"Zuerst funktioniert man noch" (Allgemeines Forum)

br 403, Ruhrpott, Montag, 04.05.2009, 16:49 (vor 5473 Tagen)

http://www.chrismon.de/Menschen.php

Viel Spaß beim Durchlesen....

mfg Patrick

"Zuerst funktioniert man noch"

Yassakka, München, Montag, 04.05.2009, 17:01 (vor 5473 Tagen) @ br 403

"Spaß" wäre jetzt übertrieben, aber sehr interessant sind diese Berichte von der anderen Seite immer wieder.

"Zuerst funktioniert man noch"

101-Fan, Köln, Montag, 04.05.2009, 17:14 (vor 5473 Tagen) @ br 403

Ganz schön hart!

Ich kann ehrlich nicht verstehen, dass man sich das Leben nimmt. Natürlich gibt es Schicksale und Dinge im Leben, die nicht schön sind und einen auch in ein Loch fallen lässt, aber ich denke, man muss dann sehen, dass man daraus kommt. Gerade heute findet man doch Hilfe bei Kirchen oder Psychologen. Und wenn dann immer noch einer meint, sich umbringen zu müssen, warum nicht mit Gewichten an den Beinen irgendwo von einer Hochseefähre springen. Möglichst so, dass es keiner merkt.
Aber ich glaube, diese Leute denken sich(soweit man bei solchen Leuten noch von denken sprechen kann), dass sie so noch einmal Aufmerksamkeit bekommen. Dass es für den Tf und alle anderen Beteiligten schrecklich ist, dass wird offenbar in kauf genommen-für die letzte Aufmerksamkeit...

--
Es grüsst aus Köln
Markus

"Zuerst funktioniert man noch"

Steffen, Montag, 04.05.2009, 17:27 (vor 5473 Tagen) @ 101-Fan

Hallo 101-Fan,

Gründe, weshalb man sein Leben beenden möchte, gibt es viele. Auch solche, die sich nicht mit der Psychologie "beheben" lassen - abgesehen davon dass es gar nicht so einfach ist, sich psychologisch helfen zu lassen bzw. diese Hilfe überhaupt zu bekommen.

Die Entscheidung, sich das Leben zu nehmen, nimmt gewiss keiner auf die leichte Schulter. Diese Entscheidung sollte man, so sie überlegt ist, respektieren (meine Meinung). Verantwortungslos finde ich allerdings, wenn man dabei andere Menschen körperlicher oder seelischer Gefahr aussetzt.

Sehr schwieriges Thema...

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"Zuerst funktioniert man noch"

101-Fan, Köln, Montag, 04.05.2009, 18:09 (vor 5473 Tagen) @ Steffen

Hallo Steffen,


Die Entscheidung, sich das Leben zu nehmen, nimmt gewiss keiner auf die leichte Schulter. Diese Entscheidung sollte man, so sie überlegt ist, respektieren (meine Meinung). Verantwortungslos finde ich allerdings, wenn man dabei andere Menschen körperlicher oder seelischer Gefahr aussetzt.

Der Meinung bin ich auch. Ich kann mir nur vorstellen, dass diese Leute noch einmal Aufmerksamkeit erregen wollen und deshalb den Weg wählen, dass möglichst viele Leute daran beteiligt sein müssen. Verstehen kann ich es allerdings nicht.


Sehr schwieriges Thema...

Stimmt!

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Es grüsst aus Köln
Markus

"Zuerst funktioniert man noch"

Steffen, Montag, 04.05.2009, 18:16 (vor 5473 Tagen) @ 101-Fan

Der Meinung bin ich auch. Ich kann mir nur vorstellen, dass diese Leute noch einmal Aufmerksamkeit erregen wollen und deshalb den Weg wählen, dass möglichst viele Leute daran beteiligt sein müssen.

Mit "diese Leute" verallgemeinerst Du aber ganz schön!!!!!

Gewiss gibt es einzelne "Kandidaten", die mit viel Aufmerksamkeit aus dem Leben scheiden möchten. Aber dies sind gewiss nur Einzelfälle!

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Anmerkungen...

Blaschke, Montag, 04.05.2009, 22:37 (vor 5473 Tagen) @ 101-Fan

Ganz schön hart!

