Reisebericht: 28 Stunden Deutschland mit dem Zug (Teil 5+6) (Reiseberichte)

Claus_NN, Nürnberg, Donnerstag, 18.06.2009, 00:28 (vor 6033 Tagen) @ Claus_NN

Teil 5: Berlin Hbf-München Ost, CNL 1201

Nachdem ich den ICE Sprinter leicht wehmütig verlassen habe, machte ich mich vom Tiefbahnhof in Berlin auf den Weg zu den Hochbahnsteigen, wo ich auf den CNL nach München wartete. Für diese Fahrt habe ich mir ein Singleabteil im Schlafwagen Talgo reserviert. Der CNL traf pünktlich ein und wurde von einer 101 gezogen. Ich bezog mein Abteil und war über die Größe ein wenig enttäuscht, da bieten die Schlafwagen Comfortline doch einiges mehr in den Deluxe-Abteilen. Man hat dem Zug allgemein sein Alter angesehen, ferner scheint die DB auch nur halbherzig mit ihm umzugehen, mein Vorhang ist beispielsweise halb aus der Schiene gerissen. Als positiv empfand ich jedoch das "Begrüßungs-Kit", bestehend aus 2 Mentos, pikanten Erdnüssen und stillem Mineralwasser. Nach der Abfahrt in Berlin Zoo kam dann auch die freundliche Schlafwagenbegleiterin zur Kontrolle der Fahrkarten und zur Erklärung der Fahrtabläufe im Schlafwagen. Ich bat, mir den Wecker auf 6:00 Uhr zu stellen. Nach einem kurzen Rundgang im Zug während des Halts in Wannsee begab ich mich wieder in mein Abteil und legte mich schlafen. Ich schlief bald ein; vom Halt in Potsdam bekam ich nichts mehr mit. Jedoch wurde ich durch einen unruhigen Fahrtverlauf zwei Mal kurzzeitig aus dem Schlaf gerissen, in puncto Laufruhe ist der Talgo wahrlich kein gutes Beispiel. Pünktlich um 6:00 wurde ich vom grellen Weckton aus dem Schlaf gerissen, ich duschte mich, was sehr erfrischend war und machte mich auf den Weg zum Frühstücksbuffet, welches im Restaurantwagen serviert wird. Ich machte mir ein Brötchen mit Wurst und nahm mir noch ein Buttercroissant mit. Das Getränk wurde von der Schlafwagenbegleiterin serviert, zur Auswahl standen Kaffee, Tee und Nesquik. Ich entschied mich für letzteres. München Hbf wurde mit -6 erreicht, nicht wenige fuhren jedoch wie ich bis München Ost weiter, kein Wunder, schließlich sah ich bei der Ankunft in München, dass der Autotransportwagen sehr gut beladen war. Seine gute Auslastung bei meiner Fahrt verdankt der Talgo anscheinend den Autozug-Reisenden.

Teil 6: München Ost-Hbf-Nürnberg, ICE 724 (Tz 316 "Siegburg")

Nach der Ankunft in München Ost stieg ich in die S-Bahn Richtung Innenstadt um und verließ diese am Bahnhof Isartor, um am Morgen bei angenehmem Wetter einen kleinen Spaziergang durch das Zentrum Münchens zu machen. So leer sieht man die Fußgängerzone in München wohl selten. Am Stachus wollte ich dann die S-Bahn zum Hauptbahnhof besteigen, irrte mich aber im Bahnsteig, sodass ich versehentlich zum Marienplatz fuhr. Nun ja, ich hatte noch über eine Stunde Zeit bis zur Abfahrt meines Zuges und außerdem eine Tageskarte, von daher war das dann unproblematisch. Angekommen am Münchner Hbf ging ich direkt in die Lounge, dies sollte mein erster Besuch dort sein. Am Empfang wurde meine Tageskarte aufmerksam gemustert und kommentarlos zurückgegeben. Ich nahm im 1. Klasse-Bereich Platz, den ich mir mit einer weiteren Person teilte. Ich wurde anstandlos bedient, jedoch nahm ich den Service eher als kühl und distanziert war, das mag vielleicht daran liegen, dass meine Altersgenossen (18 Jahre) nicht gerade zum Stammpublikum in der Lounge gehören. Wie auch immer, nach einem O-Saft und einem Eis, das ich mir aus der Truhe mitgenommen habe, ging ich zum Bahnsteig, wo der ICE bereits ab 8:30 zum Einsteigen bereit war. Ich habe nicht reserviert und suchte mir einen Platz in der Lounge aus. München Hbf wurde pünktlich verlassen, kurz vor Reichertshausen wurden wir jedoch von einem Bauzug ausgebremst und kamen fast zum Stillstand, sodass wir trotz 300 km/h Nürnberg Hbf mit +2 erreichten. Nach über 28 Stunden und über 2800 km war ich damit am "Ziel" angelangt.

Fazit

Als Fahrkarte diente mir die bahn.bonus-Tageskarte 1. Klasse, eine normale Fahrkarte für diese Strecke hätte in drei Abschnitte geteilt werden müssen. Insgesamt ziehe ich ein positives Fazit der Fahrt, auch wenn es öfters zu leichten Verspätungen kam, die aber keinen Anschluss gefährdet haben. Als einzig negativ bewerte ich den Talgo, von der Beschaffenheit her sind diese Wagen einfach keine 100 Euro Aufpreis mehr wert, wenn man vergleicht, was man zum selben Preis im Schlafwagen Comfortline bekommt, wird dies noch deutlicher.
Das große Plus der Reise war zweifels ohne der ICE Sprinter, ihm ist eine ausführliche Beschreibung in Teil 4 gewidmet.

Ich hoffe, dass der lange Reisebericht gefallen hat und würde mich über Rückmeldungen freuen.

Grüße aus Nürnberg,
Claus_NN


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