OT: S-Bahn-München, Vorbereitung zur Vollvideoüberwachung (Allgemeines Forum)

GUM, Mittwoch, 18.06.2008, 18:34 (vor 5793 Tagen)

Leider mal wieder eine schlechte Nachricht: In der S-Bahn München laufen anscheinend die Vorbereitungen zur Vollvideoüberwachung aller Fahrgäste auf vollen Touren.

An zwei Tagen hintereinander hatte ich einen Zug (mit unterschiedlichen Nummern), die nicht nur zwei Kameravorbereitungen hatten, sondern über jeder 8er-Sitzgruppe eine eigene Kamerablende.

Da ist die Vollüberwachung nicht mehr weit ! Ideales Feld auch für Markt- und Verhaltensforscher. Schade, dass die Freiheit in diesem Land viel zu wenig zählt.

*Meinungsfreiheitsmodus an*
Ich empfehle den Betroffenen deshalb eine erboste mail an die Geschäftsführung der Münchener S-Bahn, entweder über die allgemeine mail-Adresse oder mit dem entsprechenden vorname.nachname@bahn.de.
* Meinungsfreiheitsmodus aus*
Habe selbst schon eine geschrieben, in der ich mir selbst vorbehalte, die Personalien der verantwortlichen aufzunehmen und mein Recht auf informationelle Selbstbestimmung / Recht am eigenen Bild durchzusetzen.

Schade, dass sich die S-Bahn München dem allgemeinen, die Leute demütigenden Trend anschliesst und sicht nicht mehr als freundliches, offenes Unternehmen präsentiert.

sh. auch die neuen Mützen der Sicherheitsleute...

OT: S-Bahn-München, Vorbereitung zur Vollvideoüberwachung

Matze86, München, Mittwoch, 18.06.2008, 18:39 (vor 5793 Tagen) @ GUM

Naja, man muss ja nicht übertreiben. Allerdings ist eine Videoüberwachung schon von Vorteil, weil unbedingt sicher fühlt man sich in einer S-/U-Bahn nicht immer.
Btw: Auch einige U-Bahnen haben bereits Kameras erhalten.

OT: S-Bahn-München, Vorbereitung zur Vollvideoüberwachung

Holger_HAM, Hamm (Westfalen), Mittwoch, 18.06.2008, 18:44 (vor 5793 Tagen) @ GUM

Hallo,
es kommt ganz darauf an, was man mit dem Bildmaterial macht. Man wird sehr wahrscheinlich nicht alle Fahrgäste immer beobachten wollen. Gegen eine zeitlich begrenzte Speicherung und Auswertung im Ereignisfall spricht aus meiner Sicht überhaupt nichts.

--
Viele Grüße aus Hamm in Westfalen,
Holger
***
Der bahn.kommfort-Briefkasten. Auch vor Ihrer Haustür!
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OT: S-Bahn-München, Vorbereitung zur Vollvideoüberwachung

bahnfan69, Mittwoch, 18.06.2008, 19:06 (vor 5793 Tagen) @ Holger_HAM

In Augsburg gibt es in einigen Trams auch Videokameras, habe kein Problem damit wenn es der Sicherheit dient.

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Ab Oktober nun Grünkartenfahrer...

OT: S-Bahn-München, Vorbereitung zur Vollvideoüberwachung

Burkhard, Mittwoch, 18.06.2008, 19:06 (vor 5793 Tagen) @ GUM

Leider mal wieder eine schlechte Nachricht: In der S-Bahn München laufen anscheinend die Vorbereitungen zur Vollvideoüberwachung aller Fahrgäste auf vollen Touren.

Als täglicher U-Bahn-Fahrgast, der beim Einsteigen schon am Zustand der Fahrzeuge erkennt, ob diese Video-überwacht sind oder nicht, kann ich solche Maßnahmen nur begrüßen.
Die neuen 422 haben die Überwachung zum Glück schon ab Werk.

Danke für schnelles Feedback/Würde thread gerne schlie

GUM, Mittwoch, 18.06.2008, 19:27 (vor 5793 Tagen) @ GUM

Unglaublich, wie schnell sich fast alle an das Neue gwöhnt haben, wenn's denn einem "guten" Zweck dient.

Würde den thread gerne schließen.

OT: S-Bahn-München, Vorbereitung zur Vollvideoüberwachung

bahn-user, Mittwoch, 18.06.2008, 19:31 (vor 5793 Tagen) @ GUM

An zwei Tagen hintereinander hatte ich einen Zug (mit unterschiedlichen Nummern), die nicht nur zwei Kameravorbereitungen hatten, sondern über jeder 8er-Sitzgruppe eine eigene Kamerablende.

Ich trag gerne neutrale Basecaps - verwässert den Kameraeffekt ein bisserl, wenn es genug Leute machen.

Schade, dass sich die S-Bahn München dem allgemeinen, die Leute demütigenden Trend anschliesst

"Die Leute" fühlen sich keineswegs gedemütigt, sondern sind begeistert und glauben sich sicherer, wenn sie nachts auf einem leeren U-Bahnsteig ne Kamera hängen sehen. *achselzuck*

Ist mir leider auch schon aufgefallen

GUM, Mittwoch, 18.06.2008, 19:47 (vor 5793 Tagen) @ bahn-user

"Die Leute" fühlen sich keineswegs gedemütigt, sondern sind begeistert und glauben sich sicherer, wenn sie nachts auf einem leeren U-Bahnsteig ne Kamera hängen sehen. *achselzuck*

Deshalb verwundert mich die Anzahl und auch die Inhalte der Antworten. Scheint sich von den ansonsten in diesem Forum postenden usern kaum jemand für Datenschutz zu interessieren.

Vielleicht auch Folge der derzeit stattfindenden Sicherheitskampagnen...

