Spekulatius zur Ursache des Rastatter Tunneleibruchs (Allgemeines Forum)

Hustensaft, Dienstag, 22.08.2017, 17:26 (vor 2441 Tagen)

Manchmal haben ältere Jahrgänge einen Vorteil: Sie erinnern sich an Dinge, die passiert sind, als viele heute Jüngere noch gar nicht geboren waren ...

Anfang/Mitte der 1980er baute man in Frankfurt eine Mainunterquerung für die A-Strecke der U-Bahn. Auch dort kam die Vereisungsmethode zum Einsatz - und auch dort hatte man anfangs massive Probleme. Zunächst war der Grundwasserstrom weitaus stärker als erwartet, außerdem war die Wassertemperatur weit höher als angenommen. Man musste damals zusätzliche Vereisungslanzen bohren und die Kühlung verstärken.

Die Parallelen zu Rastatt drängen sich nahezu auf: Hier verhältnismäßig nah an der Flusssohle, dort an der Oberfläche. In beiden Fällen war mit Wasser gerechnet worden, in beiden Fällen hat man sich aber in der Menge getäuscht. Wobei in Rastatt ein Problem hinzu kommt, dass es in Frankfurt nicht gab: Unter dem Main dürften sich die Temperaturschwankungen in sehr engen Grenzen gehalten haben, wenige Meter unter der Oberfläche dürfte sommerliche Hitze mehr bewirken können. Gleiches gilt für Niederschläge: Unter dem Main hatte man ohnehin Wasser, aber in Rastatt können heftige Gewitterschauer und/oder längere Niederschläge - davon gab es mehr als genug - ein "aufweichen" des Eispanzers bewirken. Wer sich im alpinen Raum etwas auskennt (dazu gibt es übrigens im Klimahaus in Bremerhaven eine sehr eindrucksvolle Installation) weiß, dass die Verbindung aus "aufweichen" vorher gefrorenen Bodens in Verbindung mit lockerem Gestein - und das steht im Baustellenbereich in Rastatt an - zu fatalen Folgen (in den Bergen Felsstürze, hier wissen wir, was passiert ist) führt.

Von daher stelle ich mal die freche These auf, dass es Probleme mit der Vereisung gab - und eigentlich nur zu klären ist, warum der Eispanzer eingebrochen ist, wobei Niederschläge, Außentemperaturen, technische Defekte, unzureichende Überwachung, zu schneller Vortrieb und noch andere Dinge mehr (am wahrscheinlichsten erscheint eine Kombination mehrerer Komponenten) beigetragen haben dürften.

Bitte alle Rheinbahn-Tunnel Themen zusammenführen und

MF_5289, Dienstag, 22.08.2017, 17:52 (vor 2441 Tagen) @ Hustensaft

evtl anpinnen, bis die Sache erledigt ist. Es gibt mittlerweile min 11 Themenbäume. Das macht das Suchen nach anderen Themen ein wenig schwieriger, auch wenn die Themen eingeklappt sind..

Spekulatius zur Ursache des Rastatter Tunneleibruchs

ICE2020, Dienstag, 22.08.2017, 18:12 (vor 2441 Tagen) @ Hustensaft

Anfang/Mitte der 1980er baute man in Frankfurt eine Mainunterquerung für die A-Strecke der U-Bahn. Auch dort kam die Vereisungsmethode zum Einsatz - und auch dort hatte man anfangs massive Probleme. Zunächst war der Grundwasserstrom weitaus stärker als erwartet, außerdem war die Wassertemperatur weit höher als angenommen. Man musste damals zusätzliche Vereisungslanzen bohren und die Kühlung verstärken.

Ich stelle die These auf, dass sich in den 30 Jahren seit dem Zwischenfall in Frankfurt Tunnelbaumethoden deutlich weiter entwickelt haben, und dass – unabhängig davon – eine Ferndiagnose von Nicht-Experten in einem Internetforum schlichtweg Quatsch ist.

Spekulatius zur Ursache des Rastatter Tunneleibruchs

GibmirZucker, Dienstag, 22.08.2017, 19:27 (vor 2440 Tagen) @ ICE2020

eine Ferndiagnose von Nicht-Experten in einem Internetforum schlichtweg Quatsch ist.

Nachdem die Vollexperten vom planenden Ingenieur über die Zulassungstellen wohl bis zum Vorarbeiter vor Ort derart geschlampt haben, dass ein nicht mal besonders komplizertes Tunnelbauwerk einsackt und die Sperrung verursacht, sind meine Ohren offen für die Thesen von Nichtexperten aus der Ferne. Manchmal sehen 2 Augen eben mehr als 400.

