Im Schlafwagen an die Adria – oder auch nicht (4/6) (Reiseberichte)
Im letzten Teil kam ich in Slowenien an und besichtigte die berühmte Höhle von Postojna: https://www.ice-treff.de/index.php?id=706973
In diesem Teil folgt die etwas weniger stark besuchte, aber meiner Meinung nach noch sehenswertere Höhle von Škocjan. Danach werde ich Postojna über die Koperrampe verlassen.
Tag 5: Höhle von Škocjan
Heute besichtige ich mit der Höhle von Škocjan die nächste bekannte Höhle des slowenischen Karsts. Der Weg dorthin beginnt mit einer halben Stunde Bahnfahrt. Denkmallok Nr. 4, diesmal interessanterweise eine italienische FS 740.121:
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Zwischen den Weltkriegen war der heutige Westen Sloweniens italienisch. Ob die Denkmallok etwa schon in dieser Zeit aufgestellt wurde?
Über dem Karst strahlt heute Morgen die Sonne. Ungefähr in dieser Richtung müsste mein Ziel liegen.
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Ich steige im Bahnhof Divača aus, wo ich schon vorgestern Abend umsteigen musste. Erneut fuhr ein neuer Flirt 4.
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Denkmallok Nr. 5, diesmal eine jugoslawische:
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Auch dieses Touristenziel ist wieder rein auf Autofahrer ausgerichtet. Am Bahnhof hängt ein Aushang der Höhle mit der Info, dass kein Bus verkehrt und man zu Fuß gehen oder ein Taxi rufen soll. 4 km sind nicht die Welt, aber der erste Kilometer ist wieder ohne Fußweg entlang der Straße. Ab dem Örtchen Dolnje Ležece beginnt dann aber ein angenehm schattiger und sogar ausgeschulderter Wanderweg. Würde für das erste Stück ein ausgeschilderter Fußweg neben der Straße angelegt wäre der Weg vom Bahnhof ziemlich ordentlich, da der Besuch der Höhle nämlich sowieso eine gewisse Fitness erfordert.
Etwa 10 Minuten vor dem Besucherzentrum erreiche ich einen nach Kronprinzessin Stephanie, der Ehefrau des unglücklichen Kronprinzen Rudolf und damit Schweigertochter von Sissi und Franz Joseph, benannten Aussichtspunkt.
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Auch durch diese Höhle fließt ein Fluss, die Reka, durch deren Tal ich am ersten Morgen vor der kroatischen Grenze auf Bild 21 aus dem Nachtzug gesehen habe. Von hier aus gesehen hinter dem Ort Škocjan und seiner Kirche verschwindet der Fluss unter der Erde, um nach einigen hundert Metern noch einmal kurz in einer Doline das Tageslicht zu erblicken. Hier ist die Höhlendecke eingestürzt. Das slowenische Wort für Tal „dolina“ wurde zur allgemeinen Bezeichnung dieses geologischen Phänomens. Danach tritt die Reka erst wieder nach 34 km Luftlinie in Italien wenige Meter vor der Mündung in die Adria ans Tageslicht.
Im Gegensatz zu Postojna gehört die von Höhle von Škocjan zum Unesco-Welterbe. Ich persönlich finde sie auch nochmal eine Stufe beeindruckender. Tropfsteine bietet zwar Postojna mehr und schönere, aber sind die Höhlenräume größer und der Weg am Fluss Reka entlang ist mehr als faszinierend. Zudem ist hier deutlich weniger los, da der Rundgang körperlich anspruchsvoller und nicht barrierefrei ist. Während nach Postojna auch Busreisegruppen mit Senioren kommen, wäre das hier nicht möglich.
In der Höhle herrscht Fotografierverbot und mit er Handykamera wäre das bei der Dunkelheit eh nichts geworden. Deshalb behelfe ich mir mit einem Scan meines Kalenders, den ich gratis abgestaubt habe, leider Kalenderjahr 2023.
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Die Höhle wurde zuerst mit Booten über den Fluss erkundet, der jetzige Besuchereingang wurde erst zu italienischer Zeit zwischen den Weltkriegen angelegt. Heute wäre eine Bootsfahrt nicht möglich. Die Reka ist ein reißender Strom. Im Fluss entdecke ich Reste eines Gerüsts, dass laut unserer Führerin in für Bauarbeiten aufgebaut war und weggerissen wurde. Anfang Juni wurde nicht mehr mit einem solchen Hochwasser gerechnet.