Danke für Deine Antwort.

Ist mir leider auch schon aufgefallen

bahn-user, Mittwoch, 18.06.2008, 20:05 (vor 5793 Tagen) @ GUM

Deshalb verwundert mich die Anzahl und auch die Inhalte der Antworten. Scheint sich von den ansonsten in diesem Forum postenden usern kaum jemand für Datenschutz zu interessieren.

"Die haben halt nichts zu verbergen." *g*

Wir reiten ja alle auf einer gesellschaftlichen Welle des Exhibitionismus (von Talkshows bis Myspace) und in dessen Schatten erscheinen vielen Leuten Überwachungsthemen schnell als "nicht so schlimm in Abwägung mit dem Gewinn".

Anders halt als vor 25 Jahren z.B. mit der Volkszählung damals. Es fehlt eine Bürgerrechtskultur in diesem Land.

Danke für Deine Antwort.

You're not alone. Aber beinahe. ;-)

Obiges "nix zu verbergen" war übrigens ein sehr häufiger Satz, den ich von Passanten hörte, als ich mal im Rahmen von http://www.freiheitstattangst.de/ Demos ein paar Mal Flugblätter verteilte (das erste Mal seit bestimmt 15 Jahren, daß ich auf Demos war)

Ist mir leider auch schon aufgefallen

heinz11, Mittwoch, 18.06.2008, 22:22 (vor 5793 Tagen) @ GUM


Deshalb verwundert mich die Anzahl und auch die Inhalte der Antworten. Scheint sich von den ansonsten in diesem Forum postenden usern kaum jemand für Datenschutz zu interessieren.

Vielleicht auch Folge der derzeit stattfindenden Sicherheitskampagnen...

Danke für Deine Antwort.

Hallo GUM,

Ja, wenige sind wir, aber mehr als niemand. Soviel vorab.

Dieses "wer nichts zu verbergen hat...", ist ein gefährliches Totschlagargument gegen Kritiker der Vollüberwachung. Denn es dreht den ehernen Grundsatz um, daß grundsätzlich die Unschuldsvermutung gilt. Andersherum wird ein Schuh draus: Gerade weil ich nichts zu verbergen habe, will ich nicht überwacht werden!

Für die Vorspiegelung von Pseudosicherheit werden immer tiefere Eingriffe in die Privatsphäre vorgenommen und immer mehr Bürgerrechte beschnitten. Was im übrigen langfristig auch die Kultur des öffentlichen Raums und Umgangs verändert. Es ist ja schon heute irre, was alles mit den Daten gemacht werden kann (siehe Telecom etc.) Auch Bahn-Bonus ist so ein Ding, mit dreijähriger Speicherung der Daten über die genutzten Verbindungen kann man viel anfangen. Maut-Daten: Die Ergreifung eines Übeltäters rechtfertigt diesen riesigen Datenwust? Niemals!

Warum Datenschutz wenige interessiert? Ich weiß es nicht, ich kann nur vermuten. Zum einen hat der 11.09.01 den Sicherheitsfanatikern enorm in die Hände gespielt und man hat auf dieser Welle und unter diesem Deckmantel den Verfolgungsbehörden enorme Rechte eingeräumt und geht z.T. illegal weit darüber hinaus. Und das ständige Trommeln das alles noch viel, viel sicherer wird, wenn wir nur die Totalüberwachung hätten, hat manch einen mürbe gemacht.

Zum anderen ist vielen offenbar nicht bewußt, was auch an privaten Daten gesammelt, verwertet und verkauft wird (Bsp. Kundenkarten). Nicht zuletzt ein mangelndes Gespür für die Möglichkeiten der Verknüpfungs- und Auswertungstechnik mittels der heutigen EDV. In Halle-Neustadt (an der Saale) gab es zu DDR-Zeiten keine Straßennamen, sondern Nummern für die Hochhausblöcke. Des weiteren hatte jeder Bürger eine sogenannte Personenkennzahl (PKZ), die einmalig und unverwechselbar war. Meine Bemerkung, man könnte EDV-gerechtes Wohnen dadurch erreichen, daß man nicht die Namen, sondern die PKZ auf die Klingelschilder und die Briefe schreibt, hat mir ne Menge Ärger eingebracht, obwohl an die heutigen Auswertungsmöglichkeiten noch nicht einmal im Traum zu denken war.

Auch wenn es mit dem Datenschutz gelegentlich zum Heulen ist, aufgeben tue ich nicht nicht!

heinz

Danke für Deinen Beitrag

GUM, Donnerstag, 19.06.2008, 21:43 (vor 5792 Tagen) @ heinz11

Hallo GUM,

Ja, wenige sind wir, aber mehr als niemand. Soviel vorab.

Oh, ja. Danke !

Von der S-Bahn München habe ich übrigens noch keine Antwort bekommen und vom Bundesdatenschutzbeauftragten und/oder seiner Poststelle auch nicht.

Zum anderen ist vielen offenbar nicht bewußt, was auch an privaten Daten gesammelt, verwertet und verkauft wird (Bsp. Kundenkarten). Nicht zuletzt ein mangelndes Gespür für die Möglichkeiten der Verknüpfungs- und Auswertungstechnik mittels der heutigen EDV. In Halle-Neustadt (an der Saale) gab es zu DDR-Zeiten keine Straßennamen, sondern Nummern für die Hochhausblöcke. Des weiteren hatte jeder Bürger eine sogenannte Personenkennzahl (PKZ), die einmalig und unverwechselbar war. Meine Bemerkung, man könnte EDV-gerechtes Wohnen dadurch erreichen, daß man nicht die Namen, sondern die PKZ auf die Klingelschilder und die Briefe schreibt, hat mir ne Menge Ärger eingebracht, obwohl an die heutigen Auswertungsmöglichkeiten noch nicht einmal im Traum zu denken war.

