4-Tageskarte - und das Rätsel Deutsche Bahn (Reiseberichte)
Dank Kündigung der BC-KK muss ich so langsam meinen deutlich fünfstelligen Punktevorrat verbrauchen, also habe ich mir eine 4-Tageskarte aus dem Bonus-Programm geleistet ...
Es ging los am vergangenen Freitag mit dem ICE 991 von Mainz nach München-Pasing, damit auch erstmals über die neue SFS Stuttgart - Ulm. Faszinierend, wie man es schon auf dem Abschnitt von Wiesbaden bis Mainz schafft, zwei Minuten Verspätung einzufahren, noch faszinierender aber, dass es offenbar unmöglich ist, dies wieder aufzuholen ... Gut, in Mannheim hätte es fast geklappt, da stand aber eine Anschlussaufnahme im Weg, trotz neuer Schnellfahrstrecke war dann aber bis Pasing nichts mehr drin - ist der ICE 4 am Ende doch eine zu langsame Gurke? Von Pasing aus dann mit der S-Bahn zum Ostbahnhof, dort in die Bayerische Regiobahn in Richtung Salzburg - und siehe da, man kann pünktlich fahren, leider nur bis Rosenheim, dort lässt der Disponent die laut Fahrplan ausfallende Westbahn überholen, so dass selbst die schon üppige Standzeit nicht ausreicht und es mit 8 Minuten Verspätung wieder auf die Strecke geht, bis Freilassing pendelt sich das dann auf 6 bis 7 Minuten ein. Aber: Das motivierte Personal der BRB meldet den Anschluss nach Berchtesgaden vor, der eigentlich genau diese 7 Minuten beträgt - und der wird aufgenommen, auch wenn die Bahn mit eher unübersichtlicher Beschilderung den Gleiswechsel "interessant" gestaltet, da der Bahnhof in Freilassing umgebaut wird. Am Ende fährt die BRB S4 mit allen Umsteigern 3 Minuten zu spät ab, ist in Bad Reichenhall sogar schon wieder pünktlich, nur fehlt da der Gegenzug, am Ende sind es dann doch wieder die 3 Minuten Verspätung - bei 4 Minuten Wendezeit in Berchtesgaden echt sportlich.
In Berchtesgaden erlebt man dann aber, warum ÖPNV in Deutschland unattraktiv ist, der stündlich verkehrende Bus nach Schönau fährt erst eine gute Dreiviertelstunde später ... Spannend dann auch die Schifffahrt auf dem Königssee, trotz gebuchten Online-Tickets kann ich sofort mitfahren, aber nicht etwa, weil die so nett sind, sondern weil deren System Probleme macht, nun, mir soll es recht sein. Die Rückfahrt bis Freilassing ist unspektakulär, leider fehlt der 2083 als Gegenzug, der endete wohl vorzeitig in Freilassing - ein Glück, dass ich den in Berchtesgaden nicht abgewartet habe.
Am Tag 2 geht es weiter - und die Bahn zeigt, was sie nicht kann:
Wegen des Umbaus steht am Bahnsteig nur der nette Hinweis, dass man sich nach dem Aushangfahrplan richten solle. Blöd halt, dass der für den IC 1290 8:08 Uhr als Abfahrtszeit ausweist, obgleich der baustellenbedingt schon um 7:54 Uhr fährt. Gleichzeitig fehlt damit die Wagenreihung, die auch im Internet nicht abrufbar ist. Beim Einstieg in den Zug muss ich dann feststellen, dass ein anderer Wagentyp zum Einsatz kommt, der meine Platznummer gar nicht hat - prima DB, so macht man das ...
Kurz vor München geht dann die Zockelei los, am Ende sind es 8 Minuten Verspätung, obwohl der halbe Zug in den ICE 800 umsteigen will und der Anschluss vorgemeldet wird, kann der nicht warten, ich war der einzige Fahrgast, der den wenigstens noch gesehen hat. Also ab ins Reisezentrum - selbst umbuchen ist ja nicht mehr -, nach ungefähr 20 Minuten endlich dran, nur kann man die Reservierung nicht umbuchen, da der Folgezug ausgebucht ist; die Bahn kann es echt ...
