Hey.

Da schrieb die beste aller Apothekenladys mir vor ein paar Tagen, dass sie heute mal mit dem Zug in die große Stadt fahre. Ein Grund, sich der Bahn zu widmen. Da kann ich sie ja begleiten. Ich mag sie durchaus; sie mich erstaunlicherweise zumindest theoretisch auch - aber Apothekenmaus und Kurierfahrer, da stoßen Welten aufeinander und überhaupt und so. Nicht Fisch, nicht Fleisch, vegane "Beziehung" sozusagen ... 

Die Eurobahn brachte mich dann pünktlich nach Osnabrück, diesmal wieder zuverlässig mit 2 defekten WC; ja, neulich in einem Zug waren beide WC funktionstüchtig. Da hätte ich mal so gerne ..., aber, tja ..., wer ahnt sowas ... 

In Osnabrück hoch zu Gleis 5 und siehe da: die DB stellt einen Dostopark auf dem RE 9 bereit. Frühzeitig schon wurde eine 10-minütige Abfahrtverzögerung kundgetan; den Grund gab es zur Abfahrtzeit über Lautsprecher: warten auf den Lokführer, der aus einem anderen Zug kam. 

Dann ging es mit ca + 15 so etwa los. Auf meine Nachfrage, welchen der beiden möglichen Züge die Apothekendame denn nehmen möge, war sie dann über ihren eigenen Mut erschrocken (welche Frau ist schon so blöd, sich mit Blaschi einzulassen) und die Sportart Zurück-Rudern war wieder dran. "Ähm, also, wegen mit musst du jetzt nicht deine Pläne ändern!". Ich hatte gar keine, aber jetzt fasste ich einen Beschluß: "Du genießt jetzt den Dosto! Die Lady wird ignoriert!". Denn es gibt nix besseres als Dostowagen. Ich liebe sie. Mit diesen Übergangshamstern freunde ich mich nicht wirklich an. Obwohl da letztes Wochenende der Kollege am Volant ca 5 Min Verspätung herausfuhr - und das bei den wieder verkürzten Fahrzeiten. Trotzdem: an den Dosto kommen sie nicht ran. Und was neu kommt, irgendwann, kann nur verschlimmbessert worden sein.

Ich blieb dann in Bremen sitzen und fuhr bis Lehe. In Bremen war wer falsch zugestiegen, wollte Richtung Osnabrück. Der Schaffner erklärte: Osterholz-Scharmbeck umsteigen; sagte das auch nochmal über Lautsprecher durch. Vor Bremerhaven Hbf die Durchsage, dass Umsteiger nach Cux zwingend hier umsteigen müssen und nicht in Lehe. Wegen unserer Verspätung ließ man die EVB vorwegfahren! In Lehe beim Laden im Bahnhofsgebäude Essen und Trinken fassen und zurück auf den Bahnsteig. Da saßen 2 Mädels und diskutieren über den Fahrplan. Ob sie in Bremen gleich die RB 41 um xx:58 nach Hamburg bekämen. Ich mischte mich ungefragt ein: "Ausgeschlossen!". Es stellte sich heraus, dass auch sie sich verfahren hatten und nach Hamburg wollten. Also ihnen erklärt, wie es geht. Sie kamen dann dazu auch mit der ausgedruckten Auskunft im allgemeinen nicht klar. Schon in der jeweiligen Ankunftsminute sollte es zu ihrer Verwirrung öfters mal weitergehen - ja, mit dem Fußweg! Also ihnen erklärt, dass sie nach dem Ausstieg ja direkt anfangen zu laufen. Nach neuem Zeitplan sollten sie 19.25 Uhr am Airport Hamburg ankommen, der Flieger nach Dubai (von da weiter zu den Philippinen) sollte 21 Uhr abheben. Alles knapp, aber sie blieben erstaunlich entspannt.

Wir fahren auf Bremen zu, ich checke meine Auskünfte für die Mädels noch mal und sehe zufällig, dass Bahnexpert einen Doppelhamster für meinen Zug beauskunftet. Wo ich doch im Dosto sitze! Gerade will ich mich erzürnen ob des Unsinns, kommt eine Durchsage: dieser Zug endet in Bremen, Weiterfahrt nach Osnabrück mit dem Zug gegenüber! Ui, ein Parktausch! Den Grund habe ich nicht eruiert. Aber ich brummelte: nahm mir die DB den geliebten Dosto weg. Aber ich sah auch, dass der Zug nach Bremerhaven Verspätung haben sollte. Da war mir dann klar, der Dostopark fährt zurück nach Bremerhaven und der Hamsterpark aus Osnabrück wieder nach Osnabrück. Und ich entschied schon wieder: liebe DB, dann bleib ich im Dosto und fahr halt nochmal nach Bremerhaven! Bätschi! Großes Gewusel in Bremen an Gleis 9 und 10. Und es war klar, dass wir mit satter Verspätung fahren. Was heißen würde: in Lehe wird man am Bahnsteig stehen bleiben statt in die Abstellung zu gondeln. Muss ich also nicht langweilig da rum sitzen. Genauso kam es dann auch; wir hatten knapp + 30.