Die PKZ wird nächstes Jahr über den Umweg einer sogenannten elektronischen Steuernummer ETin wieder eingeführt. Offensichtlich haben die Berater unserer Kanzlerin NICHTS vergessen, was damals genutzt wurde.

Ich nehme deshalb auch an, dass die S-Bahn-Überwachung pünktlich nach der Landtagswahl in Bayern flächendeckend eingeführt wird und dadurch S-Bahn fahren noch unsicherer wird.

Ich selbst bin ja immer noch und unverbesserlich der Meinung, dass ein "ziviles" und "sympathisches" Ziel viel weniger Opfer von Gewalttaten wird, als eine militarisierte Umgebung.

Denn dann vertreibt man etwaige Störer an den "Rand der bisherigen Videoüberwachung", d.h. auf den Bahnhofsvorplatz. Da wären einige Schulbücher und die Vermittlung eines vernünftigen Gesellschaftsmodells besser.

An alle Schnüffler und Datensammler: Weitergabe meiner Daten an die Behörden nutzlos, die wissen über die Spendenliste der im Bundestag vertretenen Parteien sowieso schon Bescheid, wer sich (noch) für soziale Marktwirtschaft und Bürgerrechte interessiert.

Auch wenn es mit dem Datenschutz gelegentlich zum Heulen ist, aufgeben tue ich nicht nicht!

heinz

Die Leute lernen aber schon langsam dazu. Nachdem die großen Kaufhausketten den "Datensammel"-Rabatt von 3% in bar auf 1% in Punkte und Geschenke gesenkt haben, werden die Kundenkarten weniger genutzt.

OT: S-Bahn-München, Vorbereitung zur Vollvideoüberwachung

101-Fan, Köln, Mittwoch, 18.06.2008, 19:47 (vor 5793 Tagen) @ GUM

Hier in Köln werden die Bahnen der KVB schon seit einigen Jahren Videoüberwacht. Diese Überwachung hat auch schon das ein oder andere Mal der Polizei geholfen einen Straftäter zu bekommen. Ich denke, wenn es der Sicherheit dient, spricht nichts gegen eine Videoüberwachung.

Gruss
Markus

--
Es grüsst aus Köln
Markus

OT Presse: S-Bahn-München, Notrufproblem

bahn-user, Mittwoch, 18.06.2008, 19:51 (vor 5793 Tagen) @ GUM

Vorgestern gab es übrigens in der SZ einen Artikel, wie es schieflaufen kann, wenn man versucht, bei einem Problem in der S-Bahn an menschliche Hilfe zu kommen:

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/artikel/244/180687/

Wird mit der Videoüberwachung keinesfalls besser

GUM, Mittwoch, 18.06.2008, 20:21 (vor 5793 Tagen) @ bahn-user

Denn dann gibt es ja "den großen Bruder" oder die "3-S-Zentrale", denn die werden ja schon irgendwas unternehmen.

Nicht gedenk der Tatsache, dass die bei der heutigen Personalausstattung noch nicht alle ca. 600 S-Bahn-Waggons gleichzeitig überwachen können. Da ist dann Speichern und später den/die Täter und die Bürger vorführen in einer Video-Show VIEL VIEL BESSER !

Vielleicht sollte man auch daran denken, dass die S-Bahn-München GmbH ein PRIVATUNTERNEHMEN ist.

Oder eine mail an Hr. Mehdorn schicken, mit dem man die Einführung eines Sicherheitszuchlages auf alle Karten fordert. Dann können alle GANZ SICHER S-BAHN FAHREN !

Wie wär's mit 9 % auf die Monatskarte, Leute mit Monatskarten ohne Geburtsdatum und Namen sind verdächtiger als Abonnenten und deshalb 18 % auf übertragbare Monatskarten.

OT: S-Bahn-München, Vorbereitung zur Vollvideoüberwachung

BC-100, Mittwoch, 18.06.2008, 19:55 (vor 5793 Tagen) @ GUM

Schade, dass die Freiheit in diesem Land viel zu wenig zählt.

Ich fühle mich durch die Kameras in keinster Weise meiner Freiheit beraubt, man könnte so gar sagen dass - aufgrund des gestiegenen Sicherheitsgefühls - mir sogar mehr Freiheit gegeben wird: Ich muss nicht darüber nachdenken ob ich zu einer bestimmten Zeit überhaupt noch U-Bahn fahre oder nicht besser ein Taxi nehme, ob ich mich besser während der Wartezeit in der Nähe der Treppenaufgänge aufhalte (Fluchtweg?) oder mich bequem am anderen (dunkleren) Ende des Bahnsteigs gemütlich hinsetze oder ob ich lieber in den volleren Wagon einsteige (mehr Sicherheit da mehr Fahrgäste um mich rum) oder mir einen Platz im leereren Wagon aussuchen kann... nun gut, ich gestehe ich habe mir darüber auch ohne umfassende Kameraüberwachung in einer Stadt wie München bisher kaum Gedanken gemacht, es ist aber nicht von der Hand zu weisen dass es in den letzten Monaten / Jahren zunehmend ungemütlicher geworden ist, mit der U-Bahn zu fahren (Verschmutzungen, Belästigungen, Randalierer....). Da begrüße ich jede Kamera, die dazu beiträgt, dass sich dieser Trend wieder umkehrt.

OT: S-Bahn-München, Vorbereitung zur Vollvideoüberwachung

bahn-user, Mittwoch, 18.06.2008, 20:11 (vor 5793 Tagen) @ BC-100

mir sogar mehr Freiheit gegeben wird: Ich muss nicht darüber nachdenken ob ich zu einer bestimmten Zeit überhaupt noch U-Bahn fahre oder nicht besser ein Taxi nehme, ob ich mich besser während der Wartezeit in der Nähe der Treppenaufgänge aufhalte (Fluchtweg?) oder mich bequem am anderen (dunkleren) Ende des Bahnsteigs gemütlich hinsetze oder ob ich lieber in den volleren Wagon einsteige (mehr Sicherheit da mehr Fahrgäste um mich rum) oder mir einen Platz im leereren Wagon aussuchen kann...

