Lärmterror durch die Bahn am Mittelrhein (Allgemeines Forum)

indy3, Montag, 26.09.2011, 14:52 (vor 4618 Tagen)
bearbeitet von indy3, Montag, 26.09.2011, 14:52

Hallo,

das hier ist eine ganz gut gemachte Doku und zeigt eine ziemlich hässliche Seite von Bahnfahren und die unrühmliche Rolle der Politik dabei.

Nicht nur können einem die betroffenen Leute leidtun, auch die (volks)wirtschaftlichen Schäden durch die aktuelle Situation sind bemerkenswert. Es ist ein Jammer, dass sowas in einem Land wie Deutschland passiert, dass sich klar negativ von den Nachbarländern abgrenzt.

"Lärmterror durch die Bahn am Mittelrhein: Durch die idyllischen Städtchen rollen die Güter der globalisierten Welt. Mit 100 Dezibel an der Schmerzgrenze. Ausgerechnet das Unesco-Weltkulturerbe Mittelrhein gehört zur neuen europäischen „Alpentransversale" der Bahn, die von Rotterdam bis nach Genua führt. Für Gerhard Köhnen und Elly Schneider aus Filsen am Rhein bedeutet das: Alle fünf Minuten bebt die Erde, klirren Gläser, wackeln Wände und Türen. Rund 400 Züge donnern täglich durch das Rheintal - fünf Meter an ihrem Haus vorbei. Beladen auch mit jeder Menge Gefahrgut."

Link zur Doku

Lärmterror durch die Bahn am Mittelrhein

Tabernaer, Irgendwo im grünen Nirgendwo, Montag, 26.09.2011, 16:51 (vor 4618 Tagen) @ indy3

Lärmterror? Wer war denn zuerst da? Die Bahn oder die Häuser?
Ob die sich immer noch über laute Züge aufregen, wenn dieser Zug da lang gefahren ist???

Lärmterror durch die Bahn am Mittelrhein

101-Fan, Köln, Montag, 26.09.2011, 17:01 (vor 4618 Tagen) @ indy3

Die Doku habe ich auch gesehen.
Aber erstmal hallo,

ich kann es ja einerseits verstehen, aber wenn ich dann Leute sehe, die direkt neben die Bahn ziehen und denen fällt dann erst auf: "Ach da fahren ja Züge!", sorry, aber da habe ich kein Verständnis. Auch für die Rüdesheimer habe ich kein Verständnis. Durch Rüdesheim fahren täglich unzählige Autos, die stören aber wohl nicht,nur die böse Bahn, die stört. Da gibts halt nur eins, eine vier Meter hohe Schallschutzwand. Gut, die Rüdesheimer sehen dann keinen Rhein mehr, dafür ist es aber dann angenehm ruhig. Ausserdem sollten gerade die Rüdesheimer mal darüber nachdenken, wieviele Touristen mit der Bahn in den Ort kommen. Laut meinen Beobachtungen sind das nicht gerade wenige.
Ganz daneben finde ich allerdings, einen Bahnübergang zu blockieren und mit lauten trillerpfeifen gegen die Züge zu protestieren. Gehts noch. Als ich die Doku gesehen habe und dann die Leute, die auf dem Gleis gesessen haben, habe ich mir nur gedacht, eigentlich müsste der Tf den Zug gaaaaaanz langsam rollen lassen. Ich bin überzeugt, die Leute stehen dann sehr schnell auf. Leider geht das in der Praxis nicht.

Aber ich bin davon überzeugt, dass es auch im Rheintal ruhige Wohnlagen gibt. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Mieten direkt neben der Bahnstrecke relativ gering sind.

--
Es grüsst aus Köln
Markus

Lärmterror durch die Bahn am Mittelrhein

AX-330, Montag, 26.09.2011, 17:10 (vor 4618 Tagen) @ indy3

„Alpentransversale" der Bahn, die von Rotterdam bis nach Genua führt. Für Gerhard >Köhnen und Elly Schneider aus Filsen am Rhein bedeutet das: Alle fünf Minuten bebt die

Also das Ende hat mir etwas den Wind aus den Segeln genommen, Herr Köhnen zieht da ja aus seiner Wohnung neben den Gleisen aus. Eigentlich hatte ich beschlossen, in Zukunft ein Bü4 neben seiner Hütte zu verorten.

Lärmterror durch die Bahn am Mittelrhein

indy3, Montag, 26.09.2011, 17:15 (vor 4618 Tagen) @ Tabernaer

Lärmterror? Wer war denn zuerst da? Die Bahn oder die Häuser?
Ob die sich immer noch über laute Züge aufregen, wenn dieser Zug da lang gefahren ist???

Es fahren Tag und Nacht (oft veraltete) Züge, die vordergründig extrem viel Lärm verursachen. Das geht soweit, dass die Leute nicht mehr schlafen können, Häuser beschädigt werden, Orte verwaisen, weil die Anwohner es nicht mehr aushalten und wegziehen. Nicht zuletzt belastet es auch die von Tourismus abhängigen Wirtschaftszweige.

