Unterwegs ins kleinste Hochgebirge der Welt - 1/4 m. 59 B. (Reiseberichte)

TD, Dienstag, 26.08.2025, 12:51 (vor 115 Tagen)

Hallo zusammen,

nachdem ich zuletzt mehrere Reiseberichte aus dem Nahbereich zwischen Süddeutschland, Österreich und der Schweiz eingestellt hatte, kommen wir nun zu einer Tour in ein Land, das mir bis auf die Hauptstadt Bratislava noch weitgehend unbekannt war. Im August 2022 starten wir zu einer sechstägigen Tour durch die Slowakei.

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Für die Anreise vom Bodensee nutzen wir den Railjet Zürich-Bratislava, am zweiten Tag reisen wir nach Banská Bystrica und erkunden die Strecke nach Martin. An Tag drei besuchen wir Košice, am vierten Tag befahren wir die Strecken in der Hohen Tatra. Für die Rückfahrt nutzen wir die Direktzüge von Poprad-Tatry nach Wien und von Wien nach Friedrichshafen.


Tag 1: Kreuzlingen – Zürich – Bratislava

Eigentlich wollen wir von Konstanz nach Bratislava fahren. Es will mir aber nicht gelingen, bei der slowakischen Bahn ZSSK ein durchgehendes Europa-Expres-Ticket zu buchen. Ab Kreuzlingen, der schweizerischen Nachbarstadt von Konstanz, ist das gewünschte Ticket jedoch erhältlich. Und so beginnen wir die Reise mit einem Spaziergang über die deutsch-schweizerische Grenze zum Bahnhof in Kreuzlingen.

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Ab Kreuzlingen nutzen wir den SBB-Interregio von Konstanz in Richtung Luzern. Gut, der Interregio auf der Strecke findet sich in vielen meiner Reiseberichte – heute sorgen die SBB aber für etwas Abwechslung, denn zu meiner Überraschung rollt eine S-Bahn-Garnitur als Interregio in den Bahnhof. Wir fahren mit dem Zug über den Seerücken und durch das Thurtal nach Zürich.

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Mit dem RJX 167 gibt es eine durchgehende Verbindung von Zürich über Wien nach Bratislava. Rund neun Stunden werden wir nun an Bord des Railjets verbringen. Die Fahrt durch die Schweiz zwischen Zürichsee und Walensee versüßen wir uns mit einem Apfelstrudel aus dem Bordrestaurant.

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Weiter geht es durch Vorarlberg und über die Arlbergstrecke nach Tirol, dann über das Deutsche Eck nach Salzburg und über Linz auf der Westbahnstrecke gen Wien.

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Auch das Abendessen gibt’s heute im Zug, DoN's serviert vegetarische Lasagne. Langsam setzt die Dämmerung ein, weitere Streckenbilder sind daher schwierig.

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Der Railjet nutzt zwischen Wien und Bratislava die Strecke südlich der Donau zum Bahnhof Bratislava-Petržalka, anschließend geht es auf Stadtrundfahrt über die Donau zum Hauptbahnhof Bratislava hlavná stanica.

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Mit leichter Verspätung erreichen wir gegen 22 Uhr den Endbahnhof. Für meinen Geschmack ist das etwas spät, da ich gerne bei Tageslicht auf Stadterkundung gehe. Aber jetzt wollen wir nicht meckern - schön, dass es überhaupt eine Direktverbindung gibt.

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Wir bringen das Gepäck ins Hotel und starten anschließend zu einem Spaziergang durchs nächtliche Bratislava. Wir beginnen mit dem Palais Grassalkovich, der eindrucksvolle rokoko-spätbarocke Bau ist Sitz des Präsidenten der Slowakischen Republik.

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Bekannteste Sehenswürdigkeit von Bratislava ist die Burg auf dem Burgberg am Donauufer. Vom Wahrzeichen der Stadt kann ich leider nur das nachfolgende Bild aus der Ferne zeigen, denn wenig später erlischt die Beleuchtung des Bauwerks.

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Das alte Rathaus stammt aus dem 14. Jahrhundert, der Maximiliansbrunnen aus dem Jahr 1572 ist der älteste Brunnen der Stadt. Den Abend lassen wir in der belebten Altstadt ausklingen.

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Tag 2: Bratislava – Šaľa - Nová Baňa - Banská Bystrica – Martin - Banská Bystrica

Heute haben wir eine vergleichsweise kurze Etappe vor uns, unser Tagesziel ist das etwa dreieinhalb Stunden entfernte Banská Bystrica. Wir lassen es daher etwas ruhiger angehen und haben uns für den 10 Uhr-Zug entschieden. So bleibt auch Zeit, um uns am Hauptbahnhof Bratislava hlavná stanica umzusehen.

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Auf unserem Reiseplan steht ein Schnellzug (Rýchlik), der Zuglauf trägt den Namen Urpín, das ist der Hausberg von Banská Bystrica.

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An die Fahrt durch das Stadtgebiet von Bratislava schließt sich eine Etappe durch das Donautiefland Podunajská nížina an. Die Ebene ist das fruchtbarste Gebiet der Slowakei, aus dem Zugfenster betrachtet ist die Landschaft eintönig.

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Den Berg Urpín bekommt unser Zug jedoch nicht zu sehen, denn aufgrund von Bauarbeiten besteht auf dem mittleren Abschnitt der Bahnstrecke Schienenersatzverkehr. Am Bahnhof von Šaľa heißt es daher Aussteigen, mit dem Bus geht es bis Nová Baňa.

