NL: Klimaticket funktioniert nicht, wäre evt kontraproduktiv (Allgemeines Forum)

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Freitag, 19.11.2021, 12:07 (vor 901 Tagen)
bearbeitet von Oscar (NL), Freitag, 19.11.2021, 12:07

Hallo ICE-Fans,

das Klimaticket der Österreicher ist hier in NL nicht unaufgemerkt geblieben. Treinreiziger (NL) berichtet.
Leider sind die Schlussfolgerungen bei uns nicht so positiv wie in AT, und meiner Meinung nach liegt das vor allem weil Andreas(AT) sich mehr klimabewusst ist als der eher neoliberale Jan(NL) der sich vor allem auf sein Auto verlässt.

Bei uns würde so ein Ticket pro Jahr 4000 Euro kosten. Die echten kosten sind fast das doppelte:

NS Altijd Vrij €   356/Monat
Metro/Tram/Bus €   306/Monat
               ----------- +
               €   662/Monat
                    12
               ----------- x
               € 7.944/Jahr

Weder diese Summe noch die Hälfte dieser wird Jan zusätzlich zu seinem Auto bezahlen. Denn auf das Auto verzichten kann Jan nicht, auch nicht wenn er neben einem Bahnhof wohnen würde. Denn die Reise, die Jan macht, führt oft zu einem Zielort, wo man die Öffis vergeblich sucht.

Die Funktion des öffentlichen Verkehrs hier in NL ist dann auch nicht eine Alternative zum Auto, sondern Entlastung des Strassennetzes. In der HVZ gibt es viel zu entlasten, abends und am Sonntag kaum.
In den Kommentaren wird behauptet, unsere Bahn sei zu langsam. Unsere Bahn ist nicht viel langsamer als die schweizer Bahn, dennoch reist Roger dreimal so viel Bahn wie Jan. Das ist also nur bedingt richtig. Denn ja, wenn Jan mit seinem Auto den Bahnhof erreicht und seine Reise per Bahn fortsetzt, braucht er mehr Zeit als wenn er die komplette Strecke mit dem Auto fahren würde. Dies in Gegensatz zu Otto, der mit seinem Volkswagen zum nächsten ICE-Bahnhof fährt und danach eine vdurch erzielt die sein VW nicht schafft.
Aber:
1. in NL halten die "IC"s zu oft, daher lohnt schneller fahren nicht
2. wenn man Halte auslässt, ist man zwar schneller unterwegs, dauert es aber auch länger, bevor man einen "access point" erreicht hat.

Sonstwo in den Kommentaren wird sogar behauptet, dass ein Klimaticket kontraproduktiv sei. Leute werden Reisen machen, die sie sonst nie machen würden. und solange der Strommix nicht 100%ig Öko ist und die Busse noch Diesel brauchen, ist "nicht reisen" immer noch besser fürs Klima als Benutzung von Bus & Bahn.


gruß,

Oscar (NL).

--
Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

NL: Klimaticket funktioniert nicht, wäre evt kontraproduktiv

Altmann, Freitag, 19.11.2021, 16:04 (vor 901 Tagen) @ Oscar (NL)

Ich denke, dass auch ein großer Unterschied in den geringen Entfernungen liegt. Quer durch Österreich mit Auto fahren ist doch mühsam ...

Und für die kurzen Entfernungen in den Niederlanden ist (auch dank gut ausgebautem Radnetz, angenehmem Klima und der Flachheit der Landschaft) auch das Fahrrad eine gute Alternative.


Sonstwo in den Kommentaren wird sogar behauptet, dass ein Klimaticket kontraproduktiv sei. Leute werden Reisen machen, die sie sonst nie machen würden. und solange der Strommix nicht 100%ig Öko ist und die Busse noch Diesel brauchen, ist "nicht reisen" immer noch besser fürs Klima als Benutzung von Bus & Bahn.

Teilweise sicher richtig. Allerdings glaube ich, dass der Durchschnitts-Käufer des Klimatickets (im Gegensatz zu J-C ;-)) wenig Spaßfahrten machen dürfte. Ja, kommt sicher vor, ist aber nicht so die Menge.

Vielmehr ist es aber wohl so, dass der Großteil der Klimaticket-Käufer bereits davor im Besitz eines (teureren) Tickets war (Strecken- oder Netzkarte), und somit kein "Neukunde" ist, sondern lediglich die Einnahmen der Bahnen durch den Umstieg zurückgehen.

Also mein Fazit: Wunder fürs Klima sollte man sich vom "Klimaticket" nicht erwarten.

gruß,

Oscar (NL).


Gruß zurück,


Gerry

NL: Klimaticket funktioniert nicht, wäre evt kontraproduktiv

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Freitag, 19.11.2021, 16:43 (vor 901 Tagen) @ Altmann

Hallo Altmann,

Ich denke, dass auch ein großer Unterschied in den geringen Entfernungen liegt. Quer durch Österreich mit Auto fahren ist doch mühsam ...

Scharnitz-Brenner, 74 km. Eindhoven-Utrecht ist länger... ;)
Wien-Bregenz ist selbstverständlich eine andere Geschichte (600 km)...

Und für die kurzen Entfernungen in den Niederlanden ist (auch dank gut ausgebautem Radnetz, angenehmem Klima und der Flachheit der Landschaft) auch das Fahrrad eine gute Alternative.

Wenn es nicht regnet.

Allerdings glaube ich, dass der Durchschnitts-Käufer des Klimatickets (im Gegensatz zu J-C ;-)) wenig Spaßfahrten machen dürfte. Ja, kommt sicher vor, ist aber nicht so die Menge.

Leider haben wir in NL nicht sowas wie "Fahrtziel Natur". Viele Natur(schutz)gebiete sind mit Bus & Bahn schwer zu erreichen. Wenn ich sehe, wieviele Autos am Eingang der Kampina, Strabrechtse Heide, Malpie oder Leenderbos stehen, dann gibt es durchaus Potential für Busverbindungen dorthin.
Na gut:
1. Kampina ist 20-30 Minuten Gehzeit vom Bahnhof Boxtel.
2. Strabrechtse Heide ist 20-30 Minuten Gehzeit vom Bahnhof Heeze.
3. Malpie ist 20-30 Minuten Gehzeit vom Marktplatz Valkenswaard; Bus 317/318 ab Eindhoven.
4. Leenderbos hat einen Nordosteingang; dieser ist erreichbar mit Bus 11 ab Eindhoven, Ausstieg Leende Valkenswaardseweg, nahe Autobahn, und man ist in wenigen Minuten da.
Man kann auch sagen: Jan ist nicht mit dem Busangebot bekannt.

Schwieriger sieht's aus mit Cartierheide, das ist 45 Minuten Gehzeit ab Hapert (Bus 319 ab Eindhoven).

Dafür haben wir dann aber "wandelen en fietsen met NS" sowie Knotennetzwerke für Radfahrer, Wanderer, Mountainbiker und Reiter.

Vielmehr ist es aber wohl so, dass der Großteil der Klimaticket-Käufer bereits davor im Besitz eines (teureren) Tickets war (Strecken- oder Netzkarte), und somit kein "Neukunde" ist, sondern lediglich die Einnahmen der Bahnen durch den Umstieg zurückgehen.

Sehe ich auch so.


gruß,

Oscar (NL).

--
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