Deutsche Bazhn fürchtet sich vor Liberalisierung - zu recht? (Allgemeines Forum)

indy3, Dienstag, 26.04.2011, 12:19 (vor 4768 Tagen)

Deutsche Bahn fürchtet Bus-Liberalisierung

26.04.2011 05:40

Berlin - Die Liberalisierung des Markts für Fernbusse könnte nach Angaben der Deutschen Bahn zu einer Ausdünnung des ICE-Netzes führen. 'Wenn etwa Strecken dann nur noch unwirtschaftlich betrieben werden können, werden wir möglicherweise handeln müssen', sagte der Bahn-Vorstand für Personenverkehr, Ulrich Homburg, der Financial Times Deutschland. 'Das könnte im Randnetz der Fall sein.' Dazu zählen ICE-Bahnhöfe, die nicht auf der Nord-Süd-Achse Hamburg-Frankfurt-München oder auf dem Bogen Berlin-Rhein/Ruhr-Stuttgart-München liegen. Das Bundeskabinett will Ende Mai die Fernbus-Liberalisierung beschließen. Die Fernzüge werden bisher durch ein Gesetz vor billigen Bus-Angeboten geschützt.

Unterdessen musste die Bahn am Ostermontag etwa 60 Passagiere eines überfüllten ICE in Halle an der Saale zum Ausstieg auffordern. Der ICE 1208 war auf dem Weg von München nach Stralsund.

Passagiere ohne Reservierung seien gebeten worden, auszusteigen, sagte eine Sprecherin.

dpa

http://www.sueddeutsche.de/C5B38L/4053209/Deutsche-Bahn-fuerchtet-Bus-Liberalisierung.html

Deutsche Bazhn fürchtet sich vor Liberalisierung - zu recht?

indy3, Dienstag, 26.04.2011, 12:26 (vor 4768 Tagen) @ indy3

Ich fahre allwöchentlich die "Rennstrecke" Berlin-Frankfurt. Die meistens von mir genutzten Züge sind sehr voll, ja unangenehm voll. Leere Reihen gibt es kaum.

Letzte Woche bin ich dann mal via Leipzig gefahren. Die Züge waren beide nur mäßig gefüllt (viele leere Reihen), außerdem waren nur neuere ICE-Fahrzeuge im Einsatz, wobei ich den Unterschied zu den mir gewohnten Zügen nicht dramatisch fand.

Jetzt frage ich mich natürlich, ob es überhaupt erforderlich und sinnvoll ist auf Strecken mit nur geringer Auslastung ein ICE-Netz zu betreiben, oder ob nicht ein IC-Netz reichen würde. Besonders wenn durch weniger ICE-Strecken dieses ausgedünnte Netz dann besser ausgebaut und instandgehalten werden.

Schlussendlich ist die Frage ob Regulierung wirklich hilft oder schadet.

Im - vermutlich nicht vergleichbaren - Telekommunikationsmarkt hat nach der Liberalisierung ein enormer Innovationsschub in Sachen Technik und Preisgestaltung stattgefunden.

Aber wie wäre das im Eisenbahnverkehr? Auf vielen Strecken ist die Eisenbahn ja teurer als Busse. Trotzdem fahre ich lieber Bahn. Und wenn sie elektrisch betrieben wird, ist es ja auch potentiell eher ein umweltfreundlicher Betrieb möglich als bei Diesel schluckenden Bussen.

Deutsche Bazhn fürchtet sich vor Liberalisierung - zu recht?

Jogi, Dienstag, 26.04.2011, 13:06 (vor 4768 Tagen) @ indy3

Ich fahre allwöchentlich die "Rennstrecke" Berlin-Frankfurt. Die meistens von mir genutzten Züge sind sehr voll, ja unangenehm voll. Leere Reihen gibt es kaum.

Gerade diese ICE sind IMO immer ein kleines Lotteriespiel, was die Auslastung angeht. Klar, tendenziell wird es ab Kassel, spätestens ab Fulda merklich voller als es in Braunschweig ist.
Aber das zeigt ja eigentlich nur, dass nachfragestarke Zeiten (sprich WE-Verkehr oder Urlaubszeiten) und solche Zeiten gibt, bei denen wohl ein ICE-T.5 nicht überfüllt wäre.

Vor allem: "voll", "überfüllt" sind oftmals subjektive Eindrücke. Während der 1208 wohl wirklich als "überfüllt" bezeichnet werden konnte, ist "voll" alles zwischen > 100% Auslastung und keiner erkennbar freien Zweiersitzreihe, auch wenn nur eine Person dort sitzt.

