Mit RHB, GTW, VT 2E & WFB durch vier Bundesländer 3/4 53 B. (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
willkommen zum dritten Teil unserer kreuz- und quer-Tour durch vier Bundesländer. Im letzten Teil hatten wir Lahntalbahn und Vogelsbergbahn erkundet und waren am Abend in Fulda eingetroffen.
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Heute drehen wir eine kürzere Runde durch Hessen, im Fokus stehen dabei die VT 2E im Taunus und die GTW der Hessischen Landesbahn.
Tag 2: Fulda – Frankfurt – Bad Homburg – Brandoberndorf – Friedrichsdorf – Friedberg – Gießen – Gelnhausen – Frankfurt
Wir haben in Fulda übernachtet, der Fußweg vom Hotel zum Bahnhof führt uns am Alten Rathaus vorbei, der wuchtige Fachwerkbau wurde 1531 erbaut, er diente als Ratsstube und Rüstkammer.
Deutlich jünger ist das Kanzlerpalais, es wurde um 1735 gebaut, dient aber ebenfalls als Rathaus.
Der Bahnhof von Fulda ist ein Nachkriegsbau, er wurde im Zuge des Baus der Schnellfahrstrecke Hannover-Würzburg in den 1980er Jahren umgestaltet. Der Bahnhofsvorplatz wurde damals tiefer gelegt, so dass das Empfangsgebäude heute größer und monumentaler wirkt.
Wir fahren mit einem Regionalexpress von Fulda nach Frankfurt. Bei der Fahrt durch die Täler von Fliede und Kinzig fällt der Blick auf den „Monte Kali“, eine Halde des Kaliwerks Neuhof-Ellers.
Wahrscheinlich wäre es kürzer gewesen, die heutige Tagestour in umgekehrter Reihenfolge zu machen, aber aus unerfindlichen Gründen hatte sich bei mir gedanklich eine Rundfahrt im Uhrzeigersinn festgesetzt. Und so geht es nun von Frankfurt mit der S-Bahn auf der Homburger Bahn in Richtung Taunus.
Homburg (damals noch ohne Bad) war eine beliebte Sommerresidenz von Kaiser Wilhelm II. – und so war dem Kaiser sehr an einem repräsentativen Empfangsgebäude gelegen. Der Kaiser griff auch selbst in die Gestaltung des 1907 fertiggestellten Gebäudes ein.
Im Jahr 2013 wurde die nach einem Brand sanierte Haupthalle wiedereröffnet. Jetzt wird es allerdings spannend, was sich am Bahnsteig tut, denn auf der Taunusbahn nach Brandoberndorf verkehren LINT und VT 2E-Triebzüge.
Treffer! Der VT 2E ist dann doch das interessantere Fahrzeug als ein LINT. Die Doppeltriebwagen wurden in den Jahren 1987 und 1992 von Linke-Hofmann-Busch in den Taunus geliefert. Bis zum Jahr 2022 prägten die gelben Züge die Taunusbahn.
Der Zug befährt bis Friedrichsdorf die Homburger Bahn, ab dort geht es auf der Taunusbahn weiter. Die Nebenbahn führte ursprünglich bis Albshausen, sie ist auch unter den Bezeichnungen Usinger Bahn oder Solmsbachtalbahn bekannt.
Die Strecke verläuft durch das Köppener Tal und quert den Taunushauptkamm. In kurvenreicher Streckenführung geht es durch das Usinger Land hinauf zum Scheitelpunkt zwischen Wilhelmsdorf und Hundstadt.
In Grävenwiesbach hat der Zug etwas Aufenthalt – Zeit genug, um ein paar Schritte in Richtung Empfangsgebäude zu unternehmen. Die Bahnstrecke wurde zwischen 1895 und 1912 abschnittsweise eröffnet, das Empfangsgebäude von Grävenwiesbach wurde 1912 vollendet. Ab 1985 war hier Endstation im Personenverkehr.
Der folgende acht Kilometer lange Abschnitt von Grävenwiesbach nach Brandoberndorf wurde 1999 im Personenverkehr reaktiviert. Die weitere Streckenführung durch den Hintertaunus erforderte mehrere Kunstbauten, die Zug durchfährt hier den 1,3 Kilometer langen Hasselborner Tunnel.
Beim nächsten Bild sind wir schon in Brandoberndorf angekommen und blicken vom Bahnsteig auf das heutige Streckenende. Nachdem der Verkehr in den 1970er und 1980er Jahren zurückging, wurde der weitere Abschnitt bis Albshausen 1988 stillgelegt und später abgebaut. In Albshausen hatte die Strecke Anschluss an die Lahntalbahn, zur Dampflokzeit gab es durchgehende Verbindungen von Frankfurt über Brandoberndorf bis Wetzlar und Gießen.
Brandoberndorf hat rund 2.000 Einwohner und gehört zur Gemeinde Waldsolms. Der heutige Name geht auf das Jahr 1543 zurück, als das Dorf durch einen Brand zerstört wurde. In den Jahren 1867 bis 1869 kam Brandoberndorf durch die Eisenbahn zu Reichtum; dank des großen Bestands an Eichen erzielte der Ort durch den Verkauf von Bahnschwellen erhebliche Einnahmen, die Bürger mussten damals keine Steuern bezahlen, sondern bekamen sogar Geldgeschenke von der Gemeinde.
Im historischen Ortskern gibt es rund um den Lindenplatz mehrere denkmalgeschützte Gebäude wie das Rathaus oder die evangelische Kirche aus dem 17. Jahrhundert.
