Der schönste Weg führt über Haparanda (Tag 3/9) [mB] (Allgemeines Forum)
Hier hattet ihr mich auf den Spuren des Films „Zugvögel“ von Bremen bis auf das Schiff nach Turku begleitet.
Mittwoch, 2. Juli 2025
Turku an 07.30Die Zeitverschiebung zwischen Schweden und Finnland ist ja auch ein Thema im Film, wo ein Treffen zwischen Sirpa und Hannes daran scheitert. Bei mir führt sie dazu, dass sich mein Handy nachts umstellt und mich der Wecker daher eine Stunde zu früh weckt. Das war nicht völlig überraschend, aber wenn ich mich darauf verlassen hätte, hätte es wahrscheinlich nicht funktioniert. Und ich kann auch problemlos wieder einschlafen.
Draußen beginnt der neue Tag, wie der alte aufgehört hat, nämlich mit Schären. Überhaupt gibt es auf der Route von Stockholm nach Turku, bei der auch noch die Åland-Inseln dazwischen liegen (und für die zollfreie Einkaufsmöglichkeit sorgen), nur wenig offenes Meer.
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Schären kurz vor Turku
In Turku angekommen, will ich mich nicht mit den anderen Passagieren in den Stadtbus quetschen und laufe daher zum Hafenbahnhof, der nur ein paar hundert Meter entfernt ist und zu den Schiffszeiten passende Abfahrten hat. Am Bahnsteig stehen zwei Züge bereit: ein langer nach Tampere und ein kurzer. Der fährt normalerweise nach Helsinki, wegen Bauarbeiten heute aber nur bis Karjaa. Da er etwas eher fährt, aktiviere ich mein Interrail und steige ein. Die Interrail-App ist im Gegensatz zur VR-Website der Meinung, dass der Zug in Turku nur zum Einstieg hält, und schickt mich daher über Karjaa, was aber tariflich keinen Unterschied macht
Der Zug nebenan nach Tampere hat vorne nur einen „nackten“ Wagenübergang, und ich frage mich, wie er so fahren will, da es am Hafenbahnhof auch keine Umsetzmöglichkeit gibt.
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Intercity nach Tampere am Hafenbahnhof von Turku
Nachdem ich die kurze Strecke zum Stadtbahnhof gefahren bin, kommt der Zug nach Tampere kurz danach angefahren – immer noch mit dem Wagenübergang vorne.
Ich stelle mit Schrecken fest, dass es am Bahnhof keine Gepäckschließfächer gibt. Eine kurze Netzrecherche ergibt aber, dass es im Einkaufszentrum Hansakortteli am Marktplatz welche gibt und mache mich zu Fuß auf den Weg dorthin. Eigentlich ist es nicht weit, aber auf dem direkten Weg ist ein ordentlicher Hügel zu überwinden, den ich bestmöglich umgehe. Dann schließe ich meinen Koffer ein, setze mich erst mal in ein Café auf dem Marktplatz und frühstücke.
Dann mache ich mich auf den Weg, die älteste Stadt und ehemalige Hauptstadt Finnlands zu erkunden. Helsinki hat diesen Titel 1812 nur bekommen, weil Finnland damals zu Russland gehörte und Turku dem Zaren zu weit weg war. Der Plan, Helsinki dann auch gleich nach dem Herrscher in Alexandria umzubenennen, wurde allerdings nicht umgesetzt. Der Dom von Turku ist heute noch das geistliche Zentrum der finnischen evangelischen Landeskirche.
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Der Dom von Turku
Von außen sieht er eher bescheiden aus, von innen nicht ganz so.
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Innenansicht des Doms von Turku
Sonst gibt es nicht viel alte Bausubstanz, seit ein Feuer 1827 in der Stadt wütete (und die Vormachtstellung von Helsinki weiter zementierte). Die einzige erhaltene Straße ist heute ein Freilichtmuseum etwas außerhalb des Zentrums, zu dem ich mich aber nicht aufmache. Stattdessen statte ich der Markthalle einen Besuch ab.
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In der Markthalle von Turku
Auch ohne Sprachkenntnisse ist recht deutlich, was dort verboten ist:
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Verbotsschild in der Markthalle von Turku
In der Markthalle gibt es einen „blauen Zug“, einen langen Raum mit Sitzen, auf denen man sein Essen essen kann:
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Sininen juna (Blauer Zug) in der Markthalle von Turku
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Und so sieht die Markthalle von außen aus:
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Die Turkuer Markthalle von außen
Einen Marktplatz gibt es wie gesagt auch. Wahrscheinlich ist der finnische Name der Stadt sogar mit dem Wort tori für (Markt-)Platz verwandt. Mich erinnert er sehr an den Marktplatz von Kuopio, wo ich 2013 war. Am Marktplatz esse ich auch in einem der für Finnland recht typischen günstigen Buffetrestaurants zu Mittag, und zwar einem sehr guten koreanischen.
