Mit RHB, GTW, VT 2E & WFB durch vier Bundesländer 2/4 45 B. (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
willkommen zum zweiten Teil unserer Erkundungstour durch den Südwesten Deutschlands. Im ersten Teil waren wir von Allensbach am Bodensee nach Koblenz gefahren und hatten dabei der Rhein-Haardtbahn einen Besuch abgestattet.
![[image]](https://www.bahnreiseberichte.de/116-Pfalz-Hessen-Main/116-000Karte.jpg)
Von Koblenz fahren wir nun abseits der Magistralen nach Fulda, jetzt stehen Lahntalbahn und Vogelsbergbahn auf der Agenda.
Wir werfen noch einen Blick auf das Empfangsgebäude des Koblenzer Bahnhofs, dann wird es Zeit für die Regionalbahn in Richtung Limburg. Wir treffen auf einen einteiligen LINT der Lahn-Eifel-Bahn.
Im Stadtgebiet von Koblenz quert die Lahntalbahn den Rhein auf der Horchheimer Eisenbahnbrücke. Anschließend beginnt eine reizvolle Fahrt entlang der Lahn. Die Bahnstrecke ist hier eingleisig und nicht elektrifiziert.
Nach gut 20 Minuten steigen wir allerdings schon wieder aus, denn Bad Ems ist uns einen Zwischenstopp wert. Das ehemalige Kaiserbad ist für mondäne Bauten und ein barockes Stadtbild bekannt. Na, dann schauen wir mal, die Bahnhofsstraße hinunter zur Lahn ist noch unspektakulär…
…aber am Fluss offenbart sich die Pracht der Bäderarchitektur. Seit dem Jahr 2021 gehört Bad Ems als eine der bedeutendsten Kurstädte Europas zum Unesco-Weltkulturerbe. Das Kurhaus wurde 1715 errichtet, es dient heute als Hotel- und Konferenzzentrum, außerdem beherbergt es eine Spielbank.
Bad Ems ist nicht nur per Straße und Schiene zu erreichen, sondern auch auf dem Wasserweg. Die Stadt liegt beiderseits der Lahn zwischen Taunus im Süden und Westerwald im Norden. Am linken Lahnufer steht seit 1907/08 der Quellenturm, der das benachbarte Badehaus mit Thermalwasser versorgt.
Zahlreiche Monarchen und Künstler weilten im 19. Jahrhundert in Bad Ems, darunter Kaiser Wilhelm I., dem ein Denkmal im Kurpark gewidmet ist. Besonderheit des Kaiserdenkmals ist, dass Wilhelm I. als Privatmann in Freizeitkleidung dargestellt ist und nicht wie sonst üblich in Uniform.
Bei einer solchen Pracht braucht es natürlich auch ein angemessenes Empfangsgebäude. Zur Belle Époque, als hier Kaiser und Zaren verkehrten, gab es in Bad Ems einen Fürstenbahnhof. Das Empfangsgebäude steht heute unter Denkmalschutz.
Der Hauptgrund unseres Zwischenhaltes in Bad Ems war jedoch die Bahnsteighalle. Sie wurde 1910 von MAN gebaut und gilt heute als die kleinste Bahnsteighalle im Netz der Deutschen Bahn.
Für die Weiterfahrt auf der Lahntalbahn rollt nun ein Talent-Triebzug in den Bahnhof. Die Lahntalbahn wird heute nur im Regionalverkehr bedient, während es hier früher auch illustre Fernverkehrsverbindungen wir Trier-Westerland, Paris-Gießen oder auch Kurswagen von Dortmund nach Bad Ems gab.
Die Strecke verläuft landschaftlich sehr reizvoll entlang der mäandernden Lahn. Sie ist von zahlreichen Kunstbauten geprägt, es gibt insgesamt 18 Tunnel und zahlreiche Brücken.
Beim nächsten Bild queren wir bei Obernhof die Lahn, dabei fällt der Blick auf Kloster Arnstein oberhalb des Flusses. Das Kloster wurde im Jahr 1139 in den Mauern einer Burganlage gegründet.
