Frage zum ITF (Allgemeines Forum)

Joe, Mittwoch, 16.02.2011, 13:43 (vor 4838 Tagen)

Liebe Leute,

ich habe eine - eigentlich ganz einfache - Frage zum Thema ITF: Alle Welt betont ja immer wieder (ohne nähere Begründung), dass für einen ITF die Reisezeiten zwischen den Knoten ein Vielfaches einer halben Stunde (30, 60, 90 Min. etc.) betragen müssten, weshalb z.B. die Reisezeit Mannheim-Stuttgart (35 Min.) für einen ITF ein großes Problem sei.

Meine Frage: Warum brauche ich überall "runde" Reisezeiten? Was mir klar ist: Wenn z.B. Frankfurt und München beide Knoten sein sollen, und die Reisezeit über Stuttgart, sagen wir, 3 1/2h beträgt, während es über Nürnberg 3 1/4h sind, dann habe ich ein Problem. Denn wenn Frankfurt einen Knoten zur vollen Stunde hat, dann erfordert die Route über Stuttgart einen Knoten in München zur halben Stunde, die Route über Nürnberg hingegen einen Knoten zur viertel Stunden. Das passt nicht zusammen.

Dieser Umstand scheint mir aber nicht zu implizieren, dass die Reisezeiten überall ein Vielfaches einer halben Stunde betragen müssen. Ich könnte ja z.B. auch die drei "Südknoten" Stuttgart, Nürnberg und München gegenüber dem Rest der Republik um 10 Minuten versetzen (MA-S: 0:40h, F-N: 2:10h, Erfurt-N: 1:10h (nach Inbetriebnahme der NBS)).

Kurzer Hinweis: mir geht es nicht um Sinn oder Unsinn eines ITF (dazu ist ja hier im Forum schon viel geschrieben worden), vielleicht sind auch meine Beispiele unglücklich gewählt. Stört Euch daran bitte nicht, mir geht es ums Prinzip.

Danke und Grüße,

Joe

Taktknoten

Sören Heise, Region Hannover, Mittwoch, 16.02.2011, 14:21 (vor 4838 Tagen) @ Joe
bearbeitet von Sören Heise, Mittwoch, 16.02.2011, 14:23

Moin!

Meine Frage: Warum brauche ich überall "runde" Reisezeiten? Was mir klar ist: Wenn z.B. Frankfurt und München beide Knoten sein sollen, und die Reisezeit über Stuttgart, sagen wir, 3 1/2h beträgt, während es über Nürnberg 3 1/4h sind, dann habe ich ein Problem. Denn wenn Frankfurt einen Knoten zur vollen Stunde hat, dann erfordert die Route über Stuttgart einen Knoten in München zur halben Stunde, die Route über Nürnberg hingegen einen Knoten zur viertel Stunden. Das passt nicht zusammen.

Wobei Du bei großen Städten mit entsprechendem Angebot auch ohne Taktknoten auskommst. In Bern haben z.B. Fernzüge und S-Bahn unterschiedliche Knoten (.00 und .30 für den Fernverkehr bzw. .15 und .45 für die S-Bahn).

Dieser Umstand scheint mir aber nicht zu implizieren, dass die Reisezeiten überall ein Vielfaches einer halben Stunde betragen müssen. Ich könnte ja z.B. auch die drei "Südknoten" Stuttgart, Nürnberg und München gegenüber dem Rest der Republik um 10 Minuten versetzen (MA-S: 0:40h, F-N: 2:10h, Erfurt-N: 1:10h (nach Inbetriebnahme der NBS)).

Dann hast Du aber ein Problem. Der Taktknoten zeichnet sich ja dadurch aus, daß die Züge in alle Richtungen gleichzeitig im Bahnhof sind.

Die Züge A -> B und B -> A haben Aufenthalt von .59 bis .01.
Die Züge C -> D und D -> C haben Aufenthalt von .55 bis .05.
Der Zug für die Stichstrecke nach E kommt .57 an und fährt .03 wieder ab, so benötigt man nur eine Garnitur bei 24 Minuten Fahrzeit.