Letzte Woche bin ich dann mal via Leipzig gefahren. Die Züge waren beide nur mäßig gefüllt (viele leere Reihen), außerdem waren nur neuere ICE-Fahrzeuge im Einsatz, wobei ich den Unterschied zu den mir gewohnten Zügen nicht dramatisch fand.

Eigentlich ein "unglückliches" Beispiel, denn mit dem letzten Fahrplanwechsel hat sich die Angebotsqualität im Raum Leipzig stellenweise verschlechtert (2-Stundentakt, verkürzte, mehr Umsteigevorgänge nötig), was sich vor allem in längeren Fahrzeiten bemerkbar macht. Zieht man dann noch die etwas panikartige Berichterstattung der lokalen Medien (à la "Abkopplung von Leipzig droht") hinzu scheint die Nachfrage dort recht stark zurückgegangen zu sein. Die neu eingerichteten IC sind wohl sehr leer unterwegs.

Ansonsten gibt es zwischen Leipzig und Frankfurt im WE-Verkehr wohl zwei, drei Züge pro Richtung, die chronisch "überfüllt" sind während es ansonsten recht überschaubar ist.

Das führt natürlich zu dieser Frage:

Jetzt frage ich mich natürlich, ob es überhaupt erforderlich und sinnvoll ist auf Strecken mit nur geringer Auslastung ein ICE-Netz zu betreiben, oder ob nicht ein IC-Netz reichen würde. Besonders wenn durch weniger ICE-Strecken dieses ausgedünnte Netz dann besser ausgebaut und instandgehalten werden.

Warum sollte es einen Zusammenhang zwischen den eingesetzten Fahrzeugen (= DB Fernverzehr) und Instandhaltung (= DB Netz) geben? Nur weil die bisherigen IC- oder IR-Linien durch einen (Nicht-)Wackel-ICE "geadelt" werden, sagt es doch nichts über die Strecke aus oder ob dort gar eine NBS geplant ist.

Schlussendlich ist die Frage ob Regulierung wirklich hilft oder schadet.

Im - vermutlich nicht vergleichbaren - Telekommunikationsmarkt hat nach der Liberalisierung ein enormer Innovationsschub in Sachen Technik und Preisgestaltung stattgefunden.

Na ja, zur Bewertung kommt ja hinzu, wo man die eigenen bedürfnisse oder Schwerpunkte setzt. Die verschiedenen Tarifangebote sind sicher eher zu individuellen Bedürfnissen kompatibel - doch das leidige Thema Kundenbetreuung wird wohl generell eher negativ bewertet.
Ich hege aber so meine Zweifel, ob wir - wenn die Bundespost noch immer den Telefonsektor verantworten würde - noch immer Wählscheibentelefone hätten und unseren ICE-Treff in einen Brieftaubenschlag verlegen müssten ;-))

Aber wie wäre das im Eisenbahnverkehr? Auf vielen Strecken ist die Eisenbahn ja teurer als Busse. Trotzdem fahre ich lieber Bahn. Und wenn sie elektrisch betrieben wird, ist es ja auch potentiell eher ein umweltfreundlicher Betrieb möglich als bei Diesel schluckenden Bussen.

Oje, das ist ja fast eine Glaubensfrage...
Was wäre, wenn auch Busse Maut zahlen müssten (analog zu den bahneigenen Trassenkosten); was, wenn die Bahn weniger Steuern zahlen müsste?

Was ist umweltfreundlicher? Manche Statisiken sehen den Reisebus vor einem Zug, doch das hängt auch stark mit der zugrunde gelegten Berechnung zusammen. Hier werden Dir wohl 10 verschiedene Leute zwölf verschiedene Statisken vorlegen können, die 18 Mal was anderes aussagen ;)

Einigen kann amn sich wohl nur auf einen Punkt: Jede Fahrt verschmutzt die Umwelt. Das (wenn man so will) "K.O.-Kriterium" für die Bahn ist, dass sie sowieso fährt. An sich gilt das aber auch für den Bus...

Was bringt eine Liberalisierung des Busfernverkehrs also kurz- bis mittelfristig? Sie heizt der DB auf jeden Fall (und in meinen Augen endlich) endlich auch mal in Sachen Wettbewerb im Fernverkehr ein, denn der Wettbewerb auf der Schiene kommt in diesem Bereich nicht so recht ins Rollen. So werden (viele) Bahnfahrer wohl dementsprechend von mehr und/oder günstigen Sparpreisen profitieren können...
Langfristige Effekte sind... - eine Glaubensfrage ;) Inwieweit wir sie seriös beurteilen können, stelle ich mal hintan.