Also den 508er geentert, als dessen Türen endlich freigegeben werden - und, da kriegt man echt die Krise, der wartet auf Anschlussreisende und verlässt München mit 5 Minuten Verspätung. Immerhin können wir auch hier die Verspätung reduzieren, aber mit absoluter Null geht es irgendwie nicht, gefühlt schleicht der ICE 4 aber auch hier wieder über die Strecken. Der Berliner Hbf, nun, wirklich übersichtlich ist der Weg vom Tiefbahnhof zum Hochbahnsteig nicht beschildert, fatal aber, dass der Hochbahnsteig absolut untauglich ist - bei etwa 30 Grad und stechender Sonne ist Schatten dort absolute Fehlanzeige.
Durch die Stunde Verspätung nun also statt ODEG-RE den PKP-EC - der wird kurzerhand auf das andere Gleis am selben Bahnsteig verlegt, Durchsagen, wofür brauchen wir das denn, die kommen erst, als der Zug schon abfahrbereit steht. Aber: Hallo DB, schau Dir mal an, wie Fernverkehr geht, da gibt es Abteile, jeder Fensterplatz hat Fenster, die Klimaanlage funktioniert sogar, obwohl ein Depp auf dem Gang ein Fenster gekippt hat und pünktlich kann man auch fahren - schade, dass es nur bis Frankfurt an der Oder geht ... wo ich natürlich auch mal die Brücke nach Polen überquere. Randnotiz: Man zeigt mir mal wieder, dass Berliner absolut unverschämte Menschen sind, ich stehe vor dem Platz, den ich einnehmen möchte, stelle meine Tasche gerade noch in die Gepäckablage, als sich eine ältere Frau flink wie ein Wiesel auf den Sitz drückt, obwohl die übrigen fünf Plätze noch frei sind, meine Reklamation wird geflissentlich ignoriert, am Ende hat die Glück, dass noch soviel Platz ist, das wäre sonst sehr unangenehm für die Dame geworden.
An Tag 3 geht es dann mit dem ODEG-RE zurück von Frankfurt an der Oder zunächst nach Berlin Hbf - trotz verspäteter Abfahrt am Ende pünktlich - allerdings bleibt es ein Rätsel, warum die Bahn die Reisenden unbedingt zum Hbf bringen will, wo doch ein Umstieg am Ostbahnhof ebenfalls möglich gewesen wäre, das könnte die teils drangvolle Enge am Hbf entzerren ... Immerhin kommt der ICE 793 pünktlich an und ist bis Frankfurt-Berkersheim auch pünktlich, aber dann beginnt "warten, warten, warten", irgendwie unlogisch, da wir später dann doch durchfahren, also nichts mit blockierter Streckenabschnitt, am Ende aber - wieder einmal - Verspätung von 8 Minuten.
Aber dann muss Regio zeigen, dass man es besser kann als der Fernverkehr ... Sicher, durch die Brückensperrung in Griesheim hat man es schwer, erklärt halt nur nicht, warum die abfahrbereite S 1 in Richtung Wiesbaden fünf Minuten am Bahnsteig steht und nur als Ölsardinen-Kurzzug fährt, obgleich an Sonntagen um diese Uhrzeit Vollzüge Standard sind. Die S 8 fällt dafür kommentarlos aus, die RB 10 - der Betreiber VIAS zeigt sich solidarisch - ebenso, so dass nach gut 20 Minuten dann wenigstens die S 9 die Chance verspricht, den Anschluss zum Stadtbus zu schaffen. Aber warum sollte die, mit dezenter Bummelei ohne erkennbaren Grund stehen am Ende erneut 8 Minuten Verspätung auf der Uhr, der Stadtbus ist natürlich über alle Berge, also mit Gepäck bei Hitze laufen, vielen Dank.
Der letzte Tag startet mit der ICE 712, der es pünktlich bis kurz vor Köln schafft - um dann mehrfach stehen zu bleiben und am Ende, man ahnt es schon, wieder 8 Minuten zu spät zu sein. Zum Glück ist die Umsteigezeit ausreichend und ich bekomme den 855 problemlos, ich will ja nur bis Wuppertal, aber pünktlich, sorry, das kann die Bahn nicht.