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Ab Nová Baňa verkehrt der zweite Teil des Urpín, hier treffen wir auf eine Lok der Baureihe 240. Aufgrund ihres Lokkastens aus glasfaserverstärktem Kunststoff werden die Lokomotiven dieser Baureihe auch Laminátka genannt, sie wurden in den Jahren 1968 bis 1970 für die damalige tschechoslowakische Staatsbahn ČSD gebaut.

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Die weitere Strecke ist landschaftlich wesentlich netter, sie folgt dem Tal des Flusses Hron. Die Strecke wird auch als Grantalbahn bezeichnet, Gran ist der deutsche Name des Flusses Hron.
Auf dem übernächsten Bild fahren wir durch Ladomerská Vieska, die Stadt in der Mittelslowakei ist umgeben von den Schemnitzer Bergen (Štiavnické vrchy), die zu den Westkarpaten gehören.

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Am Haltepunkt Banská Bystrica mesto verlassen wir den Zug, da der Weg zu unserem Hotel in der Altstadt von hier aus kürzer ist als vom Hauptbahnhof.

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Mit knapp 75.000 Einwohnern ist Banská Bystrica die sechstgrößte Stadt der Slowakei, sie ist bekannt für ihre historische Altstadt. Zentraler Platz ist der Námestie SNP (Platz des Slowakischen Nationalaufstandes) mit der Mariensäule und dem schiefen Uhrturm.

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Die heutige Kathedrale des Bistums Banská Bystrica wurde in den Jahren 1695 bis 1715 von Jesuiten als Kopie der Kirche Il Gesù in Rom erbaut.

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Da wir schon gegen 13:30 Uhr in Banská Bystrica angekommen sind, gibt es nun noch viel Zeit für ein Nachmittagsprogramm. Und so machen wir uns auf den Weg zum Hauptbahnhof, der monumentale Bau verfügt über eine großzügige Empfangshalle.

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Wir wollen in den eine Stunde entfernten Ort Martin fahren. Auf der Strecke verkehrt der Schnellzug „Fatran“, der Name ist abgeleitet vom Fatra-Gebirge. Die Strecke ist nicht elektrifiziert, der Zug wird von einer Diesellokomotive der Baureihe 754 gezogen. Ihr markantes Erscheinungsbild mit blendfreien Führerständen haben den Lokomotiven die Spitznamen Taucherbrille und Brillenschlange eingebracht.

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Warum fahren wir jetzt nach Martin? Nun, auf der Landkarte versprach die Bahnstrecke mit Kehrschlaufen und Tunneln eine reizvolle Fahrt. Und wir werden nicht enttäuscht: die technisch aufwändige Verbindung windet sich mithilfe von 22 Tunneln zum Gebirgspass Malý Šturec.

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Die Gebirgsetappe endet bei Dolná Štubňa, ab dort folgt die Strecke dem weiten Talbecken des Turiec-Flusses. Wir fahren bis Martin, der nächsten größeren Stadt.

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Der Zug fährt weiter bis Vrútky an der Magistrale Bratislava-Košice. Ich hoffe, ich ärgere mich später nicht, dass mir ausgerechnet das kurze Teilstück Martin- Vrútky in meiner Sammlung befahrener Bahnstrecken fehlt.

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Jedenfalls ist Martin ganz nett um auf die Rückkehr des Zugs zu warten. Martin hat für die Slowaken eine besondere historische Bedeutung, im 19. Jahrhundert wurde der Ort zum Zentrum der slowakischen Nationalbewegung, 1918 wurde hier die Martiner Deklaration verabschiedet, mit der sich der slowakische Nationalrat dem tschechoslowakischen Staat anschloss. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es Bestrebungen, Martin zur slowakischen Hauptstadt zu machen.

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Martin wurde 1872 an die Eisenbahn angeschlossen, was eine Industrialisierung auslöste. Dieselbe Schnellzuggarnitur kommt nun aus Vrútky zurück. Gerne hätte ich für die Rückfahrt noch die auf der Landkarte ebenfalls interessant aussehende Variante via Kremnica und Zvolen befahren, was aber am dünnen Sonntags-Fahrplan gescheitert ist.

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Und so fahren wir auf direktem Weg zurück nach Banská Bystrica. Der Blick aus dem Zugfenster geht zum Veľká Fatra-Gebirge (Große Fatra), dann folgt die Gebirgstrecke. Die Hauptbahn wurde 1936 bis 1940 erbaut, zu den Bauwerken an der Strecke gehört auch der längste Eisenbahntunnel der Slowakei, der Scheiteltunnel Čremošné bringt es auf knapp 4,7 Kilometer.

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Den Abend verbringen wir in Banská Bystrica, nachfolgend noch einige Impressionen, beginnend mit dem 1552 im Renaissancestil erbauten Uhrturm am oberen Ende des großen Platzes des slowakischen Nationalaufstandes (Námestie SNP).

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Im unteren Bereich des Námestie SNP steht ein schwarzer Obelisk, welcher zu Ehren der im Kampf um die Stadt 1945 gefallenen sowjetischen Soldaten errichtet wurde.

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Damit sind wir am Ende des ersten Berichtsteils angekommen. In den nächsten Tagen folgt der zweite Teil, dann fahren wir durch das Slowakische Erzgebirge nach Košice und weiter in die Hohe Tatra.

Viele Grüße

Tobias

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[image] "Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/


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