Die Führung endet in der großen Doline. Von dort hat der Besucher die Wahl zwischen drei Wegen zurück nach oben: Weg 1 führt zu einem Aufzug, bei Weg 2 über die Felsenbrücke zwischen großer und kleiner Doline muss man zu Fuß nach oben, wird aber mit weiteren spannenden Aussichten belohnt, der längste Weg drei führt unter der Felsenbrücke hindurch in die kleine Doline und dann noch durch eine zweite Höhle zum zur Eintrittsstelle der Reka in die Höhlenwelt. Wegen des Hochwassers ist Weg 3 leider gesperrt. Also wähle ich Weg 2.
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Ganz oben an der Abbruchkante ist ganz klein der Stephanie-Aussichtspunkt zu erkennen, von dem ich Bild 125 aufgenommen habe.
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Der Beginn von Weg 3 unter der Felsenbrücke ist noch geöffnet und so kann ich einen Blick in die kleine Doline erhaschen.
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Nach einer kleinen Stärkung trete ich den Rückweg an. Quasi direkt hinter dem Bahnhof Divača liegt die Doline des Ortes. Da bis zum nächsten Zug nach Postojna noch genug Zeit ist, laufe ich einmal den Rundweg um sie herum ab. Vom Bahnhof zum Aussichtspunkt ist es nur ein Kilometer, Luftlinie wäre es sogar noch viel weniger. Wenn ihr hier mal Wartezeit bei einem Umstieg vertrödeln müsst, lohnt sich der Spaziergang.
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Der Kreisverkehr zwischen Doline und Bahnhof ist eine Hommage an die große Bedeutung der Eisenbahn für den Ort.
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Schon an der Doline hat es zu regnen begonnen. Als der Bahnhof schon in Sichtweite ist, öffnen sich alle Himmelspforten. Durch einen kleinen Sprint bleibe ich relativ trocken. Zwei Minuten früher und ich wäre nass bis auf die Knochen geworden.
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Auf der Strecke sind viele Güterzüge, insbesondere mit Kesselwägen, auf dem Weg zu den Adriahäfen.
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Zurück nehme ich den IC aus Koper, wieder ein Flirt-Duo. Hier haben sie mich in Postojna abgesetzt und setzen ihre Reise bis in den östlichsten Zipfel des Landes nach Hodoš fort.
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Die gute Pizzeria von gestern hat leider Ruhetag. Die zweite des Ortes weiß aber auch zu überzeugen.
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Nach dem Abendessen mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof, um den Zug aus Rijeka mit dem „Schlafwagen“, wieder ein Sitzwagen, abzupassen.
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Danach geht es ins Bett, denn ich muss morgen früh raus.
Tag 6: Postojna – Koper – Trieste – Görz
Heute möchte ich Koper und vor allem die Bahnstrecke dorthin besuchen. Eigentlich war mein Plan für heute, gemütlich auszuschlafen und dann um 10 Uhr den IC nach Koper zu nehmen, um nach 4 Stunden mit dem Gegenzug zurück zu fahren und mit zwei Umstiegen nach Nova Gorica zu fahren.
Gestern Abend nach der Ankunft in Postojna hatte ich zum Glück aus Langeweile die Verbindung am Automaten rausgesucht, um zu schauen, was es kostet. Dabei musste ich herausstellen, dass der IC als SEV verkehrt. Der Regionalzug um kurz nach 7 Uhr war dagegen ohne SEV angekündigt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Lange ausschlafen ist heute dich nicht drin, stattdessen klingelt der Wecker früh. Die Rückfahrt im SEV nach Divača streiche ich, dafür rutscht Triest in die Planung.
Beim ersten Bild kurz vor 8 Uhr bin ich schon an Divača vorbei an der Baustelle der neuen Koperrampe.
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Nachdem der traditionelle Hafen der Region Triest nach dem 2. Weltkrieg bei Italien blieb und Koper zum neuen Hafen der slowenischen Teilrepublik ausgebaut wurde, wurde die Koperrampe als Abzweig der Strecke nach Pula gebaut. Die Eingleisigkeit der Strecke und der Fokus auf dem Güterverkehr sind auch der Grund für den häufigen SEV, um mehr Trassen für Güterzüge zu gewinnen. Nach Fertigstellung der zweiten Strecke, vorerst eingleisig, sollen beiden Strecken im Richtungsbetrieb betrieben werden. Die Trasse der neuen Strecke ist aber für ein zweites Gleis ausgelegt.
Die ersten Kilometer nach der Trennung der beiden Strecken führt über eine typische Karstlandschaft mit spärlichem Bewuchs.
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Dann beginnt entlang einer Felswand der Abstieg auf Meereshöhe.
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Am Horizont sind schon das Meer und das Ziel Koper zu sehen.
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Die Gleise im Tal werden wir einige Minuten später befahren.
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In der Felswand fuhren wir vor wenigen Minuten.