Allerdings weiß ich jetzt, wo die Bahn ihr Personal anwirbt oder wohin sie es abgibt: Das eigentliche Ziel, die Wuppertaler Schwebebahn, kann wegen eines defekten Wagens auf der Strecke nicht fahren - so wenigstens heißt es auf dem Laufband am Anzeiger, während oben die Restzeiten bis zur nächsten Abfahrt munter heruntergezählt werden, der Fahrgast kann sich jetzt also aussuchen, was er glauben möchte ... Im dritten Anlauf nach etwa einer Stunde schaffe ich es dann tatsächlich, mit der Schwebebahn zu fahren, schon ein besonderes Erlebnis.
Die nächste Station Köln erreiche ich prima, da ich den ICE aus Berlin, der gerade ankommt, einfach nutzen kann - der war schon etwa 40 Minuten zu spät -, bis Köln haben wir dann 50 Minuten Verspätung. Weiter mit der S 11, fragt sich nur wo, alle Anzeigetafeln sind mit verspäteten Zügen rappelvoll, das, was noch (pünktlich) fährt, ist kaum zu finden ... Ich finde noch rechtzeitig das Gleis, die paar Minuten Verspätung, schon fast nicht mehr nennenswert. Nach meiner Erledigung in Ossendorf zurück an der S-Bahn, kommt diese mit angezeigten 10 Minuten Verspätung, de facto sind das am Ende 12. Vom Hbf geht es dann in die Innenstadt, den Trip in den Kölner Süden streiche ich spontan, da wegen eines Unfalls am Barbarossaplatz die Straßenbahnen der KVG gerade nicht fahren können.
Einer Eingebung folgend schnappe ich nach der Innenstadttour den erstbesten Zug nach Messe/Deutz, da am Hbf noch immer die teils stundenlangen Verspätungen dominieren - und habe Glück, kurz darauf kommt der ICE nach München (ein 403er), nur pünktlich abfahren, wo kämen wir denn da hin. Immerhin bietet der etwas Abwechslung, denn kurz hinter Siegburg wechselt der ins Gegengleis und überholt in laufender Fahrt einen anderen ICE (ein 412er), der deutlich langsamer ist, erst um Montabaur geht es zurück ins normale Richtungsgleis. Gleichwohl hat der Zug es nicht eilig, von Tempo 300 bleiben wir weit entfernt, womit auch die 2 Minuten Verspätung bestehen bleiben.
In Fraflug dann ein sehr schneller Umstieg (4 Minuten, das soll mir erst mal jemand nachmachen, dabei bin ich nicht gerannt und das Laufband war defekt) zum Regiobahnhof, wo die S 9 sogar pünktlich ist - leider nur bis zum Abzweig Kostheim, da stehen wir erst mal wieder, bevor eingekreuzt werden kann, die Spannung wegen des Busanschlusses steigt schon wieder, am Ende werden es aber "nur" 4 Minuten.
Fazit:
Wirklich pünktliche Züge sind absolute Mangelware, am Ende war es genau ein Zug, der das geschafft hat, selbst nach Bahnstatistik waren das weit weniger als 50 % im Fernverkehr. Warum man den Anschluss in München nicht warten lassen konnte, was eine Stunde später ging, werde ich wohl nie verstehen. Ebenso unverständlich: Sonst bombardiert einen die Bahn mit Mails über Änderungen, hat man aber nur eine Reservierung, passiert genau gar nichts, ebenso gibt es keine Umbuchung.
Wirklich bedenklich war aber:
Ein großer Teil des Personals der DB war sichtlich demotiviert, noch schlimmer war aber, dass ich mich mehr als einmal gefragt habe, wofür ich eine Fahrkarte habe - auf diversen Strecken gab es während der Fahrten im Fernverkehr nur eine Kontrolle, einmal sogar gar keine, obgleich Zeit genug war, die Fahrgäste zu zählen ...