Ich kann ehrlich nicht verstehen, dass man sich das Leben nimmt.

Wie so oft im Leben kann man das nur verstehen, wenn man es selbst erlebt hat.

Natürlich gibt es Schicksale und Dinge im Leben, die nicht schön sind und >>einen auch in ein Loch fallen lässt, aber ich denke, man muss dann sehen, >>dass man daraus kommt. Gerade heute findet man doch Hilfe bei Kirchen oder >>Psychologen.

Dazu muss man aber erstmal die Kraft haben! Abgesehen davon: Schlußendlich HELFEN kann man sich nur selbst!!! Kirchen, Seelsorger etc. können einen begleiten, Tips geben, zur Seite stehen, anschieben, Mut machen, Dinge regeln --> der "Kick" zum "ich will" muss aber vom Suizidgefährdeten persönlich kommen!! Das ist anstrengend und macht Angst. Da man ja nun trotzdem in gewisser Weise "Klar" denken kann, weiss man das natürlich, dass die Hilfe immer nur eine indirekte sein kann. Ist anders als beim Beinbruch --> ab in die Klinik, dumm da liegen, operieren lassen und dann abwarten und danach ist's wieder gut --> das funktioniert nicht! Da muss man selbst was tun. Was schwerfällt. Und irgendwann will man dann nicht mehr. Kann nicht mehr. Da erscheint der Tod als Erlösung. Blöd nur, wenn die Natur da nicht mitspielt. Und man täglich neu aufwacht und sich fragt, was soll das alles?

Und wenn dann immer noch einer meint, sich umbringen zu müssen, warum nicht >>mit Gewichten an den Beinen irgendwo von einer Hochseefähre springen. >>Möglichst so, dass es keiner merkt.

sh. weiter unten

Aber ich glaube, diese Leute denken sich(soweit man bei solchen Leuten noch von denken sprechen kann), dass sie so noch einmal Aufmerksamkeit bekommen.

Bitte vielleicht mal mit der Materie der Kranheit (!) Depression beschäftigen. Und sich dann Gedanken machen, warum es soweit kommt, dass Menschen sich umbringen. Und bei den wenigen Fälle, wo Deine These zutrifft, auch mal darüber nachdenken, warum Menschen dann BEWUSST diese Aufmerksamkeit wollen/brauchen.

Übrigens, die Leute "denken" sehr wohl. Allerdings sind das Gedanken und Gedankenketten, die man als "Normaler" gar nicht nachvollziehen kann. Man muss es erlebt haben, wie es ist, wenn man es nicht schafft, eine Spülmaschine auszuräumen, weil das zu viel Arbeit ist oder man lieber das Rollo trotz strahlendem Sonnenscheins untenläßt und im Bett bleibt weil man dann vielleicht wieder "einschlafen" kann; wenn man Briefe ungeöffnet zur Seite legt obwohl man haargenau weiß, wie wichtig es wäre, sich darum zu kümmern und wenn selbst das Essen machen eine Qual ist. Und wenn sich die Gedanken nur in eine Richtung lenken lassen. Jede klitzekleine Kleinigkeit, die ins Weltbild paßt, wird total aufgebauscht und für DEN Beweis genommen, dass man Recht hat. Widersprüche werden abgehakt und kleingeredet und als unwichtig empfunden.

Dass es für den Tf und alle anderen Beteiligten schrecklich ist, dass wird >>offenbar in kauf genommen-für die letzte Aufmerksamkeit...

Bis auf wenige Ausnahmen: Unsinn. Auf den Bahngleisen ist die Sache einfach todsicher. Und die nächste Eisenbahn ist ja oft (noch) nicht soooooooooo weit weg. Ins Haushaus muss man erstmal reinkommen - und dann ganz oben ein Fenster suchen, wo man rausspringen kann. Auch Gewichte braucht man erst - und den Fluß noch dazu. Ebenso die Hochseefähre. Alles mit Aufwand verbunden. Wie schön einfach ist es da, einfach zum nächsten Bahnhof oder Bahnübergang zu latschen. Oder auch zur freien Strecke. Ich muss nichts machen, nichts planen, nichts mitnehmen - einfach nur dastehen und der Rest passiert von allein. Ich werde passiv getötet und muss nicht aktiv was dazu beitun. DAS ist das Problem am Suizid auf den Gleisen. Mancher ist nämlich so "down", dass er gar nicht in der Lage wäre, aktiv seinen Suizid voranzutreiben - also im Hochhaus das offene Fenster aktiv zu suchen, aktiv die Fähre zu buchen oder aktiv den Stein zu organisieren und aktiv zu gucken, wo der Fluß oder der See tief genug ist.

