Alpen-Sylt Nachtexpress & Lemvigbanen 1/5 m 41 B. (Reiseberichte)

TD, Montag, 01.04.2024, 10:05 (vor 45 Tagen)

Hallo zusammen,

ich finde nun Zeit, eine Reise aus dem September 2021 aufzubereiten und einen Reisebericht einer Tour mit dem Alpen-Sylt Nachtexpress zur Lemvigbahn in Dänemark einzustellen.

Im Jahr 2021 hatte der Alpen-Sylt Nachtexpress von RDC einen Zugteil von Konstanz am Bodensee. Schon als die Pläne für die saisonale Nachtverbindung aus meiner Heimatstadt nach Westerland bekannt wurden, war mir klar, dass dieser Zug auf meinen Reiseplan gehören würde. Außerdem wollte ich schon immer mal zur Lemvigbahn nach Dänemark. Zudem gab es 2021 mit dem ICE 1209 von Berlin nach Bregenz einen weiteren interessanten Exoten. Und damit war die Tourplanung schon fast fertig.

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Wir fahren mit dem Alpen-Sylt Nachtexpress von Konstanz nach Westerland und wollen das Sylt Shuttle plus und die neg besuchen. Am dritten Reisetag fahren wir von Dagebüll nach Thyborøn in Dänemark zur Lemvigbahn. Am vierten Tag reisen wir nach Trelleborg in Schweden und anschließend mit einer Ostseefähre nach Rostock. Am sechsten Reisetag steht der damals neue Stadler-IC2 von Warnemünde nach Berlin auf dem Programm, außerdem bleibt Zeit für einen Besuch bei den Überlandstraßenbahnen nach Woltersdorf und Rüdersdorf. Am letzten Reisetag fahren wir mit dem ICE 1209 von Berlin durch das Allgäu nach Bregenz und am schweizerischen Bodenseeufer zurück nach Konstanz.


Tag 1+2: Konstanz – Westerland – Niebüll - Dagebüll

Der Beginn der Reise steht unter keinem guten Stern, an den ersten beide Reisetagen herrscht Lokführer-Streik bei der Deutschen Bahn. Die gute Nachricht: der Nachtexpress wird vom privaten Anbieter RDC betrieben und wird daher nicht bestreikt. Die schlechte Nachricht: der Lokführer für den Nachtexpress reist mit der Deutschen Bahn an. Drei Stunden vor Abfahrt kommt eine Mail vom Nachtexpress: „Aufgrund von Folgeerscheinungen des Streikes bei der DB wird der ALPEN-SYLT Nachtexpress voraussichtlich mit 75 Minuten Verspätung von Konstanz abfahren. Dafür bitten wir Sie um Entschuldigung. Fahrgäste, die in Konstanz, Radolfzell, Singen (Hohentwiel), Tuttlingen, Rottweil, Böblingen, Ludwigsburg, Heidelberg, Darmstadt und Frankfurt Süd zusteigen, können prinzipiell etwas später erscheinen.“ – Tja, was macht man bei „voraussichtlich“ und „prinzipiell etwas später“? Da hat man zu Hause doch keine rechte Ruhe und so sind wir dann doch zeitig am Konstanzer Bahnhof.

Wir vertreiben uns die Zeit rund um den Bahnhof, beim nächsten Bild sehen wir den Glockenturm aus Sandstein, das Empfangsgebäude wurde 1863 im Stil der Neugotik und der Renaissance nach Vorbild des Palazzo Vecchio in Florenz gebaut.

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Der Alpen-Sylt-Nachtexpress verkehrte von 2020 bis 2022 zwischen Salzburg und Westerland auf Sylt, hinzu kam ein Zugteil in den Südwesten (Basel/Konstanz/Lörrach). Konstanz wurde nur 2021 angefahren. Der Zug fuhr in den Sommermonaten an den Wochenenden.

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Der Zug ist in Sichtweite abgestellt und der Schlafwagen ist auch eingereiht, nur ist er vom Bahnsteig aus unerreichbar. Im Zug zu warten und das Gepäck schon mal zu verstauen, wäre etwas angenehmer.

