DT fördert Solidarität und Kommunikation! (Allgemeines Forum)
Hey.
RE 9 von Osnabrück nach Bremerhaven. Im Einsatz ein Kurzhamster und ein Normalhamster - 3+4 also. Der Zug ist gut voll. Alle Sitzplätze weg, in den Türräumen stehen jeweils 2 Handvoll Kunden, ein paar im Gang und 2 Fahrräder blockieren fröhlich die Fluchtwege. Alles easy, alles friedlich. Ich habe etwas Pech, die Eurobahn aus Wissingen ist leicht verspätet - dafür blitzsauber und mit funktionierendem WC! -, dafür ist der RE 2 aus dem Ruhrgebiet mal pünktlich und vor der Eurobahn da. Ich stehe also auch ...
Unterwegs steigt ein Ehepaar zu, best ager sozusagen, Typ Macher. Und sie haben auch gleich eine Lösung, die sie im Gespräch auch laut kundtun: "Die könnten auch mal die 1. Klasse freigeben!". In der Tat ist die völlig verwaist.
Da mischen sich mehrere(!) Fahrgäste ein. Erzählen, dass sowieso kein Schaffner durchkomme. Außerdem sei der in Osnabrück im anderen Zugteil gewesen. Und selbst wenn: man sehe ihn ja rechtzeitig ...
Und so waren sich alle einig: die beiden könnten die 1. Klasse ruhig okkupieren! Da passiere nichts ...
Derweil bot ein Kind, so um die 10 Jahre an, seinen Sitzplatz zu räumen und ihn einen der beiden anzubieten. Mama war bass erstaunt; die ahnte gar nicht, wie anständig sie ihr Kind erzogen hatte.
Die älteren Herrschaften blieben dann aber solidarisch und verweilten mit uns gemeinsam in der 2. Gemeinsam lästerten wir dann noch mit Wonne über all die Deppen in den Plüschetagen von Alstom, DB, LNVG und Co., die uns dieses Desaster beschert haben. Und es herrschte schon Vorfreude auf den baldigen Osterverkehr, auf den Sommer mit ungezählten Fahrrädern und darauf, dass als Belohnung für die Akzeptanz dieses Versagens uns im nächsten Fahrplanjahr noch mehr Kapazität gestrichen wird und wir vermutlich nach allem, was man hört, gute alte DDR-Reichsbahn-Dosto erleben dürfen. Wenn das Honecker, Mielke und Co noch erleben würden, dass 35 Jahre später ihre Gefährte noch immer unverzichtbar sind - sie wären sicher fröhlicher tot.
Zur Fröhlichkeit trug dann auch der Fahrdienstleiter bei. Fliegende Überholung im Gegengleis zwischen Barnstorf und Twistringen. So dass diesmal durch den stets unpünktlichen Fernverkehrszug eine maximale Verspät..., äh Verzögerung von 5 Minuten eintrat, die bis Bremen Zentral auf sogar nur 3 Min gesenkt werden konnte.
Aber da war ich schon draußen, genoß die Sonne Twistringens und erfreue mich seitdem an der Nordwestbahn, die ja auch Richtung Osterholz-Scharmbeck, oder wie die ganz coolen Fahrgäste manchmal sagen: Ohhh Haaaa Zettt, fährt. Wenn auch schon wieder mit Verzögerung - wobei sich niemand mal die Mühe gibt, zu erklären, warum ... Wozu auch. Die Kundschaft ist ja friedlich und fröhlich und erwartet ja auch längst keine Qualität mehr. Aber im "Elend" vereint zu sein, fördert dann wie erlebt die Mitmenschlichkeit. Sehr schön!
Schöne Grüße von jörg
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"Zu Lebzeiten will ich gerne bescheiden sein; doch wenn ich tot bin, soll man natürlich anerkennen, dass ich ein Genie war." (Michel Audiard)