Ab dem Jahr 1840 gab es Bestrebungen für den Bau einer Bahnstrecke durch das Lahntal. 1858 wurde ein erster Streckenabschnitt eröffnet, der jedoch kurz darauf durch einen Erdrutsch verschüttet wurde. In den Jahren 1860 bis 1863 wurde die Strecke durch die Nassauische Staatsbahn abschnittsweise fertiggestellt. Mit dem Untergang des Herzogtums Nassau ging die Strecke an die Preußischen Staatseisenbahnen über, aus militärstrategischen Gründen wurde sie als Teil der Kanonenbahn von Berlin nach Metz ausgebaut. Aufgrund schwerer Kriegsschäden war die Strecke nach dem Zweiten Weltkrieg jahrelang nicht durchgehend befahrbar, einige Provisorien wie eingleisige Abschnitte halten bis heute an.
Letzter Ort auf rheinland-pfälzischer Seite ist Diez. Das Stadtbild der ehemalige Residenzstadt wird vom hochmittelalterlichen Grafenschloss beherrscht. Die Wurzeln des Baus reichen bis ins 11. Jahrhundert, es war nassauisches Amtshaus, Zuchthaus und Verarbeitungsstätte für Lahnmarmor, heute dient es als Jugendherberge.
Von Diez ist es nicht weit bis Limburg, die beiden Städte sind miteinander verwachsen. Die Landesgrenze zu Hessen verläuft im Zickzack über das Bahnhofsvorfeld von Limburg, so dass wir die Grenze nicht einmal, sondern im Abstand weniger hundert Meter gleich dreimal überqueren.
Limburg an der Lahn kenne ich bisher nur von der Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/Main aus – eine gute Gelegenheit, das nun zu ändern! Und so unterbrechen wir die Fahrt hier für eine kleine Stadterkundung. Die mittelalterliche Altstadt zeugt von der Blüte der Stadt im 14. Jahrhundert.
Bekannter als die Altstadt von Limburg ist der spätromanische Dom St. Georg. Er liegt weithin sichtbar auf einem Kalkfelsen oberhalb der Lahn und ist mit sieben Türmen ein Unikum in Deutschland.
Mit der Pracht und Geschichte von Dom und Altstadt kann es der in der Innenstadt gelegene Bahnhof von Limburg nicht aufnehmen. Während die Altstadt den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigt überstand, wurde das Empfangsgebäude durch Luftangriffe beschädigt und 1961 durch einen Neubau ersetzt.
Während der Fernverkehr oberhalb der Stadt am Bahnhof Limburg Süd hält, gibt es hier diverse Regionalverbindungen. Wir wollen weiterhin die Lahntalbahn befahren und wählen hierfür die HLB. In dem LINT werden wir die nächsten knapp drei Stunden bis Fulda verbringen.
Das Tagespensum für den heutigen Tag ist etwas grenzwertig, in Limburg hätte ich gerne etwas mehr Zeit gehabt. Aber immerhin bietet sich vom Zug aus nochmals ein Blick auf ein Bauwerk, für das vorhin keine Zeit war: die mittelalterliche Felsenburg von Limburg schmiegt sich hinter dem Dom an den Domfelsen.
Weiter geht die Fahrt entlang der Lahn, wir unterqueren nun die Lahntalbrücke der A 3, dahinter ist die Eisenbahnüberführung der Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/Main zu sehen. Für eine kurze Etappe verlässt die Lahntalbahn nun den Fluss und kürzt eine Flussschleife ab…
…bevor wir bei Runkel wieder auf die Lahn treffen. Für den ortsunkundigen Reisenden hält die Strecke immer wieder Überraschungen bereit, etwa die imposante Burg Runkel. Das Lahntal ist touristisch durchaus interessant, egal ob mit Fahrrad, Kanu oder eben auch vom Zugfenster aus.
Die Strecke ist wirklich schön – jetzt reicht es aber auch mit den Flussbildern. In Wetzlar endet die Lahntalbahn. Die Lahntalbahn ist heute eine von wenigen nicht elektrifizierten Hauptstrecken in Deutschland. Insbesondere die vielen niedrigen Tunnel und Brücken machen eine Elektrifizierung teuer. Pläne, an der Strecke eine Elektrifizierung mittels Induktionsschiene zu erproben, wurden verworfen.
Von Wetzlar bis Gießen befährt der Zug die Dillstrecke, anschließend beginnt die nächste mir unbekannte und landschaftlich durchaus reizvolle Strecke, nämlich die Vogelsbergbahn. Die eingleisige, nicht elektrifizierte Bahnstrecke ist 105 Kilometer lang, sie führt von Gießen nach Fulda.
Der Vogelsberg ist ein Mittelgebirge in Hessen, die Bahnstrecke verläuft am Nordrand der Vulkanregion. Die Strecke wurde zwischen 1869 und 1871 eröffnet. Da beim Bau möglichst viele Ortschaften angebunden werden sollten, verläuft die Bahnstrecke sehr kurvenreich und mit vielen Steigungen.
