Über Service an Bord (Allgemeines Forum)

moonglum, Hagen, Montag, 26.09.2011, 08:49 (vor 4618 Tagen)

Guten Morgen,

da entspann sich gestern doch noch eine kurze Diskussion mit Holger via FaceBook, leider schon sehr spät. Aber es hat mich doch bewogen, heute Morgen hier einige Sätze zu schreiben.

Möglich, dass einigen hier nicht wirklich klar ist, was es bedeutet, mit einer BC 100 First durch das Land zu fahren, und so wie mir geht es Hunderten von inzwischen mal wage bekannt, mal etwas vertrauter gewordenen Reisenden, die in ähnlicher Mission unterwegs sind.

Es geht hier wie andersweo um knallharte Jobs, es geht um Erfolg bei Meetings, es geht um präzisen Einsatz inmitten von hochgradig stressigen Workflows und engen Terminen in irgendwelchen Kliniken etc. (dies in meinem Fall).
Wenn irgend etwas zählt, dann ist es das, dass man konzentriert, einigermaßen klar und ausgeruht am Ziel ankommt. Ebenso ist es essentiell, dass man auf dem Heimweg wieder etwas zu essen hat, was von einigermaßener Qualität ist. Denn das sind keine Ausflüge, das ist die jahrelange Arbeitssituation.

Warum Zug?
Eben darum, und auch:
Weil in vielen Fällen die Firmen mit einer BC100 und nachgeschaltetem Taxi, Mietwagen etc. unterm Strich sparen und weil sie wissen, dass man in der Regel beim Kunden leistungsfähig und rel. ruhig ankommt, um dort die relevante Arbeit zu leisten.

Über die Jahre habe ich viele viele mehr oder weniger prominente Mitreisende sowie zahllose Berufskollegen getroffen, Tom Buhrow auf dem Weg zum Tagesthemen Studio, Uli Wickert auf dem Weg nach Paris, Götz Alsmann auf dem Weg zum WDR, Uni-Profs auf dem Weg zu Vorträgen und Seminaren und und und gesprochen. Mir ist aufgefallen, dass in den Speisewagen teilweise bei einem Mittagessen (gerne zw. Berlin und Hamburg) ganze TV-Sendungen besprochen werden usw. und so fort.
Und kaum einer ist mit dem Gastro-Service der Bahn zufrieden - er ist zu unberechenbar in seiner Verfügbarkeit.

Es bauen Tausende (gefühlte Zahl) von Menschen, die ihren Job so zu leben haben, auf den Gastro-Service der Bahn, insbesondere auf APS, Frühstück, und ab nachmittags auf Essen, APS.

Nun hat die Bahn hier ja eine Menge in Bewegung gesetzt, sehr positiv, und sie hat auch die immer wieder regelrecht einreißende Eigenschaft, vollkommen unberechenbare Totalausfälle zu bieten. Nun sind Menschen wie ich ja seit "Jahrzehnten" (tatsächlich!!) unterwegs und haben hautnah mitbekommen, wie drastisch unberechenbarer der gastronomische Service geworden ist. Ganz pauschal:
Zuerst verschwanden viele viele Speisewagen und wurden durch Bistros ersetzt. Damals war noch Raucherzone dort, die Wagen waren also vor dem Geschäftstermin vollkommen tabu. Die ICE 3, so hieß es, sollten keine Restaurants mehr haben usw....
Ich weiss nicht wie viele 1000 böse Briefe in Berlin aufschlugen und irgendwann die DB dazu nötigten, das Ruder herum zu reißen.
Das war existenziell für einen ganzen deutschen Wirtschaftszweig.

Nun gibt es viele gute Ansätze, aber es krankt drastisch an deren sicherer und verlässlicher Umsetzung, und das gefühlt mehr denn je.

Für mich waren leider die von oben befohlenen Konsequenzen:
Absolutes Nachtzugverbot nach einer dauerhaften Erfahrung katastrophaler Verspätungen am Zielort, nach immer wiederkehrendem Totalausfall der gastronomischen Versorgung. Und wie sooft: So etwas wird nicht mehr rückgängig gemacht, es zementiert eine dauerhafte Realität - ob sie mir nun schmeckt oder nicht. Der Schlafwagen ist eben durch AirBerlin, GermanWings etc. substituiert worden, was a) noch preiswerter ist und b) ich habe noch nie erlebt, dass der Kaffee dort ausgefallen wäre. In der dunklen Jahresezeit ist die Stunde in der Sonne da oben sogar wunderschön.