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Der Marktplatz von Turku
Als letzter Rest der 1972 stillgelegten Straßenbahn dient ein Wagen heute als Eiskiosk. Es gibt aber Pläne, wieder einen Betrieb einzurichten.
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Alter Straßenbahnwagen als Eiskiosk auf dem Turkuer Marktplatz
Der öffentliche Nahverkehr wird momentan vollständig von Bussen übernommen, die unter dem Namen „Föli“ laufen. Das Wort kommt aus dem Turkuer Dialekt, in dem fölissä so viel wie „an Bord“ bedeutet. Im Standardfinnischen gibt es interessanterweise überhaupt kein f.
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Föli-Bus am Turkuer Marktplatz
Mit einem Föli-Bus fahre ich noch mal zum Hafen, wo sich auch die Burg befindet, der ich einen kurzen Besuch abstatte.
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Die Burg von Turku
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Im Burghof von Turku
Sehr nett ist es in Turku auch am Fluss, der den schönen Namen Aurajoki trägt (joki heißt einfach „Fluss“).
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Am Aurajoki in Turku
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Am Aurajoki in Turku (Åbo ist der schwedische Name der Stadt)
Den Rest der Zeit verbringe ich zeitunglesend auf einer Parkbank in der Nähe des Flusses. Es ist trocken, meistens sonnig und noch ein paar Grad kühler als gestern in Stockholm – also bestes Wetter, um draußen Zeit totzuschlagen.
Zum Bahnhof mache ich mich dann aber doch sehr früh auf. Ich hole meinen Koffer aus dem Schließfach und fahre diesmal mit dem Bus. Den Bahnhof liegt noch in den letzten Zügen eines Umbaus, bei dem man leider auch das Bahnhofsgebäude eingespart hat. Als Warteraum dient jetzt eine Ecke in einem ehemaligen Betriebswerk, das sonst zum Kulturzentrum umfunktioniert wurde. Immerhin hat es dadurch auch Gastronomie, bei der man sich vor der Reise noch eindecken kann.
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Warteraum am Bahnhof Turku
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Der Bahnhof von Turku
Die Schlafwagen für meinen Nachtzug stehen noch in der Abstellung:
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Schlafwagen für den Nachtzug nach Rovaniemi am Bahnhof in Turku
Die Sitzwagen kommen etwa eine halbe Stunde vor der Abfahrt als Intercity von Hafen an, dann werden die Schlafwagen angekuppelt. Autotransportwagen gibt es auch, sie laufen ganz an der Spitze mit.
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Die Schlafwagen für den Nachtzug nach Rovaniemi werden angekuppelt
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Autotransportwagen mit etwas hypnotisch guckendem Rentier
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Den Schlafwagen ziert dagegen natürlich eine Eule …
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… und ein Weihnachtsmann (finnischer Text etwa: „Offizielles Bahnunternehmen des Weihnachtsmanns“)
Das Innere meines Abteils sieht noch genauso aus wie 2016, als ich schon mal gen Norden gefahren bin. Daher zeige ich noch mal die Fotos von damals:
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VR-Schlafabteil von innen
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Badezimmer eines VR-Schlafabteils
Dusche eines VR-Schlafabteils
Turku ab 21.08 PYO 933Dann fährt der Zug los. Bald hinter Turku sehe ich zwei Elche vor dem Zug fliehen, natürlich zu schnell und plötzlich für ein Foto. Ebenfalls plötzlich klopft es an der Tür: Fahrkartenkontrolle. Ich habe schlauerweise mein Handy zum Laden an die Steckdose neben der Tür (und nicht an die am Bett) angeschlossen. Als ich jetzt die Tür aufmache, denke ich daran nicht mehr und schrotte prompt das Netzteil. Jetzt muss ich ein wenig mit dem Akku haushalten. Aber da es ja draußen hell ist, kann ich prima auf dem Klappsitz am Fenster sitzen und die Landschaft beobachten. Das mache ich bis Tampere, wo der Zug interessanterweise vier Stunden Aufenthalt hat. Wenn man will (so schlägt es auch die Interrail-App vor), kann man hier umsteigen und schon morgens um sieben in Rovaniemi sein. Als Langschläfer, der zudem keinen Termin hat, lehne ich das entschieden ab, bleibe im Zug und lege mich schlafen.
Fortsetzung folgt!