Eine erhoffte Industrialisierung der Region blieb aus, in dem dünn besiedelten Gebiet errang die Vogelsbergbahn keine überregionale Bedeutung. Bauseitig war die Strecke für einen zweigleisigen Betrieb vorbereitet, zu einem Ausbau kam es aber nie.
Das letzte Streckenbild aus Mittelhessen zeigt den Ort Angersbach mit dem 1498 errichteten Turm der evangelischen Kirche. Ich hätte noch viel mehr Bilder, aber ich denke, nun reicht es auch. Wer jedenfalls Freude an schönen Landpartien hat, dem sei die Kombination aus Lahntal- und Vogelsbergbahn empfohlen.
Schließlich bin ich dann doch froh, als mit Fulda das Tagesziel erreicht ist. Die osthessische Barock- und Bischofsstadt ist unser heutiger Übernachtungsstopp. Wir drehen noch eine kleine Runde…
…von der Stadtpfarrkirche St. Blasius…
…über das Stadtschloss…
…bis zum Dom. Der Dom St. Salvator zu Fulda wurde 1704-1712 errichtet und ist heute das Wahrzeichen der Stadt.
Und damit sind wir nun am Ende des ersten Reisetags angelangt, im dritten Teil unternehmen wir eine Rundfahrt durch Hessen, im Fokus stehen dann die VT 2E im Taunus und die GTW der Hessischen Landesbahn.
Viele Grüße
Tobias
--
"Fensterplatz, bitte." - Meine Bahnreiseberichte.de.| instagram.com/fensterplatz.bitte/
Vielen Dank und ein Tipp
Hej,
Von Diez ist es nicht weit bis Limburg, die beiden Städte sind miteinander verwachsen. Die Landesgrenze zu Hessen verläuft im Zickzack über das Bahnhofsvorfeld von Limburg, so dass wir die Grenze nicht einmal, sondern im Abstand weniger hundert Meter gleich dreimal überqueren.
die Grenze zwischen Diez und Limburg ist an manchen Orten äußerst interessant, z.B. ist der Grenzweg links RPL, rechts Hessen.
Limburg an der Lahn kenne ich bisher nur von der Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/Main aus – eine gute Gelegenheit, das nun zu ändern! Und so unterbrechen wir die Fahrt hier für eine kleine Stadterkundung. Die mittelalterliche Altstadt zeugt von der Blüte der Stadt im 14. Jahrhundert.
durch die Altstadt gehe ich jeden Tag und es ist der einzige schöne Fleck im ganzen Stadtgebiet - Der Rest ist leider zu Autofixiert und daher nicht schön...
Mit der Pracht und Geschichte von Dom und Altstadt kann es der in der Innenstadt gelegene Bahnhof von Limburg nicht aufnehmen. Während die Altstadt den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigt überstand, wurde das Empfangsgebäude durch Luftangriffe beschädigt und 1961 durch einen Neubau ersetzt.
Hattet ihr keine Zeit um durch die WERKStadt zu gehen? Hier wurde das alte Bw in ein Shoppingcenter umgestaltet, einige alte Elemente der Halle haben auch überlebt. Am Parkplatz kann man auch gut die heutigen Abstellgleise sichten, da stehen regelmäßig 628, Class 66 & n-Wagen rum.
…bevor wir bei Runkel wieder auf die Lahn treffen. Für den ortsunkundigen Reisenden hält die Strecke immer wieder Überraschungen bereit, etwa die imposante Burg Runkel. Das Lahntal ist touristisch durchaus interessant, egal ob mit Fahrrad, Kanu oder eben auch vom Zugfenster aus.
Das "Runkeler Panorama" ist ein Highlight - Der Lahntalradweg ist immer einen Abstecher wert. Bin dort im Sommer zwischen Weilburg und Diez oft unterwegs.
Aber, bis man die Strecke wieder im Zug erfahren kann dauert es noch. Eigentlich sollten zum 28.10.24 wieder Züge fahren, aber jetzt wird es frühsten Januar '25 und dann auch nur ab Aumenau Richtung Weilburg/Wetzlar.
Das Stück Aumenau - Limburg dauert mindestens einen Monat länger, aber ich glaube es dauert noch länger...
--
Von mir besuchte Bahnhöfe
- Deutschland: 1614
- Euro. Ausland: 691
Stand: 23.11.2025