Für mich jedenfalls ist das Verhalten der Bahn, den Untergang des abendländischen Fernverkehrs heraufzubeschwören, zunächst Säbel rasseln, dass mögliche (und stellenweise sicher auch wahrscheinliche) Tendenzen überspitzt darlegt.

Grüße
Jogi

Deutsche Bahn fürchtet sich vor Liberalisierung - zu recht?

frank_le, Dienstag, 26.04.2011, 14:21 (vor 4768 Tagen) @ Jogi

Letzte Woche bin ich dann mal via Leipzig gefahren. Die Züge waren beide nur mäßig gefüllt (viele leere Reihen), außerdem waren nur neuere ICE-Fahrzeuge im Einsatz, wobei ich den Unterschied zu den mir gewohnten Zügen nicht dramatisch fand.

Eigentlich ein "unglückliches" Beispiel, denn mit dem letzten Fahrplanwechsel hat sich die Angebotsqualität im Raum Leipzig stellenweise verschlechtert (2-Stundentakt, verkürzte, mehr Umsteigevorgänge nötig), was sich vor allem in längeren Fahrzeiten bemerkbar macht. Zieht man dann noch die etwas panikartige Berichterstattung der lokalen Medien (à la "Abkopplung von Leipzig droht") hinzu scheint die Nachfrage dort recht stark zurückgegangen zu sein. Die neu eingerichteten IC sind wohl sehr leer unterwegs.

Ansonsten gibt es zwischen Leipzig und Frankfurt im WE-Verkehr wohl zwei, drei Züge pro Richtung, die chronisch "überfüllt" sind während es ansonsten recht überschaubar ist.

Die IC´s werden nicht angenommen, da Sie außerhalb des gewohnten Taktes verkehren und deutlich länger als die ICE´s verkehren (Das Fahrziel der meisten Fahrgäste ist Frankfurt). Weiterhin hat man die Auslastung der ICE´s Leipzig-Berlin künstlich runtergedrückt, da hier jetzt ICE 1 statt ICE T im Einsatz sind (hier findet man Spitzenbesetzungen wie 1 Fahrgast in der 1. Klasse).

Im Übrigen war es keine "Panikberichterstattung". Die schnellen ICE Berlin-München lassen Sachsen links liegen - nur noch die Bummel ICE fahren über Leipzig. Weiterhin gibt es Umsteigezwänge in Leipzig. Nicht mal der Bahnsteiggleiche Umstieg kann mehr sichergestellt werden.

Die Verteilung der Fahrgäste Richtung Halle/Magdeburg und Leipzig kann man recht einfach bei den Abend-IC´s von Frankfurt sehen. 2/3 der Fahrgäste steigen in Naumburg Richtung Leipzig um - nur ein Bruchteil fährt nach Sachsen-Anhalt weiter.

Zur Qualität der eingesetzten IC-Wagen sage ich lieber nichts. Neben vergammelten IR-Wagen gibt es total runtergewirtschaftete Großraumwagen. Bis man mal einen Sitz gefunden hat mit funktionierender Polsterung (wo man nicht die Federn einzeln spürt) benötigt man viele Versuche.

Deutsche Bazhn fürchtet sich vor Liberalisierung - zu recht?

Frank Augsburg, Ansbach, Dienstag, 26.04.2011, 13:20 (vor 4768 Tagen) @ indy3

Servus,

wenn ein Bahnvorstand irgendwas zum Besten gibt heisst das noch lange nicht, dass die Dinge auch so liegen wie behauptet. Da gibt es mindestens 2 Störgrössen, besagten Bahnvorstand selber und natürlich das Medium selber.
Ich stelle mir hier die Frage, ob es Herr Homburg wirklich so meint wie gesagt, oder ob sich im Hintergrund der für ihn erfreuliche Gedanke bewegt, hier die Begründung zur Einstellung aller "ungeliebten" Fernverkehre gefunden zu haben. Ich vermute letzteres.
Mal nebenbei: Wieviele Busse müsste man auf einer Linie fahren lassen, um auch nur einen einzigen mässig gefüllten ICE3 in Doppeltraktion zu ersetzen - und das mit je einem Fahrer (mindestens)? Wenn das wirklich wirtschaftlicher sein sollte als Bahn- FV auf eigene Rechnung, dann stimmt irgendwas nicht! Dann ist eins von beidem Betrug!
Aber bitte - Superminister Ramsauer hatte ja bereits geglaubt, kraft seiner Wassersuppe die Zulassung der Talent2 durchprügeln zu können und ist schmählich gescheitert.
Gescheit - gescheiter - gescheitert... OHNE WORTE!

