Mit dem IC „Schwarzwald“ an die Ostsee (2/6 m. 36 B.) (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
willkommen zum zweiten Teil unserer kleinen Reise an die Ostsee. Wir befinden uns immer noch auf der Anreise nach Stralsund, im ersten Teil waren wir in Stendal angekommen.
Im Sommer fanden Bauarbeiten auf der Strecke von Stendal nach Wittenberge statt mit einer Totalsperrung zwischen Stendal und Osterburg. Nach der ursprünglichen Planung sollten die Bauarbeiten bis zu meiner Reise beendet sein, dann kam es aber zu einer Verlängerung wegen eines Wasserrohrbruchs, so dass nun ein Stück Schienenersatzverkehr auf dem Plan steht. Häufig ist die Fahrkartenkontrolle im SEV ja eher lax, heute hingegen will man ausgerechnet im Bus das einzige Mal auf meinen diesjährigen Touren den Ausweis zum Deutschlandpass sehen.
Zur Abwechslung gibt es von der Fahrt durch die Altmark nun kein Bild aus dem Zugfenster, sondern aus dem Bus.
Ab Osterburg besteht wieder Bahnverkehr. Immerhin ein Gutes hat der Schienenersatzverkehr, denn vom Zug aus hätte ich das gewaltige Empfangsgebäude von Osterburg nicht aus dieser Perspektive zu Gesicht bekommen.
Nicht sehr fahrgastfreundlich wartet der Zug am gegenüberliegenden Bahnsteig, so dass die Fahrgäste vom Bus aus erst die Gleise auf einem hohen Steg überqueren müssen, aber immerhin ist ausreichend Zeit und es gibt auch Fahrstühle.
Für knapp 20 Minuten heißt es nun Platz nehmen im ET 426. Ich wollte erst die Formulierung „im Zug bequem machen“ verwenden, aber das ist bei der spartanischen Ausstattung nicht so ganz passend.
Weiter führt die Reise durch die Altmark, dann geht es schon bald über die Elbbrücke Wittenberge.
Mit über 1.000 Metern ist die Elbbrücke der längste Brückenneubau der Reichsbahn der DDR, sie wurde in den Jahren 1982 bis 1987 gebaut.
In Wittenberge ist Umsteigen angesagt, weiter geht es mit dem RE 6 Prignitz-Express. In zahlreichen meiner Reiseberichte sind Fahrten mit dem Stadler GTW erwähnt, kommen die Fahrzeuge doch in der elektrischen SBB/Thurbo-Version in meine Heimatstadt Konstanz. Die Dieselversion der DB als Baureihe 646 ist hingegen neu für mich.
Bedrohlich dunkle Wolken ziehen bei der Fahrt durch das flache Land der Prignitz auf, aber es wird trocken bleiben.
Mit Pritzwalk erreicht der Prignitz-Express einen Knotenpunkt, von hier aus führen Strecken nach Putlitz, Meyenburg, Wittstock/Berlin und Neustadt(Dosse). Ziel heute ist die Strecke nach Putlitz, dazu geht es zum Gleis „PU 1“.
Die Strecke nach Putlitz wird von der EGP als Linie VGP 70 mit einem Uerdinger Schienenbus betrieben. Die Nebenbahn führte einst bis ins knapp 29 Kilometer entfernte Suckow im heutigen Mecklenburg-Vorpommern, heute ist nur noch der erste Streckenabschnitt bis Putlitz in Betrieb.
Gemächlich rumpelt der Schienenbus nun über die 17 Kilometer lange Strecke durch die Prignitz. Die Bahnverbindung dient insbesondere dem Schülerverkehr, allerdings sind in Brandenburg noch Sommerferien, so dass die Auslastung mit drei Fahrgästen überschaubar ist.
Eine gute Stunde bleibt nun Zeit für einen kleinen Rundgang durch die 2.700-Einwohner-Stadt Putlitz, eine der ältesten Städte der Prignitz. Hier das Rathaus.
Auf meinen Touren knipse ich meist einfach mal drauflos und google dann später, was ich denn überhaupt fotografiert habe. Bei der Stadtkirche von Putlitz macht mir das etwas Probleme, denn den Turm auf meinem Bild sieht so ganz anders aus als das Bild bei Wikipedia. Aber schließlich finde ich die Lösung: über 20 Jahre hatte die Kirche keine Turmspitze, diese wurde erst 2010 wieder ersetzt.
Nach einem Abstecher zur Burgruine von Putlitz...
...geht es zurück an den Bahnhof. Die Strecke nach Pritzwalk wurde 1896 als „Kleinbahn des Kreises Ostprignitz“ eröffnet.
Neben der Weiterführung nach Suckow gab es einst auch eine Strecke nach Berge, der Bahnhof von Putlitz war damals als Keilbahnhof angelegt. Doch diese Zeiten sind lange vorbei, heute endet die Strecke an einem Prellbock.
