Spitze: Plauen oberer Bahnhof (50 Bilder, Teil 1) (Reiseberichte)

Sören Heise, Region Hannover, Mittwoch, 04.12.2013, 16:53 (vor 3818 Tagen)

Moin,

hätte Plauen einen Hauptbahnhof, hätte Plauen keinen oberen Bahnhof. Denn jener kan als Plauens Hauptbahnhof gesehen werden. Ich besuchte ihn am 22. Oktober.


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Bevor wir dorthin kommen, noch ein bildlicher Nachtrag zum unteren Bahnhof.


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0 Diese Ansicht von der Straßenseite wollte ich euch nicht vorenthalten. Keine Ahnung, warum ich die neulich übersehen habe.


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Der Reiseverkehr am oberen Bahnhof liegt in den Händen von Deutscher und Vogtlandbahn.
Die DB betreibt die stündliche schnelle Verbindung zwischen Dresden und Nürnberg, eingesetzt werden Dieseltriebwagen der Baureihe 612. Ab Fahrplanwechsel wird diese Linie zweistündlich in Hof gebrochen, von dort nach Dresden verkehren dann elektrische Züge.

Der Nahverkehr wird durch die Vogtlandbahn betrieben, eingesetzt werden die Baureihen 654, 642 und 650. Ziele sind Hof, Cheb (Eger), Falkenstein, Zwickau und Werdau. Es besteht ein Ein- oder Zweistundentakt, der Abschnitt Bad Brambach - Eger wird infolge einer Abbestellung einiger Leistungen durch den Karlovarský kraj (der tschechische Aufgabenträger) nur noch von vier Zugpaaren bedient. Wie anderswo zu lesen war, soll auch der deutsche Abschnitt vor Brambach alles andere als eine gesicherte Zukunft haben.


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Die erste Bahnstrecke in Plauen war diejenige von Leipzig nach Hof. Sie wurde in mehreren Abschnitten in Betrieb genommen, die anfangs private Gesellschaft mußte zwischendurch vom Staat übernommen werden. Am 20. November 1848 erreichte der erste Zug aus Hof Plauen. Es sollte noch gut zweieinhalb Jahre dauern, bis am 15. Juli 1851 mit der Eröffnung der Teilstrecke Reichenbach - Plauen die gesamte Bahnstrecke befahrbar war. Auf diesem Abschnitt liegen die bedeutendsten Kunstbauten der Strecke, Elstertalbrücke und Göltzschtalbrücke. Diese architektonischen Meisterwerke kommen erst richtig zur Geltung, wenn man sie nicht aus dem Zug heraus genießt.

Die Teilstrecke zwischen Reichenbach und Hof ist in meinen Augen eine fast ununterbrochene Aneinanderreihung von Linkskurven und Rechtskurven, Rechtskurven und Linkskurven. Es gab immer mal wieder Überlegungen, die Strecke Plauen - Hof durch einen Tunnel abzukürzen, aber das wird wohl nie etwas werden. Diese Strecke wurde in jüngster Zeit elektrifiziert, der planmäßige Reiseverkehr mit Elloks wird am 15. Dezember beginnen.

Der obere Bahnhof erhielt diesen Namenszusatz anno 1875, mit Inbetriebnahme der Elstertalbahn. Mit Einweihung der Bahnstrecke nach Adorf - Eger im Jahr 1874 wurde er ein Inselbahnhof, das imposante Bahnhofsgebäude stand zwischen den Gleisen der LH-Strecke (nördlich) und der PE-Strecke (südlich), hier eine Aufnahme aus dem Jahr 1910. Es wurde 1945 weitgehend zerstört, fast 30 Jahre lang existierten nur Provisorien. Erst am 21. Dezember 1973 wurde das neue Empfangsgebäude in Betrieb genommen. Bereits 1969 wurde die Neugestaltung der Gleisanlagen abgeschlossen, die Egerer Seite gibt es nicht mehr.

Die heutige Bahnstrecke Plauen - Eger besteht historisch gesehen aus zwei Strecken, der Vogtländischen Staatseisenbahn Herlasgrün - Falkenstein - Oelsnitz - Eger und der Verbindungsstrecke Plauen - Oelsnitz. Letztgenannte wurde am 1. November 1874 dem Verkehr übergeben. Die Staatseisenbahn ist auf den Tag genau neun Jahre älter. Ihr Abschnitt Oelsnitz - Lottengrün wurde am 26. April 1951 letztmals befahren, der Abschnitt Falkenstein - Lottengrün hielt sich durch die Strecke nach Plauen-Chrieschwitz noch bis zum Ende des Sommerfahrplans 1970. (Alle Angeben zur Streckengeschichte entstammen dem unten erwähnten Buch.)


