Liebe Foristi,

da ich bisher noch wenig Berichte über den European Sleeper gesehen habe, möchte ich euch kurz auf meine Fahrt von Berlin nach Rotterdam und Brüssel Anfang August mitnehmen.

Die Tatsache, dass Brüssel von Berlin aus wieder im Nachtsprung erreichbar ist, führte schon frühzeitig zu Überlegungen, auf ein langes Wochenende in Brüssel. Ende Juni war dann absehbar, dass es passen würde und so versuchte ich mich an einer Buchung eines Doppelabteils im Schlafwagen. Leider war dieser schon komplett ausgebucht. Seitdem habe ich täglich versucht, einen stornierten Platz zu ergattern und als dann ein zweiter Waggon zur Buchung freigegeben wurde konnten wir zuschlagen.

Zwischenzeitlich hatten wir überlegt, dass auch Rotterdam ein spannendes Ziel wäre und so buchten wir uns ein Abteil Berlin – Rotterdam. Abfahrt 22:56 Uhr, Ankunft 07:27 Uhr, die Nacht könnte länger sein aber es passte soweit.

Am Vorabend erhielten wir dann eine Mail, in der wir darüber informiert wurden, dass etliche WCs nicht funktionieren und wir am Bahnhof vor Abfahrt ein WC aufsuchen sollten sowie, dass es nicht möglich sei, Geräte im Zug zu laden und man mit vollen Akkus den Zug besteigen solle. So wirklich vertrauenserregend war das nun nicht - aber gut, immerhin konnte man schlussfolgern, dass der Zug fährt und der Wagen wohl auch verfügbar ist.

Nach einem leckeren Abendessen beim Italiener machten wir uns auf den Weg zum Berliner Hauptbahnhof, den wir um kurz vor 22 Uhr erreichten. Bemerkenswert fanden wir, dass dort fast alles schon geschlossen war. Bei Vapiano durfte man immerhin bis 22:30 Uhr etwas trinken und als dort geschlossen wurde begaben wir uns auf den Bahnsteig. Dort wurde der Zug auf Gleis 14 auch als nächster Zug angezeigt und viele Fahrgäste warteten auf selbigen. Dann passierte erst einmal wenig.

Foto 1: Zugzielanzeiger am Berliner Hbf

Zur planmäßigen Abfahrtszeit passierte gar nichts. Blechelse informierte sinnloserweise alle paar Minuten, dass der RE7 nach Berlin-Friedrichstraße vom Nachbarbahnsteig 45 Minuten Verspätung hat. Bei uns nur Stille. Irgendwann lief dann ein Lauftext durch, dass sich die Bereitstellung um 15, dann 30 Minuten verspäten würde, Ansagen gab es weiterhin nicht.

Gute 20 Minuten nach der planmäßigen Abfahrtzeit verkündete dann Blechelse die Bereitstellung des ES nach Bruxelles-Midi. Informationen zur Wagenreihung gab es nicht. Und tatsächlich kam kurz darauf der Zug eingefahren. Die Wagenreihung war unsystematisch, die Schlafwagen im vorderen Drittel des Zuges waren dann schnell erkannt und wurden von uns geentert:

Foto 2 und 3: Unser Schlafwagen

Der erste Eindruck war etwas rustikal und auch von innen wirkte der Waggon schon ziemlich abgerockt. Das Abteil an sich war aber sauber, die Betten waren bezogen, es entsprach dem üblichen Schlafwagenstandard. Und sowohl das WC als auch die Steckdosen funktionierten!

Foto 4-6: Gang und Abteil des ES-Schlafwagens

Wir legten uns ob der späten Uhrzeit schnell hin, nach einem Weilchen kam dann noch der sehr nette Schlagwagenbetreuer, wir verzichteten ob der Uhrzeit auf das Freigetränk, der Zug rumpelte seinem Ziel entgegen und wir schliefen (mäßig gut) unserem Ziel entgegen.

Am nächsten Morgen wurden wir kurz hinter Amsterdam geweckt und mit Frühstück versorgt.

Foto 7: Frühstück im European Sleeper (Schlafwagen)

Das war jetzt nichts besonderes aber völlig in Ordnung und pünktlich um 7:27 Uhr erreichten wir den sehr sehenswerten Hauptbahnhof von Rotterdam. Im Tageslicht wirkte auch der Waggon etwas ansehnlicher als in der Nacht.

Foto 8: Waggon bei Tageslicht

Foto 9: Bahnhof Rotterdam

Rotterdam erwies sich in der Tat als sehr sehenswert. Und sehr spaßig die Fahrt mit dem Wassertaxi, welches ein On-Demand-Service auf dem Wasser ist mit sehr sportlicher Fahrtweise.

Foto 10: Wassertaxi Rotterdam

Am nächsten Tag ging es weiter mit dem IC nach Brüssel und am Folgetag mit ICE über Köln zurück nach Berlin. ICE Brüssel-Köln voll aber pünktlich. Unser Anschlusszug war auch pünktlich aber der ICE davor (mit 14 Wagen) ausgefallen, weshalb unser 8-Wagen-Zug dann doch extrem überfüllt war. Von der anstrengenden Rückfahrt abgesehen eine nette Fahrt.

Der Schlafwagen im European Sleeper hat die Erwartungen erfüllt, das Wagenmaterial ist aber schon sehr in die Jahre gekommen. Bei den nicht ganz günstigen Preisen, die European Sleeper aufruft ist das schon etwas grenzwertig.

Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick geben.

Allzeit gute Fahrt wünscht der
Armchair traveller