Mit schrägen Zügen zu schönen Zielen: CZ und PL - Teil 3 (Reiseberichte)

Armchair traveller, Sonntag, 18.08.2019, 14:33 (vor 2314 Tagen) @ Armchair traveller

Teil 3: Bieszczady – das Ende der Welt?

Es wird hell, Kind ist wach, ein kurzer Blick aus dem Fenster: Aha, Tatra, schön! Könnte man auch wieder hinfahren. Nochmal hinlegen und kurz vor Kosice aufstehen und sich freuen, dass man nicht wie die meisten anderen hier aussteigen muss. Schaffner bringt Kaffee und umfangreicheres Frühstück als erwartet (je 2 Brötchen, O-Saft, Butter, Marmelade, Honig, Tatra-Waffel). Gut gestärkt dann noch etwas lesen und um 10:33 Uhr den Zug verlassen. Mit dem Os. nach Medzilaborce noch eine Haltestelle bis Humenne Mesto und einchecken ins Hotel Alibaba (danke ans Forum für den Tipp). Jetzt einen Tag Zeit in einer Stadt, die man noch nie sehen wollte. Langsam dämmert uns, dass heute ein Feiertag ist, was auch erklärt warum die Stadt komplett ausgestorben ist. Besonders sehenswert ist sie nicht aber die Fußgängerzone ist gut gepflegt, es gibt einen Stadtpark mit Schloss (wegen Feiertag geschlossen). Wir verdödeln die Zeit und freuen uns über die Entschleunigung. Am nächsten morgen dann etwas Hektik weil die geplanten Einkäufe feiertagsbedingt nachgeholt werden müssen bevor um 8:40 Uhr der Zug nach Medzilaborce fährt und in Anbetracht der Zugfolge auf dem folgenden Abschnitt wäre ein Verpassen verheerend. Im modernen Triebwagen ist es erst zu warm, dann (nach Einschalten der Klimaanlage) zu kalt aber schon bald ist Medzilaborce erreicht. Dort steigen nicht ganz wenig Fahrgäste aus und zu meiner Überraschung sind wir nicht die einzigen, die zum Schalter gehen, um dort Tickets gen Polen zu erwerben. Das erweist sich auch als denkbar unkompliziert und wir warten auf den ersten Zug in diesem Jahr von Medzilaborce nach Sanok.

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Bilder 16-18 : Medzilaborce

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Bilder 19-20: Not too frequent: Erster Zug im Jahr von Medzilaborce nach Sanok (nur Sa und So in den Sommerferien)

Mit immerhin ca. 50 Fahrgästen (wohin wollen die?; immerhin gibt es Samstags keinen Nachmittagszug, also keine Tagesausflügler) geht es dann in halbwegs flottem Tempo den Berg hinauf und durch den Grenztunnel. Auf den diversen polnischen Zwischenhalten finden immer wieder Fahrgastwechsel statt. Die Strecke folgt nett dem Flusslauf. Viele Bahnhöfe sind besetzt, was wahrscheinlich kein anstrengender Job ist bei der Zugdichte.

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Bilder 21-23: Unterwegs nach Zagórz

In Zagorz verlassen wir den Zug und begeben uns zur Bushaltestelle. Der Schnellbus nach Ustrzyki Gorne erweist sich als ätzender Kleinbus, der zudem noch einige Umwege mitnimmt, um alle touristischen Hotspots abzuklappern. Die Fahrt zieht sich wie Kaugummi, ich bewundere den Magen meiner Tochter, der zum Glück durchhält und die Bandscheibe des Busfahrers. Nach gut zwei Stunden werden wir in Ustrzyki Gorne vor unserer Unterkunft entlassen. Es ist nicht das Ende der Welt aber man sieht es von dort… Wir beziehen unser Zimmer, stärken uns mit Zurek, Barszcz und Pirogi und schmieden die Wanderpläne für die nächsten Tage.

Nach einer kleinen Tour zur Eingewöhnung am Folgetag und einer größeren Tour auf den Tarnica ist allen nach einem Ruhetag zumute. Nach langem Überlegen, was man tun könnte erinnere ich mich, dass es ja noch eine touristische Schmalspurbahn gibt. Eine Eisenbahn, die ehemals dem Holztransport diente und wo jetzt Ausflugszüge fahren. Nach kurzer Recherche steht der Beschluss, dort geht es hin.

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OT-Foto 24: Auf dem Gipfel des Tarnica

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Foto 25: Moderner ÖPNV

Mit einem alten Autosan-Schätzchen geht es nach Cisna, bergauf mit 20 km/h, bergab bis zu 60 aber das Fahrzeitprofil scheint auf den Fahrzeugeinsatz abgestimmt zu sein und wir erreichen Cisna pünktlich. Dann noch drei Kilometer recht uncharmant an der Straße nach Lupkow laufen und wir erreichen den Einsatzpunkt der Bieszczady-Nationalparkbahn in Majdan. Dort ist die Hölle los, Massen an Autos stehen auf dem Parkplatz und wir zittern, ob wir noch Tickets bekommen. Das klappt (angeblich die letzten Tickets für den Zug) und um 12 Uhr geht es los nach Balnica. Die Strecke ist wirklich wunderschön, durch ein ansonsten nicht erschlossenes Flusstal dümpelt der Zug gemächlich daher. Nach 45 Minuten erreichen wir den Zielbahnhof Balnica, direkt an der Slowakischen Grenze. Dort hat die örtliche Bevölkerung Stände aufgebaut, an denen Würstchen, Schmalzbrote und ähnliches feilgeboten werden. Die halbe Stunde Aufenthalt reicht für einen schnellen Grenzübertritt und zurück und zur Aufnahme einer Heißwurst vom Grill.

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Fotos 26-28 Bieszczady-Bahn nach Balnica

Wieder zurück die beschauliche Strecke, insgesamt eine sehr nette Fahrt. In Majdan wieder angekommen legt sich eine Abgaswolke aus hunderten wieder losfahrenden Pkw über das Tal, wir wandern tapfer – diesmal etwas länger dafür nicht entlang der Straße - nach Cisna (der Wanderweg endet kurz vor Cisna dann unvermittelt vor dem Fluss Solnika, was erst leichte Panik produziert, sich dann aber doch noch aufklärt; es gibt einen Weg am Fluss entlang und über die Eisenbahnbrücke in den Ort). Dann noch im nächsten Restaurant nalesniki z jagodami (Pfannkuchen mit Blaubeeren) mampfen und zurück mit dem gleichen Bus und dem gleichen Fahrer nach Ustrzyki Gorne.

Am nächsten Tag dann noch eine sehr schöne Wanderung zum Dreiländereck (Polen, Ukraine, Slowakei) mit grüner Grenze zur Ukraine. Eine sehr schöne Tour, nicht so überlaufen, tolle Wälder, schöne Aussichten.

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Foto 29: Dreiländereck: Diese dreiseitige Stele symbolisiert das Dreiländereck, hier die Ukrainische Seite.

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Foto 30: Unsere Unterkunft in Ustrzyki Górne

Zurück in U.G. noch die inzwischen schon üblichen nalesniki gegessen und dann heißt es packen für die Rückfahrt, die aber eisenbahntechnisch noch mit zwei Highligts aufwartet…

Fortsetzung folgt gleich!


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