Nun wurden über die Zeit Visitenkarten ausgetauscht, Mails geschickt, wage Pläne ausgesprochen etc., und es verdichtet sich nun das Projekt einer Kontrollwebsite, wo jeder eintragen kann, schnell und präzise, ob in seinem Zug Gastronomie und APS verfügbar sind oder eben nicht. Die soll man dann abrufen können und ggf. schnell noch vorher einkaufen können, eine andere Verbindung nehmen können etc. pp.

Ich bin gespannt, wann es so weit ist, natürlich steht dann dort explizit so etwas wie:

ICE 503 26.9.2011 Bistro: Einsatzbereit APS: Vorhanden

Und jeder registrierte Reisende soll, darf, kann dort kurz für das Wohl aller "Reise-Kollegen" eingeben, was Sache ist.

Das finde ich sehr sehr gut, ich finde es überfällig, und wer das für unnötig hält, der muss sich vielleicht einmal den Berufsalltag von Leutchen wie mir vergegenwärtigen. Mein worst case im letzten WInter war Folgender:

Morgens um 9:00 nach Lübeck, Ausfall des Speisewagens im 9:00 IC Fehmarn, kein APS, gar nichts. In Hamburg noch schnell ein Coffee2Go mit Ekelsandwich und weiter nach Lübeck, dort schnell im Klinikum den Plan abarbeiten, wieder ins Taxi, zurück zum Hbf. Der Fehmarn auf dem Rückweg war längst weg und so oder so uninteressant, weil schon signalisiert worden war, dass der Speisewagen auch abends fehlen würde. Also wartet man auf den 2307, er fährt wegen verspäteter Bereitstellung mit +13 ein, und was fehlt: Der Speisewagen....

Also nimmt man den ICE via Hannover. Dort ist leider im Speisewagen just ab Höhe Harburg die Elektrik ausgefallen, wegen Baustelle irgendwo um Celle herum kommen wir nur 2 Minuten vor Abfahrt des Anschluss ICE nach Hagen-Köln an, also nichts wie hin zum Bahnsteig. Dort angekommen, gehen die Türen zu. Der Zug steht noch etwa 20 Sekunden dort, c.a. 30 - 40 Reisende winken, klopfen an die Türen, der Zug fährt ab..... der nachfolgende ICE hat eine Stunde später + 15, endlich kann man was essen dort, aber der Anschluss RE in Hamm nach Hagen hat leider nicht gewartet, also Taxigutschein erkämpft und todmüde zu Hause, der nächste Tag startet schon um 6 Uhr......

Warum isst man nichts unterwegs irgendwo?
Da ist der Wunsch, einfach irgendwann wieder zu Hause zu sein, also beeilt man sich. Und weiters:
Irgendein Stehimbiss samt Döner, Burger etc. ist auf Dauer viel ungesünder als einen Salat im Zug in Ruhe zu essen.
Das Essen im Speisewagen ist grundsätzlich ganz ordentlich und sicher oft besser als es früher gewesen ist, so lange man Mikrowellenkost meidet, geht es.

Gestern dann wieder so ein Fall, wo es von Hagen bis Basel definitiv NICHT möglich gewesen ist, im Zug etwas zu essen, wo APS nicht existierte, die Vorräte seit Stunden "aus" waren...
Klar, man überlebt das alles. Aber wenn man seine Gesundheit, Einsatzfähigkeit etc. erhalten will, darf so etwas nicht oft geschehen.

Die Bahn hat das ja auch erkannt, macht ja permanent Umfragen in den Zügen. Sie hat sich (siehe Sansibar Weine etc.) ja auch gastronomisch durchaus auf die besser zahlende Kundschaft eingeschossen. Wenn die nicht in Scharen abwandern soll, dann muss es besser werden als es derzeit ist. Mich würde interessieren, wie viele BC 100 First zurück gegeben worden sind respektive nicht verlängert worden sind. Und hier ist einer der Hauptgründe für solche Entscheidungen.