Wenn nun der Zug A -> B zehn Minuten später geht, müßte logischerweise der Zug B -> A zehn Minuten eher gehen, und schon ist der Taktknoten im Eimer. Wenn Du nun auch den Zug B -> A zehn Minuten später legst und die Anschlüsse auch, hast Du zwar im Beispielort einen Taktknoten auf .10, aber der Zug B -> A kommt auch in den Taktknoten auf dem weiteren Laufweg zehn Minuten später an, somit nach der Taktzeit und die Anschlüsse sind somit futsch.

Theoretisch sind auch Halbknoten möglich, wo nur in eine Richtung Anschluß besteht.

Ich hoffe, das war verständlich erklärt und die Antwort auf Deine Frage. Eventuell schaust Du Dir auch mal bei Wikipedia die Symmetrieminute an.

Viele Grüße, Sören

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Taktknoten - Nachfrage

bskf, Mittwoch, 16.02.2011, 14:33 (vor 4838 Tagen) @ Sören Heise

Hallo Sören,

Wenn nun der Zug A -> B zehn Minuten später geht, müßte logischerweise der Zug B -> A zehn Minuten eher gehen, und schon ist der Taktknoten im Eimer. Wenn Du nun auch den Zug B -> A zehn Minuten später legst und die Anschlüsse auch, hast Du zwar im Beispielort einen Taktknoten auf .10, aber der Zug B -> A kommt auch in den Taktknoten auf dem weiteren Laufweg zehn Minuten später an, somit nach der Taktzeit und die Anschlüsse sind somit futsch.

Die Frage von Joe hatte ich mir auch schon mal gestellt. Daher die Rückfrage von meiner Seite:

Was spricht dagegen, die Symmetrieminute bezogen auf einen Bahnhof für alle Linien auf z.B. :23 oder :52 oder was auch immer zu legen, wenn sie dadurch Vorteile für die Abstimmung der Fahrzeiten zu den jeweils folgenden Bahnhöfen ergeben. Klar, der Planungsaufwand steigt immens, daher ist es wenig praktikabel. Aber rein prinzipiell gesehen, was spricht gegen "krumme" Symmetrieminuten in einem ITF?

Grüße

bskf

Krumme Symmetrien

Sören Heise, Region Hannover, Mittwoch, 16.02.2011, 14:55 (vor 4838 Tagen) @ bskf

Moin!

Du gestattest, daß ich Deine Schlußfrage vorziehe? ;-)

Aber rein prinzipiell gesehen, was spricht gegen "krumme" Symmetrieminuten in einem ITF?

Rein prinzipiell nichts. Höchstens, daß man sich das "Gegenstück" leichter merken kann, wenn die Symmetrie auf der vollen Stunde liegt als bei .23.

Was spricht dagegen, die Symmetrieminute bezogen auf einen Bahnhof für alle Linien auf z.B. :23 oder :52 oder was auch immer zu legen, wenn sie dadurch Vorteile für die Abstimmung der Fahrzeiten zu den jeweils folgenden Bahnhöfen ergeben. Klar, der Planungsaufwand steigt immens, daher ist es wenig praktikabel.

Dann würde die Symmetrie der betroffenen Linien komplett auf .23 oder .52 liegen. Es sei denn, Du bringst irgendwo Reserven ein, die das Erreichen des nächsten Knotens mit Nullsymmetrie ermöglichen. Sofern das nicht der Fall ist, hast Du aber, wenn diese Linie mit krummer Symmetrie einen Nullknoten erreicht, den Fall, daß die Anschlüsse nicht symmetrisch sind. Du hast im besseren Fall dann in einer Richtung kurze, in der anderen überlange Anschlüsse. Oder gar keine.

