Das Märchen von der Zuverlässigkeit sanierter Strecken (Reiseberichte)

Hustensaft, Dienstag, 24.09.2024, 19:18 (vor 454 Tagen)

Letztes Wochenende wollte ich von Wiesbaden nach Bremen und zurück - tja, ich wollte ...

Die Hinreise am Freitag steht schon kurz davor zu scheitern, fallen doch fast alle S-Bahnen wegen einer Störung im - vor wenige Jahre grundsanierten - S-Bahn-Tunnel in Frankfurt aus. Mithin eine Stunde früher zu Hause weg, um irgendwie mit dem Regionalverkehr nach Frankfurt zu kommen, was dann am Ende auch geklappt hat - die Mail mit der Aufhebung der Zugbindung kam so spät, die hätte mir im Ernstfall auch nichts genutzt. Immerhin, den geplanten ICE bekommen, dafür eine neue Stilblüte gelernt: "Wir haben Osnabrück pünktlich mit den geplanten 8 Minuten Verspätung verlassen ..."

Die Rückreise am Sonntag war einfach nur peinlich:
Der ICE von Bremen nach Hannover war superpünktlich, dass man den dort nicht nach Plan aus dem Bahnhof bekommt, tangierte mich zum Glück nicht mehr. Aber: Schon den ganzen Morgen stand in den Bahnmedien, dass wegen einer Weichenstörung zwischen Hannover und Göttingen mit 15 Minuten Verspätung zu rechnen sei - nur die individuellen Daten der einzelnen Züge wussten davon nichts - bekanntlich aber auch eine Strecke, die erst vor wenigen Jahren saniert wurde. Und selbstverständlich wurde die Zugbindung nicht aufgehoben, obgleich erwartbar war, dass mein Anschluss in Frankfurt platzen wird - und da man nie weiß, ob der Zug noch wieder Zeit aufholt, kann man sich ja auch nicht darauf berufen. Besonders ärgerlich, denn ich hätte einen vorherigen ICE, der verspätet war, locker bekommen ...

Der Zug nach Frankfurt kommt, fährt ein paar Minuten zu spät ab und "verendet" natürlich im Problem der Weichenstörung, besonders ärgerlich, dass es auch nach der Passage der Engstelle eher zögerlich voran geht, Göttingen weist 18 Minuten Verspätung aus, Kassel dann sogar schon 22. Zwischen Kassel und Fulda pendeln wir dann zwischen 160 und 245, ein Grund ist nicht erkennbar, in Fulda sind wir bei etwa 20 Minuten, in Hanau dann bei etwa 18 - um dann kurz vor Frankfurt Süd stehen zu bleiben und mehr oder weniger blockweise weiter zu fahren, das Ende vom Lied sind dann 31 Minuten Verspätung, womit auch die nächsten drei Fahrtalternativen geplatzt sind; und etwa in Frankfurt Süd kommt dann die Mail mit der Aufhebung der Zugbindung, da rettet man das Problem nicht mehr. Nicht zu vergessen: Die S-Bahn kommt mit 4 Minuten Verspätung und baut diese im weiteren Verlauf ebenfalls konsequent aus, den Anschlussbus bekomme ich nur dank eines fulminanten Sprints trotz Gepäcks als einziger Fahrgast.

Fazit:
Gleich auf beiden Fahrten machten Strecken, die erst vor wenigen Jahren grundsaniert wurden, trotz allem massive Probleme - was ja angeblich nicht vorkommen soll und durchaus Fragezeichen hinter das Konzept setzt, welches man jetzt auf der Riedbahn "probiert" (in Wahrheit hat man das doch schon auf der SFS Hannover - Würzburg getestet, das bewährt sich nicht). Und die Sache mit der Aufhebung der Zugbindung als Kundeninformation funktioniert eher schlecht als recht, die Bahn hat nicht realisiert, dass es Kunden gibt, die pünktlich ankommen müssen und zur Not eben eher fahren, da denkt man nur in der Kategorie "Verspätung".