Für die Rückfahrt treffen wir nun auf einen LINT-Dieseltriebzug. Das TSB-Logo (für Taunusbahn) ist nur ein Markenzeichen, der Verkehr wird durch die Hessische Landesbahn (HLB) erbracht. Die Strecke wurde im damaligen Frankfurter Verkehrsverbund als „Linie T“ geführt, mittlerweile gehört sie als RB 15 zum RMV.
Im Dezember 2022 wurde der Betrieb von der DB-Tochter Regionalverkehre Start Deutschland übernommen, die Zeit der gelben Züge im Taunus ist seither vorbei. Die meisten der VT 2E-Züge wurden nach Rumänien verkauft.
Den Betrieb sollte eine Wasserstoff-Flotte mit iLINT übernehmen, das entwickelte sich aufgrund von Lieferverzögerungen und technischen Problemen allerdings zu einem Fiasko.
In Usingen befindet sich der Betriebsmittelpunkt der Bahnstrecke, das Empfangsgebäude ist heute ein Kulturdenkmal.
Der 18 Kilometer lange Abschnitt der Taunusbahn zwischen Usingen und Friedrichsdorf soll elektrifiziert und teilweise zweigleisig ausgebaut werden, Ziel ist ein S-Bahn-Verkehr von Frankfurt bis Usingen.
Auf dem Rückweg fahren wir nur bis Friedrichsdorf, zum Abschluss noch ein letzter Blick durch das Zugfenster auf die Landschaft des Hintertaunus.
Am Bahnhof Friedrichsdorf treffen die Homburger Bahn, die Taunusbahn und die Bahnstrecke aus Friedberg aufeinander. Für uns geht es auf der Friedberger Strecke weiter, hierbei treffen wir auf einen GTW der HLB. Der Triebwagen Nummer 119 ist eines der jüngsten Fahrzeuge, es stammt aus einer Lieferung der Jahre 2000-2001 für die Butzbach-Licher Eisenbahn.
Die Bahnstrecke von Friedrichsdorf nach Friedberg ist 16 Kilometer lang, eingleisig und nicht elektrifiziert. Sie verläuft recht unspektakulär über das flache Land der Wetterau.
Knapp 20 Minuten später sind wir in Friedberg angekommen. Die Bahnstrecke aus Friedrichsdorf trifft hier auf die Main-Weser-Bahn von Frankfurt nach Kassel. Der Bahnhof von Friedberg wurde 1913 aus Platzgründen verlegt, aus jener Zeit stammt das heutige Empfangsgebäude.
Mit dem RE 30, dem Main-Weser-Express, fahren wir eine Station bis Gießen. Auch diese Etappe durch Mittelhessen dauert nur rund 20 Minuten.
Unser nächstes Ziel ist die Lahn-Kinzig-Bahn von Gießen über Nidda nach Gelnhausen. Auch hier treffen wir auf einen GTW der HLB. Die eingleisige, nicht elektrifizierte Hauptbahn ist knapp 68 Kilometer lang, die Fahrt dauert etwa anderthalb Stunden.
Die Strecke führt landschaftlich ganz nett durch Mittelhessen an der Grenze zwischen Wetterau und Vogelsberg. Die Bahnstrecke wurde zwischen 1869 und 1870 abschnittsweise eröffnet, sie verbindet mehrere Landstädte, erlangte jedoch nie überregionale Bedeutung.
Südlich von Hungen führt die Strecke durch die Wetterauer Seenplatte, die Gewässer sind Überbleibsel des Braunkohletagebaus in der Region.
Langsam leert sich der Zug und es bietet sich die Möglichkeit für ein Innenbild. Bei diesem GTW präsentieren sich die Sitzpolster in türkis, während die HLB sonst auf orange setzt.
Der Bahnhof von Nidda verfügt über ein imposantes Empfangsgebäude, hier trifft die Horlofftalbahn aus Frankfurt auf die Lahn-Kinzig-Bahn. Bis 1959 ging von hier noch eine weitere Strecke nach Schotten aus.
Auf der Lahn-Kinzig-Bahn gibt es zwei Tunnel, die bereits für den zweigleisigen Betrieb vorbereitet waren, ein Ausbau der Strecke wurde aber nicht realisiert.
Bei Stockheim quert die Strecke den Fluss Nidder, der Nebenfluss der Nidda bildet hier eine Auenlandschaft.
In Gelnhausen trifft die Strecke auf die Kinzigtalbahn Frankfurt-Göttingen. Ursprünglich war geplant, die Lahn-Kinzig-Bahn bis Partenstein an der Main-Spessart-Bahn zu verlängern, das kam jedoch nicht zustande.
Hier schließt sich der Kreis, denn auf Fahrt am Morgen von Fulda nach Frankfurt waren wir schon einmal im Bahnhof Gelnhausen; den folgenden Abschnitt mit dem RE 50 durch das Kinzigtal bis Frankfurt befahren wir jetzt zum zweiten Mal am heutigen Tag.
Zum Abschluss noch zwei abendliche Eindrücke vom Mainufer und dem Römerberg in Frankfurt.
![[image]](https://www.bahnreiseberichte.de/116-Pfalz-Hessen-Main/116-137Frankfurt-Roemerberg.jpg)
„Fahren ist keine Kunst“ behauptet ein Schriftzug am Abgang zur U-Bahn an der Haltestelle Römer. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieser Aussage zustimmen kann, zumindest im erweiterten Kontext mit Tourplanung, Fahrplan- und Tarifstudium ist das richtige Fahren mitunter schon eine Kunst.
So, und damit sind wir am Ende dieses Reisetags angelangt. In den nächsten Tagen folgt der vierte und letzte Teil mit der Rückfahrt an den Bodensee, mit der künstlerischen Freiheit, nicht den direktesten Weg zu wählen, erkunden wir dabei die Madonnenlandbahn.
Viele Grüße und einen schönen zweiten Advent
Tobias
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