Die Züge A -> B und B -> A haben Aufenthalt von .59 bis .01.
Der Zuge von und nach C steht von .50 bis .10,
der Zuge von und nach D steht von .57 bis .03.

Der Zug von und nach E hat Symmetrie auf .53 und 20 Minuten Aufenthalt. Er käme also .43 an und würde .03 abfahren, das wäre in einer Richtung ein überlanger Anschluß. Bei nur zehn Minuten Aufenthalt hätte er eine Abfahrt auf .58 und würde von drei der vier Züge nicht mehr erreicht werden können, während er aber immer noch alle Anschlüsse erreicht.

In Sonderfällen kann eine krumme Symmetrie aber durchaus sinnvoll sein. Nehmen wir einen einfachen Fall: Ein Bahnhof wird halbstündlich bedient, jeweils nahe der Viertel- und der Dreiviertelstunde. Hier schließt eine im Stundentakt bediente Strecke an. Diese kann nun problemlos mit Symmetrieminute .15 oder .45 bedient werden, da man so keine langen Standzeiten hat.

Viele Grüße, Sören

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Krumme Symmetrien - Danke!

bskf, Mittwoch, 16.02.2011, 15:11 (vor 4838 Tagen) @ Sören Heise

Moin!

auch moin!

Du gestattest, daß ich Deine Schlußfrage vorziehe? ;-)

Aber ja doch!

[...]
In Sonderfällen kann eine krumme Symmetrie aber durchaus sinnvoll sein. Nehmen wir einen einfachen Fall: Ein Bahnhof wird halbstündlich bedient, jeweils nahe der Viertel- und der Dreiviertelstunde. Hier schließt eine im Stundentakt bediente Strecke an. Diese kann nun problemlos mit Symmetrieminute .15 oder .45 bedient werden, da man so keine langen Standzeiten hat.

Erstmal Danke für die umfrangreichen Erläuterungen! Nach erstem Bauchgefühl ist es der Sonderfall, der Grund meiner Rückfrage war, wobei ich dies beim Stellen der Frage so nicht konkret benennen konnte. Ich muss mir das Thema nochmal in einer ruhigen Minute zu Gemüte führen ;-)

Beste Grüße aus Berlin

bskf

Taktknoten

Joe, Mittwoch, 16.02.2011, 14:52 (vor 4838 Tagen) @ Sören Heise

Hallo Sören,

danke für die Erläuterungen.
Viele Grüße

Joe

Strecken mit abweichender Symmetrieminute?

JanGT, Mittwoch, 16.02.2011, 17:00 (vor 4837 Tagen) @ Joe

Auf welchen Strecken in Deutschland wird eigentlich nicht nach 00-Symmetrie gefahren?

Spontan fällt mir da der ICE Hamburg-Kopenhagen ein:
da die Fähre eigentlich 15 Minuten zu früh fährt begegnen sich die Züge bereits zur Minute 52,5

bei mir in der Gegend z.B. der Haller Willem: in Bielefeld an Min 51 ab Min 59
oder auch die RB Münster-Enschede: in Münster an Min 44 ab Min 08
bei diesen Strecken liegt es aber eher an der Lage der Kreuzungsbahnhöfe

öfters kommt es hingegen vor, dass die Symmetrieminute leicht vorverlagert ist

z.B. Gütersloh
eurobahn Minute 38 und 18
RE 6 Minute 49 und 08
IC Minute 52 und 05

Metronom [+OT: Dänemark, Norwegen]

Sören Heise, Region Hannover, Mittwoch, 16.02.2011, 17:16 (vor 4837 Tagen) @ JanGT
bearbeitet von Sören Heise, Mittwoch, 16.02.2011, 17:17

Moin!

Der Metronom hat zwischen Hannover und Uelzen eine abweichende Symmetrieminute, in Uelzen liegt sie bei .52, in Hannover bei .57. Ursache ist das zweimalige Befahren von Nebengleisen zwecks Bahnsteigbedienung und die IC-Überholung, die in Gegenrichtung nicht stattfindet, da der IC kurz nach dem ME in Uelzen eintrifft.