Das Märchen von der Zuverlässigkeit sanierter Strecken

Swikel161, Dienstag, 24.09.2024, 20:07 (vor 454 Tagen) @ Hustensaft
bearbeitet von Swikel161, Dienstag, 24.09.2024, 20:07

Sehe ich genauso. Bestes Beispiel ist ja wie du schon nanntes die Strecke Würzburg - Hannover die wöchentlich mit Störungen glänzt und mich an den Rand des Wahnsinns treibt.
Bei der Riedbahn bin ich aber positiv, schlimmer als da kann es ja kaum werden nach der Sanierung.
Und was ja auch schon bekannt ist, das die Riedbahn eben nicht pünktlich fertig wird , sprich das volle Potenzial ausnutzen kann, da man im Januar immernoch mit gedrosselter Geschwindigkeit fahren muss, weil Abnahmen der Strecken nicht rechtzeitig erfolgen werden können.

Zwischen Kassel und Fulda gibts zwei La mit 160

ICETreffErfurt, Eisenach, Mittwoch, 25.09.2024, 01:17 (vor 454 Tagen) @ Hustensaft

Die Baufirma, welche für die Streckensanierung zuständig war, hat wohl beim Einbau von Weichen einen Fehler gemacht, weswegen es immer noch an zwei Überholbahnhöfen eine La von 160 km/h gibt. Keine Ahnung wann man das reparieren will. Am Anfang stand es noch auf strecken.info, mittlerweile ist die Info spurlos verschwunden, aber die LZB-La ist geblieben.

Das Märchen von der Zuverlässigkeit sanierter Strecken

Magrathea, NRW, Mittwoch, 25.09.2024, 08:54 (vor 454 Tagen) @ Hustensaft

Und selbstverständlich wurde die Zugbindung nicht aufgehoben, obgleich erwartbar war, dass mein Anschluss in Frankfurt platzen wird - und da man nie weiß, ob der Zug noch wieder Zeit aufholt, kann man sich ja auch nicht darauf berufen. Besonders ärgerlich, denn ich hätte einen vorherigen ICE, der verspätet war, locker bekommen ...

Hatte die DB nicht mal publiziert, dass man im Falle eines schnelleren Umstiegs auch den früheren Zug nehmen dürfe und in diesem Fall die Zugbindung ebenfalls aufgehoben sei? Wäre jetzt vermutlich sehr großzügig ausgelegt, aber für mich mit Blick auf Deine Situation nicht unplausibel, das dann so anzuwenden...

Liebe Grüße
Maggi

Das Märchen von der Zuverlässigkeit sanierter Strecken

Proeter, Mittwoch, 25.09.2024, 10:31 (vor 454 Tagen) @ Magrathea

Hatte die DB nicht mal publiziert, dass man im Falle eines schnelleren Umstiegs auch den früheren Zug nehmen dürfe und in diesem Fall die Zugbindung ebenfalls aufgehoben sei? Wäre jetzt vermutlich sehr großzügig ausgelegt, aber für mich mit Blick auf Deine Situation nicht unplausibel, das dann so anzuwenden...

Das gilt aber nur beim UMstieg, nicht beim EINstieg. So wie ich den Hustensaft verstehe, begann seine Rückreise am Bremer Hbf, wodurch diese Regelung für ihn keine Anwendung fang.

Nichtsdestoweniger sind Zub ggw. sehr kulant bei Aufhebung von Zugbindungen, wenn sie seitens des Fahrgastes plausibel begründet werden und nicht den Verdacht eines Missbrauchs aufkommen lassen. M.E. hätte es genügt, den Zub des vorausfahrenden, verspäteten ICE in Bremen an der Tür freundlich anzusprechen (das sog. Blaschke-Prinzip) mit Verweis auf die Weichenstörung - und höchstwahrscheinlich wäre die Mitfahrt gestattet worden.

