Teure Berge. Kapitel 1, Teil 3 (Reiseberichte)

Krümelmonster, München, Sonntag, 09.12.2018, 10:12 (vor 1937 Tagen) @ Krümelmonster

In Zweisimmen stieg ich um in die MOB-si aus Lenk nach Montreux. Die Zubine sprach fließend und akzentfrei Schweizerdeutsch (wahlweise sogar in einer Variante, die Deutsche verstehen können), Französisch und Amerikanisches Englisch. Sie war die Fröhlichkeit in Person, begrüßte jeden Gast persönlich und wechselte ein paar Worte – was aber für mich im Laufe der gut zweistündigen Fahrt auch irgendwann nervig wurde.^^ Es war eine landschaftlich sehr schöne Strecke, die aber nicht mit dem Glacier Express mithalten konnte. Das Zügli durchquerte geradezu kitschig idyllische Orte, denen man schon ansah, dass ich mir dort einen Restaurant-Besuch niemals leisten wollen würde. :D Bald überquerte es die Sprachgrenze, ab dort fiel mir die Verständigung leichter.^^ Immer wieder sorgten Kreuzungen für Verspätungen von 5 – 6 min, was jeweils kurz darauf durch planm. mehrminütige Standzeiten ausgeglichen werden konnte. Naja, wahre Pünktlichkeit ist das nicht. Kurz vor Montreux begann die wunderbare Abfahrt mit traumhafter Aussicht auf den Genfer See. Dabei warteten wir wieder auf einen Gegenzug, mal wieder + 6, doch letztlich waren bei Ankunft nur noch + 2 übrig – hmpf, schon wieder andauernd verspätet gewesen und am Ende doch die Pünktlichkeit verbessert… -.-
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95 Zweisimmen von oben
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96 Gstaad: Dekadenz pur!
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97 Schweizer Idylle
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98 Erster Blick auf den Genfer See
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99 Richtung Süden
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100 Richtung Westen
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101 Da ist Montreux
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102 Angekommen
Ich brachte zunächst meinen Krempel ins Hotel und zog dann nochmal los entlang der Uferpromenade. Eigentlich wollte ich zum Schloss Chillon im Süden. Ich kam dort an, gerade nachdem es zugemacht hatte. Dann lief ich zurück zum nahen Bhf und fuhr zum Tagesabschluss von Veytaux-Chillon nach Clarens.
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103 Hier gibt’s Obusse!
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104 Blubb
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105 – 106 Paläste in Montreux
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107 Schloss Chillon
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108 Bhf Veytaux-Chillon
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109 Beweisbild aus Clarens rein zum Zwecke der Dokumentation ;-)

