Nach SchBAHNien - Französische Raserei (28 B) (Reiseberichte)
Hallo liebes Forum,
ich hole meinen Rückstand auf. ;)
Letztes Jahr im Februar galt es, einige Tage Überstunden abzubauen. Nach Abwägen der Optionen entschied ich mich für die verrückteste: per Zug nach Barcelona! :D
Ab München ist die Strecke übrigens bequem an einem Tag zu schaffen: Abfahrt morgens halb sieben, mittags um 12 Ankunft in Paris, zwei Stunden später ab Paris weiter und abends halb neun Ankunft in Barcelona. Doch ganz so einfach wollte ich mir die Sache nicht machen. ;)
Die genannte Verbindung nahm ich trotzdem. Wieder hatte ich zufällig in beiden Zügen für Wagen 6, Platz 103 reserviert – verrückt.^^ Ich verließ München also am 16.02.17 um 6:23 Uhr im TGV9576. Vor Augsburg konnte man ganz kurz die Alpen erkennen (zumindest wenn man weiß, dass sie da stehen^^). Kurz vor Ulm ging endlich die Sonne auf. In Stuttgart hatten wir 15 min Aufenthalt, um von einem ICE aus München überholt zu werden – der Frexot soll DB Fv ja nicht zu sehr Konkurrenz machen. ;) Weiter ging es über Bruchsal. Die Auslastung ließ zu wünschen übrig, zwischen Ulm und Stuttgart erreichte sie im Oberdeck mit 2/3 (wenn’s hoch kommt) schon ihren Höchstwert, hinter Strasbourg waren es sogar unter 40 %.
Nach pünktlicher Ankunft in Strasbourg hieß es, dass wir auf einen zweiten Zugteil warten müssen und deshalb 15 min Verspätung erhalten würden. Wieder mal ein Beweis: Verspätung kann nicht nur die DB, es kochen alle bloß mit Wasser.^^ Mit exakt 15 min Verspätung ging es dann weiter, zwischen Strasbourg und Paris fast ununterbrochen Tempo 300 – 320. Die DB könnte so wahrscheinlich halbe Stunde Verspätung aufholen.^^ Bei der SNCF waren’s nur 2 min, Ankunft in Paris mit + 13. Groß tragisch war das freilich nicht, ich möchte nur protokollieren, nicht meckern. ;) Da die Fahrt nur Richtung Westen führte, gab es landschaftlich keine großartige Veränderung. Imposant war’s natürlich trotzdem, v a die Durchquerung des Schlechtwettergebietes am Anfang. ;)
1 Dass der TGV einen Pfeiler in die Fresse bekommen hat, ist meiner Laune zu dieser Tageszeit geschuldet. Sorry…
2 Sonnenaufgang kurz vor Ulm
3 Auf der Rennbahn Richtung Bruchsal
4 Hier laufen noch die letzten Arbeiten für die Verlängerung der Tram nach Kehl
5 Pause in Strasbourg
6 Raserei bei Mistwetter ist auch eindrucksvoll
7 Beweisbild
8 Da ist der Übeltäter, der rechte war mein Zugteil
9 Völkerfreundschaft
10 Bahnhofsvorplatz des Gare de l’Est
Damit es schneller ging, hatte ich das Métro-Ticket schon kurz hinter Augsburg im Bordbistro gekauft. Hinweis für Sparfüchse: das kostet zwar 30 ct Aufschlag (2,20 € statt 1,90 €), aber dafür spart man sich die Warteschlange in Paris-Est (die nicht zu unterschätzen ist, wenn gerade eine Doppeltraktion Duplex 1.000 Menschen in den Bahnhof gespien hat). An Bord können keine Tagestickets gekauft werden, nur Einzelfahrscheine.
Also fuhr ich gleich mit der Métro 5 bis zum Gare d’Austerlitz. Eine Station vorher, Quai de Bercy, wäre etwas näher an meinem Ziel gewesen, doch da ich Zeit hatte, wollte ich die Seine per Métro überqueren. Dabei hat man einen schönen Ausblick auf das Ufer & die Notre-Dame – ich meine, ich hätte das letzte Mal auch ganz kurz den Eiffelturm erspähen können, diesmal ist mir das leider nicht geglückt. Vom Gare d’Austerlitz lief ich zu Fuß über die Straßenbrücke wieder zurück ans andere Ufer und zum nahen Gare de Lyon. Trotz der kleinen Verspätung und meines gemächlichen Tempos hatte ich noch eine Stunde Wartezeit. Ich wage zu behaupten, dass man mit Ortskenntnis & schon vorhandenem Métro-Ticket den Umstieg notfalls binnen 30 min schaffen kann.