Das Märchen von der Zuverlässigkeit sanierter Strecken

Hustensaft, Mittwoch, 25.09.2024, 13:22 (vor 454 Tagen) @ Proeter

Es wäre schon beim ersten Umstieg in Hannover gewesen - aber da sämtliche Prognosen für die Fahrzeiten eben keine Verspätung (mehr) auswiesen, wäre die Nachweislage ziemlich dünn gewesen; immerhin hätte es ja sein können, dass die Störung unterdessen behoben worden wäre.

Dazu kommt: Es ging ja nicht um einen Anschluss - so interpretiere ich die DB-Regeln -, der nur deshalb nicht buchbar war, weil er unter den Mindestanschlusszeiten der Bahn liegt, sondern der ja nur deshalb erreichbar wa, weil der selbst schon 20 Minuten Verspätung hatte.

Und ja, fragen hätte man können - aber dafür muss man erst einmal einen Zugbegleiter finden, wenn man an der Stelle ICE 4 Wagen 14 steht und ein ICE 1-LDV kommt, wo der nächste Schaffner hinter dem Speisewagen steht, die wären schon bei der Zugabfertigung gewesen, bevor ich da jemanden hätte ansprechen können (und ein Sprint über den Bahnsteig wäre nicht möglich gewesen, der ist offensichtlich frisch beschichtet und mit viel sandähnlichen Körnern versehen, da kann man den Koffer nicht schnell ziehen).

beabsichtigte Strecke?

Proeter, Mittwoch, 25.09.2024, 10:34 (vor 454 Tagen) @ Hustensaft
bearbeitet von Proeter, Mittwoch, 25.09.2024, 10:36

Die Hinreise am Freitag steht schon kurz davor zu scheitern, fallen doch fast alle S-Bahnen wegen einer Störung im - vor wenige Jahre grundsanierten - S-Bahn-Tunnel in Frankfurt aus. Mithin eine Stunde früher zu Hause weg, um irgendwie mit dem Regionalverkehr nach Frankfurt zu kommen,
"Wir haben Osnabrück pünktlich mit den geplanten 8 Minuten Verspätung verlassen ..."

Verstehe ich nicht ganz: Von Wiesbaden nach Bremen gibt es drei übliche Routen:
- SFS über die Wiesbadener Kurve nach Köln, dann Rollbahn
- S-Bahn o.ä. bis Flughafen, dann KRM und Rollbahn
- über Frankfurt Hbf und Fulda

Dein Bericht enthält aber sowohl den Frankfurter S-Bahn-Tunnel (was einen Umstieg am Frankfurter Hbf nahelegt), aber auch eine Fahrt über Osnabrück. Das passt nicht so richtig zusammen. Wie wolltest du fahren und warum?

beabsichtigte Strecke?

JanZ, HB, Mittwoch, 25.09.2024, 10:54 (vor 454 Tagen) @ Proeter

Hustensaft schreibt ja nur, dass die Störung im Tunnel war, nicht dass er/sie auch da lang fahren wollte. Ich kann mir gut vorstellen, dass durch die Störung auch die S-Bahnen zwischen Wiesbaden und dem Flughafen ausgefallen sind.

beabsichtigte Strecke?

Hustensaft, Mittwoch, 25.09.2024, 13:17 (vor 454 Tagen) @ JanZ

Hustensaft schreibt ja nur, dass die Störung im Tunnel war, nicht dass er/sie auch da lang fahren wollte. Ich kann mir gut vorstellen, dass durch die Störung auch die S-Bahnen zwischen Wiesbaden und dem Flughafen ausgefallen sind.

Exakt - die gebuchte Route war S-Bahn zum Frankfurter Flughafen und dann weiter mit dem ICE via Köln; nur wenn die S-Bahnen durchgehend ausfallen, irgendwie muss ma ja zum Flughafen kommen ... Und da der ICE auch über den Frankfurter Hbf verkehrt, war in diesem Fall der Regionalverkehr, der noch fuhr, die sichere Variante, den Zug auch zu bekommen.

