Mit der Bahn in die Schlittelwelt (mit vielen Bildern) (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
heute möchte ich Euch auf eine erstklassige Bahntour in den Schnee einladen. Neben Normalspur- und Schmalspurbahn werden wir auch ein Stück Schlittelbahn fahren, aber dazu später.
Bevor jemand bemerkt, dass die Züge, das Wetter oder das Aufnahmedatum der Fotos nicht zusammenpassen, gebe ich es lieber gleich zu: die Reise hat so gar nicht stattgefunden. Und das kam so: am Dreikönigstag hatte ich die Tour begonnen, allerdings waren an dem Tag wegen Lawinengefahr sowohl Teile der Albulabahn als auch die Schlittelbahn gesperrt. Ich hatte die Tour dann abgebrochen und in der letzten Woche fortgesetzt. Die Bilder der beiden Touren habe ich nun zusammengefasst und daraus einen fiktiven Bericht gemacht, der die Tour so beschreibt, wie sie eigentlich geplant war.
![[image]](http://www.bahnreiseberichte.de/22-Karte.jpg)
Was in einem anderen Beitrag gerade als „Bodensee-Rheintal-Y“ diskutiert wird, gehört heute zu unserer Strecke. Am Bodensee entlang und dann durchs Rheintal fahren wir nach Graubünden, auf der Rückfahrt nehmen wir den Weg über Zürich.
Da der Bustakt am Feiertagsmorgen noch nicht so dicht ist, sind wir frühzeitig am Bahnhof von Konstanz und drehen noch eine Runde am Hafen entlang...
...und über die Fußgängerbrücke am Bahnhof. Leider hatte der Architekt der Brücke keinen Sinn für Bahnfreunde, denn die Brücke ist mit einem mannshohen engmaschigen Gitter versehen, das kaum einen Blick auf den Betrieb im Bahnhof zulässt.
In der Liste der kürzesten Zugläufe liegt die Verbindung zwischen Stadt – und Hafenbahnhof in Friedrichshafen ganz vorne, aber Konstanz-Kreuzlingen ist auch nicht schlecht, denn die Fahrt über die Grenze dauert gerade mal 3 Minuten...
...und so lohnt es sich fast nicht, sich hinzusetzen. Wir sind die einzigen Fahrgäste.
In Kreuzlingen steigen wir dann um auf einen Stadler-GTW von Thurbo. Der Zug kommt aus Schaffhausen und fährt als S 8 nach Rorschach.
Auf der Seelinie fahren wir nun am Obersee entlang. Das Wetter und die Landschaft sehen noch so gar nicht nach Winter aus.
Wir sind in Rorschach angekommen, der GTW fährt nun zurück nach Schaffhausen, während wir auf die S 1 umsteigen, auch dies wieder einer der Thurbo-Triebwagen. Thurbo ist eine Eisenbahngesellschaft, die den SBB und dem Kanton Thurgau gehört, Thurbo ist eine Wortschöpfung aus Thurgau und Bodensee.
In St. Margrethen steigen wir aus und warten nun auf den Rheintal-Express aus St. Gallen. Währenddessen wird auf Gleis 3 gleich der EC aus München ankommen, dem wir das Europa-Spezial für die weitere Strecke verdanken :)
Noch dominiert das Grün beim Blick aus dem Zugfenster...
...doch dann wird es bei der weiteren Fahrt durchs Rheintal langsam weiß.
Wir steigen in Landquart aus, der Rheintal-Express fährt noch weiter bis Chur. Wir wechseln nun auf die andere Seite des Bahnhofs zu den Bahnsteigen der Rhätischen Bahn.
Einige Wagen des Zugs nach Davos stehen schon zum Einsteigen bereit, die Lok und weitere Wagen werden noch rangiert.
Auf der Davoserlinie der RhB verlassen wir nun das Rheintal. Grüsch liegt schon hundert Meter höher als Landquart, was sich auch an der Schneehöhe bemerkbar macht.
Auf der Fahrt nach Klosters und weiter nach Davos sind wir nun richtig im Winter angekommen.
Draußen herrscht mittlerweile ein richtiges Schneetreiben. Ach ist das schön, gemütlich im warmen Waggon zu sitzen und die Winterlandschaft am Fenster vorbeiziehen zu lassen.
Nun haben wir schon 1522 Höhenmeter erreicht, seit Landquart haben wir 40 Streckenkilometer und knapp 1000 Höhenmeter überwunden.