Beste Grüsse aus Crissier/ CH
Frank

--
"Die Ferne ist ein schöner Ort,
doch wenn ich da bin, ist sie fort.
Die Ferne ist wo ich nicht bin,
ich geh und geh und komm nicht hin."

(Silly, mit der leider viel zu früh verstorbenen Tamara Danz)

ICE-Netz richtig, Geschäftsmodell falsch?

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Dienstag, 26.04.2011, 13:39 (vor 4768 Tagen) @ indy3
bearbeitet von Oscar (NL), Dienstag, 26.04.2011, 13:43

Hallo indy3,

Berlin - Die Liberalisierung des Markts für Fernbusse könnte nach Angaben der Deutschen Bahn zu einer Ausdünnung des ICE-Netzes führen.

Und wer ist Deutschlands größter Betreiber von Busverkehren...?
Genau, Deutschlands größter Betreiber von Schienenpersonenfernverkehr.

'Wenn etwa Strecken dann nur noch unwirtschaftlich betrieben werden können, werden wir möglicherweise handeln müssen', sagte der Bahn-Vorstand für Personenverkehr, Ulrich Homburg, der Financial Times Deutschland. 'Das könnte im Randnetz der Fall sein.' Dazu zählen ICE-Bahnhöfe, die nicht auf der Nord-Süd-Achse Hamburg-Frankfurt-München oder auf dem Bogen Berlin-Rhein/Ruhr-Stuttgart-München liegen. Das Bundeskabinett will Ende Mai die Fernbus-Liberalisierung beschließen. Die Fernzüge werden bisher durch ein Gesetz vor billigen Bus-Angeboten geschützt.

Meine Gedanken dazu:

1. Wenn die Bahn ernsthaft meint, ein 100 km/h schneller Bus sei eine Konkurrenz für einen 300 km/h schnellen ICE, dann stimmt das "Geschäftsmodell Fernverkehr" nicht. Und dieses Geschäftsmodell hat die Bahn selber ausgedacht, nicht die böse, böse Konkurrenz.
Offenbar ist Otto Möchtegernbahnfahrer gerne bereit, auf Geschwindigkeit und Komfort zu verzichten wenn man dafür nur für einen Bruchteil des ICE-Preises reisen kann. Und das kann man Otto nicht verschulden, den Otto kann seine Euros auch nur einmal ausgeben.

Beispiel: Köln-Frankfurt. Aktuell kostet das mit dem ICE 64 Euro einfache Fahrt (Normalpreis); die Fahrt dauert 1:17.
Ohne ICE sind es immerhin noch 42 Euro; dabei dauert die Fahrt 2:27.
Wenn ein Busunternehmen mir für 16 Euro die Fahrt im IC-Fahrzeit anbietet, hat dieses Unternehmen einen Kunden gewonnen: für ein Viertel der ICE-Preis bin ich sehr gerne bereit, halb so schnell zu reisen als die Bahn es vorschreibt.

Bei uns wurde das Fyra-Surrogat Amsterdam-Rotterdam-Breda ja auch erst interessant, wenn die Aufpreise komplett verschwanden. Im Zeitalter der 7,40 Euro-Aufpreise reisten nur ein paar Geschäftsleute und Bahnfans; der ganze Rest quetschte sich noch lieber in den IC 21. Aktuell sind die Züge immer noch nicht voll, aber das konnte auch mit dem schlechten Ruf vom Fyra zu tun haben = man bekommt niemals eine zweite Chance für einen ersten Eindruck.

2. Es gab eine Zeit, in der man in Deutschland mit dem Fernverkehr ziemlich gut vorankam. Von Geilenkirchen (Strecke AC-MG) nach Berlin ohne Umsteigen, das ging in den 90ern noch.
Wenn man aber mehr und mehr Regionen vom Fernverkehr abkuppelt, muss man nicht meckern, wenn die Leute aus den abgekuppelten Regionen nach Alternativen suchen. Und ja, das könnte so ein Fernschnellbusunternehmen sein. In dieser Hinsicht durfte das von der Bahn beschriebene Problem der Fernbuskonkurrenz hausgemacht sein.

