"Schluss mit dem Bahn-Bashing" (Allgemeines Forum)
SpencerHill, Dienstag, 19.08.2008, 14:28 (vor 6333 Tagen)
Ungewohnte Töne auf Stern.de zur angekündigten Preiserhöhung... http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/:Kommentar-Schluss-Bahn-Bashing/635320.html?...
spricht mir aus der Seele (owt)
BenjaRa, Dienstag, 19.08.2008, 15:39 (vor 6333 Tagen) @ SpencerHill
Ich melde mich auch (mal) wieder zu Wort. :-)
"Schluss mit dem Bahn-Bashing"
Velaro, Dienstag, 19.08.2008, 15:52 (vor 6333 Tagen) @ SpencerHill
Das ist ein sehr interessanter Artikel, allerdings kann ich auch jeden verstehen, der sich über die Preiserhöhung aufregt. Die Deutsche Bahn ist und bleibt eine der teuersten Europas, verdeckte Preiserhöhungen wie die Beinahe-Abschaffung des Mitfahrerrabatts fallen sowieso (fast) keinem mehr auf. Seit langem geht es nicht mehr um einge gute Versorgung oder Menschen zum Nutzen der Züge zu gewährleisten oder die Bahn als Bindeglied zwischen Auto und Flugzeug, nein: stattdessen nur um Gewinne, Gewinne, Gewinne.
In England beräut man die Bahnreform bitter, einige Politiker fangen bereits an nach Re-Verstaatlichung zu schreien, selbst über Jahrzehnt nach der dortigen Bahnreform ist von Verbesserungen, abgesehen neuen Zügen, immernoch wenig zu spüren. Stattdessen riesengroße Qualitätsunterschiede zwischen den Unternehmen und in der HVZ horrende Fahrpreise. Andererseits zahlen in England die Unternehmen dem Staat Geld um fahren zu dürfen, somit dürfte auch irgendwo die Rechnung aufgehen.
Ich zahle von Hamburg nach Brüssel und zurück (lassen wir den Europasparpreis mal außen vor) für eine Person/Richtung 103,80 € in der zweiten Klasse für zwei Personen Hin- und zurück sind das 415,20 €. Mit dem Auto brauchten wir pro Richtung eine Tankfüllung für 51,30 €. Gut, nun gibt es für Pendler Monatskarten. Aber was bringt eine Bahn die teurer ist, als das eigene Auto: NICHTS!
Beförderung ist ein Luxusgut geworden. Punkt. Das selbst mit BahnCard 50. Problem: Ich bin Bahnfahrer aus Leidenschaft. Ich zahle diesen Preis gerne, möchte dann aber auch eine gewisse Leistung für mein Geld. 103,80 € für versiffte InterRegio-Wagen bis Köln und anschließend einen halb defekten ICE 3 = ein Schnäppchen.
"Schluss mit dem Bahn-Bashing"
Fabi, Stuttgart, Dienstag, 19.08.2008, 16:12 (vor 6333 Tagen) @ Velaro
Hm, ich würde es wie immer zweigeteilt sehen.
1. Als Unternehmen für Gewinn handelt die Bahn richtig.
2. Wenn die DB AG ein Unternehmen für Gewinn ist, dann fehlt in Deutschland eine Bahn für das Volk. Beim Strom hat man das mittlerweile kapiert und ettliche Städte kaufen die Versorgung von den Konzernen zurück.
Also, man muss überlegen, was man will, Verkehr anbieten oder Gewinn machen. Einem Herrn mehdorn geht es ja nicht um Züge, sondern um Geld. D.h. er könnte ebenso einer Firma für Handy-Klingeltöne vorstehen.
Das Problem ist jetzt auch wieder nicht das Unternehmen (siehe 1.) sondern der Staat und daher auch das Volk. was man aus einer Bahn machen kann, wenn sich das Volk richtig entscheidet, sieht man z.B. in der Schweiz.
Also, wie gesagt als Unternehmen würde ich das auch so machen, gibt genug Bahnkunden in Deutschland, die die neuen Tarife bezahlen. Ich gehöre auch dazu, ob man jetzt bei der Bahncard 100 im Monat zehn Euro mehr abbucht tangiert die Entscheidung eine Bahncard 100 zu brauchen nicht.
Aber eine Firma, die Verkehr für alle Schichten im Volk anbietet, ist etwas anderes. Und da wären eben Volk und Staat gefragt. :-)
Fabi
"Schluss mit dem Bahn-Bashing"
sappiosa, Dienstag, 19.08.2008, 17:46 (vor 6333 Tagen) @ Velaro
Hallo Velaro,
Seit langem geht es nicht mehr um einge gute Versorgung oder Menschen zum Nutzen der Züge zu gewährleisten oder die Bahn als Bindeglied zwischen Auto und Flugzeug, nein: stattdessen nur um Gewinne, Gewinne, Gewinne.
