Reisebericht/Erfahrungen beim Zugfahren in Italien (Reiseberichte)
Moin zusammen!
Eines Vorweg: Viel Text und nur ein paar Bilder – und die auch nur zu dokumentarischen Zwecken.
Für eine Woche ging es in den warmen Süden – genau genommen nach Italien.
Da es hier gelegentlich mal Fragen zum Zugverkehr in Italien gibt, hier ein kleiner Erfahrungsbericht.
Zunächst war eine Fahrt von Pistoia nach Cassino geplant. Für den Abschnitt Florenz – Rom habe ich im Vorfeld den .italo (privater Fernverkehrszug) gebucht. Die Buchung verlief völlig unkompliziert und problemlos – sogar auf deutsch. Ich wählte die Zahlung per Kreditkarte und konnte mein Onlineticket sofort ausdrucken. Dies ist nichtmal nötig, da zum Fahren einzig der Fahrkartencode benötig wird. Wer also seinen Drucker schonen will, schreibt sich einfach den Code auf und gibt ihn bei der Kontrolle an.
Die Nachteil am .italo – genau wie beim HKX oder Interconnex – man kann nur für diesen Zug buchen. Vor- und Nachlauf müssen separat geordert werden (was für mich später sogar zum Vorteil wurde).
Nachdem wir also in Mailand gelandet sind, unseren Mietwagen in Empfang genommen haben und den weiten – aber landschaftlich sehr reizvollen – Weg in die Toskana vollbracht hatten, sollte es (wie oben schon erwähnt) am Sonntag, den 04.05. von Pistoia nach Cassino gehen – eigentlich bis Venafro, aber das Zugangebot auf dem letzten Stück ist dermaßen dünn, dass wir uns für das Taxi entschieden.
Frohen Mutes fuhren wir also um 05:00 Uhr zum Bahnhof, um festzustellen, dass es in der Umgebung keinerlei (auch nicht kostenpflichtig) Möglichkeit gibt, dass Auto abzustellen. Kurzerhand wurde daher entschieden, nach Florenz zu fahren (ca. 35 km).
In Florenz gibt es Parkhäuser zu unterschiedlichen Preisen – im Nachhinein stellte sich heraus, dass wir mit 40 € Parkgebühr von Sonntag Morgen bis Montag später Abend sehr gut gefahren sind; 100 € für den gleichen Zeitraum in anderen Parkhäusern sind dort gang und gäbe.
Nun gut – endlich geht es richtig los. Erst noch ein wenig Verpflegung einkaufen und dann den Zug entern, der um 07:33 Uhr in Florenz abfahren soll. Dieser steht bereits am Bahnsteig bereit und wie erwartet herrscht an einem Sonntag Morgen gähnende leere.
Wir steigen in den von uns gebuchten Wagen und suchen uns einen Platz aus und nahmen nicht die, die uns das System zugewiesen hatten. Die .italo-Züge sind vom Komfort ganz grob mit unseren ICE-Zügen zu vergleichen. Allerdings: Einen Speisewagen gibt es nicht. Lediglich mehrere Getränke- und Snackautomaten.
Pünktlich setzte sich der Zug in Bewegung und nahm schnell an Fahrt auf. Die Anzeigen an der Decke zeigten eine Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h an. Und nur 1:20 h später erreichten wir den Bahnhof Roma Tiburtina – nicht der Hauptbahnhof, aber direkt an der Schnellfahrstrecke gelegen - zu vergleichen in etwa mit Kassel-Wilhelmshöhe. Dort mussten wir aussteigen und zu meinem erstaunen war der Bahnsteig „schwarz vor Menschen“, sodass es richtig voll wurde.
Nun mussten wir den Bahnhof wechseln, denn unser Anschlusszug fuhr vom Bahnhof Roma Termini – dem Hauptbahnhof. Nach nur wenigen U-Bahn Stationen ist dieser erreicht. Dort musste zunächst – aufgrund des oben beschriebenen Problems – ein Fahrschein für den Regionalzug nach Cassino gelöst werden.
Die Automaten sind super, sie zeigen nicht nur den kompletten Verkaufsdialog in deutscher Sprache an, sonder sie sprechen sogar deutsch!
Die Menüführung gestaltet sich sehr leicht. Fahrplanauskünfte habe ich jedoch nur über den Umweg „Fahrkarte kaufen“ und dann kurz vor Abschluss den Kaufvorgang abbrechen erhalten – vielleicht habe ich es auch einfach nur nicht gefunden.
Die Preise im Nahverkehr sind sehr günstig. Für die knapp 140 km lange Strecke nach Cassino musste wir 8,20 € pro Person bezahlen.
