Wengerohr Hbf (45 Bilder, Teil 1) (Reiseberichte)
Moin!
Eine Weinkarte war das letzte, was die Preußischen Staatseisenbahnen im Kursbuch haben wollten. Da aber die Stationen der Bahnstrecke von Koblenz nach Trier auf dem Abschnitt moselaufwärts bis Bullay schon allzusehr danach aussahen und es später noch schlimmer werden würde, verließ man kurzentschlossen hinter Bullay das Moseltal und ging Trier auf dem direkten Wege fernab des Flusses an. So kam Wengerohr zu seinem Bahnhof.
------------
Das, liebe Leser, ist natürlich Unsinn. Tatsache ist, daß die Bahnstrecke von Koblenz nach Trier bis Cochem dem Laufe der Mosel folgt. Anschließend umgeht sie zwei Moselschleifen durch Tunnel, erreicht Bullay. Hinter dem Bahnhof heute die bekannte zweigeschossige Brücke, ein Tunnel und der weithin bekannte Pündericher Hangviadukt. Die Nebenbahn nach Traben-Trarbach bleibt im Moseltal, die Hauptstrecke verläßt es durch einen Tunnel und verläuft weitab der Mosel, bis sie kurz vor Trier wieder in Flußnähe kommt und ihn zwischen Ehrang und Trier erneut überquert. Ursache für die Linienführung waren wohl militärstrategische Gründe, war die Moselstrecke doch Teil der „Kanonenbahn” von Berlin nach Metz. Außerdem mäandert sich die Mosel zwischen Cochem und Trier durch die Gegend, während die Moselstrecke eine kürzere und geradere Strecke nimmt.
Den Moselwindungen zwischen Bullay und Trier folgte schließlich eine Privatbahn, die als „Saufbähnchen” bekannte Moselbahn. Ihr Schienenverkehr ist schon lange Geschichte, die heutige Moselbahn Verkehrsbetriebsgesellschaft mbH ist ein reines Busunternehmen innerhalb der Rhenus-Gruppe. Tatsache ist auch, daß ich gerade Mühe habe, nicht noch weiter abzuschweifen.
Wittlich Hauptbahnhof. Das ist ein wenig hochstaplerisch. Der Beiname Hauptbahnhof ist überflüssig, da es die einzige Zugangsstelle im Stadtgebiet ist. Sie liegt noch nicht einmal in der Kernstadt, sondern im Stadtteil Wengerohr. So trug der dort gelegene Bahnhof seit seiner Eröffnung, die, zusammen mit der Strecke von Koblenz nach Ehrang, im Jahr 1879 erfolgte, auch den Namen dieses kleinen Ortes. Erst als der Eisenbahnknoten Wengerohr schon fast Geschichte war, im September 1987, wurde der Bahnhof Wengerohr in Wittlich Hauptbahnhof umbenannt.
Dieser Bahnhof war einst Ausgangspunkt zweier Nebenbahnen. Im Jahr 1883 wurde die Bahnstrecke hinunter ins Moseltal nach Cues (nach Fusion und Rechtschreibreform heute Bernkastel-Kues) eröffnet. Sie verlor 1985 den Reise- und 1989 auch den Güterverkehr. Mittlerweile ist sie eine Zweiradstrecke. Ebenfalls zum Radweg umgebaut ist die zweite Bahnstrecke, die in Wengerohr ihren Ausgang nahm. Sie führte nordwärts über Wittlich nach Daun. Die Eröffnung fand in mehreren Etappen von beiden Seiten aus statt: 1885 der 4,3 Kilometer kurze Abschnitt zwischen Wengerohr und Wittlich, erst 1909/1910 in drei Abschnitten die Strecke in die Eifel hinein. 1981 endete der Reiseverkehr zwischen Wittlich und Daun, 1988 (also nach der Umbenennung des Bahnhofs Wengerohr in Wittlich Hbf) auch zwischen Wittlich Hbf und Wittlich. Zwischen 1982 und 2001 endete in vier Etappen der Gesamtverkehr, der älteste Abschnitt war der letze. Die Strecke Koblenz - Trier ist seit 1973 elektrifiziert.
------------
Abgesehen von zwei noch verkehrenden IC-Paaren von und nach Luxemburg halten in Wittlich Hbf nur Züge des Nahverkehrs. Alle ein oder zwei Stunden der RE zwischen Koblenz, Trier, Saarbrücken und Kaiserslautern sowie jeweils stündlich die Regionalbahnen der Linie Koblenz - Trier und der Linie Wittlich - Trier - Perl. Einzelne RE-Leistungen sind lokbespannt, die übrigen Triebwagen der Baureihe 425. Die Regionalbahnen waren bei meinem Besuch im letzten Jahr eine Mischung aus lokbespannten Zügen und Triebwagen, dieses Jahr konnte ich nur Talent 2 sehen, vier- und zweiteilig. Einzelne REs fahren von/nach Luxemburg. Der Bahnhof ist kürzlich modernisiert worden, beim diesjährigen Besuch war die Fertigstellung nahe. Wir beginnen mit Aufnahmen vom 8. August 2012.
------------
1 Ankommend aus Trier fährt man über eine neue Straße. In Bildmitte, da wo der Höhenzug eine Delle hat, sieht man ein paar weiße Flecken. Dort liegt Wittlich.
2 Dieses Stellwerk steht an der Ausfahrt Richtung Trier, südlich der Gleise.
3 Unmittelbar nach der Ankunft zeigt sich 442 208 noch mit Ziel Wittlich Hauptbahnhof, aber schon mit Schlußlichtern. Der Hausbahnsteig ist niedrig.
4 Am Bahnsteig 2/3 werden Restarbeiten erledigt.
5 Die Bahnhof-Gaststätte mit Bedienfenster zum Bahnsteig. Dem Bockwürstchenesser wird eine Wartezeit von ca 4 Min angekündigt.
6 Die Bushaltestelle.
7 Das schmucklose Empfangsgebäude von der Straßenseite. Offenbar ein Neubau der Nachkriegszeit.
8 Der Eingangsbereich.
9 Der Ausgang auf der Gleisseite mit direktem Zugang zum Bahnsteigtunnel.
10 Anno 2013 ist der Tunnelzugang verschlossen.
11 Tunnelblick 2012. Nach hinten.
12 Tunnelblick 2013. Ein Handwerker war gerade damit beschäftigt, die Mosaikplatten festzukleben.
Der Aufzug ist immer noch nicht in Betrieb.
13 Hinterm Bahnhof stehen jede Menge Zweiachser herum.
14 Eine moderne Glaskonstruktion bildet den Hintereingang.
15 Baustelle.
16 Gleis 1.
17 Richtung Trier.
18 Richtung Koblenz.
19 Die Bahnhofshalle.
20 Ein Jahr später.
21 Mit ehemaligem Güterschuppen. Hinter Tür und Fenstern scheint der Fahrdienstleister zu sitzen.
22 Richtung Koblenz.
23 Gesamtansicht von Norden.
24 Eng ist's.
------------
Dieses war der erste Streich, und der zweite folgt sogleich.
--
Verstehen Sie Bahnhof!
Europa: Linkliste Fahrplantabellen und mehr