So leid es mir tut: Haargenau das und nichts anderes ist der Sinn eines Privatunternehmens. Und seit der Bahnreform 1994 ist die Bahn ein Privatunternehmen. Dass sie (noch) zu 100 Prozent dem Staat gehört, ändert daran nichts.
Wenn man das nicht will, müsste man die Bahn wieder zur Behörde machen - meinetwegen gerne. Aber solange man das nicht tut, muss der Vorwurf an die Politik gehen, nicht an die Bahn.
In England beräut man die Bahnreform bitter, einige Politiker fangen bereits an nach Re-Verstaatlichung zu schreien, selbst über Jahrzehnt nach der dortigen Bahnreform ist von Verbesserungen, abgesehen neuen Zügen, immernoch wenig zu spüren.
Hast Du dazu eine Quelle?
Ende der 90er hat man viel gehört von maroden Gleisen und häufigen Unfällen. Das war aber weniger eine Folge der Privatisierung insgesamt als speziell der des Netzes. Den Fehler haben die Briten korrigiert, das Netz ist seit 2002 wieder beim Staat. Seitdem habe ich nichts mehr von Problemen gehört.
Und laut Statistik der EU waren die Fahrgastzahlen in GB 1994 auf einem Tiefpunkt, sind seitdem aber bis 2006 um über 60 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Die ach so gelobte TGV-Staatsbahn in Frankreich hat in der gleichen Zeit eine Steigerung um 26 Prozent geschafft. Und laut der gleichen Quelle gingen die britischen Fahrgastzahlen am meisten in den 70er Jahren zurück, also noch zu Staatsbahn-Zeiten.
(lassen wir den Europasparpreis mal außen vor)
Warum?
Mit dem Auto brauchten wir pro Richtung eine Tankfüllung für 51,30 €.
Davon, den Preis einer Autofahrt nur am Benzin zu messen, ist selbst der ADAC schon abgerückt. Verschleiß, Wertverlust, häufigere Inspektionen, alles Kosten einer Autofahrt.
Ich habe jetzt gerade keine letzten Zahlen zur Hand, aber zumindest rechnet der ADAC mit mehr als 50 Cent pro Kilometer. Laut Google Maps beträgt die Entfernung von Hamburg nach Brüssel 592 Kilometer. Damit wäre man für eine Strecke bei knapp 300 Euro - und somit selbst mit zwei Personen teurer als die Bahn.
Und dabei haben wir noch gar nicht über die Fixkosten eines Autos geredet - zu Deutsch: dass man sich ein Auto überhaupt erst anschaffen muss. Zum Nulltarif habe ich bisher noch keins gesehen - lasse mich aber gern eines Besseren belehren.
Schöne Grüße
Daniel (aka Sappiosa)
"Schluss mit dem Bahn-Bashing"
Dan_P, St. Ilgen/Sandhausen, Dienstag, 19.08.2008, 20:41 (vor 6332 Tagen) @ sappiosa
Hallo Velaro,
Seit langem geht es nicht mehr um einge gute Versorgung oder Menschen zum Nutzen der Züge zu gewährleisten oder die Bahn als Bindeglied zwischen Auto und Flugzeug, nein: stattdessen nur um Gewinne, Gewinne, Gewinne.
So leid es mir tut: Haargenau das und nichts anderes ist der Sinn eines Privatunternehmens. Und seit der Bahnreform 1994 ist die Bahn ein Privatunternehmen. Dass sie (noch) zu 100 Prozent dem Staat gehört, ändert daran nichts.
So ist es, so traurig es auch ist.
Wenn man das nicht will, müsste man die Bahn wieder zur Behörde machen - meinetwegen gerne. Aber solange man das nicht tut, muss der Vorwurf an die Politik gehen, nicht an die Bahn.
Allerdings - schließlich sind sie es, die den Haushalt durch die Privatisierung höchst kurzfristig aufbessern wollen. Deswegen glaube ich nicht, dass es erst mal bei der Emission von 25% der gesamten Aktien bleiben wird. Irgendein superschlauer Finanzminister (Partei ist in dem Falle irrelevant, wie wir in den letzten 12 Jahren sehen konnten) entdeckt die Bahn, bzw. das Verramschen der Aktien als superschnelle Einnahmequelle, die seinen Haushalt wieder saniert - jedenfalls für den Moment.
Mit dem Auto brauchten wir pro Richtung eine Tankfüllung für 51,30 €.
Davon, den Preis einer Autofahrt nur am Benzin zu messen, ist selbst der ADAC schon abgerückt. Verschleiß, Wertverlust, häufigere Inspektionen, alles Kosten einer Autofahrt.
Ich habe jetzt gerade keine letzten Zahlen zur Hand, aber zumindest rechnet der ADAC mit mehr als 50 Cent pro Kilometer. Laut Google Maps beträgt die Entfernung von Hamburg nach Brüssel 592 Kilometer. Damit wäre man für eine Strecke bei knapp 300 Euro - und somit selbst mit zwei Personen teurer als die Bahn.
