Beobachtungen bei den ÖBB (Allgemeines Forum)

VT642, Mittwoch, 01.10.2025, 15:05 (vor 78 Tagen)

Hallo miteinander,

ich war zuletzt einige Tage mit verschiedenen ÖBB-Zügen unterwegs. Dabei ist mir einiges unangenehm aufgefallen, was an der DB oft kritisiert wird, in Österreich jedoch scheinbar zum Standard gehört:

- langsame Abfertigung/lange Stationsaufenthalte bei den RJ: Trotz Verspätung konnte keiner der von mir genutzten RJ (1. und 2. Generation) kürzer als 3min an einem Bahnhof halten, obwohl der Fahrgastwechsel längst vorüber war. Das Zugpersonal hatte in mehreren Fällen offensichtlich keine Eile, den Zug abzufertigen, wodurch sich die Verspätung weiter aufsummierte. Hierzulande habe ich bei ICE bereits mehrfach Haltezeiten von unter 1min erlebt.

- Es gibt keine Informationen zu Verspätungsgründen oder überhaupt der Verspätung. Es wird lediglich die Ankunftszeit am nächsten Halt durchgesagt. Verspätungsgründe werden weder in den Ansagen noch in der ÖBB App ausgewiesen. Dabei kann man so Transparenz schaffen und einschätzbar machen, wie sich die Verspätung entwickeln wird.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen mit den ÖBB gemacht? Ist diese demonstrative Gleichgültigkeit gegenüber dem Fahrplan dort üblich oder habe ich 17 unglückliche Ausnahmen beobachtet?

Beobachtungen bei den ÖBB

tom66, Mittwoch, 01.10.2025, 22:06 (vor 77 Tagen) @ VT642

Als Wechsler von der DB zur ÖBB kann ich meine persönlichen Erfahrungen der täglichen Fahrten mit der ÖBB berichten.

In Österreich erlangt die ÖBB bei Umfragen zur Kundeninformation immer Bestnoten. Es interessiert die Fahrgäste hier meistens auch nur wann der Zug am gewünschten Bahnhof ankommt. Warum und wieso ist dem Fahrgast hier ziemlich egal. Die Scotty-App hat im Gegensatz zur DB dafür auch wesentlich bessere Prognosedaten. Hier bekomme ich schon 30 Minuten vor Ankunft die geplante Zeit, wenn auch mit Verspätung, prognostiziert die dann zu 90% bei der echten Ankunft auch so ist. Bei größeren Störungen werden aber auch in der APP die Gründe für die Verspätung angezeigt.
Außerdem habe ich festgestellt das im Fahrplan oft ziemlich viel Luft drin ist. Gerade im Nahverkehr kann ein Zug schonmal mit 5-7 Min Verspätung fahren, nach 5 Bahnhöfen ist er wieder im Plan. Vorteil dabei ist auch das in ganz Österreich im Gleiswechselbetrieb gefahren werden kann, wo die DB noch nicht so weit ist.
Die Erfahrungen mit dem RJ waren bei mir eigentlich immer gut. Nur wenn die RJ aus dem Ausland kamen, z.B. über das Deutsche Eck oder München ist in Salzburg mit Verspätung zu rechnen. Diese wird aber oft bis Wien wieder rausgefahren.

Mein Fazit ist das das Bahnfahren in Österreich definitiv mehr Spaß macht als in Deutschland. Dieses war auch mit der ausschlaggebende Grund warum ich meine Bahncard 100 nach 20 Jahren nicht mehr verlängert hatte und jetzt Leben, Leute und die ÖBB täglich genieße.

Beobachtungen bei den ÖBB

Barzahlung, Mittwoch, 01.10.2025, 22:50 (vor 77 Tagen) @ tom66

In Österreich erlangt die ÖBB bei Umfragen zur Kundeninformation immer Bestnoten.

Führen die ÖBB die Umfragen selber durch? ;-)

Es interessiert die Fahrgäste hier meistens auch nur wann der Zug am gewünschten Bahnhof ankommt. Warum und wieso ist dem Fahrgast hier ziemlich egal.

Na wenn das so ist, kann man sich die Dauerbeschallung Verspätung in einem Nachbarland doch eigentlich sparen oder nicht?

Die Scotty-App hat im Gegensatz zur DB dafür auch wesentlich bessere Prognosedaten. Hier bekomme ich schon 30 Minuten vor Ankunft die geplante Zeit, wenn auch mit Verspätung, prognostiziert die dann zu 90% bei der echten Ankunft auch so ist.

Das dürfte dann an einer schlechteren Pflege bei der Übermittlung der Daten an die DB liegen.

