„S-Bahnen“ zwischen Bodensee und Zürichsee – mit 70 Bildern (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
eigentlich hatte ich für Mai eine mehrtägige Tour in Richtung Frankreich geplant, aber irgendwie hat das nicht geklappt, mal wegen privater oder beruflicher Termine, mal wegen bahnseitiger Einschränkungen wie Baustellen. Ich habe die Tour deshalb verschoben und stattdessen kurzfristig noch einen Gutschein für eine SBB-Tageskarte aus dem Migros-Magazin eingelöst.
Mit hoher Dringlichkeit stand der „Gipfeli-Express“ Einsiedeln-Zürich auf meiner To-do-Liste. Aber 51 Minuten Fahrzeit sind für einen Tagesausflug etwas kurz, welche Bahnen und Strecken kann man da noch mitnehmen? Wie wäre es vielleicht mit Trogenerbahn oder Forchbahn?
Herausgekommen ist dann ein praller Tagesplan via Meersburg und Friedrichshafen nach Romanshorn und Rorschach, mit der RHB nach Heiden, mit dem Postauto nach Trogen und mit der Trogenerbahn nach St. Gallen. Weiter geht es mit dem Voralpen-Express nach Rapperswil und von dort nach Einsiedeln. Schließlich die Fahrt mit dem „Gipfeli-Express“ nach Zürich und von dort noch eine Runde mit der Forchbahn nach Esslingen, bevor es wieder zurück nach Konstanz geht.
Ich bitte um Entschuldigung, dass der erste Teil sehr touristisch geworden ist, aber bei dem Prachtwetter konnte ich mich nicht zurückhalten. Und nein, ich bekomme dafür kein Geld von Bodensee- oder Appenzellerland-Tourismus.
Wir beginnen unsere Tour jedenfalls hier am Fährehafen in Konstanz und fahren hinüber nach Meersburg.
Die Überfahrt dauert eine Viertelstunde. Links der Blick zum Überlinger See mit der Insel Mainau...
...rechts das schweizerische Ufer mit Bergpanorama.
Nach 4,8 Kilometern erreichen wir Meersburg. Die Autofähre Konstanz-Meersburg ist in einem Bahnforum eigentlich etwas deplatziert, denn die Fähren wurden schon immer von den Stadtwerken Konstanz betrieben. Das ist bei der Fähre von Friedrichshafen nach Romanshorn etwas anders, aber dazu später mehr.
Einem eingefleischten Bahnreisenden wird Meersburg wohl unbekannt sein, denn die Bodensee-Gürtelbahn führt in einigen Kilometern Entfernung an der idyllischen Kleinstadt vorbei. Hier die Unterstadt mit dem Unterstadttor aus dem Jahr 1250.
Über den Dächern der Unterstadt thront die Burg Meersburg, auch altes Schloss genannt. Die Wurzeln der Burg gehen auf das 7. Jahrhundert zurück, sie gilt heute als älteste bewohnte deutsche Burg.
Wir bleiben aber zunächst noch unten am Wasser...
...wo das imposante rote Gredhaus am Hafen steht. Im Mittelalter war dies ein Handels- und Lagerhaus, später auch für den Kornhandel mit Dampfschiffen in die Schweiz.
„Das Gymnasium mit den besten Aussichten“ – wer wollte Schüler sein im Droste-Hülshoff-Gymnasium über den Weinbergen des Staatsweinguts Meersburg?
So, jetzt geht’s aber hinauf zur Bushaltestelle, aber nicht ohne eine kleine Runde durch die Oberstadt...
...mit neuem Schloss...
...Blick über die Unterstadt mit dem Gredhaus...
...und über den Bodensee in Richtung unseres nächsten Ziels.
Mit einem Bus der DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB) geht es nun weiter, Endstation des Busses ist der Hafenbahnhof in Friedrichshafen.
Von hier fahren wir nun mit der Fähre hinüber ins schweizerische Romanshorn. 1869 wurde von der Schweizerischen Nordostbahn (NOB) ein Trajektverkehr zwischen Romanshorn und Friedrichshafen eingerichtet. 1974 endete der Fährverkehr mit Eisenbahnwagen, seither werden nur noch Autos und LKW befördert sowie Fußgänger und Radfahrer. Zwischenzeitlich wurde der Fährverkehr von den SBB und den DB betrieben, heute von den Bodensee-Schiffsbetrieben (Stadtwerke Konstanz) und der Schweizerischen Bodensee Schifffahrt in Romanshorn. Als Relikt aus der Bahn-Ära können noch heute durchgehende Bahnfahrkarten via Fähre gelöst werden.
Die Fähre Friedrichshafen aus dem Jahr 1966 wird übrigens nur noch als Ersatzfähre eingesetzt.
Wir verlassen nun den Hafen von Friedrichshafen...
...und überqueren den Bodensee an der breitesten Stelle. Die Fahrstrecke beträgt etwa 13 Kilometer, die Überfahrt dauert gut 40 Minuten.
Hier irgendwo unter uns ist auch die tiefste Stelle des Bodensees mit 254 Metern.
Und wer schon ungeduldig runtergescrollt hat: jetzt geht es los, bei der Einfahrt in den Hafen von Romanshorn kommen die ersten Züge ins Bild. Wir fahren allerdings nicht mit dem Doppelstock-IC...
...sondern mit der S 7, einem GTW von Thurbo. Hier sind wir schon in Rorschach angekommen, genauer gesagt am Bahnhof Rorschach Hafen. Rorschach Hafen ist auch der Endpunkt der S 25, auf die wir nun warten.
Und da kommt sie auch schon, die „S 25“, wohl besser bekannt als Rorschach–Heiden-Bergbahn (RHB – beachte die Großschreibung, nicht zu verwechseln mit der RhB). Und zu meiner Überraschung habe ich nun die Qual der Wahl zwischen offenen Sommerwagen und altem Triebwagen (ich hatte eigentlich mit dem neuen Triebwagen gerechnet, den ich schon in meiner Mitfahr-Sammlung habe, siehe hier).
Nein, das ist kein Nachschuss auf den Zugschluss. Denn es wird nicht umgesetzt, stattdessen werden die Sommerwagen nun geschoben.
Ich habe mich übrigens für den Triebwagen und das „Sofa“ in der ersten Klasse entschieden, schließlich kann man ja auch hier das Fenster aufmachen.
Auf einer Streckenlänge von 5,6 Kilometern überwindet die Normalspur-Zahnradbahn nun 400 Höhenmeter hinauf nach Heiden.
Die Fahrt dauert knapp 25 Minuten, dabei gibt es am Zugfenster einen Panoramablick über Bodensee und Appenzeller Vorderland.
Ich glaube ich habe gerade vergessen, für was der Begriff „S-Bahn“ eigentlich steht, aber diese Art von S-Bahn ist schon ungewöhnlich und erfreulich anders. Hier sind wir jedenfalls in Heiden angekommen.
Es geht gleich weiter...
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