Ein dreifacher Endbahnhof (45 Bilder), Teil 1 (Reiseberichte)

Sören Heise, Region Hannover, Samstag, 27.06.2015, 19:09 (vor 3246 Tagen)
bearbeitet von Sören Heise, Samstag, 27.06.2015, 19:10

So, nachdem ich gerade beim Kopieren der Betreffzeile den bis anhin fehlenden zweiten Buchstaben der Betreffzeile ergänzt habe, kann es losgehen.


Tach!

Drei Linien enden hier. Der Bummelzug aus dem schönen Tessin, der Eilzug vom Pappmachéschloß und der Eilzug aus der fernen Metropole der Niederlausitz. Richtig: Der einzige Bahnhof, auf den das zutrifft, heißt Wismar. Und wenig verwunderlich heißt die dazugehörige Stadt auch so. Wir sind heute also in Mecklenburg zu Gast, ich war es schon am 14. August 2014.


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1 Beginnen wir mit einer Übersichtskarte.


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2 Außenansicht. 442 356 hat Wismar erreicht und darf sich 90 Minuten lang von der anstrengenden Fahrt erholen, ehe es auf die einundsechzigminütige Rückreise nach Ludwigslust geht.


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Am 10. Mai 1846 erteilte Großherzog Friedrich Franz II. die Konzession für eine Eisenbahn. Sie schloß in Hagenow an die Strecke Berlin - Hamburg an und sollte sein Land erschließen mit Endstationen in Wismar, Güstrow und Rostock. Am 1. Mai 1847 war der Abschnitt bis Schwerin fertig, seit dem 12. Juli 1848 besteht Betrieb bis Wismar. Die in Bad Kleinen abzweigende Strecke nach Rostock mit dem Abzweig von Bützow nach Güstrow wurde am 12. Mai 1850 eröffnet, die interessieren und hier und jetzt aber nicht weiter.
Seit dem 30. Mai 1987 besteht elektrischer Betrieb in Wismar, südwärts erreichte der Fahrdraht im September bei Wittenberge das linke Elbufer, bis dahin bestend die einzige Verbindung zum übrigen elektrischen Netz über die Bahnstrecke von Bad Kleinen ostwärts. Der Abschnitt Wismar - Bad Kleinen ist eingleisig.

Im Personenverkehr sind in Wismar die Deutsche Bahn und die neue Ostdeutsche Eisenbahn aktiv. Letztere betreibt den hier zweistündlichen RE 2 nach Schwerin, Wittenberge, Berlin und Cottbus (Baureihe 445). Die DB betreibt den RE nach Schwerin - Ludwigslust (Baureihe 442) sowie die Regionalbahn über Rostock nach Tessin (Baureihe 642), auf dieser fährt Personal der Rostocker Straßenbahn.

Die Bahnstrecke nach Rostock wurde durch die zu Lenz gehörende Wismar-Rostocker Eisenbahn-Gesellschaft gebaut und bis zur Verstaatlichung 1890 betrieben. Die Eröffnung erfolgte 1883 in zwei Abschnitten: 27. Juli Rostock - Bad Doberan, Wismar wurde am 22. Dezember erreicht. Ende der 90er wurde die Strecke komplett modernisiert, die Infrastruktur auf die Belange des stündlichen Regionalverkehrs (Verstärker Bad Doberan - Rostock) ausgelegt. Wenn nun die Strecke Wismar - Bad Kleinen nicht zur Verfügung steht, müssen zur Abwicklung des Güterverkehrs nach Wismar einzelne Regionalzüge ausfallen.

Von der Rostocker Strecke zweigte in Hornstorf die Bahnstrecke über Blankenberg (Strecke Schwerin - Rostock) nach Karow ab. Bauherrin war die Wismar-Karower Eisenbahngesellschaft, auch hier war Lenz mit von der Partie. Am 14. November 1887 war Eröffnung, schon 1890 erfolgte die Verstaatlichung.
Mittlerweile ist die Strecke großteils außer Betrieb. Der Reiseverkehr endete zwischen Sternberg und Karow am 1. Juni 1996 und zwei Jahre später auf der Teilstrecke Hornstorf - Sternberg, nämlich am 28. Mai 1998. Zwischen Blankenberg und Dabel besteht noch Güterverkehr, der Rest der Strecke ist stillgelegt.


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Wismar selbst war einstmals eines der bedeutendsten Mitglieder der Hanse. Nach deren Ende verlor die Stadt an Bedeutung, erst im 19. Jahrhundert wuchs sie über die mittelalterlichen Grenzen hinaus. 1648 kam es an Schweden und wurde zur Festung ausgebaut. 1803 verpfändete es der klamme König für 100 Jahre an Mecklenburg-Schwerin. Am 20. Juni 1903 verzichtete Schweden vertraglich auf die Rückgabe. Damals hatte eine Warenhauskette schon zahlreiche Filialen. Ihr erstes Geschäft hatte Rudolph Karstadt am 14. Mai 1881 in Wismar eröffnet. Daneben bestand von 1894 bis 1947 die Waggonfabrik, bekannt vor allem durch die Wismarer Schienenbusse. Seit 2002 ist die Stadt Unesco-Weltkulturerbe. Man ist als Besucher also nie allein.