Ferner darf ich auf das Kuriosum hinweisen, daß in Dänemark und Norwegen einzelne Zuggruppen unterschiedliche Symmetrieminuten haben (oder hatten?), was bei mehreren Zuggruppen auf der Strecke doch ungewöhnlich ist.

Hier in Deutschland liegt die Symmetrie meistens kurz vor der vollen Stunde (Ausnahmen bestätigen die Regel, der Grund müßte im oben von mir verlinkten Wikipedia-Artikel stehen).

Viele Grüße, Sören


Beim ersten Versuch hatte ich mich verdrückt, deshalb kam der Beitrag nicht.

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Strecken mit abweichender Symmetrieminute?

ICE-T-Fan, Mittwoch, 16.02.2011, 18:49 (vor 4837 Tagen) @ JanGT
bearbeitet von ICE-T-Fan, Mittwoch, 16.02.2011, 18:50

Auf welchen Strecken in Deutschland wird eigentlich nicht nach 00-Symmetrie gefahren?

Auf der Werrabahn erfolgen die Zugkreuzungen in Wernshausen gegen Minute 55 und der Anschluss an die KBS 573 damit ebenso.

Abfahrt in Eisenach ist x:15, Ankunft x:40, womit die Symmetriezeit bei Minute 55 liegt.

Wobei das nur knapp außerhalb der 00-Symmetrie liegt und nur der Eingleisigkeit der Strecke geschuldet ist.

Strecken mit abweichender Symmetrieminute?

Regiosprinter, Mittwoch, 16.02.2011, 19:32 (vor 4837 Tagen) @ JanGT

Auf welchen Strecken in Deutschland wird eigentlich nicht nach 00-Symmetrie gefahren?

Ganz übel, und letzes Wochenende selber ausprobiert, ist die Oberwesterwaldbahn von Limburg über Altenkirchen nach Au an der Sieg. Die Symetrieminute liegt hier bei Miute .15, was auf einer nur zweistündlich bedienten Strecke zu absolut unsymetrischen Anschlüssen führt.
Man fährt in Limburg zur Minute .08 ab, was zu einem Nullknoten gut passt. Allerdings gibt es dadurch eien Zugkreuzung zur Minute .15 in Nistertal-Bad Marienberg, was zur Ankunft in Au um .11 führt. Damit hat man nur Anschluss an die S-Bahn nach Köln, während man in der Gegenrichtung Anschluss vom RE hat - Abfahrt Richtung Limburg ist .20. Dies wiederum führt in Limburg zur Ankunft um .15, weshalb der Anschluss zur RB nach Frankfurt - ab .18 - nirgendwo ausgegeben wird. Machbar ist er da die RB am selben Bahnsteig gegenüber abfährt. In der Gegenrichtung hat man damit knapp 30 Minuten Umsteigezeit.
Nicht besser sieht es in Limburg unter der Woche aus, wenn zusätzlich ein stündlicher RE von/nach Frankfurt fährt. Nordwärts wunderbar, fünf Minuten Übergang.
In der Gegenrichtung sind´s aber deren 40 Minuten... (da RB offiziell kein Anschluss)
Klaus

Antwort zum ITF

Jogi, Mittwoch, 16.02.2011, 15:18 (vor 4837 Tagen) @ Joe
bearbeitet von Jogi, Mittwoch, 16.02.2011, 15:22

Hallo,

ich habe eine - eigentlich ganz einfache - Frage zum Thema ITF: Alle Welt betont ja immer wieder (ohne nähere Begründung), dass für einen ITF die Reisezeiten zwischen den Knoten ein Vielfaches einer halben Stunde (30, 60, 90 Min. etc.) betragen müssten, weshalb z.B. die Reisezeit Mannheim-Stuttgart (35 Min.) für einen ITF ein großes Problem sei.