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Der Rundgang folgt gleich in Teil 2.

Spitze: Plauen oberer Bahnhof (50 Bilder, Teil 2)

Sören Heise, Region Hannover, Mittwoch, 04.12.2013, 16:54 (vor 3818 Tagen) @ Sören Heise

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1 Der obere Bahnhof liegt oberhalb der Stadt. Ich empfehle dringend, dorthin die Straßenbahn zu nehmen, denn die Fußgängerunterführung ist eine Zumutung.


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2 Ansicht aus dem Keller.


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3 Gedenktafel für Paul Dittmann.


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4 Blick zurück. Durchs Loch unten rechts führt der Fußweg in die Stadt.


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5 Zum Haupteingang.


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6 Da geht es hinein.


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7 Und durch einen Seitengang gleich wieder heraus.


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8 Blick in die Gegenrichtung.


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9 Wartehalle der Straßenbahn.


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10 Empfangsgebäude mit Kreisverkehr.


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11 Erhöhte Ansicht.


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12 Der direkte Bahnsteigzugang von der Straßenbahnwendeschleife ist verschlossen.


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13 Herbst.


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14 Der Aussichtsturm auf dem Bärenstein bietet einen guten Überblick, hier westlich an die Bahnsteige anschließend.


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15 Im Gegenlicht über die Stadt hinweg ins Hügelland.


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16 Gen Stadtzentrum.


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17 Und das Empfangsgebäude.


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18 Mit Tele. ;-)


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19 Über die Bahnsteigdächer hinweg.


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20 Die Endhaltestelle der Straßenbahn. Rechts von den Haltestellenschildern der geschlossene Bahnsteigzugang.


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21 Der Busbahnhof, hier mit Straßenbahn.


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22


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23 Haupteingang.


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24 Blick hinein.


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25 Ecke.


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26 Innendrin fällt das Auge sofort auf die nunmehr selten gewordene Fallblattanzeigetafel.


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27 Die Bahnhofshalle.


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28 Das Wandbild mit Motiven aus Plauen.


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29 Ladenzeile.


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30 Alt und neu.


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31 Verwundert war ich, daß es "nur" noch eine DB-Agentur gibt, kein Reisezentrum mehr.


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32 Der Zugang hin zum Personentunnel.


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33 Der Eingang in den Tunnel.


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34 Im Personentunnel.


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35 Elektrisch fahren derzeit nur Güterzüge, hier RBH 107 und 110.


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36 Wartegelegenheit.


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37 Treppenabgang.


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38 Die Ausfahrt Richtung Reichenbach.


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39 Gedenktafel.


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40 Bittesehr: Ein Regioshuttle.


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41 Der nicht mehr genutzte direkte Zugang zur Straßenbahn.


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42 Die Ausfahrt Richtung Hof.


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43 Die Bahnsteige liegen in einer Kurve, links VT 57, rechts 612 095. IRE: Nürnberg, verheißt das Zielschild. Mit Doppelpunkt.


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44 Eine kleine Spiegelei.


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45 Verbotener Eingang ins Empfangsgebäude.


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46 Es schließt sich ein Flachbau an. Dort befindet sich das Büro der Transport-, ach nein, Bundespolizei.


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47 Bahnsteigbild. Wie man sieht, sind nicht alle Bahnsteiggleise elektrifiziert.


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48 Das Empfangsgebäude.


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49 Der Zug nach Werdau wird bereitgestellt.


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50 Wir nehmen im modernisierten VT 33 Platz und fahren unserem nächsten Ziel entgegen.


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Plauen oberer Bahnhof. Sein Empfangsgebäude macht ihn richtig sehenswert.

Viele Grüße
Sören

Literaturhinweis:
Wilfried Rettig, Die Eisenbahnen im Vogtland, Band 1. Entwicklung, Hauptstrecken, Fahrzeuge, Bahnbetriebswerke und Hochbauten. Freiburg (Breisgau) 2001.

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Verstehen Sie Bahnhof!
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Spitze: Plauen oberer Bahnhof (50 Bilder, Teil 2)

Christian_S, Mittwoch, 04.12.2013, 17:43 (vor 3817 Tagen) @ Sören Heise

Danke Sören, schön gemacht, wie immer!

Ja, Plauen liegt eigentlich ungünstig für eine schnelle Eisenbahnlinie. Der obere Bahnhof liegt quasi am "unteren Punkt" eines U - man würde einige Kilometer abkürzen und deutlich schneller sein, hätte man die Strecke direkt einige Kilometer nördlich der Stadt verbunden. Aber dann wäre der Bahnhof weit außerhalb von Plauen.

