Unterwegs zwischen Achensee und Schafberg | 1/6 m. 37 B. (Reiseberichte)

TD, Samstag, 04.01.2020, 18:14 (vor 1567 Tagen)

Hallo zusammen,

zuletzt hatte ich Euch ganz aktuell zu einer Weihnachtsreise in den Thüringer Wald mitgenommen, dabei schiebe ich auch noch einen riesigen Berg älterer unbearbeiteter Reiseberichte vor mir her. Mittlerweile sind wir immerhin im Juli 2018 angelangt und ich möchte Euch nun auf eine sechstägige Rundfahrt durch die Alpen mitnehmen. Ich habe das Kunststück fertiggebracht, im Jahrhundertsommer 2018 gleich an vier aufeinanderfolgenden Tagen nass zu werden, insofern sind leider nicht alle Bilder so sommerlich-freundlich, wie ich mir das gewünscht hätte. Besondere Ziele der Tour waren die Achenseebahn, die Ferrovie Udine Cividale (FUC), die Piazza Transalpina in Gorizia/Nova Gorica, die Citybahn Waidhofen, die Gesäusebahn, der Ort Hallstatt, wo zwischen Bahnstation und Ort ein Schiff pendelt, die historische Straßenbahn in Gmunden sowie die Schafbergbahn.

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Wir fahren von Konstanz über den Arlberg nach Jenbach zur Achenseebahn und weiter über die Tauernstrecke nach Villach und Udine. Dort besuchen wir die FUC, anschließend führt uns die Tour nach Gorizia, wo wir ein kleines Teilstück zu Fuß zurücklegen, um dann von Nova Gorica über Wocheinerbahn, Semmering und Wien nach Waidhofen an der Ybbs zu fahren. Nach einem Abstecher mit der Citybahn reisen wir durch das Gesäuse und auf der Salzkammergutbahn an den Hallstättersee. Am fünften Reisetag erkunden wir die weitere Strecke der Salzkammergutbahn, fahren Straßenbahn in Gmunden und erklimmen mit der Zahnradbahn den Schafberg. Den Abschluss bildet eine Schifffahrt über den Wolfgangsee zur nächsten Bushaltestelle und von dort via Salzburg, München und Ulm zurück an den Bodensee.


Tag 1: Konstanz – Zürich – Jenbach – Achensee/Seespitz - Jenbach

So, los geht’s, wir starten morgens um sieben Uhr in Konstanz und besteigen den InterRegio der SBB zur Fahrt nach Zürich. Diesmal erwischen wir eine Garnitur mit einem Eurocity-Wagen der ersten Klasse.

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Meistens zeige ich von der Strecke Konstanz-Zürich ein Bild der ersten Etappe, da die Fahrt über den Seerücken einige Blick-aus-dem-Fenster-Motive bereithält. Zur Abwechslung gibt es diesmal einen Eindruck aus dem Glatttal vor den Toren Zürichs.

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Von Zürich nach Jenbach gibt es einmal täglich eine Direktverbindung mit dem Eurocity 163 (Zürich-Graz), der auch unter dem schönen Namen Transalpin bekannt ist. Der schweizerisch-österreichische Zug führt einen Panoramawagen – genau richtig für die Arlbergstrecke.

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Entlang von Zürichsee und Walensee fahren wir nun in Richtung der österreichischen Grenze. Bis Buchs ist der Panoramawagen am Zugschluss, so bietet sich ein Blick auf die Strecke durch das Seeztal bis zur Bergkette der Churfirsten.

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Nach dem Fahrtrichtungs- und Lokwechsel in Buchs queren wir das Rheintal und fahren im Transit durch das Fürstentum Liechtenstein. Anschließend geht es auf der Arlbergbahn hinauf auf über 1.300 Meter über dem Meer und dann auf der anderen Seite hinab ins Inntal.

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Oh je, östlich des Arlbergs ist das Wetter nicht mehr so strahlend, über dem Inntal hängen dicke Wolken. Hier fahren wir gerade in Innsbruck über den Inn, der nächste Halt ist dann Jenbach.

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Jenbach ist eisenbahntechnisch recht interessant, denn hier gibt es Bahnstrecken in drei verschiedenen Spurweiten: die normalspurige Unterinntalbahn, die Zillertalbahn (760 mm) und die Achenseebahn (1000 mm). Die Zillertalbahn kennen wir schon (zum Reisebericht) und so steht heute die Achenseebahn auf dem Programm.

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Die Achenseebahn ist eine schmalspurige Zahnradbahn, die von Jenbach zum Seespitz am Achensee führt. Es gibt auf der Strecke lediglich einen touristischen Dampfbetrieb. Auf der Achenseebahn sind vier Loks im Einsatz, die 1888/89 gebaut wurden. Lok 1 „Theodor“ wird unseren Zug den Berg hinaufschieben.

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Auf Höhe der Remise beginnt der Zahnstangenabschnitt. Leider sind die Tore des Depots geschlossen, so bleibt uns der Blick auf die Neuerwerbungen der Achsenseebahn verwehrt. Die Bahn hat nämlich Triebwagen der Appenzeller Bahnen gekauft, um ein ÖPNV-Angebot auf die Schiene zu bringen, allerdings wäre hierfür eine Elektrifizierung der Strecke oder ein Umbau der Fahrzeuge auf Hybridantrieb erforderlich. Ob und wann die Triebwagen wirklich auf der Strecke verkehren bleibt abzuwarten.

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Der erste Streckenabschnitt führt am Ortsrand von Jenbach als Steilstrecke aus dem Inntal den Berg hinauf. Auf der Zahnradstrecke gibt es eine maximale Steigung von 160 Promille, die Lokomotive muss hier zwingend auf der Talseite eingereiht sein. Anfangs bieten sich noch Ausblicke über Jenbach und das Inntal, dann führt die Strecke durch den Wald.

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Bis zum Scheitelpunkt bei Eben überwindet die Bahn 440 Höhenmeter. Dort endet der Zahnradabschnitt und im weiteren Verlauf wird die Bahn als Adhäsionsstrecke betrieben. Die Lok umfährt in Eben den Zug und zieht den Zug dann mit leichtem Gefälle hinab zum Achensee.

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Die Bahnstrecke endet an der Bahnstation Seespitz am Ufer des Achensees. Zuvor wird aber ein weiteres Mal rangiert und die Wagen werden von der Lok in die Endstation geschoben. Hier haben wir nun Gelegenheit, uns den Zug näher anzuschauen. Auch die Personenwagen stammen noch aus dem Eröffnungsjahr 1889.

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Vor der Rückfahrt steht das Wasserfassen an. Lok 1 wurde 2008 bei einem Brand schwer beschädigt und später neu aufgebaut. Der Name „Theodor“ geht zurück auf einen der vier Hauptaktionäre der Bahn, nämlich K.uK. Konsul Theodor Freiherr von Dreifus in Grüneck bei Dorf Kreut aus Bayern. Später ging man dazu über, die Lokomotiven nach den Anliegergemeinden zu benennen.

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Die Bahnstation liegt direkt am Schiffsanleger, das klassische Touristenprogramm sieht jetzt eine Schiffsfahrt auf dem Achensee vor. Darauf verzichten wir witterungsbedingt aber, denn wenig später...

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...geht ein kräftiger Gewitterschauer nieder. Wir laufen noch ein Stück am Ufer des Achensees, brechen den Spaziergang dann aber ab und warten an der Bahnstation auf den nächsten Zug. Der Achensee ist der größte See Tirols, er ist umgeben von Karwendelgebirge und Brandenberger Alpen.

Es geht gleich weiter...

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[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/


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