Außerdem habe ich festgestellt das im Fahrplan oft ziemlich viel Luft drin ist. Gerade im Nahverkehr kann ein Zug schonmal mit 5-7 Min Verspätung fahren, nach 5 Bahnhöfen ist er wieder im Plan.

Was dann auch die besseren Pünktlichkeitswerte erklärt.

Die Erfahrungen mit dem RJ waren bei mir eigentlich immer gut. Nur wenn die RJ aus dem Ausland kamen, z.B. über das Deutsche Eck oder München ist in Salzburg mit Verspätung zu rechnen.

Der 66, den häufiger mal nutze, wird oft genug mit großer Verspätung an die DB übergeben. Deinen Eindruck kann ich so nicht bestätigen, auch wenn insgesamt mehr Verspätungen bei der DB entstehen als bei den ÖBB. Erstere hat aber auch das größere Netz bzw. die längeren Zugläufe und in Österreich wird halt auch ein Zug, der von Linz nach Graz fährt, dem Fernverkehr zugerechnet.

Mein Fazit ist das das Bahnfahren in Österreich definitiv mehr Spaß macht als in Deutschland.

Der Zustand des ÖBB-Fuhrparks lädt nicht wirklich zum Bahnfahren ein.

Keine Frage: Es gibt sicher viele schöne Dinge bei den ÖBB, aber eben auch viele, die nicht schön sind.

Beobachtungen bei den ÖBB

bahnfahrerofr., Mittwoch, 01.10.2025, 23:28 (vor 77 Tagen) @ Barzahlung

Keine Frage: Es gibt sicher viele schöne Dinge bei den ÖBB, aber eben auch viele, die nicht schön sind.

Das beschreibt es vermutlich ganz gut.

Die vom TE erlebte trödelige Abfertigung habe ich in Österreich auch schon erlebt. Allerdings in größerer Häufigkeit auch bei der DB. Insgesamt hatte ich bei meinen Reisen in Österreich schon wesentlich häufiger den Fall, dass Verspätungen - auch deutlich - aufgeholt werden könnten. Der teils entspannte Fahrplan dürfte da natürlich auch eine Rolle spielen.

Was ich definitiv auch erlebt habe, ist die Nichtangabe von Verspätungsgründen oder alternativ die Generalklausel mit dem "kurzen Betriebsaufenthalt". Das ist in Deutschland seltener, aber dafür sind die vom Personal vorgelesenen Gründe da auch oft Unsinn.

Für mich persönlich ist der Zustand der Bahnhöfe und die Ausstattung eigentlich das größte Positivmerkmal in Österreich, gerade den Nahverkehr erlebe ich insgesamt auch als relativ zuverlässig. Der erwähnte RJ 66 wird halt auch schon von den Ungarn sehr oft verspätet übergeben - der Zug brauchte eigentlich einen Pufferaufenthalt zusätzlich in Hegyeshalom

Gerade das Thema Anschlüsse läuft auch nicht besonders gut, insbesondere erkenne ich in vielen Fällen keine Regel.

Mal ein klassisches Negativbeispiel. EC aus Budapest fährt verspätet in Wien Hbf ein, schneller RJ nach Bregenz fährt planmäßig genau zur (tatsächlichen) Ankunftszeit des EC ab. Das Personal im EC sagt den Zug Höhe Wien ARZ noch als Anschluß an, ohne weiteren Kommentar. Als die ersten Fahrgäste den Bahnsteig betreten, fährt der RJ gegenüber los. Die gleiche Konstellation hatte ich auch schon mit dem Ausgang, dass 2 Minuten stehen geblieben wurde.

Auch scheint es Zugbegleitern wie meist in Deutschland nicht mehr möglich zu sein, den SEV zu kontaktieren. Ich war mal im IC nach Graz und wollte den SEV nach Szentgotthard (FV-SEV für den Nachmittags-IC). Es wäre um 2 Minuten gegangen, nächste Fahrtmöglichkeit mindestens +120 und knappe Umstiege. Nichts zu machen. Tatsächlich stand der Bus dann noch vor Ort. Kein Lotse, wie sonst oft üblich, obwohl das hier sinnvoll gewesen wäre. Der Fahrer meinte später, er hätte die Anweisung bei Bedarf "ein paar Minuten" nach eigenem Ermessen zu warten, was er hier wohl tat. Leider wartete er nach meiner Ankunft noch unnötig lange (weitere 5min). Durch mehrere Unterbrechungen der Fahrt wegen technischer Probleme am Bus, fuhr am Ende der ungarische Zug in Szentgotthard genau in der Sekunde los, als der Bus den Bahnhofsvorplatz erreicht hat. Auch hier meinte der Fahrer, es sei keinerlei Kommunikation zur Zentrale, zwecks Kontaktaufnahme mit dem GySEV - Fdl in Szentgotthard oder wo auch immer, vorgesehen. Insgesamt jedenfalls kein System, was man übermäßig glorifizieren sollte.