Ich will Dich nicht ängstigen, aber das ist IMO eine trügerische Sicherheit. Gerade Gewalttaten sind häufig Spontantaten und da interessiert sich ein Täter wenig für Kameras.

Die beiden schwersten Körperverletzungen, die ich selber als Zeuge mitbekam, fanden direkt unter Kameras statt. Die eine in einem Bahnhof, die andere in einem Einkaufszentrum.

Im Rhein-Main Gebiet find ich gut, daß hier in abendlichen S-Bahnen Sicherheitspersonal mitfährt, die auch relativ low-profile agieren. Im Ernstfall werden die IMO auch nicht viel selber machen (eine Person gegen evtl. eine Gruppe?), aber zumindest ist wohl gesichert, daß jemand Hilfe rufen wird.

OT: S-Bahn-München, Vorbereitung zur Vollvideoüberwachung

fabs, Braunschweig, Mittwoch, 18.06.2008, 20:00 (vor 5793 Tagen) @ GUM

Moin!
Bei uns gab es vor kurzem einen ersten Erfolg: durch ein in der örtlichen Presse abgedrucktes Foto eines Täters (Bedrohung anderer Fahrgäste mittels Messer) und den damit einhergehenden Tips aus der Bevölkerung wurde dieser Überführt.

Bis zu diesem Zeitpunkt war man sich in der "Szene" der Tram-Freunde absolut sicher, daß es sich nur um Attrappen handelt...

Viele Grüße
fabs

--
Es gibt Dinge im Leben, die dich schnell aus der Bahn werfen können!
Zugbegleiter zum Beispiel...

Was passiert mit dem videomaterial?

Alexander, Mittwoch, 18.06.2008, 20:50 (vor 5793 Tagen) @ fabs

Hallo zusammen,

ich habe mir fast alles durchgelesen. Ich kann bestimmte bedenken zwecks Datenschutz verstehen! Aus diesem Grund hat mein (neuer) Reisepass vor meiner USA-Reise eine Runde in der Microwelle gedreht!

Aber was glaub ihr, geschieht mit den Aufzeichnungen?

Ich bin auf Antworten gespannt und gebe heute Nacht, wenn ich daheim bin die Auflösung.

Viele Grüße aus deö1502

Reisepaß - Mikrowelle ????

GUM, Mittwoch, 18.06.2008, 21:04 (vor 5793 Tagen) @ Alexander

Hallo zusammen,

ich habe mir fast alles durchgelesen. Ich kann bestimmte bedenken zwecks Datenschutz verstehen! Aus diesem Grund hat mein (neuer) Reisepass vor meiner USA-Reise eine Runde in der Microwelle gedreht!

Dies habe ich irgendwie nicht mitbekommen. Was soll den ein Drehen in der Mikrowelle helfen ??? Ist mir irgendwie nicht klar oder ich stehe gerade auf der Leitung,


Aber was glaub ihr, geschieht mit den Aufzeichnungen?

Das ist eine gute Frage. Weiß ich nicht. Anfangs werden diese wahrscheinlich gelöscht. Später dann geht die Schlamperei weiter und man nimmt erst neutrale Zählungen vor und später hat man dann eine Vollüberwachung und jahrelange Speicherung.

Zudem kann man durch das Anschaffen riesiger Datenspeicher insbesondere vor der nächsten BT-Wahl das Zusammenklappen der ITTK-Industrie verhindern und die Lüge der Wirtschaftsförderung aufrechterhalten.

Zurück zur Schlamperei: Anfangs haben sich die neutralen Umfragefirmen, die die Fahrgastzählungen durchführen, noch freundlich vorgestellt. Sie würden eine freiwillige Umfrage/Fahrgastbefragung machen.
Zweite Stufe war: Wir führen eine Fahrgastzählung durch.

Nunmehr heisst es einfach nur noch: Ihren Fahrschein. Uninformierte Fahrgäste geben dann brav Rede und Antwort, weil sie den privaten Meinungsforscher für einen echten Zugbegleiter halten.
Hat zwar nichts mit der Videoüberwachung zu tun, zeigt aber wie das anfangs Ungewöhnliche und Korrekte sich mit der Zeit so einschleift....

Ich bin auf Antworten gespannt und gebe heute Nacht, wenn ich daheim bin die Auflösung.

Viele Grüße aus deö1502

Da bin ich dann gespannt ! Werde zwar erst morgen abend zum Lesen kommen, aber mich interessiert das mit dem Reisepaß dann doch.

Reisepaß - Mikrowelle ????

bahn-user, Mittwoch, 18.06.2008, 21:11 (vor 5793 Tagen) @ GUM

Dies habe ich irgendwie nicht mitbekommen. Was soll den ein Drehen in der Mikrowelle helfen ??? Ist mir irgendwie nicht klar oder ich stehe gerade auf der Leitung,

Die Mikrowelle zerstört die Elektronik des in neuen Pässen eingebauten RFID-Chips.

Die BC100 hat übrigens ja auch einen solchen Chip - hier zum Öffnen der Carsharing Autos, was eine durchaus sinnvolle Anwendung ist.

Vorsicht!