Spekulatius zur Ursache des Rastatter Tunneleibruchs

ICE2020, Dienstag, 22.08.2017, 19:59 (vor 2440 Tagen) @ GibmirZucker

Nachdem die Vollexperten vom planenden Ingenieur über die Zulassungstellen wohl bis zum Vorarbeiter vor Ort derart geschlampt haben, dass ein nicht mal besonders komplizertes Tunnelbauwerk einsackt und die Sperrung verursacht, sind meine Ohren offen für die Thesen von Nichtexperten aus der Ferne. Manchmal sehen 2 Augen eben mehr als 400.

Es ist ja völlig offensichtlich, dass dort etwas extrem schief gelaufen ist. Das ist der einfache Teil. Die genauen Ursachen zu erforschen, scheint mir dann doch ungleich komplexer. Würdest Du, wenn es bei einer Operation zu schweren Komplikationen kommt, einen Nicht-Mediziner mit der Ursachenforschung beauftragen und dann am besten auch noch aus der Ferne, ohne dass der Patient auch nur gesehen wurde?

Spekulatius zur Ursache des Rastatter Tunneleibruchs

Hustensaft, Mittwoch, 23.08.2017, 07:17 (vor 2440 Tagen) @ ICE2020

Und es ist schon spannend, wie sich hier bestimmte Leute anmaßen zu wissen, welche Kenntnisse andere Forenteilnehmer haben. Eines hat sich aber bestimmt verändert: Die Umgangsformen, wie hier bewiesen wurde.

Es war doch ein Tübbing, nicht das Eis?

Alphorn (CH), Dienstag, 22.08.2017, 21:14 (vor 2440 Tagen) @ Hustensaft

Von daher stelle ich mal die freche These auf, dass es Probleme mit der Vereisung gab

Laut bisherigen Informationen ist nicht die vereiste Stelle eingebrochen, sondern ein Tübbing (Stabilisierungsring) weiter hinten. Der sollte doch halten, egal ob das Erdreich darüber vereist ist oder nicht.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

arno50, Dienstag, 22.08.2017, 22:32 (vor 2440 Tagen) @ Alphorn (CH)
bearbeitet von arno50, Dienstag, 22.08.2017, 22:35

Auffällig ist das Ausblenden dieser "Verkehrskatastrophe" in der Öffentlichekeit. MW. wurde erstmals gestern im DLF in den Wirtschaftsnachrichten dies kurz kommentiert.

Meine persönliche Erfahrung ist, dass selbst Bauingenieure, die im Tiefbau tätig sind das nicht mitbekommen haben, weil es kaum in den Nachrichten schon gar nicht an vorderster Stelle kommuniziert wurde.

Der Öffentlichkeit sollen Hiobsnachrichte wohl nur dosiert verabreicht werden.

Unsere Politische Führung, die sonst europamanisch sich darstellt glänzt bei Computerspielern statt an in direktem Gespräch mit dem verehrten Macron das Problem der europaweiten Bahnvernetzung und Kompatibilität z.B. bei der linksreinischen Strecke zu ventilieren und eine Umleitung über Basel Strasburg o.ä. zu besprechen.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Benjamin.Keller, Mittwoch, 23.08.2017, 00:22 (vor 2440 Tagen) @ arno50

Der Öffentlichkeit sollen Hiobsnachrichte wohl nur dosiert verabreicht werden.

Is klar. Die Bundesregierung steuert unsere Medienwelt^^

Unsere Politische Führung, die sonst europamanisch sich darstellt glänzt bei Computerspielern statt an in direktem Gespräch mit dem verehrten Macron das Problem der europaweiten Bahnvernetzung und Kompatibilität z.B. bei der linksreinischen Strecke zu ventilieren und eine Umleitung über Basel Strasburg o.ä. zu besprechen.

Es gibt wahrscheinlich deutlich mehr Leute, die sich mit dem Thema Computerspiele beschäftigen als Leute von eine Bahnsperrung im tiefsten Süddeutschland (aus norddeutscher Sicht eigentlich schon fast in der Schweiz, jedenfalls sprechen die da so ähnlich) betroffen sind.
Ich will die Bedeutung nicht relativieren, und glaube was das Thema Umleiterstrecken angeht ist zu diskutieren, aber das ist eher Bauch der Maschine als Seite 1-News.