Während der Feiertag in Deutschland passend zum Saufgelage „Herrentag“ heißt, verwendet man in der Schweiz das interessante Wort „Auffahrt“ – bzw. am Genfer See eben „Ascension“.
Schon um viertel vor sieben nahm ich den IR von Montreux nach Genf. Dazu kaufte ich ein Verbundticket bis Lausanne, ab dort hatte ich einen Sparpreis Europa ab Südbaden bis Genf Flughafen. ;-) Interessanterweise war dort Zugbindung auch für Schweizer Binnenzüge eingetragen – und dass ich in Lausanne 48 Stunde Pause machen wollte, war in der Wegevorschrift nicht vermerkt, womit diese der Reiseverbindung widersprach. Im RZ München-Hbf. sagte man mir, das sei ein Systemfehler, und schrieb drunter: „keine Zugbindung für IC 704“, nur auf Deutsch, frech ergänzte ich einfach handschriftlich: „Pas d’obligation de prendre IC 704“, die Züge vor Lausanne waren mir ja eh egal.^^ Und dann war der Zub Deutschschweizer. :D Ihn ließ die Exotik meiner Ticket-Kombi völlig kalt, er stempelte es humorlos, als ob es ein völlig normales Ticket sei.
Bis zur Laus namens Anne führte die Fahrt direkt am schönen Seeufer entlang, danach rasant mit bis zu 160 km/h durchs Hinterland, über den Gewerbegebieten oder Bäumen waren an einigen Stelle gezackte weiße Gipfel zu sehen, ich meine den Mont Blanc erkannt zu haben. Die Ankunft erfolgte auf die Sekunde pünktlich um 8 Uhr in Genf, mein Gepäck war schnell im Schließfach verstaut, Zahlung einfach per Kreditkarte möglich, und ich hatte auch schon einen Laden mit Macarons im Bhf. ausgemacht, wo ich nachher meine verbleibenden Franken gegen das wertvollste Gut für das Krümelmonster eintauschen wollte.
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110 – 111 Bahnhofsvorplatz in Montreux
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112 – 113 Der Genfer See
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114 Ist das der Mont Blanc?
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115 Beweisbild rein zum Zwecke der Dokumentation ;-)
Dann streifte durch den parc bataillon, durch die schöne Altstadt zum Rathaus und zur Kathedrale. Anschließend runter zum Seeufer, die Hafenpromenade entlang und nochmal in einen Park. Die Stadt gefiel mir gut!
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116 Ui, ein Obus
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117 – 118 Genfer Altstadt
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119 Genfer Uferpromenade
Nun wollte ich mit der Tram zum Sitz der Vereinten Nationen am anderen Ende der Stadt (die 3 CHF für die Einzelfahrt sollten sich ja lohnen^^). Ich wunderte mich, dass mir TPG eine Tram vorschlug, hier in der Nähe war doch gar keine. Die Tram entpuppte sich sodann als Obus, ich sollte im Stadtzentrum auf eine andere Linie umstiegen, wartete auf die entsprechende Linie, auch dann kam ein Obus. Der hielt kurz darauf am Bhf, von dort ging es wirklich per Tram weiter. Obus fahren ist ja auch ganz nett, hilft mir aber nicht dabei, einen möglichst großen Anteil des Schienennetzes eines Landes zu befahren (in dieser Hinsicht bin ich speziell^^) – und wenn man zwei Verkehrsmittel statt einem haben kann, ja dann umso besser. ;-) Am Hbf. wunderte ich mich schon über den großen Andrang komischer Menschen, dachte mir aber nichts dabei…
Allzu viel sah man freilich nicht von den UN. Dann ging ich zu Fuß zurück Richtung Hbf., legte aber zwischendurch noch einen Halt bei den Schlümpfen ein. Dieser lustige Gebäudekomplex wurde Anfang der 80er erbaut, der Stil soll an Gaudí erinnern. Außen gibt es keine einzige gerade Linie – innen hoffentlich schon. ;-)
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120 Moderner Obus
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121 Tram
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122 Vor dem (zweiten) Sitz der Vereinten Nationen ragt ein 12 m hoher, dreibeiniger Stuhl in die Höhe. Er erinnert an die Opfer von Kriegsminen…
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123 – 125 Zu Besuch bei den Schlümpfen
Kurz bevor ich wieder den Hbf. Cornavin erreichte, tauchte ich ein in eine riesige pöbelnde & rotzende schwarze Masse von FC-Basel-Fas. Ich bekam mit, dass das Schweizer Fußball-Pokalfinale FC Basel gegen FC Sion war. Ein paar wenige Sion-Fans sah ich auch, die wirkten wesentlich kultivierter. Leider gewann am Ende Basel mit 3:0… Auf dem Weg zum Bhf wurde ich von einem Polizisten angehalten: „Halt Stopp! Wo wollen Sie hin?“. Ich: „Zum Bhf“. Er: „Warum?“. Von so einer Lapalie überrascht stockte ich einen Moment: „Öhm, na, um zum Flughafen zu fahren…“. War jetzt nicht die Mega-Antwort.^^ Er, freundlich: „Ach so. Na dann gehen Sie weiter!“. Im Bhf waren während der Haupt-Anreisewelle von 11 – 14 Uhr alle Geschäfte geschlossen. Neeeeeein, ich wollte doch Kekse kaufen! Mist! Es bedurfte einiger Überzeugungsarbeit, bis ich meinen eingeschlossenen Koffer wieder bekam. Ich kann Französisch, aber nicht mega gut und flüssig, sondern etwas stockend – sonst wäre das ganze sicher schneller gegangen.^^ Aber im Ausland denke ich mir immer, wenn ich’s nicht spreche, wird’s davon auch nicht besser, und verstanden werde ich immer, es ist eben nur etwas mühsamer.
An den zahlenmäßig übermächtigen und urst laut rumgrölenden Basel-Fans war die Affenwerdung des Menschen gut zu beobachten. -.- Ich nahm einen Zug zum Flughafen, der vorherige war fast eine Viertelstunde verspätet. Die Affenmenschen verließen meinen Zug aus St. Gallen zu langsam und hielten immer inne, um schreiend auf der Brust zu trommeln. Die 7-minütige Fahrt verbrachte ich in einem zusätzlichen, deklassierten 1. Klasse-Wagen. Wegen Verzögerungen beim Ein-/Ausstieg war die Abfahrt dann mit + 6, die Ankunft ebenso – das freute mich dann doch etwas, Zeit hatte ich noch genug, und nachdem ja einige Fahrten zwischendurch mehrmals verspätet waren, aber am Ende doch die Pünktlichkeit verbesserten, konnte ich den Schweizern am Ende doch noch eine Verspätung reinwürgen. ;-) Fairerweise sollte ich dazu erwähnen, dass sich meine Schweizer Pünktlichkeit (bei repräsentativen > 30 Fahrten) durch diese Reise von 90 % auf sehr respektable 91 % erhöhte.
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126 Der IC zum Genfer Flughafen
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127 Zu sehen ist nicht einmal das komplette Verstärkermodul
Die Rückfahrt meines Zuges von Genf-Flughafen war zunächst pünktlich angezeigt, er verließ den Bhf aber letztlich doch erst mit + 8, und daran waren definitiv keine Fußball-Fans mehr Schuld, wenn selbst die planmäßige Wendezeit überschritten wurde. :p
Ich checkte meinen Koffer ein und begab mich nochmal ins Einkaufszentrum über dem Tiefbahnhof, um meine letzten Franken gegen Essbares einzutauschen (Schokolade und Kekse). Danach sah ich, wie auch der nächste Zug zurück nach St. Gallen fast zehn min Verspätung auf dem Tacho hatte und ebenfalls die planm. Wendezeit nicht einhalten konnte. :p
Aber genug der Häme! An dieser Stelle unterbreche ich erst einmal. Nächste Woche geht es weiter. ;-)


Ich wünsche allen Lesern noch einen besinnlichen zweiten Advent!

Es grüßt
Das Krümelmonster

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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)


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