nicht ganz, die Begründung gibt das ITF-Konzept selber, bei welchem man versucht, alle Umsteigerelationen zu berücksichtigen, ihnen also eine möglichst kurze Umsteigezeit gibt. Die "Begründung" der sog. Kantenfahrzeit von einer halben Stunde, einer Stunde usw. liegt dementsprechend im Bestreben begründet, zu allen Zügen einen (sinnvollen) Anschluss zu bieten. Am einfachsten geht dies im Taktverkehr zu Null- und zu 30er-Knoten.
Das liegt in der "Spiegelung" der Fahrzeiten begründet, wodurch gewährleistet wird, dass die gleichen Anschlüsse auch in Gegenrichtung funktioniert, also Ankunft z.B. xx.52 Uhr, Anfahrt des genzuges um yy.08 Uhr. Das ist dann die sog. Symetrieminute, der ganze Gedanke schimpft sich Taktsymetrie.

Will man nun 15er- oder 45-Knoten einrichten UND gleichzeitig alle Anschlüsse bieten, müssten die Linien im Halbstundentakt verkehren, was man naturgemäß zu meiden versucht.

Meine Frage: Warum brauche ich überall "runde" Reisezeiten? Was mir klar ist: Wenn z.B. Frankfurt und München beide Knoten sein sollen, und die Reisezeit über Stuttgart, sagen wir, 3 1/2h beträgt, während es über Nürnberg 3 1/4h sind, dann habe ich ein Problem. Denn wenn Frankfurt einen Knoten zur vollen Stunde hat, dann erfordert die Route über Stuttgart einen Knoten in München zur halben Stunde, die Route über Nürnberg hingegen einen Knoten zur viertel Stunden. Das passt nicht zusammen.

In meinen Augen ein unglücklich gewähltes Beispiel, da sich in Frankfurt wie auch in München kein wirklicher ITF-Knoten einrichten lässt. Schlicht aufgrund der Infrastruktur, die die Zahl der Ausfahrten in einem kurzen Zeitraum beschränkt und dem Ziel, Anschlüsse in alle Richtungen sowie kurze Umsteigezeiten entgegensteht. Man versucht hier allerdings, bauend auf die Symetrie, viele FV-Anschlüsse um die Minute 0 (Frankfurt) bzw. 30 (München) zu legen.
Nürnberg ist akutell ein IMO fast vorbildlicher 30er-Knoten, in welchem inzwischen aus Kapazitätsgründen ein zusätzlicher Nullknoten aufgebaut wurde (wird?).

Dieser Umstand scheint mir aber nicht zu implizieren, dass die Reisezeiten überall ein Vielfaches einer halben Stunde betragen müssen. Ich könnte ja z.B. auch die drei "Südknoten" Stuttgart, Nürnberg und München gegenüber dem Rest der Republik um 10 Minuten versetzen (MA-S: 0:40h, F-N: 2:10h, Erfurt-N: 1:10h (nach Inbetriebnahme der NBS)).

Jetzt die Antwort ;)
An sich hast Du recht (wobei man dann eher versuchen würde, einen 15er-Knoten aufzubauen), nur für gescheite Anschlüsse braucht man dann eine massive Ausweitung des Zugangebots.
In Stuttgart hat man das (halb gezwungen) so aufgebaut: der stündliche ICE aus (Dortmund/Berlin-) Mannheim bedient den dortigen 30er-Knoten und fährt dann in ~ 37 min nach Stuttgart, wo er viele RV-Anschlüsse bedient (1-2x Tübingen, stündlich Heilbronn, Mühlacker, Horb, Aalen, Ulm, Schwäbisch Hall), teilweise allerdings mit langen Wartezeiten. Diese Regiozüge ihrerseits sind sehr gut in die jeweiligen Regionalknoten eingebunden (u.a., Aalen, Tübingen, Ulm).
Die RV-Fahrzeiten konzentrieren sich demnach zum allergrößten Teil auf einen "15er-Knoten", die FV-Züge bündeln sich zumeist um die Minute 0. Das führt generell zu zwei Nachteilen:
1.) Teilweise lange Umsteigezeiten zwischen RV-Zügen von mehr als 30 Minuten, was allerdings auf einigen Relationen durch Nullknotenzüge abgemildert wird.