Eine Ursache für den aktuellen Zustand ist, dass bislang fast ausschließlich in die Erweiterung der Kapazität der Strecke investiert wurde, aber nur unzureichend in Lärmschutz (an Zug und Schiene) investiert wurde. Beleuchtet wird auch, dass es die Nachbarländer besser machen.

Offensichtlich wird, dass die Bundesregierung, die ihre Bürger schützen sollte, es unterlässt zu Handeln, vermutlich auch aus wirtschaftlichen Interessen.

Interessant ist der Hintergrund, dass vor Jahren aus politischen Gründen eine Entlastungsstrecke verhindert wurde und stattdessen eine für den Güterverkehr nicht nutzbare ICE-Trasse gebaut wurde auf Druck der rheinland-pfälzischen Landesregierung.

Wem bei diesem politischen Spielchen geschuldetem Zustand nichts einfällt außer die einfachen Menschen zu verspotten, die darunter leiden, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Asche über dein Haupt, Tabernaer.

Lärmterror durch die Bahn am Mittelrhein

101-Fan, Köln, Montag, 26.09.2011, 17:26 (vor 4618 Tagen) @ indy3


Wem bei diesem politischen Spielchen geschuldetem Zustand nichts einfällt außer die einfachen Menschen zu verspotten, die darunter leiden, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.

Hallo indy3,

du hast natürlich einerseits recht. Ganz ehrlich, ich möchte auch nicht neben einer vielbefahrenen Bahnstrecke wohnen. Nur wenn ich mir überlege, dass es die rechte Rheinstrecke nun seit 1871 gibt, frage ich mich, warum ziehen die Leute direkt neben die Bahn. Wenn ich mir eine Wohnung ansehe und sehe, dass diese neben einer vielbefahrenen Bahnstrecke oder Strasse liegt, zwingt mich keiner da hinzuziehen. Aber wie ich schon weiter unten geschrieben habe, könnte ich mir vorstellen, dass die Mieten bzw. Kaufpreise dafür auch nicht so hoch sind. Sorry, aber das ist halt meine Meinung.

--
Es grüsst aus Köln
Markus

Lärmterror durch die Bahn am Mittelrhein

frank_le, Montag, 26.09.2011, 20:49 (vor 4618 Tagen) @ AX-330

Ich kann den Frust nachvollziehen.

Meine Eltern haben vor einigen Jahren im Rheintal Urlaub gemacht (gegen meine Warnung) und kamen ohne Erholungseffekt zurück. Lärmterroristen war noch einer der mildesten Begriffe für die Bahn.

Man kann den heutigen Güterverkehr nicht vergleichen mit der Menge vor 30 Jahren. Die Menge ist explodiert und es wird immer mehr. Neue Strecken zur Entlastung wurden erst durch die Bundesbahn und später durch unfähige Landesregierungen und fehlene Planung des Bundes erfolgreich verhindert.

Dadurch wird (leider) neben dem ehem guten Ruf der Bahn auch systematisch ein Weltkulturerbe zerstört.

Lärmterror vs. LKW-Terror

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Dienstag, 27.09.2011, 08:35 (vor 4617 Tagen) @ frank_le

Hallo frank_le,

Meine Eltern haben vor einigen Jahren im Rheintal Urlaub gemacht (gegen meine Warnung) und kamen ohne Erholungseffekt zurück. Lärmterroristen war noch einer der mildesten Begriffe für die Bahn.

Ich habe auch Rheintal-Urlaub gemacht und hatte keine Probleme.
Allerdings hatte ich ein Zimmer in einem Privatpension außerhalb Oberwesel, nicht weil es im Rheintal zu laut war, sonder weil es mir zu teuer war.

Man kann den heutigen Güterverkehr nicht vergleichen mit der Menge vor 30 Jahren. Die Menge ist explodiert und es wird immer mehr. Neue Strecken zur Entlastung wurden erst durch die Bundesbahn und später durch unfähige Landesregierungen und fehlene Planung des Bundes erfolgreich verhindert.

Ich sage nur: man kann die Züge schon verjagen, aber der Bedarf an Güter nicht.
Wenn ich dann denke an die Menge von LKWs die als Ersatz für die Züge durch die Dörfer hätten rollen müssen...

Wie sieht es im Rhein aus? Stehen die Binnenschiffe auch quasi im Stau? Ein Schiff ist zwar langsamer, kann aber etwa genauso viel mitnehmen wie ein Zug und durfte viel leiser sein.
Jedenfalls wurde beim Bau der Betuweroute immer argumentiert, die Strecke sei ein Unfug, weil man zuerst versuchen sollte, die Wasserinfra optimal auszunutzen.

Dadurch wird (leider) neben dem ehem guten Ruf der Bahn auch systematisch ein Weltkulturerbe zerstört.