Und es ist sicher nicht die Aufgabe von uns Reisenden, Woche für Woche darüber Verständnis zu zeigen, dass das Personal fehlt, die Wagen defekt sind, Ware fehlt, Brötchen fehlen, leider nichts mehr geordert werden kann, weil man in 45 Minuten in Köln ist und da Personalwechsel hat (das neue Personal braucht dann gerne 30 Minute, um wieder in die Gänge zu kommen), weil der ICE in Köln eingesetzt wird und abfährt, das Personal kurz vor Hagen mal anfängt zu bedienen (wie schaffen das eigentlich andere Kollegen, die auch erst in Köln Hbf einsteigen und SOFORT den Service beginnen, so dass in Höhe Leverkusen die ersten Essen auf dem Tisch stehen?), oder die Teams in den ICE 3, die Basel erreichen, dort wenden und knapp 30 Minuten später wieder gen Köln fahren und sich bis Freiburg gar nicht erst blicken lassen....
Was immer da die Gründe sind, aus Sicht der Reisenden sind das alles No-Go's, die einfach zu häufig geschehen, um es als Ausnahme durchgehen zu lassen.

Zugleich kann und will keiner von uns aufs Auto ausweichen, die Firmen wollen das auch nicht, da Auto teurer ist.
Also wird der Druck größer, und ich freue mich schon jetzt auf die neue Website und werde ebenfalls fleissig posten.
Sie soll in den Manager Magazinen mit Kleinanzeigen promotet werden, es sollen auch die DB Chefs einen Lesezugang erhalten, da sie ja zweimal direkt angesprochen von Berufskollegen angeblich ganz "zerknirscht" bekundeten, von all dem Umfang dieser Ausfälle leider nicht in adäquatem Umfang zu wissen... Wenn diese Site öffentlich gemacht werden sollte, dann poste ich hier gerne den Link. So, und jetzt muss ich gleich aussteigen....

--
Schöne Grüße aus den EC 6/7/8/9,
wo es Wein in Karaffen, keine Mikrowelle und kein in Schüsseln gepamptes Essen gibt.

https://adobe.ly/2PMZyEV

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ktmb, Montag, 26.09.2011, 09:49 (vor 4618 Tagen) @ moonglum

Absolute Zustimmung! Aus meiner Perspektive als gelegentlicher Fahrgast der 1. Klasse sieht das natürlich anders aus. Da geht es eher um Sitzkomfort und Ruhe vor den Fahrgästen, die nicht wissen, wie sie sich im Zug benehmen sollen.
Grüße

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JumpUp, Montag, 26.09.2011, 10:36 (vor 4618 Tagen) @ ktmb

Wirklich großartig geschrieben. Ich bin sehr oft auf der Strecke Hamburg-Köln unterwegs und sehe regelmäßig, dass dort die Speisewagen fehlen. Da ich das wertvolle Plastikkärtchen nur für die 2. Klasse besitze kann ich leider keine Aussagen über APS machen, wobei die paar Meter zum Speisewagen auch zu Fuß problemlos machbar sind.

Erst seitdem ich viel geschäftlich mit der Bahn unterwegs bin ist mir bewusst geworden, wie viele Geschäftsleute sich wirklich auf die Bahn (auch in Bezug auf. Pünktlichkeit) verlassen müssen. Wenn ein Termin um 11 Uhr ist, kann man nicht um pünktlich zu sein einfach 2 Stunden Puffer einbauen! Da nimmt man einen Zug der um 10.45 ankommt und hofft das dieser pünktlich ist.

Gerne werde auch ich mich an dem Projekt über die Speisewagenstatistik beteiligen.

Ps. Schicke deinen Text doch einmal als Gastbeitrag an eine Tageszeitung...