Das Märchen von der Zuverlässigkeit sanierter Strecken

gnampf, Mittwoch, 25.09.2024, 12:42 (vor 454 Tagen) @ Hustensaft

Aus je einem einzelnen Vorfall läßt sich erstmal wenig über die Zuverlässigkeit der Strecke nach der Sanierung sagen. 100% Störungsfrei wird man nie erreichen, es wir immer Bauteile geben die leider deutlich vor der zu erwartenden Lebensdauer das zeitliche segnen, im Zweifel ein paar Minuten nach dem Funktionstest nach dem Einbau.
Genauso hat das ja nichts mit "Sanierung unter rollendem Rad" vs "Sanierung mit Vollsperrung" zu tun. Letzteres macht man ja, da man damit die Sanierung schneller und ggf. auch günstiger durch bekommen will, das Ergebnis sollte bei beiden Verfahren gleich sein. Die Sanierung unter rollendem Rad würde sicherlich keine zuverlässigere Strecke am Ende abliefern.

Das Märchen von der Zuverlässigkeit sanierter Strecken

Hustensaft, Mittwoch, 25.09.2024, 13:25 (vor 454 Tagen) @ gnampf

Die Sanierung unter rollendem Rad würde sicherlich keine zuverlässigere Strecke am Ende abliefern.

Daran hätte ich doch Zweifel, das haben diverse Sanierungen wie auf der Strecke Hannover - Hamburg oder der Main-Weser-Bahn bewiesen. Deren größtest Mannko ist, dass es wesentlich länger dauert, im Gegenzug sind die Einschränkungen für die Fahrgäste aber geringer - und mir wäre nicht bekannt, dass es dort zu einer derartigen Häufung von Störungen kam, zumal der Anspruch an eine generalsanierte Strecke mit Vollsperrung auch höher liegen muss (und von der DB ja auch höher gelegt wird).

Das Märchen von der Zuverlässigkeit sanierter Strecken

gnampf, Mittwoch, 25.09.2024, 13:45 (vor 454 Tagen) @ Hustensaft

also du willst behaupten, eine Strecke wäre hinterher zuverlässiger, nur weil die Arbeiten mit wesentlich mehr Behinderungen auf längere Zeit ausgeführt werden? Da musst du mir aber mal die Gründe erklären.
Die Arbeiten unter rollendem Rad sind immer schwieriger, und somit wohl auch fehlerträchtiger, als bei einer gesperrten Strecke. Ich sehe keinerlei Grund warum eine Baustelle unter rollendem Rad hinterher ein besseres Ergebnis liefern sollte als eine mit Vollsperrung. Um die Beeinträchtigungen während dre Bauzeit gehts nicht, die sind ja nicht Thema.
Der ANspruch an eine sanierte STrecke ist eine niedrige Fehlerhäufigkeit und geringerer Unterhaltunsgsaufwand. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle wie die Sanierung erfolgt ist. Warum sollte man bei einer Sanierung unter rollendem Rad ein schlechteres Ergebnis akzeptieren, was dann früher eine erneute Reparatur oder gar Sanierung erfodert?

Das Märchen von der Zuverlässigkeit sanierter Strecken

Hustensaft, Mittwoch, 25.09.2024, 14:18 (vor 454 Tagen) @ gnampf

also du willst behaupten, eine Strecke wäre hinterher zuverlässiger, nur weil die Arbeiten mit wesentlich mehr Behinderungen auf längere Zeit ausgeführt werden? Da musst du mir aber mal die Gründe erklären.

Ich habe nichts behauptet, das war zunächst eine Feststellung - aber genau die Frage, warum das so ist, wäre duchaus spannend.