Wir wollen nachfolgend auf dem Bahnhof und in der Stadt umsehen. Details zu den Sehenswürdigkeiten findet ihr, so ihr drin seid, im Netz. Ich lasse da weitgehend die Bilder sprechen.


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Geht gleich weiter. Wer sich die Bilder nicht anschaut, versäumt nur wenig mehr als die Bildtexte.

Ein dreifacher Endbahnhof (45 Bilder), Teil 2

Sören Heise, Region Hannover, Samstag, 27.06.2015, 19:10 (vor 3246 Tagen) @ Sören Heise

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3 Das Stellwerk steht in der Verzweigung der Strecken nach Bad Kleinen (rechts) und Rostock.


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4 Am Hausbahnsteig steht 445 112 zur Fahrt nach Cottbus bereit. Er hat ebenfalls eine großzügig bemessene Wendezeit.


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5 Prellbock, Empfangsgebäude und St. Nikolai.


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6 Bahnsteigbild.


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7 Gibt es im Westen eigentlich Soljanka?


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8 Die Zuwegung für Reisende gen Rostock.


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9 W2 ist außer Betrieb, der Hafen wird aber per Schiene bedient.


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10 642 051 als Regionalbahn (Linie RE 8) nach Tessin, daneben das Bahnbetriebswerk mit diversen abgestellten Fahrzeugen, darunter 155 251, 201 101 sowie 363 043.


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11 Güterschuppen und Hafenkräne.


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12 Wismar ist von der Anlage her ein Inselbahnhof.


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13 Blick zum Bahnhof. Der zweigeschossige Bau ist das erste Empfangsgebäude.


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14 Richtung Stadt.


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15 Der Hausbahnsteig.


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16 Tunnelbild. Die obendrüberliegenden Gleise sind abgebaut.


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17 Und hoch!


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18 Lokalzeitungsreklame und Reisezentrum. Links noch ein Blumenladen.


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19 Einmal über die Straße und schon ist man in der Altstadt.


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20 Die Neue Kirche ist eine 1951 geweihte Notkirche. Im Hintergrund der Turm von St. Marien.


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21 Von der Nordostseite.


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22 Das Kirchenschiff von St. Marien wurde 1945 schwer beschädigt und 1960 gesprengt. Besser erging es der links zu sehenden Georgenkirche. Sie überlebte die DDR immerhin als Ruine.


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23 Von 1990 bis 2010 erfolgte der Wiederaufbau. Die Tische waren für eine Veranstaltung vorgesehen.


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24 Von der erst vor gut einem Jahr eröffneten Aussichtsplattform geht der Blick über die Stadt. Im Vordergrund die Heiligen-Geist-Kirche, hinten St. Nikolai. Der Bahnhof befindet sich hinter ihr.


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25 Blick zum Hafen. Im Hintergrund die Insel Poel.


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26 Hinter den Hinterhöfen die Halle der Werft.


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27 Im Südwesten die Kuhweide, das Neubaugebiet Friedenshof und dahinter die vervogelschredderte mecklenburgische Landschaft.


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28 Mal ein Eisenbahnbild dazwischengeschoben, ehe wir den Aufzugschauffeur rufen.


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29 Vergessenes Schild.


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30 Der Hauptaltar der Heiligen-Geist-Kirche wurde 1326 geweiht. Sie ist eine Hospitalkirche, vom Inneneindruck viel intimer als die Backsteinkathedralen.


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31 Außenansicht.


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32 Das Stammhaus.


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33 Wasserkunst und Alter Schwede auf dem Markt. Es ist Wismars ältestes Bürgerhaus, um 1380 erbaut.


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34 Die Nikolaikirche.


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35 Auf der Georgenkirche erkennt man den Aufzugaufsatz. Links der Marienkirchturm.


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36 Zurück am Bahnhof. Das alte Empfangsgebäude von der Stadtseite.


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37 Das heutige Empfangsgebäude entstand in den 1890ern.


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38 Nebenan ein einstiges Bahngebäude mit Flügelrad über der Tür.


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39 Fahrpläne für den Regionalverkehr. Immerhin haben die drei Unternehmen eine gemeinsame Haltestelle. Der Busbahnhof ist übrigens nur wenige Meter entfernt.


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40 Und wir sind wieder auf dem Bahnsteig.


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41 Gegenschuß, nicht ganz so symmetrisch.


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42 Gleis 2, der Hausbahnsteig.


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43 Das da hinten dürfte B1 sein. Der Nullpunkt liegt übrigens in Dömitz.


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44 Jetzt ist 642 050 zuständig für Reisende Richtung Rostock.


