Mit schrägen Zügen zu schönen Zielen: CZ und PL - Rückfahrt (Reiseberichte)
Rückreise, Tag 1: Ustrzyki Gorne bis Rzeszów
Früh um kurz nach 7 wartet erneut ein alter Autosan-Bus auf uns und bringt uns in zwei Stunden recht angenehmer Fahrt nach Zagorz. Dort steht für uns bereit der TLK Malopolska der PKP Intercity für den wir drei Plätze nebst Platzkarten in Wagen 1 gebucht haben.
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Foto 32-36: TLK selbst
Wir sind die einzigen Fahrgäste, was etwas überrascht, kommt der Zug doch bereits aus Lupkow (offensichtlich leer). Das Personal ist ob unserer Präsenz auch sichtlich überrascht, gewährt aber bereitwillig Eintritt. Der Zug erweist sich als so ziemlich das schrägste was ich bisher auf Schienen gesehen habe. Ein Waggon mit Vmax 80 km/h, gezogen von einer Rangierlok (zumindest sieht sie so aus) im Dienste des Fernverkehrs mit einem Uraltwaggon, der aber wie neu glänzt. Das ganze geht nicht zusammen. Zudem das verrückte Zuglaufschild. Für den Zug werden drei Personale benötigt: Der Lokführer, ein Schaffner von PKP Intercity für die Fahrkartenkontrolle und eine Schaffnerin von SKPL - dem Subunternehmer, der den Zug im Auftrag von PKP Intercity fährt - für die Abfahrtsmeldungen an den Stationen. Die Schaffnerin holt sich noch einen Kaffee um den wir sie sichtlich beneiden und dann geht die Fahrt auch schon los.
In Sanok steigen tatsächlich noch ein paar wenige Fahrgäste zu. Die Fahrgastzahl ist auf dem gesamten Laufweg des Zuges einstellig. Dafür ist umso mehr Personal an der Infrastruktur beschäftigt, die meisten Bahnhöfe sind besetzt, zudem werden Schranken gekurbelt und Stellwerke bedient. Insgesamt ist die Strecke aber in einem guten Zustand, da wurde offensichtlich auch ausgebessert. Etwas schade, dass so wenig da fährt aber auch wieder verständlich: Der Kleinbus fährt von Sanok nach Rzeszów im 20-Minuten-Takt, benötigt 45 Minuten weniger Fahrzeit und ist deutlich preisgünstiger.
In Jaslo setzt die Lok um, das Personal wechselt daraufhin seinen Platz ins neue erste Abteil, wir bleiben sitzen und es geht weiter nach Rzeszów Staroniwa. Wegen Bauarbeiten im Bahnhof Rzeszów (dazu später mehr) fährt der Zug nicht zum Hauptbahnhof, sondern weiter bis Sedziszow Malopolskie an der Strecke nach Krakau. Wir steigen aber in Rzeszów Staroniwa aus und laufen in die Innenstadt zu unserem Hotel. Den restlichen Tag verbringen wir mit Essen, Trinken, Nichtstun und Spielen, schließlich ist morgen noch ganz viel Zeit für Rzeszow bis der Nachtzug fährt.
Tag 2: Rzeszów - Berlin
Der Folgetag beginnt mit einem gigantisch teuren aber auch gigantisch guten Hotelfrühstück ehe die Stadtbesichtigung in Angriff genommen wird. Diese ist auch recht schnell erledigt, also werden noch diverse Cafés besichtigt, was dann nahtlos in ein frühes Abendessen übergeht. Gepäck geholt und auf zum Bahnhof. Dieser befindet sich wie fast alle polnischen Bahnhöfe im Umbau. Wir sind heilfroh viel zu früh losgegangen zu sein, denn der Weg zum Peron 3 ist ewig lang und mit zahlreichen Schleifen (der Weg zu Peron 4 ist noch weiter und in die entgegengesetzte Richtung, ein Umstieg von 3 zu 4 dürfte locker mit 1 km Fußweg verbunden sein). Auf dem Bahnsteig warten viele Fahrgäste auf den Nachtzug zur Ostsee mit Kurswagen nach Berlin-Charlottenburg (Charlottenburg stimmt zwar baubedingt nicht, steht aber so dran). Der Zug fährt mit 15 Minuten Anstandsverspätung ein, das Schlafwagenabteil wird geentert und der Zug fährt bei einem wunderbaren Sonnenuntergang gen Westen. Leider hatten wir nicht bedacht, dass es keinen Alkohol im polnischen Schlafwagen gibt, so gibt es eine Mirinda zur Nacht und wir legen uns auf die sehr harten Pritschen des ehemaligen Jan Kiepura Schlafwagens. Nachts dann im Schritttempo von Krakau nach Katowice. Wird die Strecke jemals fertig? Teilweise droht man trotz gefühltem Schritttempo aus dem Bett zu fallen, so rumpelt es.
Am nächsten Morgen stehen wir auf als der Zug gerade auf der Oderbrücke steht. Aber nach Berlin ist es noch sehr weit, der Zug wird nämlich über Cottbus umgeleitet. In Frankfurt gibt es eine neue Lok hinten dran und dann heißt es warten. Die RB 11 mit Halt an allen Unterwegshalten fährt vor uns raus, damit ist auch klar, wie die Fahrzeit von 3,5 Stunden für Frankfurt – Berlin-Lichtenberg zustande kommt. Dann hinter der Bummelbahn her bis Cottbus, dort den RE2 vorlassen, in Vetschau noch etwas herumstehen, dann vor KW noch mal ein Viertelstündchen rumstehen und schon sind wir um 11:35 Uhr in Lichtenberg (6 Minuten vor Plan). Das Stück nach Gesundbrunnen schenken wir uns in Anbetracht der Tatsache, dass noch mal 20 Minuten Aufenthalt zu erwarten sind und begeben uns zur S-Bahn nach Hause. 15 Stunden im Schlafwagen, neuer Rekord für meine Tochter aber sie fand es (zum Glück) klasse.
So, das war es. Ich staune wie lang es geworden ist, ich hoffe nicht langweilig. Ganz schön viel Arbeit so ein Bericht, daher noch ein dickes Dankeschön für diejenigen, die hier regelmäßig von ihren Reisen berichten! Zum Schluss noch ein Tipp für diejenigen, die gerne Wandern: Die Karten von mapy.cz (auch als App erhältlich) sind wirklich spitzenklasse. Jeder Wanderweg ist da zuverlässig eingezeichnet und mit guter Kartengrundlage – und das nicht nur für Tschechien.
Liebe Grüße
Kai
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- Mit schrägen Zügen zu schönen Zielen: CZ und PL - Teil 1-2 -
Armchair traveller,
18.08.2019, 14:31
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Armchair traveller,
18.08.2019, 14:33
- Mit schrägen Zügen zu schönen Zielen: CZ und PL - Rückfahrt -
Armchair traveller,
18.08.2019, 14:36
- Mit schrägen Zügen zu schönen Zielen: CZ und PL - Rückfahrt - akbar23, 18.08.2019, 17:32
- maps.cz ist genial - kllaas, 18.08.2019, 21:01
- Korrektur Foto - Armchair traveller, 19.08.2019, 07:31
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- Mit schrägen Zügen zu schönen Zielen: CZ und PL - Teil 3 -
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