Um nicht mißverstanden zu werden: Jeder, der dazu benutzt wird, den Suizid zu vollenden, sprich in diesem Falle der Lokführer, ist ein OPFER. Und jeder Selbstmörder ist auch TÄTER! Allerdings gleichzeitig durchaus ebenfalls Opfer!

Schöne Grüße aus der Friedensstadt Osnabrück vom

blaschke

Gute Anmerkung!

Sese, Montag, 04.05.2009, 22:49 (vor 5473 Tagen) @ Blaschke

Die im wesentlichen das wider gibt, was ich mir auch zu dem Thema dachte. Danke für diesen Beitrag!

--
Grüße,
Sese

Anmerkungen...

101-Fan, Köln, Mittwoch, 06.05.2009, 19:20 (vor 5471 Tagen) @ Blaschke

Ganz schön hart!

Ich kann ehrlich nicht verstehen, dass man sich das Leben nimmt.


Wie so oft im Leben kann man das nur verstehen, wenn man es selbst erlebt hat.

Wenn man das erst erleben muss um es zu verstehen, dann will ich es gar nicht verstehen.

Natürlich gibt es Schicksale und Dinge im Leben, die nicht schön sind und >>einen auch in ein Loch fallen lässt, aber ich denke, man muss dann sehen, >>dass man daraus kommt. Gerade heute findet man doch Hilfe bei Kirchen oder >>Psychologen.


Dazu muss man aber erstmal die Kraft haben! Abgesehen davon: Schlußendlich HELFEN kann man sich nur selbst!!! Kirchen, Seelsorger etc. können einen begleiten, Tips geben, zur Seite stehen, anschieben, Mut machen, Dinge regeln --> der "Kick" zum "ich will" muss aber vom Suizidgefährdeten persönlich kommen!! Das ist anstrengend und macht Angst. Da man ja nun trotzdem in gewisser Weise "Klar" denken kann, weiss man das natürlich, dass die Hilfe immer nur eine indirekte sein kann. Ist anders als beim Beinbruch --> ab in die Klinik, dumm da liegen, operieren lassen und dann abwarten und danach ist's wieder gut --> das funktioniert nicht! Da muss man selbst was tun. Was schwerfällt. Und irgendwann will man dann nicht mehr. Kann nicht mehr. Da erscheint der Tod als Erlösung. Blöd nur, wenn die Natur da nicht mitspielt. Und man täglich neu aufwacht und sich fragt, was soll das alles?

Da hast du natrülich recht. Man muss selbst auch wollen. Wie heißt es so schön? Jeder ist seines Glückes Schmied. Ich kann auch noch nachvollziehen, wenn man schwer krank ist, dass man keinen Sinn mehr in allem sieht. Auf der anderen Seite denke ich mir, dass man doch noch ein Fünkchen Hoffnung in sich hat. Aber hier kann ich dennoch nachvollziehen. Wenn ich aber höre, dass sich jemand umbringt, weil er arbeitslos geworden ist oder weil die Freundin schluss gemacht hat, fehlt mir jede Art von Verständnis. Dies sind zwar keine schönen Dinge, die einem passieren können, aber es sind Dinge, für die es eine Lösung gibt.


Bitte vielleicht mal mit der Materie der Kranheit (!) Depression beschäftigen. Und sich dann Gedanken machen, warum es soweit kommt, dass Menschen sich umbringen. Und bei den wenigen Fälle, wo Deine These zutrifft, auch mal darüber nachdenken, warum Menschen dann BEWUSST diese Aufmerksamkeit wollen/brauchen.

Ich kenne duchraus einige Leute, die zu Depressionen neigen, bzw. auch haben. Interessanterweise Leute, denen es eigentlich recht gut geht.