Nur schade, dass man diese Weltkulturerbe auch zerstören würde, wenn man die Rheinbahn mittels einiger Tunnel entschärft. Lies: man versteckt die Cargos in den Berg.


gruß,

Oscar (NL).

--
Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

Lärmterror vs. LKW-Terror

indy3, Dienstag, 27.09.2011, 15:28 (vor 4617 Tagen) @ Oscar (NL)

Hallo frank_le,

Meine Eltern haben vor einigen Jahren im Rheintal Urlaub gemacht (gegen meine Warnung) und kamen ohne Erholungseffekt zurück. Lärmterroristen war noch einer der mildesten Begriffe für die Bahn.


Ich habe auch Rheintal-Urlaub gemacht und hatte keine Probleme.
Allerdings hatte ich ein Zimmer in einem Privatpension außerhalb Oberwesel, nicht weil es im Rheintal zu laut war, sonder weil es mir zu teuer war.

Man kann den heutigen Güterverkehr nicht vergleichen mit der Menge vor 30 Jahren. Die Menge ist explodiert und es wird immer mehr. Neue Strecken zur Entlastung wurden erst durch die Bundesbahn und später durch unfähige Landesregierungen und fehlene Planung des Bundes erfolgreich verhindert.


Ich sage nur: man kann die Züge schon verjagen, aber der Bedarf an Güter nicht.
Wenn ich dann denke an die Menge von LKWs die als Ersatz für die Züge durch die Dörfer hätten rollen müssen...

Wie viele von den Gütern, die dort transportiert werden wirklich benötigt werden sei dahingestellt. Das die Firmen der Nachfrage nicht hinterherkommen ist seit ungefähr 50 Jahren vorbei. Seitdem wird Bedarf generiert durch "Preissenkungen" und Werbekampagnen.

Wie sich die Warenströme mittel- bis langfristig entwickeln werden ist angesichts der auf unbestimmte Zeit angespannten Versorgungslage mit Energieträgern (z.B. Erdöl) für die Frachtschifffahrt unsicher.

Aber weil wahrscheinlich viele rebellieren würden, wenn plötzlich nicht mehr T-Shirts für 5 Euro bei H&M auf der Stange hängen, muss zunächst natürlich trotzdem weiter produziert und transportiert werden. Das macht Sinn.

Das enge Rheintal und Bahnstrecken die mitten durch Dörfer führen sind dafür vielleicht nicht der richtige Weg. Auch ist eine Dorfstraße kein richtiger Weg für einen 40-Tonner LKW. Wo es geht sind Ausweichstrecken zu schaffen, allein schon wegen der regelmäßigen Immissionen.

Außerdem, ist es zu verantworten Gefahrgüter auf altersschwachen Waggons und stark beanspruchten Gleisen durch Dorfstraßen zu zwängen? Früher oder später knallt es, das ist absehbar.


Wie sieht es im Rhein aus? Stehen die Binnenschiffe auch quasi im Stau? Ein Schiff ist zwar langsamer, kann aber etwa genauso viel mitnehmen wie ein Zug und durfte viel leiser sein.
Jedenfalls wurde beim Bau der Betuweroute immer argumentiert, die Strecke sei ein Unfug, weil man zuerst versuchen sollte, die Wasserinfra optimal auszunutzen.

Dadurch wird (leider) neben dem ehem guten Ruf der Bahn auch systematisch ein Weltkulturerbe zerstört.


Nur schade, dass man diese Weltkulturerbe auch zerstören würde, wenn man die Rheinbahn mittels einiger Tunnel entschärft. Lies: man versteckt die Cargos in den Berg.

Nein, es muss eine Ausweichstrecke her. Die Frage ist, warum Geld fehlt für ein Projekt mit so großem volkswirtschaftlichen Nutzen, und so viel Geld da ist für Projekte ohne jeden nachweisbaren Nutzen, Stichwort: Wasserstraßenkreuz.

All zu grundsätzliches (und wohl übereinstimmendes) "Hmm"

fjk, Dienstag, 27.09.2011, 15:47 (vor 4617 Tagen) @ indy3

hierzu:

Aber weil wahrscheinlich viele rebellieren würden, wenn plötzlich nicht mehr T-Shirts für 5 Euro bei H&M auf der Stange hängen, muss zunächst natürlich trotzdem weiter produziert und transportiert werden. Das macht Sinn.

Damit es nicht ein "fnmZ" wird und der Schwermut nicht überhand nimmt noch ein kleiner Aufheller:

Außerdem, ist es zu verantworten Gefahrgüter auf altersschwachen Waggons und stark beanspruchten Gleisen durch Dorfstraßen zu zwängen?

Wären H&M-T-Shirts für fünf Euro demnach Gefahrgüter - und was ist mit denen für über fünf Euro, die hier oder nachweislich im Rufe stehen, für das elterliche Portemonnaie oder sogar den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt eine Gefahr darzustellen?

freut sich erstmal unbekümmert, dass beide Probleme bei ihm noch ein paar Jahre reifen müssen
fjk

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