Unterwegs ins kleinste Hochgebirge der Welt - 2/4 m. 44 B. (Reiseberichte)

TD, Freitag, 29.08.2025, 17:24 (vor 112 Tagen)

Hallo zusammen,

willkommen zum zweiten Teil unserer kleinen Rundfahrt durch die Slowakei. Im ersten Teil waren wir über Zürich und Bratislava nach Banská Bystrica gefahren und hatten die Strecke nach Martin erkundet.

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Heute fahren wir durch das Slowakische Erzgebirge nach Košice und von dort später weiter in die Hohe Tatra.


Tag 3: Banská Bystrica – Margecany – Košice – Štrba - Štrbské Pleso

Heute ist ein Feiertag in der Slowakei, der 29. August ist der Jahrestag des Slowakischen Nationalaufstands, der hauptsächlich in Banská Bystrica, dem Ausgangsort des Aufstands, gefeiert wird. [Das ist jetzt ein Zufall, dass der Reisebericht ausgerechnet heute erscheint.] Während am Hauptplatz der Aufbau für die Feierlichkeiten beginnt und die ersten Straßen gesperrt werden, machen wir uns auf den Weg zum Hauptbahnhof. Es wäre vielleicht sinnvoll gewesen, sich vorab über lokale Feiertage zu informieren und am Vortag Reiseproviant einzukaufen, aber notfalls tut es auch ein Snack aus dem Automaten.

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Die Haupthalle des Bahnhofs wird von Buntglasfenstern mit lokalen und historischen Motiven geprägt, sie stammen auf dem Jahr 1951.

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Jetzt schauen wir mal am Bahnsteig, was uns für die nächsten vier Stunden erwartet. Vagonweb hatte einen jüngeren Dieseltriebzug der Reihe 861 prognostiziert, stattdessen steht ein Dieseltriebzug der Baureihe 813 bereit, die Doppeleinheiten wurden 2007 bis 2009 durch die Kombination von Trieb- und Beiwagen gebildet.

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Vor uns liegt nun eine gemütliche Landpartie mit vielen Dörfern, Bahnhöfen und Haltepunkten. Schon bald ist die Ľupčiansky hrad (Burg Liptsch) zu sehen, die Höhenburg entstand Ende des 13. Jahrhunderts.

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Wenig später fällt der Blick auf die Dorfkirche von Medzibrod, der Bahnhof der 1.000-Einwohner-Gemeinde ist besetzt.

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Die Bahnstrecke folgt dem Fluss Hron, nördlich der Bahnstrecke liegt die Niedere Tatra, südlich das Slowakische Erzgebirge.

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Für gerade mal 3.500 Einwohner hat Podbrezová ein stattliches Bahnhofsgebäude, der Aufschwung des Ortes geht auf eine im Jahr 1840 gegründete Eisenhütte zurück.

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Und weiter wechseln sich Landschaft, Dörfer und Haltepunkte in unterschiedlichsten Ausprägungen ab. Wenn ich mich nicht verzählt habe, weist der Fahrplan unseres Regionalzugs 38 Zwischenhalte aus.

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Eine Besonderheit aus bahntechnischer Sicht ist der Kreiskehrtunnel bei Telgárt. Leider beginnt es ausgerechnet hier zu regnen, aber immerhin gelingt ein Bild vom Viadukt, das wir wenig später nach dem Passieren des Tunnels befahren.

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Die Landschaft vor dem Zugfenster ändert sich jetzt, durch mehrere Tunnel geht es zum Vernár-Pass (Vernárské sedlo), mit 957 Meter über dem Meer erreichen wir hier den höchsten Punkt im Normalspurnetz der Slowakei.

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Wir durchfahren jetzt den Nationalpark Slowakisches Paradies, auf dem nächsten Bild sehen wir das 100-Einwohner-Dorf Stratená. Die Siedlung entstand im 16. Jahrhundert, als hier mit dem Abbau von Kupfer-, Nickel- und Kobalterzen begonnen wurde. Die Kapelle am linken Bildrand wurde 1909 errichtet.

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Zur Abwechslung gibt es auch mal etwas Wasser: die Bahnstrecke führt im weiteren Verlauf am Ufer und über einen Damm des Stausees Palcmanská Maša.

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Das letzte Bild der Fahrt im Regionalzug entstand bei Švedlár. Mit vier durchgehenden Verbindungen ist der Verkehr auf der eingleisigen Verbindung überschaubar.

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Die Fahrt endet in Margecany, einem kleinen Ort an der Hauptstrecke von Žilina nach Košice. Dort gibt es einen schlanken Übergang auf den Schnellzug „Tatran“ nach Košice.