Bis auf wenige Ausnahmen: Unsinn. Auf den Bahngleisen ist die Sache einfach todsicher. Und die nächste Eisenbahn ist ja oft (noch) nicht soooooooooo weit weg. Ins Haushaus muss man erstmal reinkommen - und dann ganz oben ein Fenster suchen, wo man rausspringen kann. Auch Gewichte braucht man erst - und den Fluß noch dazu. Ebenso die Hochseefähre. Alles mit Aufwand verbunden. Wie schön einfach ist es da, einfach zum nächsten Bahnhof oder Bahnübergang zu latschen. Oder auch zur freien Strecke. Ich muss nichts machen, nichts planen, nichts mitnehmen - einfach nur dastehen und der Rest passiert von allein. Ich werde passiv getötet und muss nicht aktiv was dazu beitun. DAS ist das Problem am Suizid auf den Gleisen. Mancher ist nämlich so "down", dass er gar nicht in der Lage wäre, aktiv seinen Suizid voranzutreiben - also im Hochhaus das offene Fenster aktiv zu suchen, aktiv die Fähre zu buchen oder aktiv den Stein zu organisieren und aktiv zu gucken, wo der Fluß oder der See tief genug ist.

Geht man jetzt davon aus, dass es den Betroffenen schon zuviel ist ein Fenster zu öffnen, dann müsste es den jenigen auch zuviel sein, zum Bahnhof zu gehen. Man muss sich schließlich erstmal anziehen und dann rausgehen. Badewanne & Fön wären leichter zu erreichen.

Es handelt sich hierbei um ein Thema, über das sich streiten läßt. Ich denke mir nur, wenn jemand so grosse Probleme hat, dass er nicht mehr Leben will, dann kann man dies nur sehr schwer ändern. Es sei denn, der Mensch will sich helfen lassen. Will ein Betroffener sich jedoch nicht helfen lassen und seinem Leben wirklich ein Ende setzten, dann fände ich es gerecht, wenn diese Leute nicht noch Leute in ihr Loch mitreinziehen würden, denen bis dahin noch gut ging. Denn ich denke, für einen Tf ist dies das schlimmste, was einem passieren kann. Und auch für Feuerwehr und andere Hilfskräfte ist es nicht leicht.

--
Es grüsst aus Köln
Markus

Anmerkungen...

Blaschke, Mittwoch, 06.05.2009, 21:17 (vor 5471 Tagen) @ 101-Fan
bearbeitet von Blaschke, Mittwoch, 06.05.2009, 21:21

Wenn man das erst erleben muss um es zu verstehen, dann will ich es gar nicht verstehen.

Hallo!

Ich wünsche Dir ganz ernsthaft und ohne jede Ironie, dass Du es auch nie erleben wirst. Nicht sehr angenehm jedenfalls... Auch dann nicht, wenn man das "Vorhaben" rechtzeitig beendet hat und danach auch wieder "klar" denken kann...

Wenn ich aber höre, dass sich jemand umbringt, weil er arbeitslos geworden ist oder weil die Freundin schluss gemacht hat, fehlt mir jede Art von Verständnis. Dies sind zwar keine schönen Dinge, die einem passieren können, aber es sind Dinge, für die es eine Lösung gibt.<


Im "Normalfalle" schon. In einer Depression engt das Denken aber so stark ein, dass man auf (negative) Kleinigkeiten fixiert ist und diese aufbauscht. Und aus einem Hügel einen 8000er macht. Alles erscheint plötzlicvh so sinnlos. Aber trotzdem logisch - nur eben auf einer anderen Ebene und scheuklappenblick-durchtränkt.

Ich denke mir nur, wenn jemand so grosse Probleme hat, dass er nicht mehr Leben will, dann kann man dies nur sehr schwer ändern.

Ja, leider... Mit Gut-Zureden tut sich da jedenfalls gar nix. Wenn schon, muss "angepackt" werden. Aber da muss man ja heutzutage aufpassen, dass dann nicht der Menschenschutzbund o.ä. auf der Matte steht...