Eigentlich hatte ich überlegt, bereits in Davos Dorf auszusteigen und bei einem winterlichen Spaziergang zum Bahnhof Davos Platz einen Eindruck von dem Kurort zu bekommen. Bis zur Abfahrt des Zuges nach Filisur ist eine halbe Stunde Aufenthalt, das müsste eigentlich für die zwei bis drei Kilometer ausreichen. Allerdings haben wir eine Viertelstunde Verspätung und das Schneegestöber wirkt auch nicht so einladend, so dass wir bis Davos Platz mitfahren.
In Davos Platz wird unser Zug geteilt. Der vordere Zugteil fährt eine halbe Stunde später weiter nach Filisur, die hinteren Wagen nimmt der Gegenzug in Form dieses Allegra wieder mit zurück nach Landquart.
Es gibt nicht nur bahnfahrerfreundliche Falt-Fahrräder, sondern auch Klappschlitten, die in anderen Zügen ohne Skiabteil auch bequem auf die Gepäckablage passen.
Das Landwasserviadukt reizt immer wieder für ein Foto, diesmal sogar mit der passenden Lok, die für das UNESCO-Weltkulturerb Albula- und Berninabahn wirbt.
Zwischen Bergün und Preda folgt nun einer der interessantesten Abschnitte der Albulabahn. Um über 400 Höhenmeter zu überwinden, klettert die Strecke mit Spiraltunnel, Kehrtunnel und Talviadukten in die Höhe. Dabei kann einem fast schwindelig werden, wenn sich die Strecke zweimal selbst überquert.
Hin und wieder rückt dabei auch die Schlittelbahn ins Bild, das eigentliche Ziel unseres Ausflugs.
Die Schlittelbahn wird von der Rhätischen Bahn kräftig beworben, es gibt zusätzliche Schlittelzüge, Kombi-Tageskarten für Bahnfahrt und Schlittelbahnbenutzung und auch die SBB bieten Ausflüge als RailAway-Kombi mit ermäßigter Bahnfahrt und Tageskarte an.
Die Schlittelbahn verläuft auf der gesperrten Albulapassstraße und wird eigens für die Schlittelfahrt beschneit und präpariert, abends ist die Schlittelbahn beleuchtet.
Und wer noch keinen Schlitten hat, kann sich hier in Preda am Bahnhof einen Schlitten mieten.
Diese Art von Automaten ist Bahnreisenden eigentlich fremd, er verkauft auch keine Parkscheine, sondern kassiert die Gebühr für die Benutzung der Schlittelbahn (5 Franken für eine Einzelfahrt).
Auf diesem Ausschnitt sieht man gut den spektakulären Streckenverlauf der Bahnlinie, die durch die Kunstbauten auf zwölf Kilometer verlängert wurde, während die Schlittelbahn auf geradem Weg nur 6 Kilometer lang ist.
Ja, und nun geht’s los!
Die Schlittenfahrt ist wirklich ein Erlebnis, immer wieder begegnet man auch der Bahnlinie, mal unter einer Brücke durch, mal über eine Brücke drüber. Allerdings habe ich während der rasanten Fahrt keine Fotos machen können, deshalb muss dieses Werbefoto für einen kleinen Eindruck reichen.
Die Schlittelbahn endet am Ortseingang von Bergün.
Bergün (rätoromanisch Bravuogn) ist ein hübsches Bergdorf mit vielen Häusern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert im Engadiner Stil, die mit Sgraffito verziert sind.
Auch der Platzturm La Tuor aus dem 13. Jahrhundert ist mit diesen Fassadenmalereien verziert.
Im Bahnhof von Bergün steht bereits der nächste Schlittelzug wieder hinauf nach Preda bereit.
Fortsetzung folgt...
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Mit der Bahn in die Schlittelwelt - Fortsetzung
Der Rückweg führt uns nun über die Albulabahn nach Chur. Der Zug kommt aus St. Moritz, am Ende des Zuges führt er auch einige Güterwagen mit.
Der Zug verfügt auch über Panoramawagen (reservierungspflichtig), diesmal fahren wir allerdings mit den normalen Wagen, denn den Panoramawagen kenne ich ja schon von meiner letztjährigen Italien-Tour.
In Chur endet unsere Reise mit der Rhätischen Bahn, hier noch mal eine Streckenkarte auf dem Tisch im Zug.
Ich bin schon mehrmals in Chur umgestiegen, dabei habe ich kaum mehr als den Bahnhof gesehen. Heute möchte ich das ändern und einen kleinen Eindruck von der Stadt bekommen, gilt sie doch als die älteste Stadt der Schweiz.