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Der Alpen-Sylt Nachtexpress wurde von der Railroad Development Corporation (RDC) betrieben, das US-amerikanische Unternehmen ist in Deutschland durch Beteiligungen an HKX, BTE, neg und dem Autozug Sylt bekannt. Der Nachtzug wurde mit frei gewordenem Wagenmaterial und Personal von Flixtrain gefahren, die RDC hat zudem von den ÖBB alle vier jemals gebauten Schlafwagen der Bauart 70-90 MUn übernommen.

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Wenn man nach historischen Zugverbindungen recherchiert, tauchen mitunter illustre Zugläufe auf, so gab es früher wohl Kurswagen von Paris, einen Nachtzug von Kopenhagen und einen Interregio von Puttgarden nach Konstanz. Ein Direktzug nach Westerland ist aber offenbar eine Premiere.

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Das nächste Foto von der ersehnten Einfahrt des NEX an den Bahnsteig hat den Zeitstempel von 19:23 Uhr, das ist gut zwei Stunden nach der geplanten Abfahrtszeit.

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Wenn wir schon mal von Konstanz mit dem Nachtzug auf große Reise gehen können und noch dazu in einem der MUn-Wagen, lassen wir uns nicht lumpen und reisen gediegen im Deluxe-Abteil mit Dusche und WC.

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Beim nächsten Bild fahren wir in Konstanz über die Rheinbrücke. Aufgrund der verspäteten Abfahrt wird es nun schon bald dunkel, weitere Streckenbilder habe ich vom ersten Reisetag daher nicht. Der Zug fährt über die Gäubahn nach Böblingen, dann über Ludwigsburg, Heidelberg und Darmstadt nach Frankfurt Süd und weiter nach Gemünden, wo die Vereinigung mit dem Zugteil aus Salzburg erfolgt.

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Devotionaliensammler kommen hier auf ihre Kosten, die Handtücher darf man auch mitnehmen, das wird ausdrücklich erwähnt. Für Schlafwagen ungewöhnlich gibt es hier Doppelbetten.

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Unser erstes Bild am nächsten Tag entsteht bei der Fahrt durch Hamburg mit Blick zum Oberhafen. Die zweistündige Verspätung wurde über Nacht aufgeholt, mittlerweile sind wir wieder pünktlich unterwegs. Der Zug fährt für den Lokwechsel in den Bahnhof Altona ein.

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Wie gewonnen so zerronnen: die Diesellok, die den Zug von Altona nach Westerland bringen soll, ist kaputt. Und so stehen wir nun knapp vier Stunden in Altona. Immerhin können wir jetzt bei Tageslicht noch ein paar Eindrücke vom Schlafwagen sammeln, auch wenn dafür eigentlich die reguläre Standzeit während des Lokwechsels gereicht hätte. Im Schlafwagen ist ein Frühstück inklusive.

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Kurz nach 12 Uhr geht es dann weiter und wir fahren nun durch Schleswig-Holstein zur Marschbahn. Beim übernächsten Bild queren wir die Stör in Itzehoe.

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Während der Fahrt über die Hochbrücke Hochdonn wechseln wir in einen Nachbarwagen, bei dem sich die Fenster öffnen lassen. In 56 Metern Höhe queren wir den Nord-Ostsee-Kanal, die Stahlfachwerkbrücke hat eine Gesamtlänge von über 2,2 Kilometern.

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Das letzte Bild von der Fahrt mit dem Nachtexpress entsteht auf dem Hindenburgdamm im nordfriesischen Wattenmeer. Der Zug holt noch etwas Verspätung auf, schließlich erreichen wir mit 2 Stunden und 20 Minuten Verspätung die Endstation Westerland auf Sylt.

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Wem bekannt ist, was die Fahrt im Deluxe-Abteil gekostet hat, kann sich denken, dass ich über die Verspätung gar nicht so besonders verärgert war. Die FGR-Erstattung erfolgt unkompliziert direkt durch RDC, mit dem mittleren dreistelligen Betrag ist die nächste Reise schon finanziert.
Der Aufenthalt auf Sylt fällt durch die Verspätung etwas kürzer aus, immerhin können wir noch kurz etwas Meeresluft schnuppern.