2.) Die Skizzierung zeigt auch, dass etwa der gleiche ICE in Gegenrichtung unzureichende Anschlüsse für Umsteiger in den RV bietet, da er - wie Du meinst - um die Minute 50 (Symetrieminute zur von Dir vorgeschlagenen Minute 10). (Im konkreten Fall Stuttgart wird das allerdings durch die nachfahrenden IC-Züge abgefangen, die nach dem "Nullknoten" kommen und somit bsser zum 15er passen)

Einen übersichtlichen Taktknoten haben wir heute z.B. in Aalen. Hier ist stündlich ein 30er-Knoten eingerichtet um eine Nord-Süd-Durchmesserlinie (Crailsheim-Aalen-Ulm), hinzukommen nach Osten Züge gen Donauwörth und nach Westen Richtung Stuttgart. Hinzu kommt zweistündlich einen Nullknoten, in welchem die IC-Züge Nürnberg-Crailsheim-Aalen-Stuttgart-Karlsruhe sowie der IRE Ulm-Aalen (Eigenwende)-Ulm eingebunden sind.

Wenn wir hier nun theoretisch einen solchen 40er-Knoten als Pendant zum 10er (Fahrzeit für die Durchmesserlinie mit kurzer Haltezeit, um die alles aufgebaut werden soll) aufbauen wollen, was für Vor- und Nachteile entstehen uns?
der RE Crailsheim-Ulm würde also um xx.40 abfahren, dementsprechend fahren die Züge nach Donauwörth und Stuttgart um xx.45 ab. Dementsprechend kommen die Gegenzüge zwischen xx.15 und xx.20 (Symetrieminute) an. Für einige Relationen (etwa Stuttgart-Heidenheim) entstehen also länge Umsteigezeiten von etwa 20 min anstatt weniger als 10 min. Der 10er-Knoten bietet also bei gleichen Bedingungen eine schlechtere Qualität.
Andererseits bietet die längere Stand- und zugleich Wendezeit eine höhere Fahrplanstabilität.


Kurz gesagt: einer 10er-Knoten läuft dem "Integralem" zuwider, da sich nicht alles integrieren lässt. Ein 15er-Knoten ist dann besser, benötigt allerdings einen Halbstundentakt, um zwischen allen Relationen schnell umsteigen zu können.

Herzlichst
Jogi

PS. Sören war natürlich schneller... ;)

Antworten ergänzen sich

Sören Heise, Region Hannover, Mittwoch, 16.02.2011, 15:25 (vor 4837 Tagen) @ Jogi

PS. Sören war natürlich schneller... ;)

Hej Jogi!

Unsere Antworten ergänzen sich doch. Eine derart detailreiche Analyse der Verhältnisse in Süddeutschland kann ich mangels Fahrplankenntnis nämlich überhaupt nicht machen. ;-)

Viele Grüße, Sören

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Ein Beispiel zur Problemstellung

ICE-T-Fan, Mittwoch, 16.02.2011, 16:33 (vor 4837 Tagen) @ Joe

Liebe Leute,

ich habe eine - eigentlich ganz einfache - Frage zum Thema ITF: Alle Welt betont ja immer wieder (ohne nähere Begründung), dass für einen ITF die Reisezeiten zwischen den Knoten ein Vielfaches einer halben Stunde (30, 60, 90 Min. etc.) betragen müssten, weshalb z.B. die Reisezeit Mannheim-Stuttgart (35 Min.) für einen ITF ein großes Problem sei.