Die Arbeiten unter rollendem Rad sind immer schwieriger, und somit wohl auch fehlerträchtiger, als bei einer gesperrten Strecke. Ich sehe keinerlei Grund warum eine Baustelle unter rollendem Rad hinterher ein besseres Ergebnis liefern sollte als eine mit Vollsperrung. Um die Beeinträchtigungen während dre Bauzeit gehts nicht, die sind ja nicht Thema.

Das wiederum ist zu kurz gesprungen: Es muss immer eine Abwägung zwischen den Beeinträchtigungen für die Fahrgäste und dem Effekt/Aufwand stattfinden. Für die Baustelle unter rollendem Rad spricht übrigens nicht nur der Umstand, dass die Beeinträchtigungen für die Fahrgäste geringer sind, auch wenn das länger dauert, sondern auch der Umstand, dass eben auch sofort jemand vor Ort ist, der bei Störungen eingreifen und selbige beheben kann, ebenso wie die Tatsache, dass Fehler/Mängel viel früher auffallen; vielleicht ist das auch die Antwort auf die Frage (s.o.).

Der ANspruch an eine sanierte STrecke ist eine niedrige Fehlerhäufigkeit und geringerer Unterhaltunsgsaufwand. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle wie die Sanierung erfolgt ist. Warum sollte man bei einer Sanierung unter rollendem Rad ein schlechteres Ergebnis akzeptieren, was dann früher eine erneute Reparatur oder gar Sanierung erfodert?

Eine Sanierung unter rollendem Rad erfordert eine sehr viel sorgfältigere Planung und lässt manche Dinge nicht zu, weil man die eben tatsächlich nur mit einer Vollsperrung umsetzen kann, alleine schon deshalb, weil das Lichtraumprofil des freien Gleises nicht sicher als "frei" gewährleistet werden kann. Allerdings kann das durchaus ein Grund sein, warum das Ergebnis am Ende besser ist, man kann eben nicht bzw. in weit geringerem Umfang nach der Devise "Nachbesserung" agieren.

Das Märchen von der Zuverlässigkeit sanierter Strecken

gnampf, Mittwoch, 25.09.2024, 18:20 (vor 453 Tagen) @ Hustensaft

Ich habe nichts behauptet, das war zunächst eine Feststellung - aber genau die Frage, warum das so ist, wäre duchaus spannend.

eine Feststellung aufgrund einer maximal dürftigen Datenlage

Das wiederum ist zu kurz gesprungen: Es muss immer eine Abwägung zwischen den Beeinträchtigungen für die Fahrgäste und dem Effekt/Aufwand stattfinden.

nein, hier im Thema hast du behauptet, es gäbe für die Sanierungsqualität keinen Vorteil durch die Sperrung. Das hat also rein gar nichts damit zu tun, was für Folgen die Vollsperrung in der Zeit für Fahrgäste hat etc. Wenn es dir darum geht, dann hast du dafür den Thread komplett falsch gestartet.

Für die Baustelle unter rollendem Rad spricht übrigens nicht nur der Umstand, dass die Beeinträchtigungen für die Fahrgäste geringer sind, auch wenn das länger dauert, sondern auch der Umstand, dass eben auch sofort jemand vor Ort ist, der bei Störungen eingreifen und selbige beheben kann, ebenso wie die Tatsache, dass Fehler/Mängel viel früher auffallen; vielleicht ist das auch die Antwort auf die Frage (s.o.).

Und du meinst bei einer Sanierung mit Vollsperrung gibt die DB einfach nur den Auftag raus und legt sich dann Schlafen bis zum geplanten Ende? Selbstverständlich wird das genauso begleitet wie unter rollendem Rad. Das dann ggf. kein Fahrdienstleiter mehr auf dem Stellwerk ist, das zeitgleich ausgetauscht wird, spielt da doch keine Rolle. Der könnte und dürfte eh nix machen.
Und auffallen können die Fehler auch nicht wirklich früher, sondern erst wenn die Strecke bzw. der Abschnitt wieder in Betrieb geht. Dafür kann man wiederum flexibler agieren, wenn ein Abschnitt schneller fertig ist mehr Zeit für Probleme bei einem anderen haben, etc. Wird dagegen unter rollendem Rad ein Kleinabschnitt schneller fertig kannst du nicht gleich mit dem nächsten anfangen, und wenn bei einem Probleme auftreten kannst du keinen Puffer aus einem anderen nutzen.