„Natürlich“ haben wir vergessen, die Fahrkarte zu entwerten. Als Deutscher ist man es einfach nicht gewohnt, die großen Fahrkarten zu entwerten. Erst als sich der Zug – pünktlich um 10:14 Uhr - in Bewegung setzte, fiel es uns wie Schuppen aus den Haaren. Also schnellstens den Zugbegleiter gesucht (acht einstöckige Wagen) und mit Händen und Füßen das Problem geschildert. So wie ich es verstanden habe, war die nachträgliche Entwertung kein Problem, da wir uns ja direkt nach der Abfahrt bei ihm meldeten. Den „erhobenen Zeigefinger“, doch bitte nächstes Mal daran zu denken, gab es trotzdem.
Auf der Strecke Rom – Cassino verkehren Regionalzüge mit unterschiedlichem Haltemuster. Wir erwischten einen, der wirklich überall hielt (genauso wie auf der Rückfahrt) und somit erreichten wir erst nach einer Fahrtzeit von 2:13 h pünktlich Cassino. Wie schon geschrieben, ging es von dort weiter mit dem Taxi nach Venafro; denn bis Cassino verkehren mehrere Züge pro Stunde, aber in das nur wenige Kilometer entfernte Venafro bestehen nur einzelne Fahrten – Sonntags nur insgesamt drei(!).
Zurück zum Bahnhof Cassino wurden wir von bekannten gebracht, die der Anlass für unsere Fahrt waren und bei denen wir einen Überraschungsbesuch gemacht haben.
Fahrkarten für die Rückfahrt nach Rom hatte ich schon mit der Hinfahrt gekauft. Dieses Mal entwerteten wir sie auch. Auch diese Fahrt verlief pünktlich mit einem acht-Wagen-Zug.
In Rom übernachteten wir und machten am nächsten Tag eine ausgiebige Stadtbesichtigung.
Die Rückfahrt sollte um 20:20 Uhr mit dem Eurostar Italia „Frecciarossa“ erfolgen – was man mit unseren ICE vergleichen kann. Die Züge werden von Trenitalia – der italienischen Staatsbahn - betrieben.
Es war Montag Abend und ich stellte fest, dass es in Italien scheinbar die gleichen Verkehrsspitzen gibt, wie in Deutschland. Der Zug kam aus Neapel und war – zumindest in der zweiten Klasse - gerammelt voll. Da aber Reservierungspflicht herrscht, musste keiner stehen. Leider gibt es in diesen Züge fast nur vis-a-vis Plätze. Sogar ein kleines Bistro gibt es, in welchem aber auch nicht viel mehr verkauft wird, als in den .italo Automaten.
Angekommen in Florenz machten wir uns per Auto auf den Weg in unser Feriendomizil.
Einige Tage später – am 08.05. – stand eine Stadtbesichtigung in Florenz auf dem Programm. Da man ja aus Fehlern lernt, fuhren wir diesmal mit dem Bus zum Bahnhof Pistoia.
Dort kauften wir uns – wiederum am deutsch sprechenden Automaten – Fahrkarten, die dieses Mal nur ein Viertel der „normalen“ Größe hatten. Preis: 4,20 € pro Person für etwa 35 km. Wir stempelten sie und nahmen den Zug um 11:12 Uhr. Auch auf dieser Strecke verkehren die Regionalzüge mit unterschiedlichem Haltemuster mehrmals die Stunde und wir erwischen nun einen fünf-Wagen-Doppelstockzug, welcher nur an wenigen Zwischenstationen hielt. Mit wenigen Minuten Verspätung erreichten wir Florenz.
Auch die Rückfahrt verlief problemlos: Pünktliche Abfahrt um 18:47 Uhr mit einem einstöckigen sieben-Wagen-Zug, der von Ausstattung und Alter ein wenig an n-Wagen erinnerte und wieder überall hielt.
Fazit:
Bahnfahren in Italien ist im Regionalverkehr so preiswert und einfach wie kein anderes Verkehrsmittel. Allerdings sollte man unbedingt vorher den Fahrplan studieren, denn es kann passieren, dass abseits der Hauptstrecken, auf denen oftmals mehrere Züge pro Stunde verkehren, auf Nebenstrecken nur wenige Fahrten pro Tag stattfinden.
Im Fernverkehr sollte man frühzeitig (mit Zugbindung) buchen, um einen akzeptablen Preis und auch überhaupt noch einen Sitzplatz zu erhalten.
Meine persönliche Erkenntnis:
Bahnfahren in Italien ist von Pünktlichkeit, Sauberkeit und Preis deutlich(!) besser als sein Ruf!
.italo ist uneingeschränkt zu empfehlen, genau wie die Frecciarossa der Trenitalia (andere Fernzüge kann ich nicht beurteilen).
Der Regionalverkehr ist auf den von mir genutzten Verbindungen ebenfalls top!
Ich hoffe, ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt ;-)
Viele Grüße
fabs
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Es gibt Dinge im Leben, die dich schnell aus der Bahn werfen können!
Zugbegleiter zum Beispiel...