Komisch,

Junior, Mittwoch, 23.08.2017, 07:21 (vor 2440 Tagen) @ arno50

ich habe z.B. schon mehrfach in der Tagesschau Berichte dazu gesehen.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

ICE2020, Mittwoch, 23.08.2017, 12:43 (vor 2440 Tagen) @ arno50

Auffällig ist das Ausblenden dieser "Verkehrskatastrophe" in der Öffentlichekeit. MW. wurde erstmals gestern im DLF in den Wirtschaftsnachrichten dies kurz kommentiert.

Blöd nur für das "Ausblenden", dass eine vielbefahrene Fernverkehsstrecke und damit tausende Reisende pro Tag betroffen sind. Dementsprechend groß wurde auch bei FAZ.NET, SZ.de und weiteren Medien, inklusive Tagesschau, berichtet. Aber jedem seine Verschwörungstheorie...

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

arno50, Mittwoch, 23.08.2017, 21:47 (vor 2439 Tagen) @ ICE2020
bearbeitet von arno50, Mittwoch, 23.08.2017, 21:49

Wann hat sich der zuständige Verkehrsminister öffentlich zu dem Problem des Güterverkehrs mit Millionenschäden und mangelnden Ersatzstrecken erstmals geäussert?
Ich glaube nicht, dass der Tunneleinbruch auf Grund einer Verschwörung stattfand.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Frank Augsburg, Ansbach, Donnerstag, 24.08.2017, 08:27 (vor 2439 Tagen) @ arno50

Wann hat sich der zuständige Verkehrsminister öffentlich zu dem Problem des Güterverkehrs mit Millionenschäden und mangelnden Ersatzstrecken erstmals geäussert?

Gumoing,

ich würde es sehr begrüßen, wenn der zuständige Verkehrsminister die Futterluke geschlossen hält. Am besten zu allen Themen. Selbst auf das Stichwort "Marienkäfer" käme von dem nur geistiger [...].

Beste Grüße
vom Frank

...Tunneleinbruch infolge Verschwörung - interessante Theorie übrigens.

--
"Die Ferne ist ein schöner Ort,
doch wenn ich da bin, ist sie fort.
Die Ferne ist wo ich nicht bin,
ich geh und geh und komm nicht hin."

(Silly, mit der leider viel zu früh verstorbenen Tamara Danz)

Unser VM ist zu stark eingspannt

MF_5289, Donnerstag, 24.08.2017, 08:49 (vor 2439 Tagen) @ arno50
bearbeitet von MF_5289, Donnerstag, 24.08.2017, 08:49

Er muss schließlich die "Diesel-Kuh" vom Eis holen und wieder in das Melkkarussell zurückbringen.

Da hat er für andere Themen keinen Kopf, weil er ja auch noch eine renitente Ministerkollegin im Umweltministerium hat, die sich erdreistet eine einge Meinung zu vertreten und die Lobbyarbeit im Verkehrsminsterium damit torpediert.

Da kann man nicht noch ein Lamento über den Tunneleinsturz anstimmen. Das müssen dann andere im Rahmen der Unterstützung übernehmen.

Außerdem ist zusätzlich noch Wahlkampf....

Es war doch ein Tübbing, nicht das Eis?

Henrik, Dienstag, 22.08.2017, 22:35 (vor 2440 Tagen) @ Alphorn (CH)
bearbeitet von Henrik, Dienstag, 22.08.2017, 22:36

Von daher stelle ich mal die freche These auf, dass es Probleme mit der Vereisung gab

Laut bisherigen Informationen ist nicht die vereiste Stelle eingebrochen, sondern ein Tübbing (Stabilisierungsring) weiter hinten. Der sollte doch halten, egal ob das Erdreich darüber vereist ist oder nicht.

sollte.. kommt aber durchaus vor, nicht so verwunderlich (vor allem gar kein Anzeichen für Schlamperei) - gabs beim Elbtunnel ebenso.
Wo soll das Wasser..... naja, vielmehr das Erdreich hergekommen sein, wenn nicht von der vereisten Stelle?
Nach welchen bisherigen Informationen soll es nicht von dort gekommen sein?