Eine Sanierung unter rollendem Rad erfordert eine sehr viel sorgfältigere Planung und lässt manche Dinge nicht zu, weil man die eben tatsächlich nur mit einer Vollsperrung umsetzen kann, alleine schon deshalb, weil das Lichtraumprofil des freien Gleises nicht sicher als "frei" gewährleistet werden kann. Allerdings kann das durchaus ein Grund sein, warum das Ergebnis am Ende besser ist, man kann eben nicht bzw. in weit geringerem Umfang nach der Devise "Nachbesserung" agieren.

Wenn eine Sanierung unter rollendem Rad manches nicht zu läßt was erforderlich ist, dann ist sie keine Option. "Oh, wir müssen die Tunneldecke sanieren, aber das geht nicht weil der Verkehr weiter rollen muss... egal, dann sanieren wir sie eben nicht"
Die "sorgefältigere Planung" könnte man eher als kompliziertere Planung bezeichnen, mit entsprechend mehr Fehlerpotential.
Und Devise Nachbesserung? Wenn die Probleme vor Wiederinbetriebnahme auffallen wurde wohl extrem gepfuscht, das hätte man unter rollendem Rad dann wohl auch gemacht. Fallen sie danach auf, dann ist es für die Behebung völlig Wurscht ob sie unter rollendem Rad entstanden sind, oder nicht.

Mir fehlt also immer noch jegliches stichhaltige Argument, warum die Sanierung bei Vollsperrung eine schlechter sanierte Strecke ergeben soll.

Das Märchen von der Zuverlässigkeit sanierter Strecken

guru61, Arolfingen, Freitag, 04.10.2024, 11:47 (vor 445 Tagen) @ gnampf


Mir fehlt also immer noch jegliches stichhaltige Argument, warum die Sanierung bei Vollsperrung eine schlechter sanierte Strecke ergeben soll.

Alles schön und Recht:
Nur: In der Schweiz macht man das genau so.
Zum Beispiel Liestal:
Da blieb in den letzten 5 Jahre kein Stein auf dem Andern und bis auf eine relativ kurze Einschränkung des Verkehrs vom 30. Mai bis 25. Juli 2022
https://shop.swiss-composite.ch/pi.php/Halbfabrikate/Plattenmaterial/GFK-Platten/Glasfa...
wobei die Strecke über Frenkendorf unbehelligt blieb.
https://360virtuell.ch/sbb/liestal/360/
Hier beim Umbau:
https://cdn.img.sbb.ch/content/dam/internet/corporate/images/ueber-die-sbb/bauprojekte/...

Dasselbe gerade beim Hauenstein Basistunnel:
https://company.sbb.ch/de/ueber-die-sbb/projekte/deutschschweiz/region-basel/hauenstein...
Auszug:
Abschnittweise Einspursperren.
Die abschnittweisen Einspursperren sind von 3. September 2023 bis Herbst 2026 geplant, mit Unterbrüchen im Sommer und übers Jahresende. Sie finden jeweils von Sonntagnacht bis Freitagmorgen statt und dauern je Nacht von ca. 22.15 bis 5.45 Uhr. Die SBB nutzt die Sperren zur Sanierung des Tunnelgewölbes und der technischen Anlagen. Während diesen Sperren ist der zweispurige Tunnel nur in dem Abschnitt einspurig befahrbar, in welchem nachts gearbeitet wird. Auf dem Nachbargleis sind dann aus Sicherheitsgründen Geschwindigkeitsreduktionen nötig, welche im dichten Schweizer Zugverkehr auch fahrplanrelevant sind.