Beobachtungen bei den ÖBB

ICE920, München, Donnerstag, 02.10.2025, 21:39 (vor 76 Tagen) @ bahnfahrerofr.

Mal ein klassisches Negativbeispiel. EC aus Budapest fährt verspätet in Wien Hbf ein, schneller RJ nach Bregenz fährt planmäßig genau zur (tatsächlichen) Ankunftszeit des EC ab. Das Personal im EC sagt den Zug Höhe Wien ARZ noch als Anschluß an, ohne weiteren Kommentar. Als die ersten Fahrgäste den Bahnsteig betreten, fährt der RJ gegenüber los. Die gleiche Konstellation hatte ich auch schon mit dem Ausgang, dass 2 Minuten stehen geblieben wurde.

Das kann ich durch mehrere Erlebnisse. Es ist aber bei mir noch krasser gewesen. Nach Fahrplan halten beide Züge ja am Bahnsteig gegenüber. Bei Verspätung wurde der EC bei mir aber auf einen anderen Bahnsteig geleitet, damit man die Abfertigung des RJ auf keinen Fall mit Umsteigern stört. Absolutes Unding.

Das gehört zum guten Ton ...

GoethesGarten, Dienstag, 07.10.2025, 10:14 (vor 72 Tagen) @ Barzahlung

Meine Frau meint in Bezug auf Österreich mit einem Augenzwinkern immer: "Es gehört in Österreich im Dienstleistungsbereich, besonders bei Kellnern, zum guten Ton besonders gepflegt unhöflich zu sein." :-)

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"Nein, ich verkaufe keine Fahrkarten! Ich spende Hoffnung, dass der Zug noch kommt!"

Beobachtungen bei den ÖBB

JeDi, überall und nirgendwo, Mittwoch, 01.10.2025, 22:59 (vor 77 Tagen) @ tom66

In Österreich erlangt die ÖBB bei Umfragen zur Kundeninformation immer Bestnoten. Es interessiert die Fahrgäste hier meistens auch nur wann der Zug am gewünschten Bahnhof ankommt. Warum und wieso ist dem Fahrgast hier ziemlich egal. Die Scotty-App hat im Gegensatz zur DB dafür auch wesentlich bessere Prognosedaten. Hier bekomme ich schon 30 Minuten vor Ankunft die geplante Zeit, wenn auch mit Verspätung, prognostiziert die dann zu 90% bei der echten Ankunft auch so ist. Bei größeren Störungen werden aber auch in der APP die Gründe für die Verspätung angezeigt.

Mmh, mein Eindruck ist eher im Gegenteil, dass die Prognosen bei den ÖBB ziemlich unzuverlässig sind - und zwar in beide Richtungen. Wenn es wenigstens immer zu viel oder immer zu wenig Verspätung wäre, könnt man sich ja drauf einstellen...

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Weg mit dem 4744!

Beobachtungen bei den ÖBB

abomz, Donnerstag, 02.10.2025, 21:29 (vor 76 Tagen) @ VT642

Hallo miteinander,

ich war zuletzt einige Tage mit verschiedenen ÖBB-Zügen unterwegs. Dabei ist mir einiges unangenehm aufgefallen, was an der DB oft kritisiert wird, in Österreich jedoch scheinbar zum Standard gehört:

- langsame Abfertigung/lange Stationsaufenthalte bei den RJ: Trotz Verspätung konnte keiner der von mir genutzten RJ (1. und 2. Generation) kürzer als 3min an einem Bahnhof halten, obwohl der Fahrgastwechsel längst vorüber war. Das Zugpersonal hatte in mehreren Fällen offensichtlich keine Eile den Zug abzufertigen

Ist es in Österreich nicht so, dass einem verspäteten Zug oft neue Abfahrtszeiten resp. Trassen zugeteilt werden, die dann auch gefühlt ziemlich minutiös eingehalten werden und hieraus ein weiterer Verspätungsaufbau resultieren kann?
Kann es sein, dass in deinen Fällen keiner bei der Abfertigung getrödelt hat, sondern einfach die neuzugeteilte Trasse abgewartet wurde, ggf. in Verbindung mit Warten aufs Freiwerden des nächsten Blockabschnitts?

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