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Ankunft in Koper, natürlich wieder mit einem Flirt 4. Hinten links steht schon ein SEV-Bus bereit.
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Das Empfangsgebäude versprüht einen morbiden Charme. Nachdem bei der Eröffnung der Strecke 1964 nur ein provisorischer Bahnsteig im Güterbahnhof errichtet wurde, folgte der stadtnähere Personenbahnhof erst 1979.
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Denkmallok Nr. 6 (die kleinste, letzte und vermutlich gammligste des Berichts):
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Koper hat eine nicht besonders große, aber hübsche Altstadt. Jahrhundertelang gehört es wie große Teile von Istrien zu Venedig und war deren Verwaltungssitz. Daher kommt auch sein italienischer Name „Capo d’Istria – Haupt Istriens“. Im Zentrum steht das Rathaus aus venezianischer Zeit.
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Wie schon Vodnjan/Dignano am Freitag, ist auch Koper/Capo d’Istria zweisprachig, was sich in dieser interessanten Gedenkplakette für Spanienkämpfer im dortigen Bürgerkrieg wiederspiegelt. 1936 war die Stadt italienisch und damit faschistisch regiert und stand damit eigentlich klar auf der Gegenseite der hier gewürdigten Republikaner. Die Tafel stammt deshalb natürlich aus der Nachkriegszeit im sozialistischen Jugoslawien.
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Im Westen der Altstadt liegt ein Sporthafen.
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Auf der anderen Seite liegt der Frachthafen. Direkt davor nutzen schon jetzt vor halb 10 morgens drei hartgesottene Badenixen den Strand. Bei meiner ursprünglichen Reiseplanung mit längerem Aufenthalt am Mittag habe ich auch mit dem Gedanken gespielt, jetzt ziehe ich einen Kaffee am Ufer vor.
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Die Altstadt lag früher auf einer Insel. Geblieben ist davon eine Lagune hinter dem Zentrum. Der Bahnhof liegt direkt dahinter.
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Bis 1935 hätte ich von mit der Schmalspurbahn nach von Poreč nach Triest weiterfahren können. Heute muss ich den Bus nehmen. Wie alle Busse um Koper, die ich gesehen habe, wird er von Arriva betrieben. Nach der Grenze führt die Fahrt am Hafen von Triest vorbei.
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Von Triest weiter möchte ich ganz gediegen die ersten Kilometer des EC Emona auf der österreichischen Südbahn nach Wien nutzen. Das Ticket zu bekommen, bringt aber ungeahnte Probleme mit sich. Da am Schalter eine Schlange ist, gehe ich an einen Automaten, dummerweise an einen, der anders als die anderen aussieht. Das fällt mir aber erst auf, als das Kind in den Brunnen gefallen ist. Mir wird ein Preis angezeigt, die Buchung wird getätigt und ein Beleg gedruckt, jedoch kein Ticket. An meine Mailadresse kommt eine Buchungsbestätigung, die aber explizit nicht als Ticket gilt. Dieses muss ich irgendwo ausdrucken. Nach einer Diskussion am Schalter versuche ich es noch an einem normalen Automaten. Dort könnte ich zwar meinen Auftrag bearbeiten, aber kein Ticket drucken. Irgendwann gebe ich auf, da ich die knappe Zeit in Triest lieber in der Stadt nutzen will. Am Canale Grande genehmige ich mir ein Tramezzino (Sandwich) und einen Campari Sprizz zum Mittag.
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Danach muss ich schon wieder zurück zum Bahnhof. Wer mehr Interesse an Triest hat, dem kann ich meinen alten Bericht von 2022 empfehlen: https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10485726
Vor dem Bahnhof empfängt Kaiserin Sissi die Gäste und erinnert an die österreichische Vergangenheit.
Nachdem ich schon bei der Fahrt heute Morgen nach Koper umplanen musste, steht mir auch auf meiner Weiterfahrt nach Görz eine Überraschung bevor. Welche das ist, werdet ihr im folgenden Teil erfahren.
gesamter Thread:
- Im Schlafwagen an die Adria – oder auch nicht (4/6) -
Bahne aus Leidenschaft,
07.11.2024, 22:27
- Im Schlafwagen an die Adria – oder auch nicht (4/6) - frank_le, 08.11.2024, 11:27
- Im Schlafwagen an die Adria – oder auch nicht (4/6) -
JanZ,
14.11.2024, 14:17
- Reka = Fluss -
Bahne aus Leidenschaft,
14.11.2024, 21:56
- Reka = Fluss - JanZ, 15.11.2024, 09:02
- Reka = Fluss -
Bahne aus Leidenschaft,
14.11.2024, 21:56
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