Holger_HAM, Hamm (Westfalen), Mittwoch, 18.06.2008, 21:43 (vor 5793 Tagen) @ Alexander

Hallo,
zum Zerstören von RFID-Chips per Mikrowelle empfehle ich die Seiten des Foebud: "Ein RFID-Etikett wird durch Mikrowellen tatsächlich zerstört. Einige Millisekunden bei wenig Watt reichen schon für eine kräftige blaue Flamme. Es ist aber recht wahrscheinlich, dass nicht nur der Chip in Flammen aufgeht sondern alles, was in seiner Nähe ist. Die Verpackung oder das Produkt, an dem der Chip angebracht oder eingelegt ist, werden ebenso leicht ruiniert, und auch der Mikrowellenherd kann nachher mit Metall- und Plastikdämpfen verunreinigt worden sein.
Weil es so schwer ist, RFID-Chips zu zerstören, brauchen wir gesetzliche Regeln, die das Verstecken dieser Chips verbieten. Oder um es noch klarer zu sagen: Wir brauchen eine Kennzeichnungspflicht!"

Auch sonst gibt es eine Menge zum Thema RFID auf den Seiten vom Foebud.

--
Viele Grüße aus Hamm in Westfalen,
Holger
***
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Vorsicht!

Alexander, Mittwoch, 18.06.2008, 22:12 (vor 5793 Tagen) @ Holger_HAM

Hallo Holger,

ja es reicht eine sehr sehr kurz Zeit auf niedrigster Watt aus.
Ich habe die Mikrowelle gestartet und sofort wieder gestoppt. Es hat aber ohne Probleme bei mir funktioniert. Sah man daran, dass der Grenzer in Philadelphia ziemlich rumgemault hat. Er musste nun alles schön per Hand aufnehmen.

Zu der Videoaufzeichung:

Auf den Bahnhöfen wird ja auch alles überwacht. Dieses ist jedoch eine Dauerschleife, welches sich alle 24 Std. überschreibt. Es ist für die Mitarbeiter vor Ort nicht möglich Aufzeichungen aufzunehmen oder zu kopieren.

Einzig die Sicherheitsbehörden, haben die Möglichkeit aus den letzten 24 Std. sich die Aufzeichungen an zusehen und zu speichern. Damals als ich in der 3 S-Zentrale war, gab es einen extra Raum, wo nur die Bundespolizei zutritt hat und dort die Mitschnitte.

Viele Grüße

Vorsicht!

Alexander, Donnerstag, 19.06.2008, 12:38 (vor 5792 Tagen) @ Alexander

Gute Morgen,

jetzt versuche ich die Zeilen, welche ich gestern im Zug auf dem Handy geschrieben habe, nochmals in einem etwas besseren Deutsch zu verfassen...

Ich kenne es jetzt nur von der 3 S-Zentrale.

Die Kameras nehmen alles auf und speichern dies in einer Dauerschleife für 24 Std, danach werden die Aufnahmen wieder überspielt.
Es besteht für die Mitarbeiter vor Ort keine Möglichkeit, die Aufzeichnungen mitzuschneiden oder zu vervielfältigten.

Es gibt bei der 3 S-Zentrale, wo ich ab und zu war, einen speziellen Raum für die Bundespolizei und nur diese hat in den Raum Zutritt. Dort befindet sich ein weiterer Arbeitsplatz, wo innerhalb der 24 Std. Aufzeichnungen angesehen werden können und gespeichert werden. Dies ist aber jedoch nur erlaubt, wenn eine Straftat vorliegt (So wurde mir dies erklärt).

So läuft es ja auch bei vielen Stadtverkehren, welche Videoüberwacht sind. Die Aufzeichungen überschreiben sich nach 24 Std. automatisch, außer es liegt eine Straftat vor.

Was die Behörden nun damit anfangen, dass steht auf einem anderen Blatt. Wie sagt Michael Mittermeier so schön: "Wolfgang Schäuble mutiert immer mehr zu einem Gollum auf Rädern"
(Dieses findet man auf seiner neuen Tour (CD) "Safari")

Auch kann ich die Meinung von GUM mit den Meinungsforschern nicht verstehen! Mich hat bisher jeder höflich gefragt, ob dieser mich befragen darf. Nachdem ich in einer Woche schon 2 Befragungen hinter mir hatte, habe ich dankend abgelehnt und der Herr ist weitergegangen!

Viele Grüße

Man muß da abwägen

Jörg, Mittwoch, 18.06.2008, 23:30 (vor 5793 Tagen) @ GUM

Generell bin ich gegen eine Videoüberwachung.

Die Freiheit in diesem Land ist mir viel wert. Aber leider ist es immer öfter ein sehr ungutes Gefühl an so ziemlich allen Orten gefilmt zu werden.
Dies ist nicht nur bei der Bahn so, auch an Flughäfen, Lkw Mautbrücken auf Autobahnen, Tankstellen in Stadien und vielen anderen öffentlichen und privaten Einrichtungen wird heutzutage gefilmt.

Und überall mit der Begründung zur Erhöhung der Sicherheit.
In Wirklichkeit dient es dazu im Sicherheitsbereich wirtschaftlicher zu arbeiten. Konkret um mit geringem Personal möglichst viel Fläche zu überwachen und so möglichst viel Sicherheit zu gewährleisten.

In Frankfurt gibt es derzeit in einigen wenigen Straßenbahnen Kameras in vielen anderen nur Blenden die so aussehen als würden hier Kameras sein.
Der Erfolg ist beachtlich. Die Straßenbahnen sind nicht verschmiert und die Scheiben nicht verkratzt.

Ganz anders bei den S-Bahnen. Hier wird (noch) nicht gefilmt. Selbst nagelneue Züge sind nach kürzester Zeit verschmiert und Scheiben die nicht zerkratzt wurden nur noch ganz selten zu finden.

Wenn ich mir diese Züge anschaue, dann wünsche selbst ich mir eine Videoüberwachung.

