, nach dem Fahrgastwechsel wird der Zug aus der Bahnstation geschoben und dann umfahren.

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Tja, und damit verabschieden wir uns vom Achensee – schade, bei besserem Wetter wäre es hier bestimmt schön gewesen. Aber ich komme wieder, sobald die Appenzeller Triebwagen hier hinauf fahren, ist das ein Anlass für den nächsten Besuch. Dann wird die Fahrt vielleicht auch etwas preiswerter, denn die aufgerufenen Preise für den Dampfzug sind schon heftig. Aber wer weiß, bis dahin gibt es vielleicht auch für den Triebwagen schon einen Nostalgiezuschlag. Das letzte Zitat in der Presse „Wir werden diese zu verwerten versuchen“ hört sich nicht gerade nach einem konkreten Plan für die Triebwagen an.

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Im offenen Sommerwagen geht es nun durch den Wald wieder hinunter ins Inntal. Gut, dass der Zug diesmal nicht so voll ist, wenn man in der Wagenmitte sitzt, wird man kaum nass.

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Im Jahr 1886 erteilte Kaiser Franz Josef der Erste trotz Bedenken der Seeanrainer gegenüber diesem neumodischen Verkehrsmittel die Konzession für Bau und Betrieb der Bahn. Die damals 6,36 Kilometer lange Strecke wurde 1889 eröffnet, später wurde sie noch um 400 Meter zur Dampferanlegestelle verlängert. Neben der Personenbeförderung gab es früher auch umfangreiche Gütertransporte, insbesondere von Holz. Heute ist die Bahn eine reine Ausflugsbahn, im Winter ruht der Betrieb. Der örtliche ÖPNV wird mit Bussen betrieben. Die Zukunft der Bahn ist ungewiss, zwischen Berichten über einen desolaten Zustand und finanzielle Probleme einerseits und hochtrabenden Ausbauplänen für eine elektrische Regionalbahn ist es für den Außenstehenden schwierig, ein Konzept zu erkennen.

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Na toll – unten im Tal scheint wieder die Sonne. Nach einer Fahrzeit von 50 Minuten erreichen wir nun bald wieder den Bahnhof Jenbach.

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Zum Abschluss unseres Besuchs sehen wir hier die Hälfte des Fuhrparks der Achenseebahn für den regulären Personenverkehr. Die Achenseebahn hat 4 Loks und 6 Personenwagen, davon 4 offenen und 2 geschlossene Wagen. Die Wagen haben geschlossene Abteile, über die Trittbretter an der Längsseite erreicht der Schaffner die Fahrgäste.

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Anschließend drehen wir noch eine Runde durch Jenbach, die 7.000-Einwohner-Gemeinde ist in Bahnkreisen auch für die Jenbacher Werke bekannt, die früher Eisenbahnwaggons und Diesellokomotiven bis hin zum Integral-Triebzug der BOB gebaut haben.

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Vor dem Jenbacher Museum ist eine Denkmallok aufgestellt, Lok 1 „Raimund“ stammt aber nicht von der Achenseebahn, sondern war seit der Eröffnung der Zillertalbahn auf der dortigen Strecke unterwegs.

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Und an der Kirche von Jenbach beenden wir den ersten Teil des Reiseberichts. Wir übernachten in Jenbach, am nächsten Reisetag geht’s weiter in Richtung Italien, aber dazu mehr in den nächsten Tagen.


Viele Grüße und einen schönen Sonntag

Tobias

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