Will ein Betroffener sich jedoch nicht helfen lassen und seinem Leben wirklich ein Ende setzten, dann fände ich es gerecht, wenn diese Leute nicht noch Leute in ihr Loch mitreinziehen würden, denen bis dahin noch gut ging. <

Da stimme ich Dir uneingeschränkt zu. Leider nur wird das immer ein frommer Wunsch bleiben.

Schöne Grüße von

jörg

"Zuerst funktioniert man noch"

Garfield_1905, Montag, 04.05.2009, 19:19 (vor 5473 Tagen) @ br 403

Ich kann nur in Deinem und unserem Interesse hoffen, das Du das mit dem 'Spaß' nicht so gemeint hast ... !

"Zuerst funktioniert man noch"

br 403, Ruhrpott, Montag, 04.05.2009, 19:47 (vor 5473 Tagen) @ Garfield_1905

Ich kann nur in Deinem und unserem Interesse hoffen, das Du das mit dem 'Spaß' nicht so gemeint hast ... !

Ich meinte das mit dem Spaß NICHT auf das Thema bezogen!

mfg Patrick

Der Lokführer darf nicht Opfer werden !

GUM, Montag, 04.05.2009, 21:24 (vor 5473 Tagen) @ br 403

http://www.chrismon.de/Menschen.php

Viel Spaß beim Durchlesen....

mfg Patrick

Eigentlich finde ich haben diese Themen im ice-treff wenig bis gar nichts zu suchen. erinnert mich an die fast geschmacklose Forderung nach dem Einstellen des Bildes mit den beschädigten ICE2-Kopftüren. Da das Thema nun schon mal da ist, dazu meine Meinung.

Für mich persönlich sind zwei Dinge wichtig, die komplett getrennt voneinander betrachtet werden sollten, auch aus persönlicher Erfahrung als Fahrgast mit 1,5 PU:

1. So schwer es klingt, der Lokführer soll und darf nicht zulassen, dass er Opfer dieses Vorfalles wird. Der, der sich auf die Gleise schmeißt, hat sich selbst entschieden, vielleicht getrieben durch die Gesellschaft, falsche Erwartungen, aus Verzweiflung oder was auch immer.
Diese Entscheidung kann und will ich nicht nachvollziehen. Mir unverständlich ist aber die zusätzliche Gewalt, die er nicht nur sich, sondern Anderen antut.
Und dies hat mich -in dem ganz speziellen Fall- noch mehr betroffen gemacht.

Neben der Zerstörung des eigenen Körpers wählt er sich irgendeinen Lokführer, irgendeinen Zug und auch die Fahrgäste (in dem damaligen Fall auch mich) als wehrloses Opfer. Es gibt keine Ausweichmöglichkeit für den Zug, nur die Hoffnung, dass die Geschwindigkeit schon niedrig genug ist.
Und deshalb so oft man sich die Frage stellt, auch wenn dies brutal klingt: Der Betroffene hat dies selbst so gewollt. Und genau aus diesem Grund darf der Lokführer sich keine Schuld geben. Er darf nicht Opfer werden, er sollte die freie Entscheidung annehmen und muß leider mit der Brutalität des sich den Unfall zuziehenden sich auseinandersetzen.
Er darf keinesfalls zulassen, dass dieses Ereignis für längere Zeit ihn und seinen Beruf zerstört. Dies hat weder er, die Familie noch alle Bekannten verdient. Und so schwierig es auch klingt: Irgendwann sollte er in die Normalität zurückkehren und wieder Bahn fahren. Genausowenig wie man sich von Terroristen die Gesellschaft zerstören lassen sollte.
Deshalb ist es auch richtig, nicht nachzuforschen, wer einen denn da in Geiselhaft genommen hat. Man kann den Vorgang nicht rückgängig machen.
Man war -und dies braucht lange, um es wirklich zu akzeptieren- zur falschen Zeit am falschen Ort. Ohne selbst einen Fehler begangen zu haben.

2. Es gibt keine Systematik. Weder hell noch dunkel, noch Werktag noch Feiertag sind eine komplette Sicherheit dagegen. Es ist einfach ein schrecklicher Zufall, wenn einem dies als Fahrgast/Lokführer zustößt. Nichts selber falsch gemacht. Ob man als Bahn dies durch mehr Öffentlichkeitsarbeit vermeiden kann, weiß ich nicht, bin nicht aus dem psychologischen Fach.

