Nachts Kuschelwagen. Morgens Kopenhagen. (m.v.Bildern) (Reiseberichte)

TD, Samstag, 24.12.2011, 13:06 (vor 5115 Tagen)

Hallo zusammen,

heute möchte ich Euch mitnehmen auf eine vorweihnachtliche Nachtzugreise nach Kopenhagen und Malmö.

Mittlerweile ist es zur schönen Tradition geworden, in der Adventszeit eine erstklassige Bahnreise mit der Familie zu machen. Letztes Jahr ging es beispielsweise nach Graz und Wien, im Jahr zuvor nach Prag und Dresden und davor nach Innsbruck.

Für dieses Jahr hatte ich mir den Nachtzug „Aurora“ nach Kopenhagen ausgesucht, von dort über den Öresund einen kleinen Abstecher ins schwedische Malmö und schließlich am nächsten Tag über die Vogelfluglinie zurück.

Im Vorfeld hatte mich die Reise einige Nerven gekostet. Das ging los am 18. Oktober, dem Tag der Buchungsfreigabe für den neuen Fahrplan. Ich hatte an dem Tag frei und mich gleich frühmorgens an den Rechner gesetzt, um die Fahrkarten zu buchen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Nachtzüge noch nicht freigegeben, und so habe ich uns zunächst nur ein Europa-Spezial Dänemark für die Rückfahrt gesichert.

Nach dem Frühstück dann der nächste Versuch, da ging es immer noch nicht. Ich hatte dann einen Zahnarzttermin, und als ich vom Zahnarzt zurückgekommen bin und es wieder versucht habe, waren zwar die CNL-Nachtzüge zur Buchung freigegeben, aber es gab kein Europa-Spezial – oder nicht mehr. Ich habe es mit verschiedenen Abfahrtsbahnhöfen und Personenzahlen ausprobiert – nichts. Was nun? Vor Weihnachten kam aus Termingründen nur dieses eine Wochenende in Frage, Verschieben nicht möglich. Mit dem späteren Nachtzug bis Hamburg und über die Vogelfluglinie weiter? Für vier Personen den 1 Klasse-Normalpreis plus Aufpreis bezahlen? Oder ganz woanders hinfahren? Dabei hatte ich mich doch schon auf die Rundfahrt mit dem Nachtzug nach Kopenhagen und über die Vogelfluglinie zurück gefreut.

Ziemlich frustriert hatte ich die Buchung dann aufgegeben und den Rest des Tages gegrübelt, was ich nun mit der Weihnachtsreise machen soll. Irgendwann kam mir dann der Gedanke, es mal ab Basel SBB zu versuchen, und siehe da: hier gab es noch ausreichende SparNight-Kontingente. Also gleich gebucht, nach Basel würden wir dann schon irgendwie kommen.

Kurz darauf kam dann die Meldung, dass die Storstrømsbrücke bis auf weiteres gesperrt sei, da sah ich uns dann schon im SEV-Bus sitzen. Gut, die Sperrung wurde Ende November aufgehoben, dafür verhieß ein Warnsymbol bei der nächsten Fahrplanabfrage für die Hinfahrt nichts Gutes: verlängerte Reisezeit wegen Störung am Gleis zwischen Neumünster und Flensburg um 20 Minuten. Und die Hiobsbotschaften gingen so weiter: als nächstes streikte nun das dänische Werkstattpersonal, was zu Einschränkungen im Bahnbetrieb führte.
Und zwei Tage vor der Abfahrt wurde dann auch noch das Orkantief „Joachim“ ankündigt, das am Reisetrag mit Sturm und Regen zu Verkehrsbehinderungen führen werde – na toll, und wir wollen ausgerechnet dann einmal quer durch Deutschland fahren…

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Tag 1: Konstanz – Zürich – Basel – Nachtzug

Auf das Schlimmste gefasst machen wir uns nun also auf die Reise. Jeder andere würde von Konstanz aus nach Radolfzell oder Singen fahren und dort in den IRE entlang des Hochrheins nach Basel steigen. Auf den 611er hatte ich aber keine Lust und so war ich auf die Idee gekommen, auf der schweizerischen Seite nach Basel zu fahren. Rückblickend gesehen war das ein Glücksfall, denn wie ich später erfahren habe, waren sowohl Hochrhein- als auch Schwarzwaldbahn von Sturmschäden betroffen.

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Konstanz im Dauerregen, der seeseitige Teil des Weihnachtsmarkts wird wegen des Sturms geschlossen.

Bei strömendem Regen steigen wir also in Konstanz in den Interregio der SBB nach Zürich. Der Zug bringt sonst viele Besucher aus der Schweiz nach Konstanz zum Weihnachtsmarkt, die SBB bieten hierfür sogar ein spezielles Ticket an, aber bei diesem Wetter hält sich der Besucheransturm in Grenzen.

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SBB-InterRegio in Konstanz

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Die Fahrt nach Zürich verläuft unspektakulär, dort angekommen habe ich einen kleinen Aufenthalt eingeplant für einen ersten Weihnachtsmarktbesuch. Und das Beste bei diesen Mistwetter: der Christkindlimarkt ist komplett überdacht und bequem zu erreichen, er befindet sich nämlich direkt in der Bahnhofshalle (neudeutsch ShopVille-RailCity) und soll der größte überdachte Weihnachtsmarkt Europas sein.

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Christkindlimarkt in der Bahnhofshalle

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Zwischen den Markthäuschen leuchtet ein Baum mit 7.000 Swarovski-Ornamenten

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Eigentlich finde ich es doof, im Ausland mit deutschen Zügen zu fahren, aber zwischen Zürich und Basel bietet sich um diese Zeit der ICE eben an. Gut, 8 Minuten später wäre noch ein IR nach Basel gefahren, aber als deutscher Bahnreisender ist man gewohnt, lieber eine etwas größere Übergangszeit zu wählen – in der Schweiz wäre diese Sorge vermutlich überflüssig.

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Schade, dass es schon dunkel ist, denn die Strecke von Zürich nach Basel bin ich zuvor noch nie gefahren, denn egal wohin ich fahre, der verkehrsübliche Weg führt von Konstanz aus nie über diese Strecke.

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Treffen der Generationen in Basel

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Weihnachtsschmuck in der Bahnhofshalle von Basel SBB

In Basel decken wir uns noch mit einem kleinen Nachtisch für das Abendessen ein und besteigen dann den Nachtzug nach Kopenhagen.

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Auf der Strecke kommen Doppelstockwagen zum Einsatz, wir haben 2 Deluxe-Abteile mit Dusche und WC, die sich im oberen Stockwerk befinden. Zur Begrüßung können wir zwischen Sekt und Rotwein wählen und machen uns dann auf in den Speisewagen für ein Abendessen.

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Der Reiseführer ist schon 5 Jahre alt – aber die Werbung passt.

Später genieße ich dann die Fahrt, das Licht im Abteil ist aus, der Drehstuhl zum Fenster gedreht, und draußen ziehen die Lichter vorbei, Karlsruhe, dann Mannheim und Frankfurt. Schade, dass kein Schnee liegt, aber auch so ist die nächtliche Fahrt reizvoll, wenn überall die Weihnachtsbeleuchtung strahlt. Im Kinzigtal wird die nächtliche Strecke dann langweiliger und so beschließen wir den ersten Reisetag.

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[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/


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