Es ist zu hoffen, dass Hirngespinste wie ein Transrapid Amsterdam-Hamburg entgültig vom Tisch verschwunden sind.

Sind sie. Der Transrapid kann in Westeuropa als "tot" bezeichnet werden - Hauptsache, hier wurde massig Kapital in die Entwicklung gepumpt, von dem die Chinesen jetzt profitieren......

Hallo Herr Doktor,

Was machen eigentlich die Transrapid-Planungen Amsterdam-Hamburg?

Planungen? Welche Planungen?

Ich habe solange nichts mehr davon gehört. Gibt es da was neues? Hat sich was geändert?

Anfangs war die Idee, Amsterdam und Groningen sollten nur 30 Minuten auseinander liegen, und das bei 177 km Strecke.
Später wurde das 45 Minuten.
Noch später entstand die Idee, die berührungsfreie Bahn sollte auch in Almere, Lelystad, Emmeloord, Heerenveen und Drachten halten, Fahrzeit 1 Stunde. Darauf wurden Lemmer, Joure und Leek neidisch; die forderten auch einen Halt. Als "berührungsfreie Regionalbahn" waren immer noch Amsterdam-Almere-Lelystad-Emmeloord-Lemmer-Joure-Heerenveen-Drachten-Leek-Groningen in 1:09 möglich, inklusive alle Halten; Weiterführung nach Hamburg in Gespräch.

Hat man sich nicht mal für einen Ausbau der Bahnstrecke Amsterdam-Groningen entschieden ?

Als die HSL-Zuid gebaut wurde und die berührungsfreie Bahn nicht ausgereift wäre, gab es die Planungen, die HSL-Zuid ab Amsterdam Zuid Richtung Groningen zu verlängern (HSL-Noord, Amsterdam-Arnhem = HSL-Oost). Pro Tag sollten 2 Thalys von Paris nach Groningen fahren; zusätzlich kämen noch Inlands-HGV-Züge Den Haag-Amsterdam-Groningen und Rotterdam-Groningen, etwa 32x pro Tag, entspricht Halbstundentakt. Die Strecke sollte sogar nach Bremen verlängert werden, und der "ICE International" sollte dann Amsterdam-Hamburg in 4 Stunden ermöglichen. Vorgesehene Halte waren Almere Centrum, Groningen, Leer, Oldenburg und Bremen. Später kam Heerenveen hinzu wegen Umstieg nach Leeuwarden.

Als auch die HSL nicht rentabel zu betreiben war, wurde eine IC200-Variante vorgeschlagen, m.M.n. die beste Variante, und die könnte immer noch durchgeführt werden wenn man möchte. VIRM-Triebwagen sollten bei 25kV AC auf fester Fahrbahn 200 km/h fahren können und in Almere, Lelystad, Emmeloord, Heerenveen und Drachten halten. Thalys und ICE International sollten nur in Almere und Heerenveen halten. IC-Halbstundentakt war vorgesehen; als Option gab es noch 15-Minutentakt im Spitzenverkehr, oder "RB200" die dann extra in Lemmer, Joure und Leek halten. Eine weitere Ausbauvariante war eine Verzweigung von Drachten nach Leeuwarden; diese wurde aber abgelehnt.

Nachdem die Betuweroute und die HSL-Zuid zu enormen finanziellen Debakeln geführt hatten, verschwanden alle Vorschläge einer besseren Anbindung Randstad-Groningen in den Papierkorb. Auch der von Wubbo Ockels vorgeschlagene 250 km/h "Superbus" hatte es nicht geschafft.

Im Moment versucht NS es mit "Noordlink". Vorgesehen sind zwei Ausbaustrecken und eine kleine Neubaustrecke.

a. Amsterdam/Schiphol - Almere - Lelystad - Dronten - Zwolle - Assen - Groningen
b. Den Haag/Rotterdam - Gouda - Utrecht - Amersfoort - Zwolle - Steenwijk - Heerenveen - Leeuwarden

Die NBS soll zwischen Lelystad und die IJssel-Überquerung bei Hattem für 200 km/h ausgebaut werden. Jetzt steht fest, dass Kampen wohl auch einen Bahnhof an der Strecke erhält, also ist die Frage, wofür die 200 Sachen sich dann noch lohnen.
Die restlichen Strecken sollen für 160 km/h ausgebaut werden. Ziel ist, Amsterdam-Groningen auf 1:30 zu reduzieren und Den Haag/Rotterdam-Groningen unter 2 Stunden.

Warum nur 160 km/h?

1. alle vorhandene / erwünschte Fernzüge ab sofort einsetzbar. Nur einige VIRM, die beiden Thalys-Triebwagen und die 4 ICEs wären 200 km/h tauglich.
2. Bahnübergänge brauchte man nicht zu beseitigen. Bei v>160 müßten alle BÜ entfernt werden.
3. Bahnsteigpassagen möglich. Laut NL-Bahngesetz sind Bahnsteigpassagen bei v>160 untersagt.
4. vorhandenes Stromsystem reichte aus. Für 200 km/h wären mindestens 3000 V benötigt, am besten 25 kV AC.
5. ATB-NG wurde reichen. Bei 200 km/h wäre ERTMS Level 2 notwendig. (Gegenargument Oscar (NL): ERTMS Level 2 wäre auch bei 160 km/h notwendig wenn man irgendwie und irgendwann die Dienstleistungen nach HH verlängern möchte, nicht wegen vmax sondern wegen Interoperabilität denn auf der Strecke sollten auch Cargoschlangen verkehren)

Arriva versucht ohnehin mit Privatfinanzierern die Strecke Groningen-Drachten-Heerenveen zu bauen. Sehr besonder ist, dass Arriva 200 km/h wichtiger findet als Elektrifizierung (Arriva betreibt das nördliche Netz ja mit Dieseltriebwagen). Sollte das ein Erfolg werden, konnte man weiter investieren, z.B. nach Joure und Lemmer, und danach sogar nach Emmeloord und Lelystad und andererseits nach Winschoten und Leer.

Also: vielleicht irgendwann nach 6-7 Baustufen doch noch ein ICE International Amsterdam-Hamburg via Groningen...???... oder (m.M.n. besser) ein DB-IC250...???

gruß,

Oscar (NL).

--
Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.