Gegenbeispiel: NS begrüßt Studenten auf Kulanz... (Allgemeines Forum)

Pfälzer, Donnerstag, 25.12.2025, 20:02 (vor 6 Stunden, 10 Minuten) @ Der Blaschke

Guten Abend,

auch wenn es deinem Weltbild etwas widerstrebt, möchte ich mal mit folgender Erfahrung dagegen halten:

2019 war ich auf Rad- und Bahntour in den Niederlanden. Gegen 18:15 stand ich nach meiner Tagesetappe (moderate 80 km) in Den Haag an der Centraalstation. Fahrtziel für die Rückfahrt mit der Bahn war mein Hotel nahe der Station Amersfoort Schothorst. Um 18:25 gab es genau dorthin einen direkten IC. Blöd nur: Die Sperrstunde für die Fahrradmitnahme am Nachmittag endet erst um 18:30. Eingestellt habe ich mich daher innerlich schon auf die nachfolgende Verbindung mit zwei Umstiegen und deutlich längerer Reisezeit. Aber man kann ja auch mal fragen. Also ging ich zum Zugchef des IC und habe unverfänglich nachgefragt, ob er mich nach Amersfoort Schothorst mitnehmen würde. Und, siehe da, er meinte nur verlegen "5 minutes..." und lies mich, damals übrigens noch Stundet, freundlich passieren. Am Ende war ich also fast eine Stunde eher da als gedacht. Seitdem habe ich die Nederlandse Spoorwegen stets in guter Erinnerung und bin seitdem mit der NS auch immer gut gefahren. Natürlich war das eigentlich nicht gemäß der Beförderungsbedingungen - 5 Minuten sind ja auf dem Papier 5 Minuten. Aber für den Zugchef und mich waren 5 Minuten in dem Fall eben "nur" 5 Minuten und nicht "ganze" / "stolze" 5 Minuten. Daher finde ich es etwas müßig, über den Spielraum von Kulanz und Auslegung zu diskutieren - sie sollte im Einzelfall im Verhältnis stehen. Klar ist, der Kunde hat keinen Anspruch darauf. Ich wäre damals ja auch bereitwillig später gefahren, wenn der Zc klare Kante gezeigt hätte. Aber offenbar scheint manchem Eisenbahner der Kunde noch am Herzen zu liegen und man sieht: Der Kunde dankt es!

Ach ja, in Deutschland sieht das übrigens so aus: Fahrt an einem Werktag von der Südpfalz mit Fahrrad nach Mannheim. RB 51 gegen 8:30 bis Neustadt und ab da um 8:59 mit dem RE 1 weiter bis Mannheim. Bis 9:00 ist die Fahrradmitnahme im VRN kostenpflichtig. So benötige ich eine Fahrradkarte nicht nur für die RB 51 bis Neustadt, sondern (weil Abfahrt eine Minute vor 9:00) auch für den RE 1 bis zum ersten Halt nach 9:00. Und das ist dann gleich Ludwigshafen Mitte, einen Kilometer vor dem Ziel Mannheim Hbf. Einen Zugbegleiter, den man am Bahnsteig in Neustadt lieb fragen könnte, gibt es oft nicht und wenn es ihn gibt, dann steht er meist dummerweise am anderen Ende des 200-Meter-Zuges und ist wegen der kurzen Haltezeit ziemlich gestresst. Deshalb kauft man, wenn man so wie ich ehrlich ist, gleich eine Fahrradkarte für die ganze Strecke. Die meisten machen das aber nicht. Indes wurde ich an diesem Tag in der RB 51 kontrolliert und vom Zugbegleiter blöd angemacht: "DIESES MAL hast du eine Fahrkarte fürs Fahrrad!". Dabei kannte ich weder den Kontrolleur, noch fahre ich regelmäßig zu der Uhrzeit die Strecke und schon gar nicht mit Fahrrad. Also selbst wenn man selbst alles richtig macht und ordentlich für seine Fahrkarte bezahlt, hat einen das Zugpersonal hierzulande teilweise noch auf dem Kieker.

Freundliche Grüße von einem studierten Sesselfurzer laut Bahnarzt ohne Betriebsdiensttauglichkeit und mit absolut keinen Entscheidungsbefugnissen in Bezug auf die Arbeitsbedingungen an der Basis sowie Respekt vor jedem, der den Betrieb am laufen hält (man stelle sich vor, solche Leute gibt es!)


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