Der restliche Tunnel bleibt zweispurig befahrbar. Eine reduzierte Zahl Züge kann den Tunnel darum während diesen nächtlichen Sperren nutzen. Diese Züge umfahren den gesperrten Gleisabschnitt via der vier Spurwechsel im Tunnel. Die anderen Güter- und Personenzüge werden via Läufelfingen und via Fricktal (Bözberg) umgeleitet.

Die Auswirkungen auf den Fahrplan sind so verhältnismässig gering. Im Fernverkehr und bei der Linie S3 (Olten–Basel SBB–Porrentruy) führt dies zu teils früheren Abfahrtszeiten und längeren Fahrzeiten. Bei der Linie S9 (Olten–Läufelfingen–Sissach) werden die letzten beiden Zugpaare (Olten ab 21.37 und 22.37 Uhr / Sissach ab 22.05 und 23.05 Uhr) jeweils von Sonntag bis Donnerstag durch Busse ersetzt.

Das nächste Gross Projekt, das ansteht ist der Umbau des Bahnhofs Lenzburg:
https://www.srf.ch/news/schweiz/ausbau-bahnhof-lenzburg-es-wird-eng-auf-der-bahnlinie-z...
Guggsch unter Visualisierung:
https://company.sbb.ch/de/ueber-die-sbb/projekte/deutschschweiz/aargau-solothurn/bahnho...
Im Moment ersetzt man vorher das Stellwerk. Die Arbeiten sind unübersehbar:
https://flic.kr/p/2pxRLqA
Kannst alles vor Ort angucken.
Und unter "Zukunft Bahnhof Bern" kannst dich informieren, wie man unter dem zweitgrössten Bahnhof der Schweiz eine zusätzliche Unterführng und darunter einen 4 gleisigen Schmalspurbahnhof baut.
Ach ja: und vorher hat man auch das Stellwerk ersetzt, und an einem Wochenende angeschlossen. Wenn nicht in der Zeitung gestanden hätte, wüsste das niemand.
Der Dirk Matter hat das hier mal wunderbar auf den Punkt gebracht:
https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?002,9032224,9037161#msg-9037161
Gruss Guru

Das Märchen von der Zuverlässigkeit sanierter Strecken

gnampf, Freitag, 04.10.2024, 11:55 (vor 445 Tagen) @ guru61

alles schön, aber
a) Thema verfehlt, es geht darum ob es mit einer Vollsperrung hinterher eine höhere, gleichwertige oder schlechtere Sanierung ergibt
b) hat die Schweiz wohl kaum den Rückstand bei den Sanierungen, den Deutschland hat. Da kann man es sich dann auch leichter erlauben die Baustelle unter schwierigeren Bedinungen auszuführen und länger laufen zu lassen. In Deutschland haben wir die Wahl zwischen ein Ende mit Schrecken, oder ein Schrecken ohne Ende. Man hat sich dazu entschlossen lieber die Beeinträchtigungen zu vergrößern, dafür aber zeitlich kürzer zu halten.

Ansonsten warte ich einfach auf den Tag, an dem die SBB das Netz der DB übernimmt, alles in kürzester Zeit auf Vordermann bringt und dann problemlos unterhält. Natürlich alles mit dem Geld, das auch der DB zur Verfügung steht, keinen Cent mehr. Es würde wohl kaum einen geben, der sich beschwert. Es wird nur ie dazu kommen, weil die SBB genau wissen das sie keine Chance hätten es besser zu machen mit den Mitteln und dem Zustand, nur könnten die Schweizer dann nicht mehr von oben herab lästern.

Das Märchen von der Zuverlässigkeit sanierter Strecken

J-C, In meiner Welt, Freitag, 04.10.2024, 13:28 (vor 445 Tagen) @ gnampf

Naja, gegen den Vorstand zu schimpfen, fällt auch der Politik leichter, schätze ich.

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Umwege erweitern die Ortskenntnis ~ Kurt Tucholsky

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