Erden der Oberleitung im Notfall - freiwillige Schulungen (Allgemeines Forum)

superkolbi, Aschaffenburg, Donnerstag, 14.12.2017, 09:44 (vor 2325 Tagen) @ Colaholiker

Es hat sich nicht viel geändert, ich hatte erst vor ein paar Wochen eine Wiederholung (wird im Abstand von maximal 24 Monaten gefordert, sonst erlischt die Erlaubnis zum Bahnerden).

Trotzdem wird nur in den wenigsten Fallen die Feuerwehr vor dem Eintreffen des Notfallmanagers der Bahn (was auch mal 45 Minuten oder länger dauern kann) eine Erdung vornehmen, da den Feuerwehren nur ein Erdungsset zur Verfügung steht, also in der Regel mehrere Feuerwehren alarmiert warden müssen (was auch dauert).

Dazu kommt ja noch, das es nichts bringt wenn die Person sich IM Zug befindet, da ein sicheres Aussteigen oft nicht möglich ist. Von der fehlenden persönlichen Schutzausrüstung redden wir erst gar nicht...

oder speziell ausgebildete Feuerwehrleute die Erdung vornehmen


Als jemand, der diese spezielle Ausbildung mal genossen hat, kann ich dazu vielleicht noch ein paar Worte sagen. (Allerdings ist das bei mir > 10 Jahre her, es mag nicht mehr den aktuellen Stand widerspiegeln.)

Erstens: Das ist kein Kinderspiel. Selbst bei abgeschalteter Fahrleitung funkt es beim Einhängen der Erdungsstange noch ordentlich. Den Fehler, zuerst oben einzuhängen und dann die Schienenklemme anbringen zu wollen, macht man höchstens ein Mal. (Daran hat sich nichts geändert, die Physik ist da recht konstant.)

Zweitens: Die Erdung darf erst vorgenommen werden, wenn die Leitstelle per FAX die Bestätigung bekommen hat, daß die Leitung abgeschaltet ist. Bei der Feuerwehr ist hier der Ansprechpartner seitens der Schaltwarte klar - aber wohin sollen die bei x-beliebigen Privatpersonen was faxen? (Hier hat sich möglicherweise der Kommunikationsweg geändert, aber eine ausreichend dokumentierte Abschaltbestätigung wird sicherlich immer noch von Nöten sein.)

Drittens: Vor dem Erden ist die Spannungsfreiheit festzustellen. Dafür gab es damals zwei Alternativen - zum einen einen separaten Spannungsprüfer, den man an der Fahrleitung einhängen konnte, der dann anzeigte, ob noch Spannung drauf ist, oder aber die Hardcore-Variante in Form einer Prüfspitze an der Erdungsgarnitur. Letztere haben wir nicht ausprobiert, aber als ein Kursteilnehmer fragte, wie diese Prüfspitze denn funktioniere, erklärte der Ausbilder nur lapidar "Sie machen die Schienenklemme fest und gehen mit der Prüfspitze an die Leitung. Den Rest hören Sie dann, und selbst wenn Sie nichts mehr hören, sehen Sie, wenn Sie die Stange wieder runter nehmen, daß keine Prüfspitze mehr da ist." 15 kV und die dort möglichen Kurzschlußströme sind wirklich kein Spaß.

Von der Idee, x-beliebige Leute da ran zu lassen gar nichts haltende Grüße,
der Colaholiker


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