Was das Wandbild in der Bahnhofshalle betrifft: Sehr typisch für Bahnhofsgestaltungen in der DDR der 60er Jahre. Sowas hatten wir am Jenaer Saalbahnhof auch. Durchaus eine nette Idee, auch wenn die Hallen immer extrem groß und übermäßig hoch wirkten.

Spitze: Plauen oberer Bahnhof (50 Bilder, Teil 2)

Alibizugpaar, Köln (im Herzen immer noch Göttinger), Mittwoch, 04.12.2013, 19:58 (vor 3817 Tagen) @ Sören Heise
bearbeitet von Alibizugpaar, Mittwoch, 04.12.2013, 20:00

Moin Sören,

durch Plauen bin ich erst ein einziges Mal gekommen. Das war vor knapp 15 Jahren auf einer Rundfahrt anlässlich der unmittelbar bevorstehenden Streckenstillegung Greiz-Neumark. Von Neumark über Plauen nach Hof ging es dann mit einem RegioSprinter der Vogtlandbahn. Damals zählte ich solche Vehikel noch nicht zur Spezies der Eisenbahnfahrzeuge, mittlerweile hat sich mein Gemüt an manches mehr gewöhnt.


31 Verwundert war ich, daß es "nur" noch eine DB-Agentur gibt, kein Reisezentrum mehr.

"DB Agentur reiseCENTER"

Was ist denn das für eine orthografische Wortvergewaltigung nach DB-Sprech? Habe ich so quer auch noch nirgends gesehen.


41 Der nicht mehr genutzte direkte Zugang zur Straßenbahn.

Warum hat man den Zugang denn gesperrt? Damit man da nicht mehr sauber machen braucht oder purzelt etwa der Putz von der Decke?


Die Fassadenfarbe des Plauener Hauptbahnhofes könnte aktuell wieder in Mode kommen. Die Göttinger Verkehrsbetriebe bestellen neue Busse in Cyanblau, ähnlich wie Kassel und München. Das könnte den Farbton so ungefähr treffen...

http://www.goettinger-tageblatt.de/var/storage/images/gt-et/nachrichten/goettingen/uebe...


Deine Reportagen aus Plauen und Zwickau haben mich neugierig gemacht. Da werde ich Anfang 2014 mal einen südlichen Schlenker dranhängen, wenn ich mir den Leipziger Citytunnel persönlich zur Brust nehme.

Besten Dank für´s anfüttern und Gruß

Olaf

(OT:) Cyan-farbene Busse...

Blaschke, Mittwoch, 04.12.2013, 20:49 (vor 3817 Tagen) @ Alibizugpaar

Moin!

Die Fassadenfarbe des Plauener Hauptbahnhofes könnte aktuell wieder in Mode kommen. Die Göttinger Verkehrsbetriebe bestellen neue Busse in Cyanblau

Kommen die aus 'nem 3-D-Drucker? Magenta war grad leer und Schwarz für'n Sommer unpraktisch - also nahm man Cyanblau?!

Auf was für Ideen manche Designer kommen...

wenn ich mir den Leipziger Citytunnel persönlich zur Brust nehme.

Laß ihn aber bitte ganz... Und nicht schimpfen, sondern nur lächeln.


Schöne Grüße aus der Friedensstadt Osnabrück von

jörg

reiseCenter

michael_seelze, Donnerstag, 05.12.2013, 00:29 (vor 3817 Tagen) @ Alibizugpaar

31 Verwundert war ich, daß es "nur" noch eine DB-Agentur gibt, kein Reisezentrum mehr.

"DB Agentur reiseCENTER"

Was ist denn das für eine orthografische Wortvergewaltigung nach DB-Sprech? Habe ich so quer auch noch nirgends gesehen.

Ich kann mir das nur folgendermaßen erklären: Nach dem Ende der Zeiten des DB "Reisezentrums" fungiert die Verkaufsstelle nun als eine DB-Agentur. Diese durfte sich vermutlich wg. Namensausschlüsssen ("Reisezentrum" wohlmöglich geschützt/ vertraglich ausgeschlossen) nicht mehr so nennen. Um bei den Kunden aber die Wiedererkennung zu fördern entschied man sich zur Bennennung als "Agentur reiseCenter", um der ursprünglichen Bezeichnung so ähnlich wie möglich zu kommen.

Der Verkaufsstellenfinder kennt dazu auch die komplette Bezeichnung:

reiseCenter im Bahnhof Plauen, Inh. Heidi Wendler

Ich bin der Meinung, das ist Spitze. Das Porträit :-)

Blaschke, Mittwoch, 04.12.2013, 21:07 (vor 3817 Tagen) @ Sören Heise
bearbeitet von Blaschke, Mittwoch, 04.12.2013, 21:09

MOIN!