Meine Frage: Warum brauche ich überall "runde" Reisezeiten? Was mir klar ist: Wenn z.B. Frankfurt und München beide Knoten sein sollen, und die Reisezeit über Stuttgart, sagen wir, 3 1/2h beträgt, während es über Nürnberg 3 1/4h sind, dann habe ich ein Problem. Denn wenn Frankfurt einen Knoten zur vollen Stunde hat, dann erfordert die Route über Stuttgart einen Knoten in München zur halben Stunde, die Route über Nürnberg hingegen einen Knoten zur viertel Stunden. Das passt nicht zusammen.

Dieser Umstand scheint mir aber nicht zu implizieren, dass die Reisezeiten überall ein Vielfaches einer halben Stunde betragen müssen. Ich könnte ja z.B. auch die drei "Südknoten" Stuttgart, Nürnberg und München gegenüber dem Rest der Republik um 10 Minuten versetzen (MA-S: 0:40h, F-N: 2:10h, Erfurt-N: 1:10h (nach Inbetriebnahme der NBS)).


Nehmen wir das Beispiel Erfurt. Kantenzeit Nürnberg-Erfurt 66 min (ITF-Kantenzeit 75 min), Kantenzeit Erfurt-Leipzig 39 min (ITF-Kantenzeit 45 min).

Auf der Achse Nürnberg-Leipzig lässt sich also prima ein ITF einrichten, wobei in Erfurt die Zeiten versetzt sind.

Nürnberg 30
Erfurt 45
Leipzig 30

Leipzig 30
Erfurt 15
Nürnberg 30

In Erfurt hat man nun das Problem, dass der West-Ost-Verkehr den 45-Halbknoten bedient, während der Ost-West-Verkehr den 15-Halbknoten.

Man kann also problemlos den Umstieg Nürnberg-Erfurt -> Erfurt-Jena realisieren, aber beim Umstieg Nürnberg-Erfurt -> Erfurt-Ilmenau müsste der Fahrgast eben 30 min warten, bis zum 15 Knoten.

Für beispielsweise Eisenach-Erfurt->Erfurt-Nürnberg wäre das unproblematisch, weil Eisenach-Fulda->Fulda-Nürnberg als Alternative existiert.

Man hat in so einem Fall also nur die Wahl der richtungselektiven Anschlüsse oder eines 30 min Angebots im Regionalverkehr welches beide Halbknoten bedient.

Ein Beispiel zur Problemstellung

gus78, Mittwoch, 16.02.2011, 19:41 (vor 4837 Tagen) @ ICE-T-Fan

Nehmen wir das Beispiel Erfurt. Kantenzeit Nürnberg-Erfurt 66 min (ITF-Kantenzeit 75 min), Kantenzeit Erfurt-Leipzig 39 min (ITF-Kantenzeit 45 min).

Auf der Achse Nürnberg-Leipzig lässt sich also prima ein ITF einrichten, wobei in Erfurt die Zeiten versetzt sind.

Nürnberg 30
Erfurt 45
Leipzig 30

Leipzig 30
Erfurt 15
Nürnberg 30

In Erfurt hat man nun das Problem, dass der West-Ost-Verkehr den 45-Halbknoten bedient, während der Ost-West-Verkehr den 15-Halbknoten.

eines 30 min Angebots im Regionalverkehr welches beide Halbknoten bedient.

Erfurt eignet sich als voller 45iger Knoten! Dann wäre die Abfahrt in Nbg 00, die Ankunft 30. Dies könnte man sehr gut mit der Würzburger Linie ergänzen, so dass man dann auf der Nachfragestarken Strecke nach München einen 1/2 Takt hat.

Einen älteren ITF - Entwurf von mir findest du hier:

[image]

Ein Beispiel zur Problemstellung

ICE-T-Fan, Donnerstag, 17.02.2011, 01:33 (vor 4837 Tagen) @ gus78

Nehmen wir das Beispiel Erfurt. Kantenzeit Nürnberg-Erfurt 66 min (ITF-Kantenzeit 75 min), Kantenzeit Erfurt-Leipzig 39 min (ITF-Kantenzeit 45 min).