In Lehe schnappe ich kurz frische Luft und schaue mir die Bahnsteigverlängerung an. Da kommt wer aus dem Zug, stürmt auf mich zu und sucht Hilfe. Wollte von Hamburg nach Köln mit NV - und hat in Bremen auch wieder den falschen Zug erwischt. Leider war er ziemlich sprach- und ortsunkundig; mit Bremerhaven, was nicht auf seinem Reiseplan stand, konnte er nichts anfangen und es dauerte, bis er verstand, dass wir nicht in 10 Min in Osnabrück ankommen, sondern er seinem Plan jetzt +120 geben muss ... 

In Bremen wurde es dann voll. Fußballfans... Vom Gladbacher mir gegenüber lernte ich, dass Werder zwar ein sympathischer Verein sei - aber zu sympathisch. Denen fehle das Asoziale. Fußball und Fans und Vereine haben demnach eben auch eine asoziale Komponente - die gehöre einfach dazu! Bei Werder fehle diese. Er selbst ging, was die Bestätigung seiner These anging, mit gutem Beispiel voran. Sein Kumpel hielt dann mein Outfit aus (jahrzehntealtem) Carlo Colucci-Designerpullover und Jogginghose für sehr gewagt, um es höflich zu formulieren und bemängelte meine fette Wampe. Immerhin machte er beim Altersschätzen einiges gut und hielt mich für Anfang 40. Sein Kumpel wollte mich ärgern und tippte auf 48 und erwartete ein böse Reaktion. Tja, dummerweise ist die Lösung schon lange nicht mehr 42. Sondern für ein Frühjahr noch 54. Wobei ich das Alter vor allem daran spüre, dass immer weniger Menschen wissen, dass mein Geburtstag im Westen mal Feiertag war ... 

Ziemlich pünktlich erreichten wir Osnabrück. Die Eurobahn nach Wissingen war pünktlich und ordnungsgemäß waren beide WC defekt. Und zwischenzeitlich hatte sich die Apothekendame dann natürlich auch gemeldet mit diversen Statusberichten - Ignoranz meinerseits ist dann nämlich auch doof. Wie auch meine Erzählung mit den beiden Mädels keinen Anklang fand; aber Mann kennt das Motto der Damenwelt ja: ich will ihn zwar nicht - aber das heißt ja noch lange nicht, dass er dann um andere buhlen und freien darf ... 

Nur eines fiel mir wieder auf: es gab nicht eine einzige Kontrolle der Fahrscheine. Das irritierte mich letzte Woche schon im Norddeich-RE. Einen der Schaffner dort kannte ich aus meiner aktiven Zeit als stets sehr aktiv und vorbildlich; diesmal sah ich ihn zwischen Bremen und Norddeich aber nur an der Mole beim Aussteigen. Aber nicht nur bei der DB ist mittlerweile wohl alles egal. In Rheine letzte Woche auf dem WC tropfte der Wasserhahn noch immer, und das recht heftig. Geht seit Monaten so, 2x rief ich schon an, ist aber wohl auch egal.

Apropos letzte Woche. Da habe ich einen Fernzug genutzt, da würde unsere Oldschool-Fraktion hier Herzrasen bekommen vor Freude. Im ICE 1107 hörte ich ständig "Die Fahrkarte, bitte". Offensichtlich war ich da der einzige Fahrgast mit KCI. Was aber angesichts der Klientel aber auch nicht wirklich verwunderlich war. 

Fazit jedenfalls: so eine kleine, harmlose Bahnfahrt nur leicht über den Kirchturm hinaus bot trotzdem wieder beste Unterhaltung! Und so muss es ja auch sein. Für von A nach B könnte man ja auch einfach das Auto nehmen. Aber das böte vielleicht bzw ganz sicher zwar mehr Zuverlässigkeit - aber nicht mal ansatzweise soviel Erlebnisreiches. 

Und so darf auch die Apothekenlady davon ausgehen, dass die Eisenbahn bei Blaschi auch in Zukunft prioritär behandelt wird und ihr Befinden dann beachtet wird wie der Nahverkehr auf der Rollbahn, wenn der Weiße wieder zeitlich hängt: ab auf die Seite! 

Wahre Liebe bietet nur die Eisenbahn! 

Schöne Grüße von jörg

Wobei Mausi mich für nur "etwas älter" hält als sich selbst; sie ist 32 ... Gut, bei Bahnens ist +180 ja auch nur etwas verspätet ... - aber wie erklär ich ihr mal die wahre Differenz ... 

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"Zu Lebzeiten will ich gerne bescheiden sein; doch wenn ich tot bin, soll man natürlich anerkennen, dass ich ein Genie war." (Michel Audiard)