Und dabei haben wir noch gar nicht über die Fixkosten eines Autos geredet - zu Deutsch: dass man sich ein Auto überhaupt erst anschaffen muss. Zum Nulltarif habe ich bisher noch keins gesehen - lasse mich aber gern eines Besseren belehren.
Ehrlich gesagt, die Spritkosten waren es, die mich im Mai zur BC100 bewogen hatten. Das Auto kann ich nicht so ohne weiteres abschaffen, denn es gibt hier in der Gegend noch genug Ecken, die man mit der Bahn nicht erreicht - so zum Beispiel meinen Großvater oder meine Eltern. Allerdings kann ich jetzt sagen, dass ich momentan mindestens die Anzahl Kilometer im Monat mit der Bahn fahre, die ich vor der BC100 mit dem Auto gefahren bin (tatsächlich sind es eher mehr, da ich dank der BC100 Ausflüge gemacht habe, die ich so nie im Leben gemacht hätte), und das Auto fährt vielleicht 500-600km im Monat (eben jene Fahrten zu den Eltern oder zu meinem Großvater).
Mit der Zeit stellt sich dann auch ein beruhigendes Gefühl ein, einfach in den Zug zu steigen und sich fahren zu lassen, während man in Ruhe die Zeitung lesen kann ;)
--
bye, Dan
![[image]](http://meine.flugstatistik.de/pic/DanP77.gif)
Meine Fotos im Netz - http://www.dans-photos.net/
Fairer Preisvergleich wäre: Mietwagen plus Benzin
GUM, Dienstag, 19.08.2008, 21:38 (vor 6332 Tagen) @ sappiosa
Hallo Velaro,
Mit dem Auto brauchten wir pro Richtung eine Tankfüllung für 51,30 €.
Ich habe jetzt gerade keine letzten Zahlen zur Hand, aber zumindest rechnet der ADAC mit mehr als 50 Cent pro Kilometer. Laut Google Maps beträgt die Entfernung von Hamburg nach Brüssel 592 Kilometer. Damit wäre man für eine Strecke bei knapp 300 Euro - und somit selbst mit zwei Personen teurer als die Bahn.
Und dabei haben wir noch gar nicht über die Fixkosten eines Autos geredet - zu Deutsch: dass man sich ein Auto überhaupt erst anschaffen muss. Zum Nulltarif habe ich bisher noch keins gesehen - lasse mich aber gern eines Besseren belehren.Schöne Grüße
Daniel (aka Sappiosa)
Vielleicht mal folgenden Vergleich nehmen: Wochenendpreis eines Mietwagens mit Übergabe/Rückgabe am gleichen Ort (z. B. Hamburg) plus Benzin. Damit haben wir das Thema Abschreibung / Wertverlust vermieden.
Und würden irgendwo (ehrlicherweise berechnet) mit langsamerer Fahrzeit, Parkhaus, sonstigen Kosten irgendwo im Preis bei 2 Personen zwischen Sparpreis 1. und 2. Klasse hinkommen !
Wär mal nur so ne Idee..
"Schluss mit dem Bahn-Bashing"
101-Fan, Köln, Dienstag, 19.08.2008, 19:46 (vor 6333 Tagen) @ SpencerHill
Ich habe den Bericht eben auch gelesen und muss sagen, dass er mir eigentlich aus der Seele spricht. Es wird immer auf die Bahn eingeprügelt. Die Benzinpreise steigen manchmal innerhalb weniger Stunden an. Klar, ich mache keine Luftsprünge und rufe Hurra, weil die Bahn teurer wird. Aber ich kann die Bahn schon verstehen. Die Preiserhöhung scheinen ja auch im Rahmen zu bleiben.
Was mir nur zur Zeit etwas sauer aufstöst, ist dien Ankündigung zahlreiche Züge zu streichen. Aber auch da muss man erstmal abwarten,ob es wirklich so kommt, wie die Presse schreibt.
Schönen Abend
Markus
--
Es grüsst aus Köln
Markus
"Schluss mit dem Bahn-Bashing"
Sascha1974, Rimbach, Mittwoch, 20.08.2008, 10:04 (vor 6332 Tagen) @ 101-Fan
Streng genommen ist es nur eine Tarifanpassung gemäß der Inflationsrate, also eigentlich keine echte Preiserhöhung. Die wäre es, wenn z.B. um 5% erhöht würde.
Wenn ich mir den Krimi an der Zapfsäule anschaue, dann hält sich die DB noch sehr zurück. An der Zapfsäule werden wir wahrlich abgezockt.
Ich tendierte dazu, 2009 zur BC100 zu wechseln. Es dürfte sich schnell rechnen. 2009 wollen wir in eine etwas zentralere Lage ziehen und werden dann vielleicht auf das Auto verzichten können. Ich habe auch keine Lust mehr, den Mineralölkonzernen, der Versicherung und dem Staat haufenweise Geld in den Rachen zu schmeißen, nur für den Luxus der totalen Mobilität.
Grüße
Sascha