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Etwa eine halbe Stunde sind wir nun im Abteilwagen unterwegs, die Strecke folgt dem Fluss Hornad, vor dem Zugfenster zieht der Gebirgszug Čierna hora (schwarzer Berg) vorbei.

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Košice ist die zweitgrößte Stadt der Slowakei, sie liegt weit im Osten des Landes. Bis zur Grenze der Ukraine sind es in Luftlinie von hier nur rund 70 Kilometer. Unsere Stadterkundung beginnen wir am Nationaltheater.

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Die meisten historischen Gebäude sind an der Hauptstraße Hlavná ulica gelegen, Košice hat das größte denkmalgeschützte Stadtgebiet der Slowakei. Dazu gehört auch der Urban-Turm (übernächstes Bild), er diente als Glockenturm des nahegelegenen St. Elisabeths-Doms.

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Der gotische Elisabethdom wurde im 14. und 15. Jahrhundert erbaut, er ist der Heiligen Elisabeth von Thüringen gewidmet, er ist das Wahrzeichen von Košice und die größte Kirche der Slowakei.

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Doch nun zurück zum Bahnhof. Seit 1860 ist Košice (damals noch Kaschau) an das Bahnnetz angeschlossen, das Empfangsgebäude in der heutigen Form stammt aus dem Jahr 1973.

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Für die Rückfahrt des „Tatran“ in Richtung Bratislava treffen wir auf dieselbe Garnitur wie bei der Hinfahrt. In den Fernzügen der ZSSK gibt’s in der ersten Klasse eine Flasche Wasser für die Fahrgäste.

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Den ersten Teil der Strecke am Fuße der Čierna hora kennen wir schon von der Hinfahrt…

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…dann geht es weiter durch die Talsenke Podtatranská kotlina am Fuße der Hohen Tatra.

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Am Bahnhof Štrba verlassen wir den Zug. Es handelt sich um einen Anschlussbahnhof der besonderen Art. Im Erdgeschoss auf dem Niveau der Normalspurgleise gibt es Schalter, Warteraum und Verpflegungsmöglichkeit…

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…während sich im Obergeschoss die Talstation der Zahnradbahn nach Štrbské Pleso befindet. Die Zahnradbahn in die Hohe Tatra verkehrt auf Meterspur, betrieblich heißt dieser Bahnhofsteil Štrba OŽ (für Ozubnicová železnica Štrba–Štrbské Pleso).

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In den Jahren 2020 bis 2022 wurde die Zahnradbahn komplett modernisiert, neben Gleisen und sonstigen Anlagen wurde auch der Fuhrpark erneuert. Die neuen Zahnradtriebzüge wurden von Stadler aus der Schweiz geliefert. Benannt sind die Fahrzeuge nach Berggipfeln der Region, wir treffen auf Triebzug Bradavica.

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Fünf Fahrzeuge wurden in die Slowakei geliefert, sie beruhen auf der GTW-Plattform. Die zweiteiligen Elektrotriebwagen sind für den kombinierten Adhäsions- und Zahnradantrieb konzipiert, sie können auch auf den übrigen Strecken im Meterspurnetz in der Hohen Tatra eingesetzt werden.

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Während die Tagestouristen in der Gegenrichtung auf dem Heimweg sind, sind wir alleine im Zug und können zum Abschluss des Tages eine wunderschöne Bergfahrt in der Abendsonne genießen. Die 4,6 Kilometer lange Zahnradstrecke führt hinauf zum Kurort Štrbské Pleso.

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Eine erste Zahnradbahn wurde 1896 eröffnet, welche jedoch 1932 als unwirtschaftlich und veraltet eingestellt und schließlich abgebaut wurde. Im Vorfeld der Skiweltmeisterschaften 1970 in Štrbské Pleso besann man sich auf die Bahn, für den Neubau der Zubačka konnte ein Teil der alten Trasse genutzt werden, der Rest wurde neu trassiert. Die Bahn überwindet eine Höhedifferenz von rund 440 Meter, die Fahrt dauert 15 Minuten.

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Štrbské Pleso ist ein Wintersport- und Kurort in der Hohen Tatra, wir quartieren uns in einem Hotel am gleichnamigen Bergsee für zwei Nächte ein. Mit einem nächtlichen Blick über den See beenden wir den heutigen Reisetag.

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In den nächsten Tagen folgt der dritte Reiseberichtsteil, darin erkunden wir die weiteren Bahnstrecken im slowakischen Teil der Hohen Tatra.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende

Tobias

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[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/


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