11 Überquerung der Seine
12 Das Seine-Ufer im Detail
13 Die Métro an der Station Gare d’Austerlitz
14 Die Métro-Brücke über die Seine
15 Bahnhofsvorplatz vom Gare de Lyon
16 Das Bahnhofsgebäude
17 Die Haupthalle. Die TGVs fahren vom Flügelbahnhof links
Als 20 min vor der planmäßigen Abfahrtszeit das Gleis bekannt gegeben wurde, waberte eine gigantische Menschentraube mit einer Stärke von über 1.000 auf den Bahnsteig, um die Dotra Duplex zu entern. So ein voller TGV ist übrigens wesentlich enger und unbequemer als ein voller ICE. Keine 10 km hinterm Gare de Lyon beginnt bereits die Rennbahn, der Zug beschleunigte quasi aus dem Stand auf Tempo 300 – können wir das bitte für Köln übernehmen? :D Mit durchweg 300 Sachen ging es Richtung Süden, ab der Umfahrung von Lyon (richtig, es gibt eine Umfahrung für die drittgrößte Stadt des Landes^^) zog der Zug nochmal an auf Tempo 320. Selbst nach einem kurzen Gang aufs WC ist schon die Veränderung der Landschaft erkennbar, es wird sichtlich mediterraner. Der erste Zwischenhalt in Valence war schon deutlich südlich von Lyon. Danach ging es weiter entlang der Alpen. Kurz vor dem Mittelmeer endet die Rennbahn, der Geschwindigkeitsrausch war vorbei. Die Überleitung auf die Altstrecke führt durch eine beeindruckende felsige Landschaft in mediterraner Flora.
Alle Halte dauerten 3 min, was aber keinen Raucher davon abhielt, direkt an den Türen Selbstzerstörung zu machen. Am Ende gab es jedes Mal eine Ansage, dass der Zug jetzt abfahrbereit ist, Vorsicht beim Schließen der Türen, und diverses weiteres Gedöns, was nicht nur durch die Zweisprachigkeit ziemlich langwierig war. Sämtliche Ansagen waren auch im hinteren Zugteil auf Französisch und Spanisch, nicht aber auf Englisch oder Katalanisch.
Ab Nîmes ging es gen Westen über die Bestandsstrecke weiter. Vor Montpellier war die neue Rennbahn-Umfahrung zu sehen (Countournement de Nîmes et Montpellier), die eigentlich letzten Oktober fertig werden und die Fahrt um weitere 20 min verkürzen sollte. Baulich ist die Strecke zwar inzwischen fertiggestellt, doch solange der Ersatzbahnhof für Nîmes auf der grünen Wiese nicht fertig gebaut ist, rasen dort noch keine TGVs lang. In Sète mit einer interessanten Klappbrücke fuhr der TGV ohne Halt durch. Ebenfalls ohne Halt wurde Béziers durchquert, wo sich eine schöne Kathedrale am Ufer des Flusses erhebt. Hinter Narbonne war die Landschaft dann geprägt von dutzenden Étangs, kleinen flachen Teichen, in denen sich bald die untergehende Sonne spiegelte.
Die Auslastung meines Wagens war bis Valence 100 %, dann 90 %, ab Nîmes 80 %, ab Montpellier 60 % und ab Narbonne noch 40 %. Hinter Valence gab es so gut wie keine Zusteiger mehr, da der teure TGV ja auf der Bestandsstrecke kaum schneller ist. Nach 5 h Fahrzeit wurde pünktlich um 19:08 Perpigan erreicht, der letzte Halt vor der spanischen Grenze.
Ich fand, ich war genug gefahren für heute.^^ Bis hierhin waren es (ohne Métro) 1.751 km (davon 404 km in DE) in 10 h, 43 min, davon 42 min für Zwischenhalte.
18 Raserei durch die französische Pampa
19 Wiedersehen mit den Alpen
20 Die Landschaft und die Orte wirken schon mediterran, schließlich nähern wir uns dem Ende der Rennbahn
21 Überquerung der Rhône
22 In herrlicher Landschaft mündet die Rennbahn in die Bestandsstrecke, im Hintergrund schimmert das Mittelmeer. Wir sind noch keine 3 h unterwegs seit Paris
23 Hier entsteht eine neue Rennbahn, die irgendwann die Reise um 20 min verkürzen soll
24 Leider schon mein bestes Bild der Klappbrücke in Sète
25 Die Kathedrale von Béziers
26 Auf beiden Seiten der Linie erstrecken sich sog. Etangs
27 Sonnenuntergang hinter den Etangs
28 Der vordere, rechte Zugteil fährt gleich weiter nach Barcelona. Ich nicht.
Es geht gleich weiter.
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Was Du suchst, ist in Dir. Ansonsten ist es im Kühlschrank. Oder in der Kekspackung. :)