Der Turm der Martinskirche ist das Wahrzeichen der Altstadt, die Kirche ist die größte spätgotische Anlage Graubündens.
Die Plessur entspringt bei Arosa, fließt durch Chur und mündet wenig später in den Alpenrhein. Rechts verlaufen die Gleise der Arosabahn.
Der mittelalterliche Arcas, die Häuser links sind an die Stadtmauer angebaut.
Dann geht es hinauf in den Hof...
... zur Kathedrale, wobei die Bischofskirche etwas bescheiden wirkt, zumindest verbinde ich mit der Bezeichnung normalerweise ein großes, imposantes Kirchenbauwerk.
Von Chur aus fahren wir dann mit dem IC nach Zürich.
Entlang des Walensees und des Zürichsees erreichen wir dann Zürich, wo wir Richtung Singen umsteigen. Diese Strecke habe ich schon in manchem Reisebericht beschrieben, deshalb verzichte ich diesmal darauf. Wer diesen Streckenabschnitt dennoch mitfahren möchte, findet ihn ebenfalls am Ende meiner letztjährigen Italien-Tour.
Viele Grüße und Rodel gut
Tobias
Ach so, noch etwas. Liebe Bahn, ich finde es ja schon gut, dass Du die Züge der Schwarzwaldbahn bis nach Kreuzlingen verlängert hast. Noch besser fände ich es aber, wenn du das IC-Zugpaar Schwarzwald von und nach Kreuzlingen fahren lassen würdest. Der Zug fährt doch schon viele hundert Kilometer quer durch Deutschland, da machen die paar Meter über die Grenze doch nicht mehr viel aus. Und wir Konstanzer Bahnfahrer müssten dann nicht irgendwelche blöden Umwege über Singen machen oder stundenlang tüfteln und fiktive Fahrkarten ab Kempten buchen, nur um Deine tollen und wirklich attraktiven Europa-Spezial-Angebote für Bahnreisen in die Schweiz nutzen zu können. Ich selbst verstehe ja wenigstens den Hintergrund mit dem Grenzübertritt in einem Fernverkehrszug, aber meine Bekannten oder Kollegen, denen ich von meinen Umwegen bei Bahnreisen in die Schweiz erzähle, schütteln nur den Kopf, wie schwer man es manchmal den Bahnreisenden macht...
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Mit der Bahn in die Schlittelwelt - Fortsetzung
Wie immer toller, begeisternder und fernweh hervorrufender Bericht! ;-) Danke!
D60491
Nur einmal gefahren? ;-)
Ihr seid die Schlittelbahn scheinbar nur einmal gefahren? ;-)
Neben der Schlittelbahn auf der gesperrten Passstrasse gibts auch noch eine wesentlich wildere auf Darlux. Die kann man mit dem Tagespass für die "Schlittelwelt" auch nutzen.
Bergün wird ab 2. Juni 2012 übrigens noch besuchenswerter:
http://www.bahnmuseum-albula.ch
Ich bin Mitte Juni wieder da unten, dann gehts rund mit Feierlichkeiten zwischen Chur und Disentis. Da werde ich wohl auch das Museum an einem der Tage in Bergün besuchen.
Mit der Bahn in die Schlittelwelt - Fortsetzung
Viele Grüße und Rodel gut
Tobias
Danke für den Bericht.
War vor Jahren mal in Zermatt und von dort natürlich mit dem Glacier nach St. Moritz.
Ist schon toll die ganze Ecke dort.
Ach so, noch etwas. Liebe Bahn, ich finde es ja schon gut, dass Du die Züge der Schwarzwaldbahn bis nach Kreuzlingen verlängert hast. Noch besser fände ich es aber, wenn du das IC-Zugpaar Schwarzwald von und nach Kreuzlingen fahren lassen würdest. Der Zug fährt doch schon viele hundert Kilometer quer durch Deutschland, da machen die paar Meter über die Grenze doch nicht mehr viel aus. Und wir Konstanzer Bahnfahrer müssten dann nicht irgendwelche blöden Umwege über Singen machen oder stundenlang tüfteln und fiktive Fahrkarten ab Kempten buchen, nur um Deine tollen und wirklich attraktiven Europa-Spezial-Angebote für Bahnreisen in die Schweiz nutzen zu können. Ich selbst verstehe ja wenigstens den Hintergrund mit dem Grenzübertritt in einem Fernverkehrszug, aber meine Bekannten oder Kollegen, denen ich von meinen Umwegen bei Bahnreisen in die Schweiz erzähle, schütteln nur den Kopf, wie schwer man es manchmal den Bahnreisenden macht...