Mit dem Schienenbus geht es nun wieder auf die Rückfahrt, die Auslastung ist auch diesmal überschaubar.
Eine knappe halbe Stunde dauert die Fahrt, ein weiterer Fahrgastwechsel findet unterwegs nicht statt. Dann ist Pritzwalk erreicht. Vielleicht übertreibe ich es auch, aber wenn ich schon mal da bin, will ich mich auch etwas in der 12.000-Einwohner-Stadt umsehen.
Pritzwalk hat eigentlich eine lange Geschichte, allerdings wurde die Stadt durch einen verheerenden Stadtbrand im Jahre 1821 weitgehend zerstört, so dass das Stadtbild von Gebäuden geprägt ist, die nach dem Brand errichtet wurden.
Auch Rathaus, Kirche und Krankenhaus brannten damals nieder, das Rathaus ist ein Neubau aus dem Jahr 1829.
Baubeginn für die Stadtkirche St. Nicolai war im Jahr 1256. Sie wurde nach dem Brand zunächst ohne Turm wieder aufgebaut und erst 50 Jahre später vollendet.
Durch schmucke Straßenzüge führt der Weg nun zurück zum Bahnhof.
Wir werfen noch einen Blick auf und in das Empfangsgebäude aus dem Jahr 1885, dann geht es mit dem Prignitz-Express zurück nach Wittenberge. Am Bahnsteig sehe ich noch die Doppelstocktriebwagen der EGP. Wenn alles gut geht, soll es morgen dann in Nord-Süd-Richtung mit einem dieser Triebwagen nochmals mit dem Zug durch Pritzwalk gehen.
Mit ein paar Minuten Verspätung rollt der Prignitz-Express gen Wittenberge. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn in Wittenberge ist ohnehin eine Umsteigezeit von einer knappen Stunden vorgesehen.
Ich laufe noch ein Stück Richtung Innenstadt, aber irgendwie ist jetzt die Luft etwas raus (ich bin immerhin schon seit 5 Uhr auf den Beinen) und Wittenberge auch nicht so spannend, so dass es bei ein paar Bildern vom Bahnhof bleibt. Wittenberge liegt etwa auf halber Strecke zwischen Hamburg und Berlin. Seit 1846 hat Wittenberge einen Bahnanschluss, ursprünglich hatte der Bahnhof eine Insellage. Mit dem Ausbau der Strecke Hamburg-Berlin wurde die „Magdeburger Seite“ aufgegeben und neu gestaltet.
Nachdem ich bereits den Regio-Dosto der SBB und den Westbahn-Kiss kennengelernt habe, steht jetzt die ODEG-Variante des Doppelstocktriebzugs auf dem Programm, der als RE nach Wismar unterwegs ist.
Die Fahrt geht nun durch das westliche Mecklenburg bis nach Schwerin, dort steige ich in einen IC nach Stralsund um. Eigentlich sollte mein Bruder vom Ruhrgebiet kommend im IC sitzen, aber da ist unterwegs etwas schief gegangen, so dass er später mit dem letzten Zug nach Rostock fährt und von dort auf Bahnkosten mit dem Taxi nach Stralsund reist. Mittlerweile ist es für weitere Streckenbilder zu dunkel und ein IC-Abteil brauche ich auch nicht nochmals zu zeigen.
Insofern endet der zweite Reisetag mit zwei Bildern vom nächtlichen Stralsund vom Alten Markt und am Hafen.
Für 3 Nächte quartieren wir uns in Stralsund ein und wollen von hier aus einige Touren durch den Nordosten drehen. Aber dazu dann in den nächsten Tagen mehr im dritten Teil.
Viele Grüße
Tobias
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TD,
07.01.2015, 19:14
- Mit dem IC „Schwarzwald“ an die Ostsee (2/6 m. 36 B.) -
Zauberpilz,
07.01.2015, 20:06
- Mit dem IC „Schwarzwald“ an die Ostsee (2/6 m. 36 B.) -
TD,
07.01.2015, 20:21
- Mit dem IC „Schwarzwald“ an die Ostsee (2/6 m. 36 B.) - JeDi, 07.01.2015, 21:33
- Mit dem IC „Schwarzwald“ an die Ostsee (2/6 m. 36 B.) -
TD,
07.01.2015, 20:21
- Jüp... ;-) -
Blaschke,
07.01.2015, 21:31
- Feuerlöscher - Tob, 07.01.2015, 22:12
- Jüp... ;-) -
TD,
07.01.2015, 22:30
- Pritzwalk und die "tote Innenstadt" - KR, 07.01.2015, 22:57
- Jüp... ;-) - Colaholiker, 08.01.2015, 08:28
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Zauberpilz,
07.01.2015, 20:06