Der Lokführer darf nicht Opfer werden ! (Allgemeines Forum)

GUM, Montag, 04.05.2009, 21:24 (vor 5478 Tagen) @ br 403

http://www.chrismon.de/Menschen.php

Viel Spaß beim Durchlesen....

mfg Patrick

Eigentlich finde ich haben diese Themen im ice-treff wenig bis gar nichts zu suchen. erinnert mich an die fast geschmacklose Forderung nach dem Einstellen des Bildes mit den beschädigten ICE2-Kopftüren. Da das Thema nun schon mal da ist, dazu meine Meinung.

Für mich persönlich sind zwei Dinge wichtig, die komplett getrennt voneinander betrachtet werden sollten, auch aus persönlicher Erfahrung als Fahrgast mit 1,5 PU:

1. So schwer es klingt, der Lokführer soll und darf nicht zulassen, dass er Opfer dieses Vorfalles wird. Der, der sich auf die Gleise schmeißt, hat sich selbst entschieden, vielleicht getrieben durch die Gesellschaft, falsche Erwartungen, aus Verzweiflung oder was auch immer.
Diese Entscheidung kann und will ich nicht nachvollziehen. Mir unverständlich ist aber die zusätzliche Gewalt, die er nicht nur sich, sondern Anderen antut.
Und dies hat mich -in dem ganz speziellen Fall- noch mehr betroffen gemacht.

Neben der Zerstörung des eigenen Körpers wählt er sich irgendeinen Lokführer, irgendeinen Zug und auch die Fahrgäste (in dem damaligen Fall auch mich) als wehrloses Opfer. Es gibt keine Ausweichmöglichkeit für den Zug, nur die Hoffnung, dass die Geschwindigkeit schon niedrig genug ist.
Und deshalb so oft man sich die Frage stellt, auch wenn dies brutal klingt: Der Betroffene hat dies selbst so gewollt. Und genau aus diesem Grund darf der Lokführer sich keine Schuld geben. Er darf nicht Opfer werden, er sollte die freie Entscheidung annehmen und muß leider mit der Brutalität des sich den Unfall zuziehenden sich auseinandersetzen.
Er darf keinesfalls zulassen, dass dieses Ereignis für längere Zeit ihn und seinen Beruf zerstört. Dies hat weder er, die Familie noch alle Bekannten verdient. Und so schwierig es auch klingt: Irgendwann sollte er in die Normalität zurückkehren und wieder Bahn fahren. Genausowenig wie man sich von Terroristen die Gesellschaft zerstören lassen sollte.
Deshalb ist es auch richtig, nicht nachzuforschen, wer einen denn da in Geiselhaft genommen hat. Man kann den Vorgang nicht rückgängig machen.
Man war -und dies braucht lange, um es wirklich zu akzeptieren- zur falschen Zeit am falschen Ort. Ohne selbst einen Fehler begangen zu haben.

2. Es gibt keine Systematik. Weder hell noch dunkel, noch Werktag noch Feiertag sind eine komplette Sicherheit dagegen. Es ist einfach ein schrecklicher Zufall, wenn einem dies als Fahrgast/Lokführer zustößt. Nichts selber falsch gemacht. Ob man als Bahn dies durch mehr Öffentlichkeitsarbeit vermeiden kann, weiß ich nicht, bin nicht aus dem psychologischen Fach.

Nachtrag:
Der "ganze" PU war für mich selbst insofern schrecklicher, als es eine von mir sehr oft befahrene Strecke getroffen hat. Für mich war eigentlich dann der gesamte Resttag gelaufen.
Am selben Abend habe ich mich dann der Herausforderung gestellt und bin noch einmal "sinnlos" mit fast der letzten S-Bahn vorbeigefahren, um die Angst zu überwinden, ohne irgendwie herauszusehen (mit Monatskarte kann man ja mehrfach fahren) . An dem betroffenen Bahnhof steige ich bis zum heutigen Tage nur am nicht betroffenen Bahnsteigabschnitt aus. Trotzdem werde ich diesen letzten Montag eines bestimmten Monats nicht mehr vergessen und empfinde echtes Mitgefühl für den dabei in Mitleidenschaft gezogenen ostdeutschen S-Bahn-Fahrer der S-Bahbn-München.

Der "halbe" PU ist zum Glück glimpflicher ausgegangen, weil ein offensichtlich komplett betrunkener Fahrgast nur die Seite des Zuges getroffen hat. Wie es weitergegangen ist, weiß ich zwar nicht, beim Herausgehen aus dem Bahnhof sind mir allerdings relativ entspannte Sanitäter entgegenkommen, die so aussahen, als sollten sie nur eine Prellung verarzten und nicht irgendwie lebensrettend tätig werden.


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