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9 Wartehalle der Straßenbahn.

Oh je, wenn das eine WarteHALLE sein soll, dann will ich mal nicht wissen, wie ein WarteHÄUSCHEN dort aussieht... Passen wahrscheinlich nicht mal Katz und Maus rein...

21 Der Busbahnhof, hier mit Straßenbahn.

Busbahnhöfe gibt's, Bahnhöfe ohne einen Zusatz auch, aber was ist mit einem Straßenbahn-Bahnhof? Zuviel Bahn drin? Könnte es auch mit Binnenmajuskel (bei dem Wort bekomme ich immer Muskelkater; sh. bzgl. des Katers auch oben die Sache mit der Maus) StraßenBahnHof heißen? Oder StraßenBAHNhof? Wo bleiben die Kreativen?

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Na ja, nicht nur demonstrativ. Das hatte schon seinen Sinn, dass die Züge durch DDR-Gebiet fuhren. Geplant war seitens der DDR-Führung, den Reisenden den Paß abzunehmen. Und dass konnte ja nur auf eigenem Hoheitsgebiet erfolgen. Die Reisenden sollten dann quasi nachträglich dauerhaft ausgebürgert werden; gleichzeitig wollte man sich deren Hab und Guts bemächtigen. So hoffte man, die "Querulanten" dauerhaft loszuwerden, noch etwas "Vermögen" einzusacken und dann wieder Ruhe im Karton zu haben. Tja, es kam dann anders...

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30 Alt und neu.

Ähm, lieber Sören: Das ist der Plan von ABFAHRT und ANKUNFT. Gelb ist die Abfahrt, weiß die Ankunft.

(Ja, ja, ich weiß, was Du meinstest *g*)

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43 Die Bahnsteige liegen in einer Kurve, links VT 57, rechts 612 095. IRE: Nürnberg, verheißt das Zielschild. Mit Doppelpunkt.

Den halte ich da auch für angebracht! Trennt er doch so richtigerweise die Zuggattung vom Zugziel! Ohne Doppelpunkt würde ja das Ziel "IRE Nürnberg" lauten. Da kommt dann sowas bei raus: "Zug nach IRE Nürnberg": http://www.youtube.com/watch?v=GX5nXp3hRek *schauder*

Plauen oberer Bahnhof. Sein Empfangsgebäude macht ihn richtig sehenswert.

Sein Empfangsgebäude macht den Beitrag so ergiebig.


Ich bedanke mich für die fotografische Mitnahme nach Plauen. Irgendwie bin ich da vor 3 Jahren mit einem DS-O-Forenkollegen auch mal gewesen in der Gegend. Allerdings nur auf der Durchreise.

Schöne Grüße aus der Friedensstadt Osnabrück von

jörg

? Zu Bild 27

Armchair traveller, Donnerstag, 05.12.2013, 10:27 (vor 3817 Tagen) @ Sören Heise

Hallo Sören,

vielen Dank für das schöne Portrait! Noch eine Frage: Diese komischen Metalldinger in der Bahnhofshalle (Bild 27): Sind das Sitzgelegenheiten, Abfallbehälter oder einfach nur Kunst am Bau?

Grüße vom
AT

Sammelantwort

Sören Heise, Region Hannover, Donnerstag, 05.12.2013, 16:47 (vor 3817 Tagen) @ Sören Heise

Moin!

Vielen Dank für die Kommentare, wie offenbar auch das Portrait in gewohnte Qualität.

Christian: Eine Bahnstrecke nicht über Plauen wäre auch aus heutigen Gesichtspunkten unedenkbar. Das Wandbild im Jenaer Saalbf. habe ich damals durch die Tür fotografieren können. Im Westen war sowas um die Zeit und schon in den 50ern auch "in".

Olaf: Warum der Tunnel gesperrt ist? Keine Ahnung.
Das Plauener EG geht farblich ziemlich ins Grüne, während die genannten Stadtverkehrsbetriebe doch eher blau daherkommen.

Jörg: Du hast sicher Verständnis dafür, daß ich beim Warten die Goldwaage nicht auspacken wollte, weshalb das falsche Wort veröffentlicht wurde.

Das Wort Straßenbahnhof gibt es. In Leipzig bezeichnet es die Betriebshöfe/Depots.

Schauder: Ja. Wobei die Videoqualität nicht allzu schlimm war. Aber ich bin ohnehin kein Filmfreund.


Sessenreisender: Sitzgelegenheiten.


Viele Grüße
Sören

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