Nachtrag:
Der "ganze" PU war für mich selbst insofern schrecklicher, als es eine von mir sehr oft befahrene Strecke getroffen hat. Für mich war eigentlich dann der gesamte Resttag gelaufen.
Am selben Abend habe ich mich dann der Herausforderung gestellt und bin noch einmal "sinnlos" mit fast der letzten S-Bahn vorbeigefahren, um die Angst zu überwinden, ohne irgendwie herauszusehen (mit Monatskarte kann man ja mehrfach fahren) . An dem betroffenen Bahnhof steige ich bis zum heutigen Tage nur am nicht betroffenen Bahnsteigabschnitt aus. Trotzdem werde ich diesen letzten Montag eines bestimmten Monats nicht mehr vergessen und empfinde echtes Mitgefühl für den dabei in Mitleidenschaft gezogenen ostdeutschen S-Bahn-Fahrer der S-Bahbn-München.

Der "halbe" PU ist zum Glück glimpflicher ausgegangen, weil ein offensichtlich komplett betrunkener Fahrgast nur die Seite des Zuges getroffen hat. Wie es weitergegangen ist, weiß ich zwar nicht, beim Herausgehen aus dem Bahnhof sind mir allerdings relativ entspannte Sanitäter entgegenkommen, die so aussahen, als sollten sie nur eine Prellung verarzten und nicht irgendwie lebensrettend tätig werden.

Der Lokführer darf nicht Opfer werden !

Alexander, Dienstag, 05.05.2009, 00:13 (vor 5473 Tagen) @ GUM

Hallo GUM,

das sagt man so einfach und es werden vielleicht auch viele Lokführer so sagen, wenn es sie zum Glück noch nicht erwischt hat.

Ich habe mit vielen Lokführern zu tun, welche leider einen überfahren haben.
Und es ist wirklich komplett anders als geschrieben.

Ich musste auch schon einen miterleben und glaub mir, auch wenn man sich einredet das man sich es nicht nahe kommen lässt, so hat man immer wieder das gleiche Gefühl. Ich bin nicht selber gefahren aber der Tf hat eine Schnellbremsung eingeleitet und zu mit nur gesagt "weg drehen". Man hört nur einen dumpfen Schlag, dann stille. Man arbeitet wie eine Maschine noch die nötigsten Dinge ab und versucht sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Auch gibt es bei der DB eine gute Betreuung.

Auch weißt du nie ob es nun ein Unfall war (da kommen immer die Hintergedanken, hätte ich es vermeiden können?...) auch wenn es kein Unfall war sondern ein Suizid viele machen sich zwangsläufig diese Gedanken.

Erst vor kurzen hatte ich einen Fall wo ein Tf durch eine Schnellbremsung das Unglück verhindern konnte und trotzdem war dieser nicht mehr in der Lage weiter zufahren. Selbst solche Ereignisse werden schon ziemlich hart wahrgenommen.

Ich habe auch einen Kollegen welcher innerhalb eines Jahren 4 Personenunfälle hatte, dieser sagt er kann einfach nicht mehr auf einen Führerstand steigen, weil die Angst immer mitfährt. Ab einen gewissen Zeitpunkt geht es halt einfach nicht mehr, da kann man noch so viel Ratschläge geben, es empfindet jeder Mensch anders.

Viele Grüße

--
Es gibt Menschen, die geizen mit ihrem Verstand wie andere mit ihrem Geld. (Wilhelm Busch)

Danke für den Beitrag

GUM, Dienstag, 05.05.2009, 21:24 (vor 5472 Tagen) @ Alexander

Ich wollte halt nur schreiben, wie ich es als Fahrgast empfunden habe.

Und ich selbst finde halt, dass ich als Fahrgast mit 1,5 PU schon mehr als "bedient" bin und vielleicht ist dies halt "meine" nicht wissenschaftlich fundierte Art, damit klarzukommen und diesen Vorfall nicht die Kontrolle über mich zu erlauben. Natürlich sieht dies aus Lokführer-Perspektive noch ganz anders aus.

(Ist aber nicht wirklich ein Thema für den ice-treff.de)

Danke für Deinen Beitrag.

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