Das Problem ist, dass wenn diese Kameras installiert sind und Daten in Form von Bildern oder Videos gesammelt werden, diese auch irgendwann ausgewertet werden.
Und an dieser Stelle ist man vor Mißbrauch einfach nicht sicher.
Bilder und Videos zu kopieren und öffentlich zugänglich zu machen ist heutzutage so einfach, dass man fast keine Chance hat dort gegen Mißbrauch vorzugehen.

Und das dieser Mißbrauch stattfindet, davon kann sich jeder bei Youtube genügend Beispiele anschauen bei denen Bilder von Überwachungskameras im Netz gelandet sind obwohl die betroffenen Personen ganz sicher nicht mit einverstanden sind.

Vermutlich in den meisten Fällen ohne Konsequenzen für denjenigen der die Daten "rausgegeben" hat, da wenn auch nur wenige Menschen Zugriff auf die Bilder haben anschließend keiner weiß wer der Übeltäter war.

Eine sorgfälltige Beachtung des Datenschutzes ist meiner Meinung nach nur gewährleistet, wenn in einem Unternehmen nur eine einzige Person die Möglichkeit zur Auswertung und Bearbeitung dieser Daten hat. Diese Person ist dann bei Mißbrauch persönlich haftbar und müßte mit einer empfindlichen Strafe rechnen.

Ich bin daher für Kameras die dafür sorgen, dass Straftaten verhindert werden, aber nur wenn sie dafür keine Straftaten gegen Datenschutzbestimmungen zulassen. Leider ist letzteres kaum durchzusetzen.

Grüße Jörg

Datenschutz wird gern mit Täterschutz verwechselt!

GT8N, Donnerstag, 19.06.2008, 00:55 (vor 5793 Tagen) @ Jörg

In unserem immer zu Extremen neigenden Land wird inzwischen Datenschutz gerne mit Täterschutz verwechselt.

Niemand hat ein Recht darauf, in der Öffentlichkeit unbeobachtet zu sein. Statt einer Videokamera könnte man ja auch Sicherheitspersonal in jeden Wagen setzen (nur theoretisch, wegen der Kosten), das auch sehen würde, wer wo zusteigt, was er während der Fahrt macht, und wann und wo er wieder aussteigt. Das könntest du ja auch nicht verhindern.

Warum stört es die Leute auf der einen Seite, wenn öffentliche Plätze, die gerne für Straftaten gebraucht werden (und dazu gehören nun einmal leider öffentliche Verkehrsmittel), durch Videokameras überwacht werden, und auf der anderen Seite hat niemand ein Problem damit, durch diverse Kundenkarten (Payback etc.) sich gegenüber Werbefirmen zu öffnen wie ein offenes Buch, sich auf Seiten wie studivz, facebook etc. virtuell zu entblößen oder sogar - Gipfel der Absurdität! - bei einem bayerischen Raucherclub-Wirt seine persönlichen Daten in einen "Mitgliedsantrag" zu schreiben, nur damit er in einer schummrigen Kneipe ein Bier trinken darf!

Natürlich verhindern Videokameras nicht alle Straftaten. Aber zumindest helfen sie doch bei der Aufklärung! Wären die "Kofferbomber" von Köln ohne Kameras je ermittelt worden? Hätte man die U-Bahn-Schläger in München (kurz vor Weihnachten) jemals ausfindig machen können ohne die Bilder der Videoüberwachung? Und außerdem lassen sich vielleicht einige Straftäter auch tatsächlich schon von der Begehung ihrer Taten abschrecken, wenn sie wissen, daß sie aufgrund der Videokameras ein hohes Entdeckungsrisiko eingehen. Und wenn sie sich nicht abschrecken lassen, kann man diese Typen wenigstens leichter ermitteln.

Die Vorteile einer Videoüberwachung liegen doch damit klar auf der Hand. Und ich bin mir absolut sicher, daß es weit mehr Menschen gibt, die die Videoüberwachung begrüßen, weil sie sich dadurch (gerade abends) sicherer fühlen, und solche, denen das zumindest völlig egal ist, als solche Leute wie den Threadersteller, die als erstes nur daran denken, daß hier vielleicht ein Bagatelleingriff in ihre persönliche Freiheit vorliegt.

Wie hier jemand geschrieben hatte, hört man offenbar sehr oft das Argument "Ich habe nichts zu verbergen". Auch wenn ihr das lächerlich findet: Ist das nicht der Beweis dafür, daß die meisten Bürger eben gerade nichts gegen solche Maßnahmen einzuwenden haben?

Datenschutz wird gern mit Täterschutz verwechselt!

Jörg, Donnerstag, 19.06.2008, 01:24 (vor 5793 Tagen) @ GT8N

In unserem immer zu Extremen neigenden Land wird inzwischen Datenschutz gerne mit Täterschutz verwechselt.

Niemand hat ein Recht darauf, in der Öffentlichkeit unbeobachtet zu sein. Statt einer Videokamera könnte man ja auch Sicherheitspersonal in jeden Wagen setzen (nur theoretisch, wegen der Kosten), das auch sehen würde, wer wo zusteigt, was er während der Fahrt macht, und wann und wo er wieder aussteigt. Das könntest du ja auch nicht verhindern.

Das möchte ich auch gar nicht verhindern. Die soziale Kontrolle ist wichtig und erwünscht. Allerdings werden dabei auch keine Daten gesammelt die anschließend mißbräuchlich verwendet werden können und darum geht es mir!


Warum stört es die Leute auf der einen Seite, wenn öffentliche Plätze, die gerne für Straftaten gebraucht werden (und dazu gehören nun einmal leider öffentliche Verkehrsmittel), durch Videokameras überwacht werden, und auf der anderen Seite hat niemand ein Problem damit, durch diverse Kundenkarten (Payback etc.) sich gegenüber Werbefirmen zu öffnen wie ein offenes Buch, sich auf Seiten wie studivz, facebook etc. virtuell zu entblößen oder sogar - Gipfel der Absurdität! - bei einem bayerischen Raucherclub-Wirt seine persönlichen Daten in einen "Mitgliedsantrag" zu schreiben, nur damit er in einer schummrigen Kneipe ein Bier trinken darf!