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45 Vielleicht stieg sogar jemand aus dem RE 2 um.


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Meine bislang erschienenen Bahnhofsportraits sind über mein Inhaltsverzeichnis abrufbar, der Link ist in der Signatur versteckt. Ich darf mich damit bis zum nächsten Mal verabschieden. Falls das länger dauert und er irgendwann doch noch kommen sollte: Schönen Sommer!

Viele Grüße
Sören

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Ein dreifacher Endbahnhof

462 001, Taunus, Samstag, 27.06.2015, 19:57 (vor 3246 Tagen) @ Sören Heise
bearbeitet von 462 001, Samstag, 27.06.2015, 19:58

Hey Sören,

danke für das Portrait. Wismar werde ich bald besuchen, da ich es zumindest mal geschafft habe eine MeckPomm-Tour zu planen(von Schwerin bis Binz soll alles dabei sein).

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6 Bahnsteigbild.

Ich würde definitiv die ODEG nehmen. Allein weil ich Hamster nicht mag. Außer die kleinen süßen Tiere, die sich so nennen^^

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7 Gibt es im Westen eigentlich Soljanka?

Äh, also ich habe die im Westen(wie sich das wieder anhört) noch nicht gesehen.

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34 Die Nikolaikirche.

Schönes Städtchen. Ich mag das ja, mit nem Bach/Flüsschen in der Mitte. Erinnert mich ein wenig(wirklich nur ein wenig) an Miehlen und Dillhausen, die bestimmt kaum jemand kennt^^
Und übrigens: Schöne Kirche

Meine bislang erschienenen Bahnhofsportraits sind über mein Inhaltsverzeichnis abrufbar, der Link ist in der Signatur versteckt. Ich darf mich damit bis zum nächsten Mal verabschieden. Falls das länger dauert und er irgendwann doch noch kommen sollte: Schönen Sommer!

Wenn er denn kommt, dir auch einen schönen Sommer.

Gruß
ICE1223

auch wenn ich mich vlt. ein wenig unbeliebt mache: Ich bin froh das der Sommer z. Zt. Ausfällt und evtl. gar nicht mehr kommt, da das überhaupt nicht meins ist.

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Von mir besuchte Bahnhöfe
- Deutschland: 1473 (+26)
- Eu. Ausland: 664 (+0)

Stand: 29.04.2024

OT:

Berlin-Express, nähe BPHD, Samstag, 27.06.2015, 20:12 (vor 3246 Tagen) @ 462 001

Wismar werde ich bald besuchen, da ich es zumindest mal geschafft habe eine MeckPomm-Tour zu planen(von Schwerin bis Binz soll alles dabei sein).

geht mir ähnlich ;),

Danke für das Bahnhofspotrait an Sören

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[image] #FreeAssange

Danke für Wismar Bhf! :)

Henrik, Samstag, 27.06.2015, 19:14 (vor 3246 Tagen) @ Sören Heise

- kein Text -

Danke!

Christian_S, Samstag, 27.06.2015, 21:52 (vor 3246 Tagen) @ Sören Heise

Danke auch von mir für Wismar, eine Stadt in der ich noch nie war. Deine Bilder sorgen schon ein wenig für Urlaubsstimmung!

Erwähnen sollte man vielleicht noch, dass Wismar früher Fernverkehrsanbindung hatte. Bis 2000 gab es einen IC von und nach München.

Sammeldank

Sören Heise, Region Hannover, Sonntag, 28.06.2015, 17:57 (vor 3245 Tagen) @ Sören Heise

Moin,

danke für die Kommentare.

Christian: Es gab in Wismar auch mal Interregios, eine Übersicht liefert nebenan in DSO immer Kai-Uwe (Eurocity341). Vielleicht tut es der Direktlink zu seinem Beitrag. Ansonsten empfehle ich für die neuere Zeit die Datenbank Fernverkehr von www.fernbahn.de für eine Gesamtübersicht.

ICE1223: Der Bahnhof von Saßnitz scheint auch ganz nett zu sein, wenn auch eher nichts los ist. Aber Mecklenburg und Pommern lohnen sich immer, Wismar fand ich persönlich interessanter als Rostock. Stralsund ist ohnehin ein Muß.

Hamsterkuß: Du reist 1. Klasse? Da würde auch ich den 445 bevorzugen, in der 2. allerdings den Hamster. Aber die Geschmäcker sind halt bekanntlich...

Soljanka soll es im Westen geben, der Link bei DSO führt allerdings zu einem ukrainisch-russischen Restaurant in Köln.

Deine beiden Käffer kenne ich nicht, dagegen bin auch ich kein Freund allzu hoher Temperaturen. Trockene 25°C reichen mir. Aber die Geschmäcker sind halt bekanntlich...


Berlin-Express: Auch bei mir wird Mecklenburg dabeisein, Pommern eher nicht.


Viele Grüße
Sören

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