Grenztourist im Zug! (Allgemeines Forum)

Blaschke, Donnerstag, 09.06.2011, 20:03 (vor 4707 Tagen) @ Christian_S

Mahlzeit!

Was Du sicherlich meinst ist der Grenzabschnitt unmittelbar an der Werra, dieser lag aber weiter nördlich, zwischen Bad Soden-Allendorf und Oberrieden. Da konnte man vom Zug aus tatsächlich zum Grenztouristen werden.

Dazu ein Link zu einem Artikel des SPIEGELs, der das ganz anschaulich beschreibt:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9220603.html


Im Intercity, auf der alten Nord-Süd-Strecke von Hamburg nach Frankfurt, spielte sich vor der Wende häufig die gleiche Szene ab. Kurz hinter Göttingen gab es Gedrängel im Zug, die Kinder wurden an die Fenster gerufen, Fremde vorgewarnt: "Gleich kommt es, das müssen Sie sehen."

Bald legte der Zug sich in die Kurve und erreichte die Werra, die an dieser Stelle zwei Kilometer weit die Staatsgrenze der DDR bildete. Links neben den Gleisen, direkt am Fluß, schien der Grenzzaun zum Greifen nahe.

Und da tauchte es auch schon auf: das Dorf Wahlhausen an der Werra. Eine gedrungene Barockkirche im Wiesental, doppelt und dreifach von Sperranlagen der DDR umgeben, Wachtürme, Bunker, drei Meter hohe Zäune, Soldaten mit Gewehren und Ferngläsern.

Millionen Bahnreisende haben das eingemauerte Dorf am Zugfenster vorbeisausen gesehen. Hernach wurde es zumeist still im Abteil. (...)


So isses. Da wurde man doch sehr nachdenklich. Von "drüben" hörte man ja nur Horrorgeschichten, man warte 20 Jahre auf den Trabbi und 30 auf's Telefon - und wir hier ein paar Meter weiter zetern rum, weil der Zug 10 Min. Verspätung hat. Außerdem spielte immer der Gedanke mit, wie das wohl sei, wenn man "drüben" sei und dort wohnen würde. Nicht rüber zu DÜRFEN in den Westen - ich weiß nicht, ob ich das ertragen hätte.


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