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Ein beliebtes Fotomotiv sind die grünen Reisenden Riesen des Künstlers Martin Wolke, die seit dem Jahr 2001 den Bahnhofsvorplatz von Westerland zieren. Das Bahnhofsgebäude steht unter Denkmalschutz, Westerland ist die nördlichste Bahnstation in Deutschland.

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Warum sind wir überhaupt bis Westerland gefahren, wenn wir dort gar nicht viel Zeit verbringen wollen? Nun, das war zum einen der Ehrgeiz, den Nachtexpress Konstanz-Westerland auf dem gesamten Laufweg zu befahren und zum anderen wollte ich das mit einer Mitfahrt mit dem Sylt Shuttle plus verbinden. Da macht uns nun leider der Lokführerstreik einen Strich durch die Rechnung, die D-Züge aufs Festland sind für den restlichen Tag auf Ausfall gesetzt.
Und so geht es nun eben mit einer Married Pair-Garnitur zurück über den Hindenburgdamm nach Niebüll.

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Als Übernachtungsstation haben wir ein in diesem Forum wahrscheinlich bekanntes Hotel in Dagebüll gewählt. Mit der neg fahren wir von Niebüll an die Küste. Meine Hoffnung auf den österreichischen Triebwagen, der noch in meinem Sammlung fehlt, wird allerdings enttäuscht, am neg-Bahnsteig steht ein 628er bereit.

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Die knapp 14 Kilometer lange Strecke führt durch das nordfriesische Marschland. Der Zug fährt bis zur Mole, wo es einen direkten Übergang zu den Fähren nach Föhr und Amrum gibt. Das übernächste Bild zeigt den mit Fluttoren verschließbaren Deichdurchlass.

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Zum Abschluss noch drei Bilder der Abendstimmung an Strand, Küste und Mole in Dagebüll.

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Und damit sind wir am Ende des ersten Teils angelangt. In den nächsten Tagen folgt der zweite Teil mit der Etappe von Dagebüll nach Thyborøn in Dänemark zur Lemvigbanen.


Viele Grüße und frohe Ostertage

Tobias

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Frage zum Nachtexpress

sflori, Montag, 01.04.2024, 15:16 (vor 45 Tagen) @ TD

Ah. Hier ohne DSOPAY. Sehr gut. Der ICE-Treff war schon immer ein Schnäppchen. :D

Noch eine Nachfrage: Wie gut war der Nachtexpress denn damals gebucht?
Ich kann mich noch an sehr gesalzene Preise erinnern.

Die Schlafwagen sehen großartig aus. Waren sie es auch?


Bye. Flo.

Frage zum Nachtexpress

TD, Montag, 01.04.2024, 18:26 (vor 45 Tagen) @ sflori

Ah. Hier ohne DSOPAY. Sehr gut. Der ICE-Treff war schon immer ein Schnäppchen. :D

Ja, hoffentlich spricht sich das nicht herum, dass sich so die Bezahlschranke umgehen lässt.

Noch eine Nachfrage: Wie gut war der Nachtexpress denn damals gebucht?
Ich kann mich noch an sehr gesalzene Preise erinnern.

Wenn ich mich recht erinnere, waren 4 Schlafwagenabteile direkt ab Konstanz gebucht, die Hälfte fuhr in den Urlaub nach Norden, die andere Hälfte war auf dem Heimweg aus dem Urlaub im Süden. Den Fahrgastwechsel unterwegs habe ich nicht mehr so verfolgt. Ich habe am Bahnhof eine Bekannte getroffen, die eigentlich tagsüber mit der DB nach Hamburg wollte und dann streikbedingt auf den Sitzwagen im NEX ausgewichen ist, da waren kurzfristig noch Plätze buchbar.

Die Schlafwagen sehen großartig aus. Waren sie es auch?

Im Deluxe-Abteil auf jeden Fall, das Abteil ist schon sehr geräumig und das Drumherum mit Begrüßungsgetränk, dem Frühstück und dem Bordservice hat einen guten Eindruck hinterlassen.

Viele Grüße

Tobias

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