Bei uns gibt es auch fast keine Touristikzüge mehr; nur Alpen Express und Ski Trein fahren im Wintersaison noch (privatbetrieben und eigenwirtschaftlich) in die Alpen. Dagegen gab es bei uns in den 70ern und 80ern reichlich von Reisebüros betriebenen Urlaubszügen. Auch NS betrieb solche Fernzüge. Als der Fernreisebus diesen Markt fast komplett übernahm, hatte NS die Reisesparte (NS Travel) eingestellt; daraus wurde zuerst NS Internationaal, danach NS Hispeed. Man konzentriert sich auf ganzjährig wirtschaftlich vertretbare Angebote, und das ist z.B. Amsterdam-Paris und nicht Amsterdam-Zell am See oder Amsterdam-Briançon.


Allesamt ließ die Geschichte sich reden als die eines Fußballtrainers, der sein Verlust dem Schiedsrichter oder den Fans verschuldet, aber niemals sichselbst, dem Management oder den eigenen Spielern. Erinnert mich an Fred Rutten bei PSV Eindhoven...


gruß,

Oscar (NL).

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Drohungen ( + ? anderswo in Europa)

Sören Heise, Region Hannover, Dienstag, 26.04.2011, 17:26 (vor 4767 Tagen) @ indy3

Moin!

In meinen Augen sind das erstmal nur Drohungen gegen die Möglichkeit, den Busvernferkehr auszuweiten: Wenn ihr das tut, dann müßt ihr euch nicht wundern, wenn wir unsere Fernzüge einstellen.

Kunden des öffentlichen Verkehrs, die nicht ausschließlich auf den Preis schauen oder ausgesprochene Busfäns sind, werden den Bus nur dann nehmen, wenn es keine sinnvolle Alternative gibt. Der Zug bietet auf längeren Strecken doch eine höhere Reisegeschwindigkeit und Fahrkomfort.

Daß es in Europa Länder gibt, in denen der Bus ein nachgefragteres Verkehrsmittel für Fernreisen gibt als der Zug, steht allerdings außer Frage.

Interessant wäre, zu wissen, wie sich der Eisenbahnfernverkehr in anderen Ländern mit freigegebenem Busfernverkehr entwickelt hat. In Schweden sehe ich im Angebot des größten Betreibers, unter www.swebus.se zu erreichen, keine ernsthafte Konkurrenz auf den Hauptstrecken, allerdings werden vom Zug nicht angebotene Direktverbindungen befahren. Hat jemand Informationen aus anderen Ländern?

Viele Grüße, Sören

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Verstehen Sie Bahnhof!
Europa: Linkliste Fahrplantabellen und mehr

Keine Drohungen

grounder, Dienstag, 26.04.2011, 18:07 (vor 4767 Tagen) @ Sören Heise

Moin!

In meinen Augen sind das erstmal nur Drohungen gegen die Möglichkeit, den Busvernferkehr auszuweiten: Wenn ihr das tut, dann müßt ihr euch nicht wundern, wenn wir unsere Fernzüge einstellen.

Nein, das sind keine Drohungen, das wird nur leider von der Presse so interpretiert. Wenn man sich das Interview in der FTD mal durchliest, dann klingt das alles viel unspektakulärer. Homburg wird gefragt, ob der Fernbusverkehr zur Einstellung von ICE-Verbindungen führen könnte. Daraufhin sagt er lediglich, dass das möglich wäre, sollten die Fahrgastzahlen signifikant zurückgehen und die Verbindungen nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können. Das ist doch keine Drohung, sondern eine logische und absolut nachvollziehbare Reaktion. Das Interview klingt für mich auch nicht so, das die bahn wirklich Angst vor der Buskonkurrenz hat - angesichts des angestrebten MA von mind. 50% würde ich eher das Gegenteil vermuten.

Die DB braucht keine Angst zu haben!

101-Fan, Köln, Dienstag, 26.04.2011, 19:34 (vor 4767 Tagen) @ grounder

Meiner Meinung nach braucht sich die DB keine Sorgen zu machen. Natürlich wird der eine oder andere auf den Bus umsteigen, aber der grösste Teil der Fahrgäste wird der Bahn treu bleiben. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es ein Bus in 4 Stunden von Köln nach Hamburg schafft. Zumindest nicht von City zu City. Solche Strecken gibt es ja viele. Wer schnell ankommen will, der wird weiterhin auf die Bahn setzte. Oder eben das Flugzeug. Aber trotz Billigflieger gibt es immer noch viele ICEs und ICs die gut bis sehr gut besetzt sind.
Ausserdem kann ich mich nur einem der Vorredner anschliessen, dass ein Bus wohl kaum die Fahrgäste eines ICEs aufnehmen kann.