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Tabernaer, Irgendwo im grünen Nirgendwo, Montag, 26.09.2011, 10:44 (vor 4618 Tagen) @ moonglum

Was hier beschrieben wird, sind die Auswirkungen des Sparkurses zum Börsenplan der Mehdornschen Eisenbahn. Schlecht in jeder Beziehung.
Zum Teil braucht es allerdings auch seine Zeit, diese entstandenen Mängel wieder abzustellen. Verschärfend hinzu kommt noch, das durch Unfälle auch immer wieder Fahrzeugengpässe entstehen, die dann zu Zugausfällen, Ersatzügen etc. führen. Die Bahn hat nicht (mehr) genug bzw. nicht genug zeitgemäße Fahzeuge, um da angemessen reagieren zu können.
Auch drängt sich der Eindruck auf, das es der Bahn herzlich egal ist, ob sich die Kunden wohl fühlen in ihren Zügen. Behauptet wird jedenfalls das Gegenteil. Hm, was davon stimmt, muß jeder für sich selbst entscheiden. Eine definitive Antwort wird die Öffentlichkeit wohl nie erfahren.

Das es bei der gastronomischen Versorgung noch Handlungsbedarf gibt, haben sehr viele Eisenbahner an der Front bereits seit längerem mitbekommen und auch immer wieder bemägelt. Vor allem bei der Logistik hat die Bahn Nachholebedarf. Allerdings wird sich daran nichts ändern, solange die Führungsetage nur mit sich selbst und damit noch mehr Geld zu seinzusparen beschäftigt ist. Das hat auch Auswirkungen auf die Mitarbeitermotivation und somit auf die Arbeitsweise der Mitarbeiter.
Vielfach kommen sich die Mitarbeiter (nicht nur bei der DB) einfach nur noch vor wie eine Kostenstelle mit 2 Ohren. Spitzenleistungen werden so nicht erreicht. Motivation zum Job kommt so gut wie nie. Viele Mitarbeiter der Bahn versuchen jeden Tag aufs neue, die Karre aus dem Dreck zu ziehen-erfolglos.
Nachweisbar ist es aber auch so, das schlechte Leistungen eher und länger im Gedächtniss bleiben als gute. Der Fernsehinder (Ranga Yogeshwar oder so ähnlich) oder Dr. Hirschausen haben dazu glaube ich mal was erzählt...

Vielleicht ändert sich ja unter dem neuen Chef Grube etwas zum Positiven. Hast du denn deine Erfahrungen, die du hier schilderst der DB mal mitgeteilt? Nich einfach nur dem Kundenservice, sondern mal z.B. in einem Brief/email an Dr. Grube persönlich? Oder mal versuchen anzurufen? Die Reaktion der DB darauf würde mich mal interessieren....

Habe Dir die Kontaktdaten eines DB-Kundenbeirat geschickt

liebe70, Montag, 26.09.2011, 10:58 (vor 4618 Tagen) @ Tabernaer

- kein Text -

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moonglum, Hagen, Montag, 26.09.2011, 13:16 (vor 4618 Tagen) @ Tabernaer

Wie erreicht man den Herrn Grube denn?
Den würde ich glatt mit einer Kollegin in Berlin besuchen...
diese Thematik ist uns für die verbleibenden 20 Jahre im Biz. schon etwas wert.

--
Schöne Grüße aus den EC 6/7/8/9,
wo es Wein in Karaffen, keine Mikrowelle und kein in Schüsseln gepamptes Essen gibt.

https://adobe.ly/2PMZyEV

Kurzes Feedback, da wir auch schon kräftig diskutiert haben

MAPO81, Montag, 26.09.2011, 10:57 (vor 4618 Tagen) @ moonglum
bearbeitet von MAPO81, Montag, 26.09.2011, 11:00

Moin Moonglum,

wir haben unsere unterschiedlichen Meinungen zu dem Thema ja schon kräftig diskutiert.
Grundsätzlich kann ich nur wiederholen, dass ich absolut bei Dir bin, wenn es darum geht die Qualität und die Zuverlässigkeit des Service zu bewerten.
Ich freue mich auch auf die angedachte Homepage und würde mich über einen Zugang sehr freuen, da ich ja auch gerne im Speisewagen esse.

ABER: Die Konsequenzen, die du meinst zu kennen, sind einfach so nicht richtig.
Um das alles entsprechend besser zu machen, brauchstu vor allem mehr Personal und das kostet Geld, das die Speisewagen momentan bei weitem nicht einfahren und auch künftig nie einfahren werden, egal wie zuverlässig und serviceorientiert das alles ist bzw. wird!
Auch ich bin BC 100 First Kunde, fahre täglich hunderte Kilometer Fernverkehr, kenne zahlreiche andere BC 100 Kunden und arbeite in der Medienbranche. Ich kann allerdings so gut wie keinen deiner Eindrücke zum Konsumverhalten im Speisewagen bestätigen. Im Gegenteil: Gerade die BC 100 Kunden wissen genau wo sie am Bahnhof etwas "gutes" zu Essen bekommen und marschieren nicht in den Speisewagen oder diktieren der APS Serivcekraft den Block voll.
Ich kann auch das nur noch mal wiederholen: Ein paar Promis oder BC 100 First Kunden repräsentieren leider nicht die Masse. Was glaubstu, wie viele Fahrgäste 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag in irgendwelchen Zügen durch die Gegend fahren und bei den Befragungen angeben, wie egal Ihnen APS und Speisewagen sind? Das ist die Masse!

Wir haben eine ähnliche Diskussion in unserer Branche schon bis zum Umfallen geführt - keine Ahnung, ob das jetzt nachvollziehbar ist, aber es geht auf jeden Fall auch um die Wahrnehmung von ein paar "Hardcore Usern" im Vergleich zur breiten Masse: Nicht die paar Leute, die sich regelmäßig über die gleiche Musik im Radio aufregen sorgen für Quote, sondern die breite Masse, die am Besten jede Stunde Lady GaGa hören möchte, weil es Ihnen momentan einfach gefällt.


Viele Grüße,
Martin

Kurzes Feedback, da wir auch schon kräftig diskutiert haben

citaro, Montag, 26.09.2011, 11:14 (vor 4618 Tagen) @ MAPO81
bearbeitet von citaro, Montag, 26.09.2011, 11:15

Ich denke aber das viele den Service im Speisewagen haben wollen, auch wenn man ihn dann nicht nutzt, aber man könnte ja.
Geht mir selber oft auch so, das ich mir Züge mit Restaurant heraussuche um die Option zu haben, da etwas konsumieren zu können. Ob ich die Option dann einlöse , entscheide ich spontan. Aber ich möchte diese Option haben. Das ist ein Hauptgrund für mich, der für den Zug im ggs. zu Auto und Flug spricht.

Was zu essen sollte schon sein.

ice_pendler, Montag, 26.09.2011, 11:17 (vor 4618 Tagen) @ MAPO81

Eure beiden Sichtweisen kann man nachvollziehen.

Ich bin kein Bahncard-100-Kunde und esse trotzdem regelmäßig im Zug. Und weil ich da auch arbeite, finde ich es toll, wenn ich was an den Platz bekomme. Im Restaurant möchte ich das Notebook nämlich nicht auspacken.

Ob die Bahn das besser oder schlechter anbietet ist ihr Privatvergnügen.

Aus meiner Sicht ist es aber zwingend notwendig etwas zu Essen an Bord zu haben. Denn eine Bahnreise kann auch mal 9 Stunden dauern und hungrige Fahrgäste sind oft auch unzufriedene Fahrgäste. Und nicht immer ist Zeit, etwas an einem Bahnhof zu besorgen.

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liebe70, Montag, 26.09.2011, 11:59 (vor 4618 Tagen) @ moonglum

Möglich, dass einigen hier nicht wirklich klar ist, was es bedeutet, mit einer BC 100 First durch das Land zu fahren, ...

Die Medaille hat zwei Seiten. Es gibt nicht wenige BC100 First-Reisende, die glauben, daß mit dem Kauf der BC das Personal im Zug ihr persönlicher Sklave wird.

Wenn irgend etwas zählt, dann ist es das, dass man konzentriert, einigermaßen klar und ausgeruht am Ziel ankommt. Ebenso ist es essentiell, dass man auf dem Heimweg wieder etwas zu essen hat, was von einigermaßener Qualität ist. Denn das sind keine Ausflüge, das ist die jahrelange Arbeitssituation.

In einer anderen Diskussion wurde DB-Mitarbeitern vorgeworfen, daß sie niemand zwingt bei der DB zu arbeiten. Sie können sich gern einen anderen Job suchen. Diese Empfehlung trifft wohl für alle Arbeitenden, egal ob Arbeiter, Angestellter oder Selbständiger zu.

Warum Zug?
Eben darum, und auch:
Weil in vielen Fällen die Firmen mit einer BC100 und nachgeschaltetem Taxi, Mietwagen etc. unterm Strich sparen und weil sie wissen, dass man in der Regel beim Kunden leistungsfähig und rel. ruhig ankommt, um dort die relevante Arbeit zu leisten.

Firmen für Leasingfahrzeuge haben auch sehr gute Konditionen, DB Rent beispielsweise - und es gibt sehr viele und auch leere Schnellstraßen hier in Deutschland, wenn man mal vom dichtbesiedeltsten Landstrich namens NRW absieht.

Über die Jahre habe ich viele viele mehr oder weniger prominente Mitreisende sowie zahllose Berufskollegen getroffen, Tom Buhrow auf dem Weg zum Tagesthemen Studio, Uli Wickert auf dem Weg nach Paris, Götz Alsmann auf dem Weg zum WDR, Uni-Profs auf dem Weg zu Vorträgen und Seminaren und und und gesprochen. Mir ist aufgefallen, dass in den Speisewagen teilweise bei einem Mittagessen (gerne zw. Berlin und Hamburg) ganze TV-Sendungen besprochen werden usw. und so fort.

Ich treffe auch viele mehr oder wenige prominente Mitreisende im Zug. Der Schauspieler Wolfgang Völz blieb mir als einer der wenigen in unangenehmer Erinnerung, der ex-MP von Sachsen-Anhalt Dr. Christoph Bergner dagegen in sehr guter. Als die Interregios noch fuhren, gab es zwei "Berufszüge" die zwischen Leipzig und Magdeburg stets proppevoll mit Fernseh- und Politprominenz waren. zwischen Berlin und Hamburg triffste auch heute noch viele Schauspielgrößen, wobei es ginlt, je bekannter derjenige ist, desto unscheinbarer sind sie. Nur die XYZ-Promis plustern sich auf.

Und kaum einer ist mit dem Gastro-Service der Bahn zufrieden - er ist zu unberechenbar in seiner Verfügbarkeit.

Kann ich nicht sagen.

Es bauen Tausende (gefühlte Zahl) von Menschen, die ihren Job so zu leben haben, auf den Gastro-Service der Bahn, insbesondere auf APS, Frühstück, und ab nachmittags auf Essen, APS.

Davon merke ich wenig bis nichts. Wie oft kommen die Kollegen mit einem vollen Tablett zurück, weil niemand etwas wollte.

Nun hat die Bahn hier ja eine Menge in Bewegung gesetzt, sehr positiv, und sie hat auch die immer wieder regelrecht einreißende Eigenschaft, vollkommen unberechenbare Totalausfälle zu bieten. (...)Ganz pauschal:
Zuerst verschwanden viele viele Speisewagen und wurden durch Bistros ersetzt. Damals war noch Raucherzone dort, die Wagen waren also vor dem Geschäftstermin vollkommen tabu. Die ICE 3, so hieß es, sollten keine Restaurants mehr haben usw...

Das war in der Tat ein Eigentor.

Nun gibt es viele gute Ansätze, aber es krankt drastisch an deren sicherer und verlässlicher Umsetzung, und das gefühlt mehr denn je.

...Der Schlafwagen ist eben durch AirBerlin, GermanWings etc. substituiert worden, was a) noch preiswerter ist und b) ich habe noch nie erlebt, dass der Kaffee dort ausgefallen wäre. In der dunklen Jahresezeit ist die Stunde in der Sonne da oben sogar wunderschön.

Es gibt soviele Reisende hier in Deutschland, die kann die Bahn (egal welches EVU) nicht befördern. Aber spätestens bei Aschewolken über Europa, Schnee und Eis auf deutschen Straßen und vielem mehr sind sie fast alle bei uns anzutreffen.

Nun wurden über die Zeit Visitenkarten ausgetauscht, (...) und es verdichtet sich nun das Projekt einer Kontrollwebsite, wo jeder eintragen kann, schnell und präzise, ob in seinem Zug Gastronomie und APS verfügbar sind oder eben nicht. Die soll man dann abrufen können und ggf. schnell noch vorher einkaufen können, eine andere Verbindung nehmen können...

So eine Webseite gibt es schon länger, und zwar die Railfan-Paige . Ich habe gleich auf die Statistikseite verlinkt. Sie ist ziemlich wahrscheinlich nicht so professionell wie Eure, aber etliche der Daten sind von mir, denn ich habe ein paar Jahre da mitgemacht. :-)

Ich bin gespannt, wann es so weit ist, ...
Und jeder registrierte Reisende soll, darf, kann dort kurz für das Wohl aller "Reise-Kollegen" eingeben, was Sache ist.

Liest sich interessant, gibt es dazu Einzelheiten?

Das finde ich sehr sehr gut, ich finde es überfällig, und wer das für unnötig hält, der muss sich vielleicht einmal den Berufsalltag von Leutchen wie mir vergegenwärtigen. Mein worst case im letzten WInter war Folgender:

Morgens um 9:00 nach Lübeck, Ausfall des Speisewagens im 9:00 IC Fehmarn, kein APS, gar nichts. In Hamburg noch schnell ein Coffee2Go mit Ekelsandwich und weiter nach Lübeck, dort schnell im Klinikum den Plan abarbeiten, wieder ins Taxi, zurück zum Hbf. Der Fehmarn auf dem Rückweg war längst weg und so oder so uninteressant, weil schon signalisiert worden war, dass der Speisewagen auch abends fehlen würde. Also wartet man auf den 2307, er fährt wegen verspäteter Bereitstellung mit +13 ein, und was fehlt: Der Speisewagen....

Also nimmt man den ICE via Hannover. Dort ist leider im Speisewagen just ab Höhe Harburg die Elektrik ausgefallen, wegen Baustelle irgendwo um Celle herum kommen wir nur 2 Minuten vor Abfahrt des Anschluss ICE nach Hagen-Köln an, also nichts wie hin zum Bahnsteig. Dort angekommen, gehen die Türen zu. Der Zug steht noch etwa 20 Sekunden dort, c.a. 30 - 40 Reisende winken, klopfen an die Türen, der Zug fährt ab... der nachfolgende ICE hat eine Stunde später + 15, endlich kann man was essen dort, aber der Anschluss RE in Hamm nach Hagen hat leider nicht gewartet, also Taxigutschein erkämpft und todmüde zu Hause, der nächste Tag startet schon um 6 Uhr...

Da stellt sich mir die Frage, ob der Kunde - also das Klinikum - nicht hätte einspringen und etwas zu Essen besorgen können? Natürlich ist so etwas unangenehm, aber doch nicht die Regel. Jeder hat Verständnis dafür, daß aus unterschiedlichen Gründen geplante Versorgungsmöglichkeiten weggefallen sind und reagiert dementsprechend.
Dann fehlt Dir die Erfahrung der "Ossis". Sie nahmen früher - weil es keine bzw. sehr wenige Speisewagen gab, ihr Stullenpaket und ihre Trinkflasche mit. Das mache ich beispielsweise heute noch so, ich habe stets eine eiserne Reserve dabei, falls mal irgendwo eine von mir geplante Verflegungsmöglichkeit ausfällt.

Gestern dann wieder so ein Fall, wo es von Hagen bis Basel definitiv NICHT möglich gewesen ist, im Zug etwas zu essen, wo APS nicht existierte, die Vorräte seit Stunden "aus" waren...

Der fehlende APS kann unterschiedliche Gründe haben. Ich kenne eine Zugleistung wo von A nach C APS durch einen 1.Klasse-Steward(!) gemacht werden soll, das Restaurant aber erst auf dem Unterwegsbahnhof in B geöffnet wird. Geht auch.

Mich würde interessieren, wie viele BC 100 First zurück gegeben worden sind respektive nicht verlängert worden sind. Und hier ist einer der Hauptgründe für solche Entscheidungen.

Fluktuation ist überall, das kann man nicht genau berechnen. Die Kunden,die die BC 100 nicht verlängern, müssen es auch nicht begründen.

Und es ist sicher nicht die Aufgabe von uns Reisenden, Woche für Woche darüber Verständnis zu zeigen, dass das Personal fehlt, die Wagen defekt sind, Ware fehlt, Brötchen fehlen, leider nichts mehr geordert werden kann, weil man in 45 Minuten in Köln ist und da Personalwechsel hat (das neue Personal braucht dann gerne 30 Minute, um wieder in die Gänge zu kommen), weil der ICE in Köln eingesetzt wird und abfährt, das Personal kurz vor Hagen mal anfängt zu bedienen (wie schaffen das eigentlich andere Kollegen, die auch erst in Köln Hbf einsteigen und SOFORT den Service beginnen, so dass in Höhe Leverkusen die ersten Essen auf dem Tisch stehen?), oder die Teams in den ICE 3, die Basel erreichen, dort wenden und knapp 30 Minuten später wieder gen Köln fahren und sich bis Freiburg gar nicht erst blicken lassen....

Och, ich könnte Dir und den anderen dazu eine ganze Menge erzählen, aber ich stehe bekanntlich unter Beobachtung... Teilweise hat das mit der persönlichen Einstellung des einzelnen Mitarbeiters zu tun.

Was immer da die Gründe sind, aus Sicht der Reisenden sind das alles No-Go's, die einfach zu häufig geschehen, um es als Ausnahme durchgehen zu lassen.

Ich schreib dazu mal nix.

Zugleich kann und will keiner von uns aufs Auto ausweichen, die Firmen wollen das auch nicht, da Auto teurer ist.

Das ist relativ zu betrachten.

Also wird der Druck größer, und ich freue mich schon jetzt auf die neue Website und werde ebenfalls fleissig posten.

Viel Spaß dabei.

Sie soll in den Manager Magazinen mit Kleinanzeigen promotet werden,...

Also nicht aus Spaß an der Freude? Service kostet Geld, nicht wahr? ;-)

es sollen auch die DB Chefs einen Lesezugang erhalten, da sie ja zweimal direkt angesprochen von Berufskollegen angeblich ganz "zerknirscht" bekundeten, von all dem Umfang dieser Ausfälle leider nicht in adäquatem Umfang zu wissen...

Was erwartet ihr euch davon? Diejenigen, die nichts dafür können, haben letzten Endes dann wieder die Arschkarte. :-(

Habt ihr schon mal einen DB-Kundenbeirat kontaktiert? Die haben da ganz andere Möglichkeiten - und einen recht kurzen Draht zu den richtigen Leuten. Aber macht mal...

Evtl. wurde das im Kundenbeirat sogar schon mal angesprochen

MAPO81, Montag, 26.09.2011, 12:25 (vor 4618 Tagen) @ liebe70

- kein Text -

Über Service an Bord

Zugfahrer, Montag, 26.09.2011, 23:00 (vor 4618 Tagen) @ liebe70

Ich habe stets Stullenpaket und Getränkeflasche auf der Zugreise dabei. Was soll ich mit dem Service? Selbst ist der Mann und das Vertrauen auf sogenannte "Dienstleister" ist der Weisheit trügerischster Schluss. Treten Pannen, Störungen, Versorgungsengpässe, etc. auf, dann weiß ich mir immer selbst zu helfen.
Die Pfandflaschen des "Bordservice" kann ich im Bordbistro nicht abgeben, die MA kommunizieren, das sich selbige im Markt meines Vertrauens abgeben soll. Doch dort erkennt der Pfandflaschenautomat diese nicht. Somit liegt der Müll bei mir zu Hause herum. Um den Pfandflaschenmüll nich ausufern zu lassen,gehe ich dem APS stets aus dem Weg. Lassen Sie mich in Ruhe!

Meiner Ansicht nach ist das Beste, wenn das Servicepersonal die Fahrgäste in Ruhe lässt, dann lassen auch die Fahrgäste die Mitarbeiter in Ruhe. Das spart Arbeit, Ärger und Geld.

Ich möchte aber nicht in Ruhe gelassen werden

ckx2, Montag, 26.09.2011, 23:18 (vor 4618 Tagen) @ Zugfahrer

- kein Text -

Über Service an Bord

moonglum, Hagen, Montag, 26.09.2011, 13:11 (vor 4618 Tagen) @ moonglum

Nur kurz:

Mahlzeit :-))
Schöne Beiträge hier, lese ich gerne. Danke für die Feedbacks, ich schau mir die zitierte Website abends auf der Rückfahrt an.

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Schöne Grüße aus den EC 6/7/8/9,
wo es Wein in Karaffen, keine Mikrowelle und kein in Schüsseln gepamptes Essen gibt.

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