Die These, dass es mit der Vereisung zu tun haben könnte, klingt nun so frech nicht wirklich,
erscheint zunächst einmal recht naheliegend, also äußerst plump & billig, s.o.
fragt sich dann eben nur, was mit der Vereisung denn nun nicht geklappt haben soll, denn die Temperatursensoren zeigten ja keinerlei Probleme auf. so trivial scheints also nich zu sein.

nun is ja nich so, dass dieses Verfahren zum ersten Mal angewendet wurde und der Boden alles andere als solide ist.. ;)
da is dann natürlich klar, dass die Besserwisser sogleich daherkommen und es als einzigste richtig wissen. :D
..welche atemberaubender Vorteil aber auch ;) :D

--

Tunnel Rastatt – Der Tunnelvortrieb & Spezialverfahren
https://www.youtube.com/channel/UC5wbaRDL5HeyQdFuKcQ8s8w?spfreload=10

Es war doch ein Tübbing, nicht das Eis?

Alphorn (CH), Dienstag, 22.08.2017, 22:59 (vor 2440 Tagen) @ Henrik

Wo soll das Wasser..... naja, vielmehr das Erdreich hergekommen sein, wenn nicht von der vereisten Stelle?

Ich hatte mir vorgestellt, dass nur ein kleiner Bereich vor dem Schild der TBM vereist wird. Aber ist wohl einfacher, gleich alles zu vereisen. Also könnte ein noch vereister Bereich eingebrochen sein - aber entscheidenderweise kein Bereich, wo Vereisung noch nötig war.

Nach welchen bisherigen Informationen soll es nicht von dort gekommen sein?

Ich habe die Aussage in meinem Artikel verlinkt.

Es war doch ein Tübbing, nicht das Eis?

Henrik, Dienstag, 22.08.2017, 23:50 (vor 2440 Tagen) @ Alphorn (CH)

Wo soll das Wasser..... naja, vielmehr das Erdreich hergekommen sein, wenn nicht von der vereisten Stelle?

Ich hatte mir vorgestellt, dass nur ein kleiner Bereich vor dem Schild der TBM vereist wird. Aber ist wohl einfacher, gleich alles zu vereisen.

haha.. nee, und das hat mit "einfacher" auch nichts zu tun, vgl. Video.

Also könnte ein noch vereister Bereich eingebrochen sein - aber entscheidenderweise kein Bereich, wo Vereisung noch nötig war.

es war Vereisung noch weiter nötig, vgl. Video.

ansonsten könnte sehr sehr sehr viel, ja.

Nach welchen bisherigen Informationen soll es nicht von dort gekommen sein?

Ich habe die Aussage in meinem Artikel verlinkt.

dort gab es weder Informationen noch war von derlei dort überhaupt die Rede.

Es war doch ein Tübbing, nicht das Eis?

Hustensaft, Mittwoch, 23.08.2017, 07:19 (vor 2440 Tagen) @ Alphorn (CH)

Das ist kein Widerspruch: Beim Abbau des Eises entsteht, je nach Verlauf, ein enormer Druck - auch damit hatte man in Frankfurt zu kämpfen, an einigen Stellen hat es den Tunnel deutlich deformiert. Es ist eben kein reines "abtauen" ...

Spekulatius zur Ursache des Rastatter Tunneleibruchs

Colaholiker, Frankfurt / Hildesheim, Mittwoch, 23.08.2017, 08:35 (vor 2440 Tagen) @ Hustensaft
bearbeitet von Colaholiker, Mittwoch, 23.08.2017, 08:37

Anfang/Mitte der 1980er baute man in Frankfurt eine Mainunterquerung für die A-Strecke der U-Bahn.

Die Bauarbeiten begannen in den späten 70ern, die Eröffnung war 1984. *klugscheiß* :-P

Auch dort kam die Vereisungsmethode zum Einsatz - und auch dort hatte man anfangs massive Probleme. Zunächst war der Grundwasserstrom weitaus stärker als erwartet, außerdem war die Wassertemperatur weit höher als angenommen. Man musste damals zusätzliche Vereisungslanzen bohren und die Kühlung verstärken.

Allerdings kam dort eine andere Vortriebsweise zum Einsatz. Es wurde händisch ausgebrochen und mit Spritzbeton stabilisiert. Tunnelbohrmaschinen und Tübbinge (die ja prinzipiell Einzelteile sind, anders als eine kontinuierlich vor Ort eingebrachte Stahlbetonschale) gab es dort nicht.

Ich möchte nicht abstreiten, daß es Probleme mit der Vereisung in Rastatt gegeben haben kann, allerdings gibt es neben den Gemeinsamkeiten dieser Baustelle auch zu viele Unterschiede, als daß ich sagen würde "jo, das isses!".

Schon zu Fuß durch besagten Tunnel gelaufen seiende Grüße,
der Colaholiker

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