--
Es grüsst aus Köln
Markus

von Köln nach Hamburg in 4 Stunden... mit einem Bus!

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Dienstag, 26.04.2011, 21:18 (vor 4767 Tagen) @ 101-Fan

Ich kann mir kaum vorstellen, dass es ein Bus in 4 Stunden von Köln nach Hamburg schafft.

Ich schon: 1, 2.

Ausserdem kann ich mich nur einem der Vorredner anschliessen, dass ein Bus wohl kaum die Fahrgäste eines ICEs aufnehmen kann.

In so einem ICE 3 Doppeltraktion passen ja 800 Leute. Daran muss Herr Ockels noch ein bißchen maßschneidern, denn das wären ja 35 Superbusse.
Da auf Köln-Hamburg Studentakt herrscht, wäre das ein 2-Minutentakt...


gruß,

Oscar (NL).

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von Köln nach Hamburg in 4 Stunden... mit einem Bus!

Jörg, Mittwoch, 27.04.2011, 01:54 (vor 4767 Tagen) @ Oscar (NL)

Es gab auch mal in Deutschland Busse, in die bequem 80 Passagiere gepasst haben.
Jumbocruiser

Das wäre dann ein ziemlich attraktiver 10min Takt.

Jumbocruiser / Doppelstock-Gelenkbus

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Mittwoch, 27.04.2011, 09:00 (vor 4767 Tagen) @ Jörg

Es gab auch mal in Deutschland Busse, in die bequem 80 Passagiere gepasst haben.
Jumbocruiser

Das wäre dann ein ziemlich attraktiver 10min Takt.

In so einem Bus könnte man sogar zwei Wagenklassen und ein Stehbistro/Mehrzweckraum anbieten.
Die 2. Klasse komplett oben, die 1. Klasse unten in der vordere Sektion und das Bistro/Mehrzweckabteil unten in der hinteren Sektion.

Fazit: jetzt meckert DB noch, in 10 Jahren betreibt sie selber IC-Busse wie etwa Stuttgart-Heilbronn-Würzburg (via A 81), Würzburg-Crailsheim-Ulm-Innsbruck (via A 7 und Fernpass) oder Mannheim-Heilbronn-Crailsheim-Nürnberg (via A 6).


gruß,

Oscar (NL).

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NL: Interliner, Qliner, Brabantliner

Oscar (NL), Eindhoven (NL), Dienstag, 26.04.2011, 18:28 (vor 4767 Tagen) @ Sören Heise

Daß es in Europa Länder gibt, in denen der Bus ein nachgefragteres Verkehrsmittel für Fernreisen gibt als der Zug, steht allerdings außer Frage.

Vereinigte Staaten: Greyhound.
Auch in Spanien verkehren s.i.w. reichlich Fernreisebusse.

Interessant wäre, zu wissen, wie sich der Eisenbahnfernverkehr in anderen Ländern mit freigegebenem Busfernverkehr entwickelt hat. In Schweden sehe ich im Angebot des größten Betreibers, unter www.swebus.se zu erreichen, keine ernsthafte Konkurrenz auf den Hauptstrecken, allerdings werden vom Zug nicht angebotene Direktverbindungen befahren. Hat jemand Informationen aus anderen Ländern?

Bei uns verkehren die sgn. Interliner. Diese Schnellbusse fahren dort wo die Bahn nicht kommt, z.B. Schiphol-Alphen a/d Rijn-Den Haag, oder Rotterdam-Zierikzee. Die Busse haben Ampelvorfahrt sowie Stauumfahrung auf der Autobahn. 1996 umfaßte das Netz 30 Linien.
Die Tarife dieser Busse waren teurer als die der "normale" Regionalbusse.

War das Konzept vorher landesweit; jetzt ist es eine Marke von ConneXXion.
Arriva/Qbuzz bietet den QLiner an, mit Strecken wie Emmen-Groningen-Drachten-Heerenveen-Emmeloord-Lelystad.
Veolia betreibt den BrabantLiner: Utrecht-Oosterhout-Breda und Rotterdam-Bergen op Zoom. Beide Strecken sind nur geringfügig langsamer als mit der Bahn; dafür hält der Bus in Orten wo die Bahn nicht kommt.


gruß,

Oscar (NL).

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