Reisebericht: 28 Stunden Deutschland mit dem Zug (Teil 3+4) (Reiseberichte)

Claus_NN, Nürnberg, Mittwoch, 17.06.2009, 23:57 (vor 6029 Tagen) @ Claus_NN

Teil 3: Köln Hbf-Mannheim, ICE 509 (Tz-Nummer leider nicht notiert)

Nachdem der knappe Anschluss vom IC 2115 auf den ICE 509 glücklicherweise geklappt hat, machte ich es mir auf meinem reservierten Sitzplatz 32 im Wagen 28 bequem. Es handelte sich um einen ICE 3.1 mit Video in der Sitzlehne des Vordermanns, leider im Gegensatz zum Audio-Gerät nicht funktionstüchtig. Köln Hbf wurde mit +2 verlassen und gleich mit dem 1. Klasse-Service begonnen. Einstieg war das Anbieten einer Tageszeitung durch eine 1. Klasse-Stewardess. Anschließend kam die Fahrkartenkontrolle, wo ich Ohrenzeuge eines Laptopdiebstahls wurde: Während des Aufenthalts des ICE 509 ging ein Reisender zur Toilette und ließ dabei seinen Laptop am Sitzplatz zurück. Als er zurückkam, war dieser verschwunden, ein Mitreisender berichtete ihm von einer Person, die schnell durchgegangen sei und den Laptop an sich genommen habe. Die Zubine empfahl dem Reisenden, die Polizei noch im Zug telefonisch zu verständigen. Siegburg wurde mit +2 erreicht und ebenso verlassen. Kurz nach der Abfahrt dann APS, viel interessanter war jedoch der Fahrtverlauf. Auf der Hallerbachtalbrücke erreichten wir 270 und beschleunigten auf 300 km/h, mit dieser Geschwindigkeit fuhren wir auch durch Montabaur und die hügelige Landschaft entlang der Strecke. Ein überwältigendes Gefühl, mit 300 km/h die Anstiege zu nehmen! Resultat der rasanten Fahrerei waren -4 am Frankfurter Flughafen, das bedeutet, dass Siegburg-Frankfurt Flughafen sechs Minuten schneller als die Planzeit es vorgibt zurückgelegt wurde. Errechnet man die Durchschnittsgeschwindigkeit, ergibt sich ein überragender Wert von 253 km/h. Das dürfte für mich ein neuer Rekord sein.
Kurz vor Erreichen des Frankfurter Flughafens wurde den Reisenden noch was Süßes angeboten, ich entschied mich für das Stück Sauerkirsch-Schokolade. Allgemein lief der 1. Klasse-Service wie in der Werbung beschrieben ab, könnte es daran liegen, dass eine zivil gekleidete Person mit kleinem DB-Anstecker am Revers öfters durch den Zug lief und sich kleine Notizen machte? Sind dies eventuell die hier angesprochenen Exzellenzmanager?

Im Frankfurter Flughafenbahnhof fand ein größerer Fahrgastwechsel statt, nach der Abfahrt dort waren zumindest in Wagen 28 alle Plätze belegt. Auf der Riedbahn wurden Geschwindigkeiten bis zu 200 km/h erreicht und wir wurden auch nicht ausgebremst; trotz dessen und pünktlicher Abfahrt am Flughafen erreichten wir Mannheim mit +2, wo ich den ICE verließ und gleich auf eine kleine Dampflok am Nebengleis traf, für mich ein durchaus gelungener Kontrast nach einer rasanten ICE-Fahrt. Danach machte ich mich in ein amerikanisches Schnellrestaurant, dessen Name für ein öffentliches Verkehrssystem steht, auf.

Nachdem ich (gut?) gespeist hatte, begab ich mich in die Lounge und war erstaunt, dass der Aufzug offensichtlich die einzige Zugangsmöglichkeit darstellt. Ich beobachtete aus der Lounge ein wenig das Geschehen in der Bahnhofshalle und ging langsam zu Gleis 2, wo mich ein weiterer Höhepunkt des Tages erwartete, nämlich der ICE Sprinter nach Berlin.

