Deal? Deal! Eine zwischenmenschliche Begebenheit ... (Allgemeines Forum)

Blaschke, Montag, 12.08.2019, 11:46 (vor 1713 Tagen)

Huhu.

Hier im Forum gibt es ja regelmäßig Anfragen so in der Richtung, darf ich dies, darf ich das, wie ist jenes geregelt, was wird zu solchem der Schaffner sagen. Oft schimmert da ein etwas merkwürdiges Weltbild durch - so, als sei man im Krieg und der Schaffner der Feind. Dazu kommt, dass im Zeitalter von whatsapp und Co. eine persönliche anständige Kommunikation mit einem Gegenüber vielen irgendwie schwerfällt.

Manchmal aber gibt es eine Ausnahme. Und jemand weiß, wie man's macht. 'Man' war ein junge Dame. Wir nehmen mal eine Großstadt in Deutschland. Der Regionalzug in die Provinz fällt aus. Wobei man von der Provinz mit dem nächsten Regionalzug in die nächste Großstadt kommen kann. Der Zug soll auch ganz planmäßig verkehren.

Nun, der Tag neigt sich zu dem Zeitpunkt langsam dem Ende. Daher wird ein etwas später verkehrender recht leerer Fernzug, der planmäßig auch hier und da in der Provinz stoppt, freigegeben für Nahverkehrsreisende. Das wird auch offensiv verkündet auf Anzeigen und Ansagen. Die Freigabe gilt natürlich nur bis zum Endbahnhof des ausgefallenen Regionalzuges.

Im Fernzug dann trudelt der Schaffner ein. Die Fahrgästin zeigt ihr Länderticket vor. Alles okay. Dann nimmt sie sich ein Herz und spricht den Schaffner an: ob sie denn jetzt wirklich in der Provinz wieder raus muss und ab da mit dem anderen Regionalzug weiter muß - wo sie doch als Ziel in die nächste Großstadt will und diese jetzt natürlich bequemer mit dem Fernzug erreichbar wäre.

Der Schaffner überlegt erstmal - die Kundschaft drumherum, die das mitbekommt, ist schon gespannt auf die Antwort.

Klar, Vorschrift ist Vorschrift, Regel ist Regel und wo kommen wir hin, wenn jeder macht, was er will. Einerseits. Andererseits: wer hätte jetzt einen Nachteil, würde die Kundin mit in die Großstadt fahren. So direkt niemand, weil der Zug eh nicht ausgelastet ist. Indirekt dann natürlich der ehrliche Fahrgast, der in der Provinz aussteigt und den Regionalzug in die Großstadt nimmt.

Im Prinzip eine Situation, in der man als Offizieller nur verlieren kann. Aber dann die Idee! Da der Zug leer war, war das Bistro auch nur mau besucht. Vorschlag also: die Reisende kauft im Bistro einen kleinen Snack, 'n Schokoriegel und ein Getränk so in Art und Umfang. Ist natürlich etwas teurer als im Discounter. Aber, so der Schaffner, dann dürfe sie mit bis in die Großstadt. Das alles wurde entspannt mit einem Lächeln vorgetragen und dann am Schluß die Frage: "Ist das 'n Deal?!"

Für die Fahrgästin kein Thema: Klar! Machen wir so! Einmal abklatschen mit dem Schaffner und schnurstracks geht sie nach nebenan ins Bistro, kommt mit etwas Speis und Trank zurück und ist offenkundig zufrieden. Von den Fahrgästen, die das mitbekommen, ist auch keine Kritik zu hören. Und der Schaffner freut sich natürlich, dass die angenehme Atmosphäre im Zug erhalten bleibt. Den Vorteil der schnelleren bequemeren Beförderung gleicht der Nachteil des 'überteuerten' Snacks wieder aus. Kurzum: alles ist gut und alle kommen im Prinzip zu ihrem Recht und Wunsch.

Das also den Paragraphenreitern, den Regelauswendigkennern und den Kommunikationsversagern/-verweigernden ins Stammbuch geschrieben: manchmal (oder sogar öfters?) kommt man jenseits des ganzen Regularienklimbims weiter, wenn man den Gegenüber nicht als bösen Feind betrachtet, sondern ihn einfach mal höflich anspricht! Und schaut, ob ein Geben und nehmen machbar ist.

Vielleicht anstelle einer epischen darf-ich-das-Diskussion hier im Forum einfach mal vor Ort ausprobieren!


Schöne Grüße von jörg


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