In dem Fall bleibt es aber jedem selbst überlassen wem er seine Daten "verkauft".
Ich habe bewusst keine Paybackkarte und bin auch nicht Mitglied im Studie VZ und in einen Raucher Club kriegt mich ohnehin kein Mensch


Natürlich verhindern Videokameras nicht alle Straftaten. Aber zumindest helfen sie doch bei der Aufklärung! Wären die "Kofferbomber" von Köln ohne Kameras je ermittelt worden? Hätte man die U-Bahn-Schläger in München (kurz vor Weihnachten) jemals ausfindig machen können ohne die Bilder der Videoüberwachung? Und außerdem lassen sich vielleicht einige Straftäter auch tatsächlich schon von der Begehung ihrer Taten abschrecken, wenn sie wissen, daß sie aufgrund der Videokameras ein hohes Entdeckungsrisiko eingehen. Und wenn sie sich nicht abschrecken lassen, kann man diese Typen wenigstens leichter ermitteln.

Also die U-Bahn Täter sind aufgrund eines zuvor gestohlenen Handys überführt worden und nicht durch die vor dem Wahlkampf veröffentlichten Bilder der Videokameras.

Die Kofferbomber wurden durch abgehörte Telefonate des libanesischen Geheimdienstes überführt.

In beiden Fällen haben es die Aufnahmen zwar in die Presse geschafft. Aber nicht zur Überführung der Straftäter!

Die Vorteile einer Videoüberwachung liegen doch damit klar auf der Hand. Und ich bin mir absolut sicher, daß es weit mehr Menschen gibt, die die Videoüberwachung begrüßen, weil sie sich dadurch (gerade abends) sicherer fühlen, und solche, denen das zumindest völlig egal ist, als solche Leute wie den Threadersteller, die als erstes nur daran denken, daß hier vielleicht ein Bagatelleingriff in ihre persönliche Freiheit vorliegt.

In meinen Augen ist das ein wesentlicher Eingriff und kein Bagatell.


Wie hier jemand geschrieben hatte, hört man offenbar sehr oft das Argument "Ich habe nichts zu verbergen". Auch wenn ihr das lächerlich findet: Ist das nicht der Beweis dafür, daß die meisten Bürger eben gerade nichts gegen solche Maßnahmen einzuwenden haben?

Auch ich habe nichts zu verbergen. Trotzdem möchte ich nicht gefilmt werden. Zum einen weil es mir einfach unangenehm ist und zum anderen weil ich Angst vor Mißbrauch der gesammelten Daten und Bilder habe.

Und diese Angst ist bei mir jedenfalls größer als die Opfer eines Verbrechens zu werden.

Grüße Jörg

Datenschutz wird gern mit Täterschutz verwechselt!

bahn-user, Donnerstag, 19.06.2008, 11:51 (vor 5792 Tagen) @ GT8N

In unserem immer zu Extremen neigenden Land wird inzwischen Datenschutz gerne mit Täterschutz verwechselt.

"Inzwischen"? Ehm, der Datenschutz verliert immer mehr an Stellenwert und dient mittlerweile nur noch als kleines Feigenblatt.

In den 80er Jahren ging man noch gegen eine sehr harmlose Volkszählung auf die Strasse und man amüsierte sich über eine repressive DDR, die damals als Reaktion auf ein paar kleine Jugendunruhen den Alexanderplatz z.B. komplett mit Kameras überwachte (die Dinger sassen dann dort oben aus den Hausdächern. Die DDR war ja schon früher als wir im Westen Experte in verdachtsloser Präventivüberwachung).

So transparent wie heute waren wir noch nie.

Niemand hat ein Recht darauf, in der Öffentlichkeit unbeobachtet zu sein. Statt einer Videokamera könnte man ja auch Sicherheitspersonal in jeden Wagen setzen (nur theoretisch, wegen der Kosten), das auch sehen würde, wer wo zusteigt, was er während der Fahrt macht, und wann und wo er wieder aussteigt. Das könntest du ja auch nicht verhindern.

Du siehst wirklich nicht den Unterschied, ob Oma Erna den ganzen Tag mit ihrem Kissen am Fenster hängt oder ob der Vermieter am Hauseinang eine kleine schwarze Halbkugel anbringen möchte?

Kein Unterschied für Dich, ob in einem Gerichtssaal Publikum und ein Zeichner zugelassen sind (also Öffentlichkeit hergestellt ist) oder gleich eine Videokamera alles filmt?

Natürlich verhindern Videokameras nicht alle Straftaten. Aber zumindest helfen sie doch bei der Aufklärung!

Klar. Es geht aber um ein Abwägen von Freiheit vs. Sicherheit.

Man könnte z.B. sicher jede Menge Kindesmisshandlungen verhindern, wenn Jugendämter bei Verdachtsfällen Kameraüberwachung bei betroffenen Familien einsetzen würden. Warum will man Kinder nicht besser schützen? "Denkt denn niemand an die Kinder!" (auch ein beliebtes Argument, grad im Internet)

Die Vorteile einer Videoüberwachung liegen doch damit klar auf der Hand.

Und beim eigentlichen Thema nochmal zu bleiben: Ich halte andere Massnahmen für wirksamer. Die langen Fahrgast-Schläuche bei den 423er S-Bahnen oder den neueren U-Bahnen in Berlin halte ich z.B. für wesentlich wirkungsvoller (da hier quasi ein ganzer Zug voll Menschen alles mitbekommt im Gegensatz zu kurzen Wagen) als oben hängende Kameras, die leicht mit tiefen Kapuzenjacken auszutricksen sind und so letztlich nur die braven Bürger treffen oder halt die extrem dummen Täter.