Auf der Achse Nürnberg-Leipzig lässt sich also prima ein ITF einrichten, wobei in Erfurt die Zeiten versetzt sind.

Nürnberg 30
Erfurt 45
Leipzig 30

Leipzig 30
Erfurt 15
Nürnberg 30

In Erfurt hat man nun das Problem, dass der West-Ost-Verkehr den 45-Halbknoten bedient, während der Ost-West-Verkehr den 15-Halbknoten.

eines 30 min Angebots im Regionalverkehr welches beide Halbknoten bedient.

Erfurt eignet sich als voller 45iger Knoten! Dann wäre die Abfahrt in Nbg 00, die Ankunft 30. Dies könnte man sehr gut mit der Würzburger Linie ergänzen, so dass man dann auf der Nachfragestarken Strecke nach München einen 1/2 Takt hat.

Einen älteren ITF - Entwurf von mir findest du hier:

[image]

Wobei aber Erfurt-Leipzig in 37 min nicht zu schaffen sind. Geplant ist die SFS mit 39 min, wird aber wohl eher auf 40-42 min hinaus laufen, da hier ja ICE-T mit vmax 230 eingesetzt werden. Auch Fulda-Eisenach in 42 min ist zu knapp kalkuliert. Mit Neigetechnik sind hier minimal 44 min möglich, was beispielsweise 2003/2004 gefahren wurde. Die zwei Zeiten müsstest du wohl noch korrigieren.

Für Erfurt-Halle sind auf der neuen NBS 31 min geplant.

Ein Beispiel zur Problemstellung

Fabian318, Münster i. W., Donnerstag, 17.02.2011, 01:38 (vor 4837 Tagen) @ gus78

Erfurt eignet sich als voller 45iger Knoten! Dann wäre die Abfahrt in Nbg 00, die Ankunft 30. Dies könnte man sehr gut mit der Würzburger Linie ergänzen, so dass man dann auf der Nachfragestarken Strecke nach München einen 1/2 Takt hat.

Die Züge fahren doch im Stundentakt? Demnach gibt es Zugkreuzungen etwa zu beiden Symmetriezeiten um 58,5 und 28,5 und nicht um 45 rum. - Dafür bräuchte es einen Halbstundentakt oder bei der veränderten Symmetriezeit gibt es Probleme (unsymmetrische Anschlüsse), wo die Linien in das restliche Netz eingebunden werden.

Ganz einfache Antwort

Alphorn (CH), Mittwoch, 16.02.2011, 17:08 (vor 4837 Tagen) @ Joe

Dieser Umstand scheint mir aber nicht zu implizieren, dass die Reisezeiten überall ein Vielfaches einer halben Stunde betragen müssen. Ich könnte ja z.B. auch die drei "Südknoten" Stuttgart, Nürnberg und München gegenüber dem Rest der Republik um 10 Minuten versetzen (MA-S: 0:40h, F-N: 2:10h, Erfurt-N: 1:10h (nach Inbetriebnahme der NBS)).

Die Gegenzüge sind das Problem. Wenn Mannheim ein Knoten zur Minute xx:00 ist und die Systemfahrzeit nach Stuttgart 40 Minuten beträgt, dann kommt er zur Minute :40 in Stuttgart an. Wenn aber der Gegenzug zur Minute xx:00 in Mannheim sein soll, dann muss er schon zur Minute xx:20 in Stuttgart abfahren. Das heisst: Die beiden Richtungen werden nicht zur gleichen Zeit bedient, also ist Stuttgart kein Knoten.

Ganz einfache Antwort

Meinrad aus Kanada, Oakville, Canada, Donnerstag, 17.02.2011, 01:56 (vor 4837 Tagen) @ Alphorn (CH)

Gut erklärt!

Einfache Antwort - gute Antwort! THX

bskf, Donnerstag, 17.02.2011, 08:50 (vor 4837 Tagen) @ Alphorn (CH)

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