Ein dreifacher Endbahnhof (45 Bilder), Teil 1 (Reiseberichte)
So, nachdem ich gerade beim Kopieren der Betreffzeile den bis anhin fehlenden zweiten Buchstaben der Betreffzeile ergänzt habe, kann es losgehen.
Tach!
Drei Linien enden hier. Der Bummelzug aus dem schönen Tessin, der Eilzug vom Pappmachéschloß und der Eilzug aus der fernen Metropole der Niederlausitz. Richtig: Der einzige Bahnhof, auf den das zutrifft, heißt Wismar. Und wenig verwunderlich heißt die dazugehörige Stadt auch so. Wir sind heute also in Mecklenburg zu Gast, ich war es schon am 14. August 2014.
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1 Beginnen wir mit einer Übersichtskarte.
2 Außenansicht. 442 356 hat Wismar erreicht und darf sich 90 Minuten lang von der anstrengenden Fahrt erholen, ehe es auf die einundsechzigminütige Rückreise nach Ludwigslust geht.
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Am 10. Mai 1846 erteilte Großherzog Friedrich Franz II. die Konzession für eine Eisenbahn. Sie schloß in Hagenow an die Strecke Berlin - Hamburg an und sollte sein Land erschließen mit Endstationen in Wismar, Güstrow und Rostock. Am 1. Mai 1847 war der Abschnitt bis Schwerin fertig, seit dem 12. Juli 1848 besteht Betrieb bis Wismar. Die in Bad Kleinen abzweigende Strecke nach Rostock mit dem Abzweig von Bützow nach Güstrow wurde am 12. Mai 1850 eröffnet, die interessieren und hier und jetzt aber nicht weiter.
Seit dem 30. Mai 1987 besteht elektrischer Betrieb in Wismar, südwärts erreichte der Fahrdraht im September bei Wittenberge das linke Elbufer, bis dahin bestend die einzige Verbindung zum übrigen elektrischen Netz über die Bahnstrecke von Bad Kleinen ostwärts. Der Abschnitt Wismar - Bad Kleinen ist eingleisig.
Im Personenverkehr sind in Wismar die Deutsche Bahn und die neue Ostdeutsche Eisenbahn aktiv. Letztere betreibt den hier zweistündlichen RE 2 nach Schwerin, Wittenberge, Berlin und Cottbus (Baureihe 445). Die DB betreibt den RE nach Schwerin - Ludwigslust (Baureihe 442) sowie die Regionalbahn über Rostock nach Tessin (Baureihe 642), auf dieser fährt Personal der Rostocker Straßenbahn.
Die Bahnstrecke nach Rostock wurde durch die zu Lenz gehörende Wismar-Rostocker Eisenbahn-Gesellschaft gebaut und bis zur Verstaatlichung 1890 betrieben. Die Eröffnung erfolgte 1883 in zwei Abschnitten: 27. Juli Rostock - Bad Doberan, Wismar wurde am 22. Dezember erreicht. Ende der 90er wurde die Strecke komplett modernisiert, die Infrastruktur auf die Belange des stündlichen Regionalverkehrs (Verstärker Bad Doberan - Rostock) ausgelegt. Wenn nun die Strecke Wismar - Bad Kleinen nicht zur Verfügung steht, müssen zur Abwicklung des Güterverkehrs nach Wismar einzelne Regionalzüge ausfallen.
Von der Rostocker Strecke zweigte in Hornstorf die Bahnstrecke über Blankenberg (Strecke Schwerin - Rostock) nach Karow ab. Bauherrin war die Wismar-Karower Eisenbahngesellschaft, auch hier war Lenz mit von der Partie. Am 14. November 1887 war Eröffnung, schon 1890 erfolgte die Verstaatlichung.
Mittlerweile ist die Strecke großteils außer Betrieb. Der Reiseverkehr endete zwischen Sternberg und Karow am 1. Juni 1996 und zwei Jahre später auf der Teilstrecke Hornstorf - Sternberg, nämlich am 28. Mai 1998. Zwischen Blankenberg und Dabel besteht noch Güterverkehr, der Rest der Strecke ist stillgelegt.
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Wismar selbst war einstmals eines der bedeutendsten Mitglieder der Hanse. Nach deren Ende verlor die Stadt an Bedeutung, erst im 19. Jahrhundert wuchs sie über die mittelalterlichen Grenzen hinaus. 1648 kam es an Schweden und wurde zur Festung ausgebaut. 1803 verpfändete es der klamme König für 100 Jahre an Mecklenburg-Schwerin. Am 20. Juni 1903 verzichtete Schweden vertraglich auf die Rückgabe. Damals hatte eine Warenhauskette schon zahlreiche Filialen. Ihr erstes Geschäft hatte Rudolph Karstadt am 14. Mai 1881 in Wismar eröffnet. Daneben bestand von 1894 bis 1947 die Waggonfabrik, bekannt vor allem durch die Wismarer Schienenbusse. Seit 2002 ist die Stadt Unesco-Weltkulturerbe. Man ist als Besucher also nie allein.
Wir wollen nachfolgend auf dem Bahnhof und in der Stadt umsehen. Details zu den Sehenswürdigkeiten findet ihr, so ihr drin seid, im Netz. Ich lasse da weitgehend die Bilder sprechen.
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Geht gleich weiter. Wer sich die Bilder nicht anschaut, versäumt nur wenig mehr als die Bildtexte.