Teil 4: Mannheim-Berlin Hbf, ICE 1090 (Tz 109 "Aschaffenburg")

Der ICE traf pünktlich aus Richtung Stuttgart ein und setzte ebenso pünktlich seine Fahrt Richtung Norden fort. Ich hatte Sitz 42 (Einzelsitz) in Wagen 12 reserviert, als ich jedoch sah, dass alle Plätze um einen 4er-Tisch nicht reserviert waren, griff ich auf diese zurück. Der ICE wies im Inneren leider schon starke Gebrauchsspuren auf, so waren beispielsweise die Gepäckablagen zerkratzt oder Dellen in der Wandverkleidung. Die Fahrt über die Riedbahn bot keine besonderen Höhepunkte, schließlich habe ich sie doch schon knapp zwei Stunden zuvor in entgegengesetzter Richtung befahren. Frankfurt wurde pünktlich erreicht. Noch während der Haltezeit wurde vom neuen Personal darauf hingewiesen, dass der Zug ab jetzt als ICE Sprinter ohne Halt bis Berlin-Spandau verkehre und ein Aufpreis zur Nutzung dieses Zuges erforderlich sei, den man "gerne" zu 13 Euro in der 2. und zu 18 Euro in der 1. Klasse auch an Bord verkaufe. Nachdem diese Ansage wiederholt wurde, dürfte niemand mehr mit Fahrtziel westlich von Berlin mehr im Zug sitzen. Planmäßig begab sich der ICE auf seine Fahrt Richtung Berlin und schon bald machten sich die Vorzüge des Sprinters bemerkbar: Zuzüglich zum üblichen Zeitungssortiment in der 1. Klasse wurden noch Handelsblatt, FTD und die Frankfurter Rundschau angeboten. Anschließend wurden die Fahrkarten kontrolliert und mit dem gastronomischen Service, der in der 1. Klasse inklusive ist, von Wagen 14 an begonnen. Mich erreichte der Servicewagen Essen kurz vor der Durchfahrt in Fulda, also gute 45 Minuten nach Abfahrt in Frankfurt. Zu Speisen gab es das Folgende:

[image]

Bei 250 km/h einen schmackhaften Happen zu sich zu nehmen, beim Tee ziehen lassen das Wechselspiel zwischen langen Tunnel und Talbrücken zu verfolgen, zu wissen, dass die Fahrt noch lange dauern wird und nicht durch einen Halt an Schwung verlieren wird, all das hat für mich zu einem unbeschreiblichen Hochgefühl geführt. Dazu kam noch die sehr geringe Auslastung (im Großraum des Wagen 12 mit mir acht Reisende), was das Gefühl einer unaufdringlichen Exklusivität hervorrief. Nach Abräumen des Tabletts wurden Oshibori-Erfrischungstücher, die eigens für den ICE Sprinter gestaltet waren, verteilt. Gegen 20:20 Uhr wurde zwischen Hannover Messe und dem Hbf die Hauptstrecke verlassen und vergleichsweise langsam mit 100-120 km/h die Güterumgehungsbahn befahren. Mit den Anwohnern dieser Umgehungsbahn möchte ich nicht tauschen, z.T. verläuft die Bahnstrecke direkt neben einer Straße, an der Einfamilienhäuser stehen. Wir überquerten die Strecke Hannover-Lehrte und schlossen in einer großen "Umarmung" von Norden zur Hauptstrecke auf und beschleunigten auf 200 km/h. Als angenehm empfand ich beim Service auch, dass das Getränk kostenlos nachgeschenkt wurde. Kurz darauf wurde dann der normale, kostenpflichtige APS durchgeführt, bei dem nur alkoholische Getränke bestellt wurden. Nach der Durchfahrt in Wolfsburg beschleunigten wir auf 250 und hielten uns bis zum Trappenschutzgebiet auch immer im Bereich 245-250 km/h. Berlin-Spandau erreichten wir leiden vier Minuten verspä... äh versprintet im letzten Tageslicht. Berlin Hbf wurde ebenso mit +4 erreicht, wo ich vom Zugbegleiter höflich verabschiedet wurde. Zumindest ich habe gemerkt, dass der DB einiges daran liegt, dass Reisende den ICE Sprinter positiv in Erinnerung behalten.


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