Dank
Ich hätte noch ein Argument, das man die IC ab/bis Kreuzlingen führt. Wenn Kreuzlingen Abfahrtsbahnhof wäre, müsste für Waren ,die im Bordbistro verkauft werden, nur die geringere Schweizer Mehrwertsteuer abgeführt werden.
Mit der Bahn in die Schlittelwelt (mit vielen Bildern)
Hoi,
Wir sind in Rorschach angekommen, der GTW fährt nun zurück nach Schaffhausen, während wir auf die S 1 umsteigen, auch dies wieder einer der Thurbo-Triebwagen. Thurbo ist eine Eisenbahngesellschaft, die den SBB und dem Kanton Thurgau gehört, Thurbo ist eine Wortschöpfung aus Thurgau und Bodensee.
In St. Margrethen steigen wir aus und warten nun auf den Rheintal-Express aus St. Gallen. Währenddessen wird auf Gleis 3 gleich der EC aus München ankommen, dem wir das Europa-Spezial für die weitere Strecke verdanken :)
Darf ich fragen, warum du von Rorschach bis St. Margrethen extra noch mit der S1 gefahren bist und nicht direkt in Rorschach schon den Rheintalexpress bestiegen hast?
Das Landwasserviadukt reizt immer wieder für ein Foto, diesmal sogar mit der passenden Lok, die für das UNESCO-Weltkulturerb Albula- und Berninabahn wirbt.
Wie hast du denn dieses Foto machen können, wenn du von Davos nach Filisur gefahren bist?
Ansonsten ein sehr schöner und sehenswerter Bericht, ich fahre selbst gerne immer wieder die beiden Schlittelbahnen bei Bergün.
Grüsse aus der Ostschweiz.
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![[image]](https://abload.de/img/fvd139kqh.jpg)
Aktuell im Einsatz auf den Linien IC 1, IC 2, IC 3, IC 21, IR 13, IR 15, IR 27 und IR 70:
Der SBB FV-Dosto.
Nur einmal gefahren? ;-)
Ihr seid die Schlittelbahn scheinbar nur einmal gefahren? ;-)
Neben der Schlittelbahn auf der gesperrten Passstrasse gibts auch noch eine wesentlich wildere auf Darlux. Die kann man mit dem Tagespass für die "Schlittelwelt" auch nutzen.
Ich war vor ein paar Jahren schon mal an der Schlittelbahn und bin damals auch die Darlux-Strecke gefahren. Das Schlitteln war diesmal mehr ein Nebeneffekt. Ich wollte eigentlich nur ein Bisschen in den Schnee fahren und kam dann auf die Idee, die Schlittelbahn in eine Tour mit einzubauen - ansonsten gilt wie immer "Der Weg ist das Ziel" :)
Viele Grüße
Tobias
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"Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/
Mit der Bahn in die Schlittelwelt (mit vielen Bildern)
Darf ich fragen, warum du von Rorschach bis St. Margrethen extra noch mit der S1 gefahren bist und nicht direkt in Rorschach schon den Rheintalexpress bestiegen hast?
Nun, ich hatte gestückelte Fahrkarten und wollte so unnötigen Diskussionen aus dem Weg gehen - meine Fahrkarte kam ja mit dem EC aus München :)
Wie hast du denn dieses Foto machen können, wenn du von Davos nach Filisur gefahren bist?
Wie in der Einleitung geschrieben: die Reise gab es so gar nicht. Beim zweiten Anlauf bin ich nicht über Davos gefahren, sondern über die Albulabahn. Dann gefiel mir das Foto so gut, dass ich dachte, ich könne es in den Bericht schmuggeln...
Grüsse aus der Ostschweiz.
Grüße vom Bodensee zurück
Tobias
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Mit der Bahn in die Schlittelwelt (mit vielen Bildern)
Danke für den ausführlichen Bericht.
Ich habe selbst eine solche Reise letzten März unternommen und erinnere mich sehr gerne daran. In der Räthischen Bahn nutzte ich allerdings für 5CHF Aufpreis den Panoramawagen.
Mit der Bahn in die Schlittelwelt (mit vielen Bildern)
Immer wieder schön, das das Blindenleitsystem im Bahnsteigbereich in der Schweiz so kostengünstig nachgerüstet wird, bei Neubauten wird das natürlich anders gemacht!
In Deutschland ist sowas in der entsprechenden Richtlinie nicht vorgesehen, da muss es immer richtig teuer werden!
Sehr schöne Fotos, muss auch mal wieder in die Schweiz!
Danke!
- kein Text -