Selbst beim Kameraklassiker schlechthin, den Banken, halte ich eine andere Massnahme für viel entscheidender in der Wirkung: Die begrenzte Geldausgabe. Weil jeder weiss, daß man heute keine 200.000 Euro mehr abgreifen kann, machen nur noch wirklich dumme oder verzweifelte Leute Banküberfälle. Kameras liessen sich nämlich auch hier leicht austricksen (Maskierung, etc.)

Wie hier jemand geschrieben hatte, hört man offenbar sehr oft das Argument "Ich habe nichts zu verbergen". Auch wenn ihr das lächerlich findet: Ist das nicht der Beweis dafür, daß die meisten Bürger eben gerade nichts gegen solche Maßnahmen einzuwenden haben?

Und darin liegt die Tragik. Ich würd solche Leute (also konkret jene mit dem "Ich habe nichts zu verbergen"-Argument) auch nicht unbedingt als "Bürger" bezeichnen, sondern mehr als "Untertanen", denen es am richtigen Verständnis und Selbstbewusstsein für das fehlt, was ein Staat leisten sollte und was er unterlassen sollte. Unter jenen finden sich vermutlich auch viele, die es sich in einer Diktatur gemütlich machen könnten, immerhin hat man da ja noch wesentlich mehr Sicherheit vor Kriminalität, weniger Sozialprobleme, etc.

Leben in Freiheit bedeutet Risiko. Und ich habe was zu verbergen - meine Privatsphäre.

Datenschutz wird gern mit Täterschutz verwechselt!

GT8N, Donnerstag, 19.06.2008, 20:34 (vor 5792 Tagen) @ bahn-user

Wie kommt ihr eigentlich darauf, daß hier der Mißbrauch schon auf der Türschwelle steht? Normalerweise laufen öffentliche Kameras in einer Endlosschleife, so daß nach einer gewissen Zeit alles wieder überspielt wird. Da ist nichts mit Speichern, Auswerten, Bewegungsprofil erstellen etc.

Das Argument mit der Bank fand ich interessant. Schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten wird jeder, der eine Bankfiliale betritt, gefilmt. Und zwar von einem Privaten, nämlich der Bank. Aber darüber regt sich doch auch niemand auf, weil diese Videoüberwachung eben ihre guten Gründe hat.
Natürlich, werdet ihr einwenden, kein Mensch ist gezwungen, in eine Bank zu gehen, wenn er diese Überwachung vermeiden will. Stimmt, aber findet mal eine Bank, in der nicht gefilmt wird. Faktisch kann man dem also nicht entgehen, weil nun einmal fast jeder ein Konto bei einer Bank hat und diese dann meist auch irgendwann mal betreten muß. Genauso ist es mit dem ÖPNV: Den muß ja auch niemand benutzen, ist mangels Alternative aber oft auch darauf angewiesen.
Wo also ist der entscheidende Unterschied zur Überwachung in Banken?

Und zu sagen, wenn die Mehrheit der Bürger damit kein Problem hat, dann sind das halt alles Vollidioten und Untertanen, die ohnehin besser in einer Diktatur aufgehoben wären, ist schon eine sehr seltsame Ansicht. Demokratie bedeutet, daß man sich als Minderheit der Mehrheit fügen muß. Und jeder ist bei irgendeiner Frage mal in der Minderheit und sollte damit umgehen können, daß die Mehrheit anders denkt. Zu sagen, wer nicht meinen Argumenten folgt, ist ein Spinner, der eigentlich gar nicht in unser freies Land gehört, ist nicht gerade ein sehr demokratisches Vorgehen.

Was Gerichtsverhandlungen angeht: Da hat der Ausschluß von Kameras einen anderen Grund, nämlich den, daß man vermeiden will, daß die Beteiligten sich wie Schauspieler aufführen, weil sie gerade live im Fernsehen sind. Dann wäre so ein Schmarrn wie Salesch, Hold und co. nämlich bald bittere Realität.

Datenschutz wird gern mit Täterschutz verwechselt!

bahn-user, Freitag, 20.06.2008, 07:37 (vor 5791 Tagen) @ GT8N

Wie kommt ihr eigentlich darauf, daß hier der Mißbrauch schon auf der Türschwelle steht? Normalerweise laufen öffentliche Kameras in einer Endlosschleife, so daß nach einer gewissen Zeit alles wieder überspielt wird. Da ist nichts mit Speichern, Auswerten, Bewegungsprofil erstellen etc.

Klar. Und Mautdaten werden nur für die Maut genommen, wie die Politiker bei der Einführung tönten.

Genauso ist es mit dem ÖPNV: Den muß ja auch niemand benutzen, ist mangels Alternative aber oft auch darauf angewiesen.
Wo also ist der entscheidende Unterschied zur Überwachung in Banken?

Eben: Man ist drauf angewiesen. Warum sind Hausverbote im ÖPNV rechtlich schwieriger durchzusetzen als in Kneipen oder Banken?

Und zu sagen, wenn die Mehrheit der Bürger damit kein Problem hat, dann sind das halt alles Vollidioten und Untertanen, die ohnehin besser in einer Diktatur aufgehoben wären, ist schon eine sehr seltsame Ansicht.

Das hat niemand gesagt.

Demokratie bedeutet, daß man sich als Minderheit der Mehrheit fügen muß.

Nein. Du verwechselst Demokratie mit einer Diktatur der Mehrheit. (Dinge wie Minderheitenschutz, Schutz von Grundrechten, etc. sind wichtig, um eben eine solche zu vermeiden)

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