Der Mittwochsbahnhof, Teil 8 (25 Bilder) (Reiseberichte)

Sören Heise, Region Hannover, Mittwoch, 01.02.2017, 17:48 (vor 2641 Tagen)

Moin,

nach einem Kurort am Harz nun gleich der nächste, denn damit haben wir sie dann durch. „Bad Lauterberg im Harz Barbis” ist unser heutiges Ziel.


------------


Im Jahr 1867 schlossen die beteiligen Staaten einen Vertrag zum Bau einer Bahnstrecke von Northeim über Wulften, Herzberg, Walkenried und Ellrich nach Nordhausen. Am 1. August 1869 fand die Eröffnung statt. Die zweigleisige Strecke war vor dem Krieg eine wichtige Ost-West-Verbindung, in erster Linie für den Güterverkehr. Im Sommer 1939 verkehrten darüber hinaus 15 Reisezugpaare, darunter zwei Schnell- und drei Eilzugpaare. Durch die Zonengrenze wurde der Verkehr zwischen Walkenried und Ellrich unterbrochen; am 10. November 1947 wurde der Güterverkehr wieder aufgenommen, auch wenn die westliche Seite dies zunächst wegen Kriegszerstörungen westlich von Northeim abgelehnt hatte. Nach dem Ende der Berliner Blockade lief der Verkehr erst am 3. Oktober 1949 wieder an. Ab 1950 wurde zwischen Walkenried und Ellrich nur noch auf einem Gleis gefahren, auch weiter bis Nordhausen ist die Strecke nur noch eingleisig. Da hier zwischen Helmstedt/Marienborn und Bebra/Gerstungen der einzige Schienenweg zwischen Bundesrepublik und DDR, stand eine Wiederaufnahme des Reiseverkehrs immer wieder zur Debatte. Es sollte jedoch noch bis zum 12. November 1989 dauern, bis man den Tunnel wieder im Reisezug passieren konnte. Dieser Zeitpunkt war auch das Ende für Überlegungen der Bundesbahn, den Reiseverkehr zwischen Herzberg und Walkenried einzustellen. Der derzeitige Betreiber ist DB Regio, die Dieseltriebwagen der Baureihe 648 sind stündlich zwischen Nordhausen und Northeim unterwegs, von dort aus gehet es entweder nach Göttingen oder nach Bodenfelde. (Da könnte man doch nächste Woche mal in Hardegsen vorbeischauen.)

Diese Züge halten seit dem 11. Dezember 2005 in unserer Station. Der Halt dort ersetzte den Halt in Scharzfeld. Der dortige Bahnhof ist als Betriebsbahnhof weiterhin in Betrieb. Das ist dem Güterverkehr geschuldet, nicht jedoch der einstigen Nebenbahn nach St. Andreasberg. Diese wurde am 10. Juli 1884 zunächst bis Lauterberg (Bad seit 1906) eröffnet, am 1. November folgte die Verlängerung nach St. Andreasberg West. Dort schloß die vom 19. Juli 1913 bis zum 21. Dezember 1958 im Personenverkehr bediente St. Andreasberger Kleinbahn, eine Zahnradbahn hoch zum Stadtbahnhof, an. Unsere 15,3 Kilometer lange Nebenbahn verlor in drei Schritten den Reiseverkehr: Am 27. September 1975 zwischen Odertal und St. Andreasberg West (hier endete gleichzeitig auch der Güterverkehr, 1976 erfolgte der Abbau). Am 3. Juni 1984 folgte auch der Abschnitt zwischen Bad Lauterberg (wo sich der Bahnhof am Westende der Stadt befand) und Odertal (hier einige Aufnahmen von Ende April). Der Güterverkehr endete etwa zum selben Zeitpunkt, zum Jahresende war das Gleis weg. Somit verblieb nur noch der vier Kilometer lange Stummel zwischen Scharzfeld und Bad Lauterberg. In den letzten Jahren wurde er im Zweistundentakt mit durchgehenden Zügen aus Braunschweig bedient. Der Güterverkehr endete 2001, zum Fahrplanwechsel im Dezember 2004 fuhr der letzte Reisezug. 2007 wurde auch dieser letzte Abschnitt abgebaut, nachdem ihn noch die Westfälische Almetalbahn übernommen hatte. Das Empfangsgebäude in Bad Lauterberg ist noch erhalten, es stand zuvor in Hildesheim Ost. Am 24. September 2016 schaute ich zunächst dort und dann in Barbis kurz vorbei.


------------


[image]

1 Die Gleisseite des Bad Lauterberger Bahnhofs.


[image]

2 Erinnerung an alte Zeiten.


[image]

3 Die Straßenseite mit...


[image]

4 ...und ohne Güterschuppen.


[image]

5 Als Ersatz für die entgangene direkte Schienenanbindung baute man eine schöne neue Straße.


[image]

6 Der Schrankenposten am einstigen Bahnübergang steht noch.


[image]

7 Vom selben Standpunkt ein letzter Blick zum Bahnhof.


------------


[image]

8 Der neue Haltepunkt trägt zwar Bad Lauterberg prominent im Namen, liegt jedoch im Ortsteil Barbis. Bushaltestelle und Nutzerparkplatz sind ein paar Meter entfernt. Zur Freude der Autofahrer und Einheimischen gibt es seit ein paar Jahren eine schöne neue Umgehungsstraße.


[image]

9 Der Haltepunkt liegt beidseits des Bahnübergangs.


[image]

10 Blick Richtung Herzberg.


[image]

11 Vom Bahnsteigende fällt der Blick aufs Scharzfelder Einfahrsignal.


[image]

12 Gesamtansicht.


[image]

13 Bahnsteigausgang.


[image]

14 Die Bahnübergangstechnik hat wohl schon einige Jahre auf dem Buckel.


[image]

15 Der separate Fußgängerüberweg ist außer Betrieb.


[image]

16 Ostwärts geschaut.


[image]

17 Auch auf diesem Bahnsteig war das Auslösen des Blitzliches nicht erforderlich.


[image]

18 Barbis, Ausschnitt.


[image]

19 Ausgang. Auf der anderen Straßenseite wohl ein altes Bahn-/Schrankenwärterhaus.


[image]

20 Der Haltepunkt Barbis ist Deutschlands erster mit geothermischer Heizung.


[image]

21 Die Schranken schließen sich.


[image]

22 Der Zug nach Nordhausen kommt.


[image]

23 648 273 wurde erwartet.


[image]

24 Andere hingegen konnen es nicht erwarten, ihn zu verlassen.


[image]

25 Und das tun wir nach einem Blick auf die frischgeteerte Fahrbahn jetzt auch.


------------


Nächstes Mal besuchen wir dann Hardegsen. Dann wieder mit dem Zug, denn heute waren wir mal per Auto unterwegs.


Viele Grüße
Sören

--
[image]

Verstehen Sie Bahnhof!
Europa: Linkliste Fahrplantabellen und mehr


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum