Artikel in der Süddeutschen von heute (Allgemeines Forum)

moonglum, Hagen, Mittwoch, 27.04.2011, 08:17 (vor 4766 Tagen)

Fernbusse gefährden das ICE-Netz
(Seite 19)

Auch bei mir ganz großes Erstaunen über die Aussage eines Bahn Managers, dass - wenn es Fernbusse gibt - die ICE an schwächer gefragten Stationen nicht mehr halten werden....

Ebenso wenig wie ich das verstehe, versteht es die Politik, der Schreiber des Artikels...

Der Fernbus soll primär Alternative zum Auto sein, und wenn sich die Bahn nun in Folge dessen UNATTRAKTIVER macht (als sie es jetzt schon ist), dann wird sie sicherlich logischerweise die Kundenmeinung zu spüren bekommen.
Komischerweise argumentiert die BAHN im Grunde kundenfeindlich.

Eingedenk dieses neuen Themas sowie des Threads gestern über das Nicht-Abwarten von Anschlüssen z.B. in Köln oder Dortmund, ja geradezu das sichtbare Abfahren der Anschlusszüge während man verspätet ankommt, kommt einem denkenden Menschen nur eines in den Sinn:

Die BAHN will gezielt Kunden loswerden!

Aus dieser Perspektive gibt plötzlich ALLES Sinn:
Tendenziell gut belegte Züge, denen permanent Wagen fehlen, machen das Reisen zur Belastung.
Anschlüsse, die provokativ nicht abgewartet werden, frustrieren und versemmeln Geschäftstermine und gefährden Karrieren.
Bahnhöfe, die nicht mehr bedient werden, weil es neuerdings Fernbusse geben wird, verleiten Reisende zum Umstieg auf den Bus.

Ziel:
Man vergrault vor allem jene Kunden insbesondere im Fernverkehr, die nicht direkt und möglichst ohne größere Ansprüche von A nach B fahren wollen. Es gibt eh zu wenig Wagenmaterial, die Züge sind teilweise zum Auseinanderbrechen voll, da ist es doch fein, wenn weniger Kundschaft einsteigt....

So könnten dann also Anweisungen lauten:
Liebe Kollegen in der TP:
Wir begrüßen euch zu unseren neuen Aktionen:
Schach dem zufriedenen Bahnreisenden!
Schach der pünktlichen Ankunft am Ziel!

Auftrag:
Vereitelt alle wichtigen Anschlüsse in Köln und Dortmund, Hannover und Mannheim....
Wenn die Zugführer Verspätungen vormelden, ignoriert es.
Je mehr Reisende umsteigen wollen, desto konsequenter ignoriert ihr das.

Effekt:
Lästige Umsteiger werden alsbald auf das Auto oder in Busse wechseln, und wir können in den Zügen endlich wieder atmen und den übrig bleibenden Reisenden mehr Komfort bieten und endlich wieder höhere Preise verlangen. Wegen all dieser Unpässlichkeiten konnten wir nicht einmal den Jahresbetrag der BC 100 erhöhen.
Wissen Sie, was das bedeutet?

Bei Erfolg dieser Aktion ist euch der Dank der Geschäftsleitung sicher,
und nebenbei verliert ihr zu 50% euren Job, weil ihr ja nun nicht mehr im derzeitigen Umfang benötigt werdet.
Vielen Dank!

Die Geschäftsleitung

--
Schöne Grüße aus den EC 6/7/8/9,
wo es Wein in Karaffen, keine Mikrowelle und kein in Schüsseln gepamptes Essen gibt.

https://adobe.ly/2PMZyEV

...gestern hatte die Bahn auch Angst...

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Mittwoch, 27.04.2011, 09:13 (vor 4766 Tagen) @ moonglum

Hallo moonglum,


Deutsche Bahn fürchtet sich vor Liberalisierung, geschrieben von indy3 -> Deutsche Bahn fürchtet Bus-Liberalisierung.
Und mein Kommentar dazu.


gruß,

Oscar (NL).

--
Mit den neuen IC-Triebwagen wird alles besser !!

Trans-Europ-Express 2.0? Abwarten und TEE trinken!

Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

niemals Fernbus

FastandFurious, Mittwoch, 27.04.2011, 11:11 (vor 4765 Tagen) @ Oscar (NL)
bearbeitet von FastandFurious, Mittwoch, 27.04.2011, 11:11

Also, mal ganz ehrlich: freiwillig bekommt mich keiner in so einen Fernbus rein, denn ich fahre ja Zug, weil ich keinen Bock auf Stau und Autobahn habe.

niemals Fernbus

Klaus, Kassel, Mittwoch, 27.04.2011, 11:16 (vor 4765 Tagen) @ FastandFurious

Da ich ohne Schaukeln und Wackeln arbeiten will, kommt für mich ein Bus auch nicht in Frage.

...gestern hatte die Bahn auch Angst...

JanKrohn, Vaals (NL), Mittwoch, 27.04.2011, 15:59 (vor 4765 Tagen) @ Oscar (NL)

Deutsche Bahn fürchtet sich vor Liberalisierung, geschrieben von indy3 -> Deutsche Bahn fürchtet Bus-Liberalisierung.

Seit wann haben Unternehmen Emotionen...??

Jan

--
--
http://www.vic-fontaine.com/
http://www.heidoc.net/

Artikel in der Süddeutschen von heute

guru61, Arolfingen, Mittwoch, 27.04.2011, 12:38 (vor 4765 Tagen) @ moonglum

Wenn die DB Angst haben muss von Bussen, die höchstens halb so schnell fahren wie ein ICE, dann stimmt was nicht.
Vielleicht wäre es an der Zeit, mal daran zu denken, dass so was wie Kunden gibt, die Bedürfnisse haben die befriedigt werden sollten.

Wenn man zum Beispiel ohne Scham kommuniziert, dass es einen 4 Stunden Takt gibt, dann stellen sich mir die Haare zu Berge. (Ehrlicher wäre, das "als Fahrplan 1848" zu bezeichnen; vier Züge pro Tag war damals Standard, wie in der Eisenbahnzeitung von 1848 nachzulesen ist Link: http://books.google.ch/books?id=j6E_AAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=editions:sK... )

Artikel in der Süddeutschen von heute

ADN-BW, Mittwoch, 27.04.2011, 12:48 (vor 4765 Tagen) @ moonglum

Komischerweise argumentiert die BAHN im Grunde kundenfeindlich.


So wie ich das sehe, argumentiert die Bahn nicht nur kundenfeindlich,
sondern auch selbstschädigend.

Denn ich weiss ja nicht genau, wie viel die Bahn spart, wenn die Züge nun auf
kleineren bzw. weniger nachgefragten Bahnhöfen nicht hält, jedoch werden gerade dann
noch mehr Menschen von der Bahn zu anderen (Fernbus-)Anbietern wechseln.


Dennoch denke ich, dass die Bahn in Punkto Schnelligkeit keine Konkurrenz kriegt,
preislich nur für Nicht-Frühbucher. Denn wenn man seine Reise noch mindestens einen
Monat im Voraus bucht, sind ja meist noch recht attraktive Sparpreise vorhanden.

Im Fernsehen liefen ja auch Rechenbeispiele, ich meine Sat1 sprach hier von 22€
für eine Busfahrt von Berlin nach Hamburg, daran dürfte man nur schwer kommen,
aber an die etwa 56€ Berlin-München kann man schon bei entsprechend früher Buchung rankommen...

Außerdem wurde seitens Sat1 argumentiert, dass bsp. ältere Personen die Busse nutzen
würden, da diese nicht gerne umsteigen wollten, doch gerade die Routen die von Sat1
berechnet wurden, sind ja sehr gut und vor Allem ohne Umsteigen zu erreichen,
und ich weiss nicht ob Busse auch auf wolchen Routen fahren würden, die von der Bahn nur durch Umsteigen zu erreichen sind, da auch die Busfahrten ja rentabel sein müssen!

Leider kann ich selbst nicht beurteilen, wie der Komfort in den Bussen ist,
aber habe dennoch Zweifel dass dieser an die Bahn rankommt.

Beinkrampf im Fernbus

Fernpendler, Mittwoch, 27.04.2011, 14:02 (vor 4765 Tagen) @ ADN-BW

Außerdem wurde seitens Sat1 argumentiert, dass bsp. ältere Personen die Busse nutzen
würden, da diese nicht gerne umsteigen wollten, doch gerade die Routen die von Sat1
berechnet wurden, sind ja sehr gut und vor Allem ohne Umsteigen zu erreichen,
und ich weiss nicht ob Busse auch auf wolchen Routen fahren würden, die von der Bahn nur durch Umsteigen zu erreichen sind, da auch die Busfahrten ja rentabel sein müssen!

Leider kann ich selbst nicht beurteilen, wie der Komfort in den Bussen ist,
aber habe dennoch Zweifel dass dieser an die Bahn rankommt.

Dann sollten sich die SAT1-ler mal selber 4-6 Stunden in einen (vollen) Bus quetschen. Ich hab's einmal durch und bin geheilt. Schlechte Luft, man sitzt sich dichter auf der Pelle, weniger Beinfreiheit, schlechterer Sitzkomfort und Eintönigkeit. Dazu kommt, dass einem nach gewisser Zeit die Beine wehtun, weil man sich kaum bewegen kann.
Da steige ich doch lieber zwischendurch mal um oder laufe durch den Zug und genieße mehr Komfort.

Mein Resümee: In so nen Bus kriegt mich keiner mehr rein.

NL: Royal Class Bus

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Mittwoch, 27.04.2011, 14:28 (vor 4765 Tagen) @ Fernpendler

Dann sollten sich die SAT1-ler mal selber 4-6 Stunden in einen (vollen) Bus quetschen. Ich hab's einmal durch und bin geheilt. Schlechte Luft [1], man sitzt sich dichter auf der Pelle, weniger Beinfreiheit [2], schlechterer Sitzkomfort [3] und Eintönigkeit [4].

Zum Glück kennen wir den sgn. Royal Class Bus. Mit diesen Bussen kann man sehr komfortabel reisen. Bin selber recht oft mit solchen Bussen zum Wintersport in die französische Alpen gereist. Allerdings ist 10 Stunden dann auch wieder etwas viel, aber 10 Stunden Ruhesessel im CNL ist auch nicht das ganze.

Zu [1]: die Busse sind klimatisiert.
Zu [2]: ein ICE 3 biete 92 cm Sitzplatzabstand, ein Royal Class Bus mindestens 94 cm (manchmal 96 cm). Wer hat nun mehr Beinfreiheit?
Zu [3]: nenne mir eine ICE-Variante, bei der man die Rückenlehne 45 Grad verstellen kann... In einem Royal Class Bus geht das.
Zu [4]: das durfte eine Sache für ICE-Fans sein. Otto Busreisendem durfte es gar nicht interessieren, was da so alles durch das Fenster abgeht.

Dazu kommt, dass einem nach gewisser Zeit die Beine wehtun, weil man sich kaum bewegen kann.

Und bei 129 Euro Normalpreis pro Strecke K-M (ist ja auch 4-6 Stunden) tut Otto Möchtegernbahnfahrers Geldtasche weh.

Da steige ich doch lieber zwischendurch mal um oder laufe durch den Zug und genieße mehr Komfort.

Bitte nicht vergessen: wir sind ICE-Fans.
Die Busunternehmen werden vor allem Otto Möchtegernbilligreisender bedienen und nicht den eingefleischten Bahnfans wie hier im Forum.


gruß,

Oscar (NL).

--
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Artikel in der Süddeutschen von heute

sappiosa, Mittwoch, 27.04.2011, 23:30 (vor 4765 Tagen) @ moonglum

Hallo moonglum,

hab hier schon ein ganzes Weilchen nichts mehr gepostet - wird mal wieder Zeit.

Eine Empfehlung möchte ich vorab aussprechen: Man lese das Interview aus der FTD im Wortlaut, auf das sich die Süddeutsche bezieht. Hier ist es.

Hier die fürs Thema interessantesten Passagen daraus:

FTD In Deutschland schiebt die Regierung gerade einen Markt für Fernbusse an. Das wird Ihren Gewinn deutlich drücken.
Homburg Für den Schienenverkehr ist der Fernbusmarkt ein Risiko, keine Frage. Jeder Euro Umsatz, den wir hier an den Fernbus verlieren, kostet auch fast schon einen Euro operativen Gewinn - denn der Zug fährt ja trotzdem, nur mit weniger Fahrgästen.
FTD Was tun Sie dagegen?
Homburg Mit dem Bus zu fahren ist einfach billiger. Studenten etwa nehmen deshalb lieber den Bus. Auch Senioren ziehen es interessanterweise oft vor, in vollen, schaukelnden Bussen mit wenig Beinfreiheit zu fahren, als im ICE. Ich persönlich verstehe das zwar nicht, aber so ist es.
FTD Sie ergeben sich dem also.
Homburg Natürlich nicht. Wir treffen umfangreichste Vorbereitungen, um selbst eine wichtige Rolle in diesem Markt zu spielen. Für den großen Busbetreiber, der wir auch sind, ist die Liberalisierung eine Chance, neue Kunden zu gewinnen, zum Beispiel von den Mitfahrzentralen.

...

FTD Rechnen Sie damit, dass durch die Fernbusse ICE-Bahnhöfe in mittelgroßen Städten wie Flensburg oder Erfurt unwirtschaftlich werden und als solche geschlossen werden müssten?
Homburg Es kann zu einer Ausdünnung des ICE-Netzes führen - muss es aber nicht. Wenn etwa Strecken dann nur noch unwirtschaftlich betrieben werden können, werden wir möglicherweise handeln müssen. Das könnte im schwächer ausgelasteten Randnetz der Fall sein. Ob es so kommt, werden wir aber nach dem Start der Fernbusse sehen.

Merke: Er sagt ausdrücklich, und nur weil direkt danach gefragt: Nur wenn Strecken dadurch unwirtschaftlich werden, und selbst dann noch mit einem "möglicherweise". Bei ICE-Taktstrecken kann ich mir das nicht vorstellen. Allenfalls noch bei "Randstrecken" des IC, wo die Infrastruktur nur mäßig ausgebaut ist - Hamburg-Rostock-Rügen, Stuttgart-Nürnberg, Münster-Norddeich, Koblenz-Trier-Saarbrücken fallen mir ein. Vielleicht auch über den Brenner, wenn sich Trenitalia weiter so querstellt? Und wäre nicht die Schweiz so hinter der Elektrifizierung her, hätte ich als ersten Kandidaten München-Zürich genannt.

Daraus die Meldung zu machen, die Bahn "fürchte" sich vor der Liberalisierung, ist schon gewagt. Dass die Bahn aber mit Einstellung von Halten "drohe", wie bei SPIEGEL ONLINE zu lesen war, ist sensationsgeiler Bahn-Bashing-Blödsinn.

Aber ich glaube auch nicht, dass der DB-Fernverkehr eine Konkurrenz von Fernbussen ernsthaft fürchten muss. Nach Berlin fahren die Busse schon lange, und dennoch sind aus allen Richtungen die ICE nach Berlin voll.
Wie es Homburg im Interview andeutet: Die Kundschaft ist eine andere. Es sind eher z.B. Studenten, die schon heute nicht den ICE nehmen, weil er ihnen einfach zu teuer ist - sie fahren heute mit Mitfahrzentralen. Ich denke, die Öffnung des Marktes wird dem IC kaum schaden, dem ICE schon gar nicht.

Es wäre sogar denkbar, dass der Fernbus neue Verbindungen eröffnet, die die Bahn wegen schlechter Infrastruktur kaum anbieten kann. Bei Nürnberg-Prag ist das jetzt schon so; Nürnberg-Chemnitz-Dresden oder Würzburg-Stuttgart wären weitere Kandidaten. Wenn das tariflich und von den Anschlüssen mit der Bahn verknüpft wird, könnte diese sogar profitieren.

Schöne Grüße
Daniel

Ach - Senioren fahren Bus? Unvorstellbar!

fjk, Donnerstag, 28.04.2011, 09:11 (vor 4765 Tagen) @ sappiosa

Moin,

danke für die mundgerechte Aufbereitung und die wohl ziemlich zutreffende Einschätzung - auch wenn ich beim Rügenfernverkehr nicht wirklich an eine völlige Einstellung glaube und nach Norddeich zumindest Saisonzüge erwarte. Unter anderem deswegen:

FTD Was tun Sie dagegen?
Homburg Mit dem Bus zu fahren ist einfach billiger. Studenten etwa nehmen deshalb lieber den Bus. Auch Senioren ziehen es interessanterweise oft vor, in vollen, schaukelnden Bussen mit wenig Beinfreiheit zu fahren, als im ICE. Ich persönlich verstehe das zwar nicht, aber so ist es.

Warum bloß? Weil Oma mit dem dicken Koffer von der exzellenten Fünf-Euro-Beratung bei der Bahn sogar dann noch zum Umsteigen "gezwungen" wird, wenn ein durchgehender Zug fährt (gerade Di wieder im Rheintal-IC ein Paar jenseits der 80 von Münster nach Frankfurt erlebt; die haben's zwar körperlich noch gepackt, hatten sich in Köln aber so festgequatscht, dass Mitreisende sie an ihre Verbindung erinnern mussten:-); die Beispiele sind aber Legion)? Oder weil meistens eben kein durchgehender Zug mehr fährt? Oder weil die fußlahme Oma an Metropolenbahnhöfen bei Zugausfällen galant auf den überfüllten Zug zwei(!) Stunden später verwiesen wird; mit dem wertvollen Hinweis, sie könne ja im Reisezentrum warten (statt die ungeliebte Bahnhofsmission zu verständigen oder sie wenigstens unbürokratisch in die Lounge zu begleiten)?
Ich persönlich hoffe zwar, dass das nicht nötig werden wird, aber verstehen kann ich sehr gut, wenn Senioren lieber an der bekannten Bushaltestelle um die Ecke in den Sammeltransporter steigen und direkt am Hotel in Meran oder am Prickingshof wieder aus, "sicher", ständig und rundum betreut (zum Beispiel verstaut jemand freundlich das Gepäck) und auch noch oft mit Gleichgesinnten. Durch den Zug toben tut man ohnehin nicht mehr, und zum Sitzen reicht der Platz in einem Reisebus ja nun eigentlich auch. Dass das auch noch billig ist, kommt dazu, Zeit spielt nicht so dermaßen die Rolle, fertig. Und wenn die "Einsammelroutine" genausogut funktioniert wie bei den Butterfahrten, dürfte auch ein dichtes Fernbusnetz mit vielen Dirketverbindungen durchaus Seniorenattraktiv sein.

Wenn er das nicht versteht, schaut Herr H. beim Bahnfahren zu viel in seinen Laptop und nicht auf die (auch in der ersten Klasse mit ähnlichen Problemen trotzdem reichlich vorhandenen) Senioren - oder kann sich deren Lebenswelt nicht vorstellen. Wünschen wir ihm, dass er sie nicht so erleben muss.

sieht hoffentlich auch noch ein paar Jahre ins Land ziehen, bevor dieses Thema aktuell wird
fjk

Fernbuslinienverkehr vs. Fernreisebusverkehr

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Donnerstag, 28.04.2011, 10:13 (vor 4764 Tagen) @ fjk
bearbeitet von Oscar (NL), Donnerstag, 28.04.2011, 10:14

Hallo fjk, hallo ICE-Fans,


ich vermute, hier werden (gerne?) zwei Sachen verwechselt:

1. Fernbuslinienverkehr
2. Fernreisebusverkehr

Zu [1] gehören Initiative wie Eurolines, Greyhound (USA), die schwedischen "Expresbuss"e, der ÖBB-Intercitybus und die niederländischen Qliner/Brabantliner/Interliner. Diese haben meist einheitliche Fahrzeuge, feste Strecken und fahren nach einem Fahrplan.
Zu [2] gehören die Luxusbusse von Reiseveranstaltern. Diese verkehren nachfragegerecht und sind auf die Reise maßgeschneidert.

Homburg Mit dem Bus zu fahren ist einfach billiger. Studenten etwa nehmen deshalb lieber den Bus. Auch Senioren ziehen es interessanterweise oft vor, in vollen, schaukelnden Bussen mit wenig Beinfreiheit zu fahren, als im ICE. Ich persönlich verstehe das zwar nicht, aber so ist es.

Ich persönlich hoffe zwar, dass das nicht nötig werden wird, aber verstehen kann ich sehr gut, wenn Senioren lieber an der bekannten Bushaltestelle um die Ecke in den Sammeltransporter steigen und direkt am Hotel in Meran oder am Prickingshof wieder aus, "sicher", ständig und rundum betreut (zum Beispiel verstaut jemand freundlich das Gepäck) und auch noch oft mit Gleichgesinnten.

Diese Senioren benutzen [2], während die Bahn vor allem vor [1] Angst hat.
Denn den Kampf gegen [2] hat die Bahn schon längst verloren:

a. ein Reisebus holt ihre Fahrgäste quasi vor der Haustür ab und bringt sie zum Hotel. Mit der Bahn ist meistens (Vor- und) Nachtransport notwendig.
b. der Reisebus fährt direkt; bei der Bahn muss man meistens umsteigen.
c. ein Reisebus fährt mit fast immer 100% Auslastung. Zahlen wovon DB nur träumen kann.
d. ein Reisebus kann vor Ort als Ausflugsverkehrsmittel verwendet werden und verschafft so einer Reisegruppe quasi dieselbe Mobilität wie ein Auto einem Einzelreisenden.
e. das Reiseprodukt ist auf die Kundschaft abgestimmt; damit verglichen ist die Bahn Massenware.

Übrigens sei bemerkt, dass ich bei meinen Busreisen auch "umsteigen" mußte: der/die Busfahrer muß/müssen ja auch Ruhepausen einlegen; bei diesen Pausen müssen die Fahrgäste den Bus verlassen und einige Zeit auf eine Autobahnraststätte verbringen.

Betrachten wir mal a.-e. für den Fernbuslinienverkehr:

a. ein Fernschnellbus bedient feste Haltestellen, welche nicht notwendigerweise am Zielort liegen. Der Qliner bringt mich von Heerenveen nach Groningen, aber nicht dort in Groningen wo eine gute Freundin wohnt.
b. weil der Fernschnellbus eine Erweiterung des Bahnsystems ist, muss ich auch dort mal umsteigen; Groningen-Sneek geht z.B. nur mit Umstieg in Heerenveen.
c. der Fernschnellbus hat meistens keine Buchungsfrist, also muss das Unternehmen Überkapazität anbieten, z.B. bei Expressreservierungen.
d. wegen des Linienverkehrs muss der Fernschnellbus nachher sofort wieder Fahrgäste für die Rückfahrt aufnehmen.
e. ein Fernschnellbus wäre genauso Massenware wie eine Fernbahn.

Soweit gibt es wenig zu fürchten. Ja, man bezahlt weniger, hat aber auch weniger Komfort. Aber es gibt auf typische ICE-Abstände ja auch Billigflieger, und trotz Billigflieger sind die ICEs gut gefüllt.


gruß,

Oscar (NL).

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Schienenstränge enden nicht an einer Staatsgrenze, sondern an einem Prellbock.

Linie vs. Gelegenheit und Grammatikfrage

fjk, Donnerstag, 28.04.2011, 10:43 (vor 4764 Tagen) @ Oscar (NL)

Hallo Oscar,

das ist richtig: sowohl in der plakativen Analyse von Herrn Homburg ("Auch Senioren ziehen es interessanterweise oft vor, in vollen, schaukelnden Bussen mit wenig Beinfreiheit zu fahren, als im ICE.") als auch in meinen Einlassungen dazu werden Linien- und Gelegenheitsverkehr durcheinandergeworfen.

Ich wollte aber fast nur auf den Punkt der "Anbindung ans Fernverkehrsnetz", der eine gewisse Umsteigefreiheit mit sich bringt (denn zumindest in die anbindende Linie muss man ja nicht umsteigen - egal ob Bahn oder Bus) hinaus. Das würde sich nur auf den Linienverkehr beziehen. Außerdem sind mit den kleineren Einheiten beim Busverkehr auch im Linienverkehr grundsätzlich deutlich mehr Direktverbindungen möglich - ob als echte getrennte Linien oder in einem Pseudo-Flügelkonzept ("Pseudo", weil wir bei einem sich zweiteilenden Bus wieder bei dieser Problematik wären;-)) hinaus - und trotzdem die genannten Vorteile für den reisenden Rentner, die an Hand des Gelegenheitsverkehrs deutlich(er) werden.

Zumal ich mir vorstellen könnte, dass die Reise an sich bei Rentners eher eine Urlaubsreise ist und von daher Bahnlinienverkehr und Busgelegenheitsverkehr ins gleiche Zielgebiet -ob Müritz, Meran oder Mittenwald- durchaus konkurrieren. Entsprechender Buslinienverkehr ebenfalls. Natürlich kommen da Anreise und Umsteigen an Start- und Ziel(bus)bahnhof dazu, das ist aber kein knapper Taktumstieg mit Bahnsteigwechsel, sondern im Allgemeinen eher eine (Privat-)Taxi-Anreise. Die danke des günstigen Busreisepreises auch locker drin ist.
Enkelbesuche sind eine etwas andere Liga.

Also: ja, es geht um Äpfel und Birnen, aber den Obstsalat hat Herr H. angerührt. Jedenfalls hat mir sein Gericht so geschmeckt.

kriegt heut abend Pizza, da ist auch alles drauf
fjk


PS: Mir fällt auf, dass der H-Satz etwas seltsam ist. "ziehen es vor ... als" - sagt man das so? Ich hätte wohl "statt" statt "als" erwartet. "Als" braucht irgendwie ein Vergleichsverb - "vorziehen" hingegen kommt auch mit nur einem Objekt aus. Hmmm. Schwere Sprache. Schlechte Zeitung?

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