Andere Länder, andere Sitten? (Reiseberichte)

Hustensaft, Montag, 09.09.2024, 13:31 (vor 473 Tagen)

Ich hatte am Samstag das Vergnügen, mit Northern Railways von Manchester Piccadilly nach Glossop zu fahren - und eigentlich wollte ich auch zurück ...

In Manchester kommt der Zug erst recht kurz vor der Abfahrt an, schafft es aber dennoch - in letztlich traumhafter Wendezeit, da Sackbahnhof - den Bahnhof pünktlich zu verlassen. Ohne irgendeinen erkennbaren Grund geht aber an mehreren Unterwegshalten die Klimaanlage aus und der ganze Zug "klingt", als ob abgebügelt worden wäre, am Ende geht es zwar immer weiter, die Sache bleibt aber nicht ohne Verspätungsfolgen, es waren deren 7 Minuten bei einer planmäßigen Fahrzeit von (fast genau) 30 Minuten; man fühlte sich ja fast wie zu Hause ... :-)

Der Rückweg gestaltete sich aber weitaus schwieriger, denn "wegen Personen auf der Strecke" (kam mir auch irgendwie aus Deutschland bekannt vor) wird ein Zug nach dem anderen gecancelt - vorbildliche Information und, genereller Unterschied, wirklich überall Personal - mithin deutliche besser als in Deutschland -, aber Schienenersatzverkehr, nun, wir wollen es ja nicht übertreiben - das ist hierzulande aber auch sehr unterschiedlich. Einziger echter Vorteil: Die Fahrgastrechte bringen tatsächlich Geld, sogar etwas mehr, als für die Fahrkarte (Tageskarte, weil günstiger) bezahlt wurde, haben ihren Namen also echt verdient und auch keine Ausflüchte wegen des Störungsgrundes. Auf diesem Weg kam ich zu einer längeren Busfahrt mit dem Linienbus zu einem anderen Bahnhof, an dem die Züge - auch Northern Railways - fuhren, dann aber nach Manchester Victoria; immerhin lernte ich so die letztlich bedeutendsten Bahnhöfe von Manchester an einem Tag kennen.

Auffällig übrigens:
Teilweise gibt es tatsächlich noch Bahnsteigsperren, aber in mehr als ausreichender Zahl und immer mit üppig Personal ausgestattet, falls etwas nicht klappt.

Bessere Fahrgastrechte wären wünschenswert

J-C, In meiner Welt, Montag, 09.09.2024, 18:20 (vor 472 Tagen) @ Hustensaft

Die Bahngesellschaften werden hierzulande meiner Meinung nach viel zu sehr geschont, es wär gut, wenn bei den Fahrgastrechten die Fahrgäste mehr in den Mittelpunkt rücken...

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Umwege erweitern die Ortskenntnis ~ Kurt Tucholsky

Andere Länder, andere Sitten?

A-W, Hannover, Dienstag, 10.09.2024, 01:21 (vor 472 Tagen) @ Hustensaft
bearbeitet von A-W, Dienstag, 10.09.2024, 01:21

Hallo Hustensaft,

vielen Dank für den Bericht. Da ich mehrfach am Bahnhof Manchester Piccadilly umgestiegen bin, kann ich dir verraten, dass es dort doch zwei Durchgangsgleise gibt und zwar oben. Die führen vom Flughafen über den Bahnhof weiter nach Westen über Oxford Road, Bolton, Preston bis nach Blackpool. Ansonsten stimmt das mit dem Sackbahnhof. Werden die Tickets da unten immer noch vom Personal kontrolliert?

Die Sperren gibt es je nach Bahnhof und seinen Betreiber sehr unterschiedlich. Britisches Gesetz verlangt eben, dass wenn diese betrieben werden, dann muss trotzdem eine Person vorhanden sein um bei Bedarf zu helfen.

Die Fahrgastrechte oder besser ausgedrückt das Recht auf Entschädigung oder Erstattung kann dort in der Tat besser sein, da diese z. B. bereits ab 15 Minuten erfolgen können. Es kommt auf die jeweilige Regelungen des Verkehrsunternehmens. In der Vergangenheit wurden die Entschädigungen mit dem Eisenbahngutschein gezahlt und diesen konnte man nur am Fahrkartenschalter für Fahrkarten einlösen.

Ansonsten hat man dort in der Regel das Recht mit dem SEV bzw. dem nächsten Zug zu fahren oder die Erstattung vom Ticketverkäufer (und nur von diesem!) zu bekommen. Ein Recht auf Fahrt mit alternativen Verkehrsmittel gibt es nicht und das wird auch nicht erstattet. Auch keine Übernachtung oder Verpflegung wird angeboten oder erstattet. Deswegen finde ich die EU-Fahrgastrechte insgesamt deutlich besser als die britische Kulanzregelungen, die von der Politik erzwungen wurden, um ohne Gesetz diese zu erreichen.

Viele Grüße
A-W

PS: Im Eurostar von/nach London gelten die EU-Fahrgastrechte (diese sind Teil der Beförderungsbedingungen von Eurostar), aber britische Medien (inkl. Reiseexperten) behaupten, dass man höchstens eine Entschädigung für Verspätung oder Ausfall bekommen könnte. Das ist falsch.

Andere Länder, andere Sitten?

Hustensaft, Dienstag, 10.09.2024, 06:18 (vor 472 Tagen) @ A-W

Da ich mehrfach am Bahnhof Manchester Piccadilly umgestiegen bin, kann ich dir verraten, dass es dort doch zwei Durchgangsgleise gibt und zwar oben.

Danke, ist bekannt, da bin ich angekommen, weil die Reise mit der Bahn in Deansgate-Castlefield begann - war aber für den reinen Umstand des beeindruckend schnellen Richtungswechsels absolut unbedeutend.

Ansonsten hat man dort in der Regel das Recht mit dem SEV bzw. dem nächsten Zug zu fahren oder die Erstattung vom Ticketverkäufer (und nur von diesem!) zu bekommen. Ein Recht auf Fahrt mit alternativen Verkehrsmittel gibt es nicht und das wird auch nicht erstattet. Auch keine Übernachtung oder Verpflegung wird angeboten oder erstattet. Deswegen finde ich die EU-Fahrgastrechte insgesamt deutlich besser als die britische Kulanzregelungen, die von der Politik erzwungen wurden, um ohne Gesetz diese zu erreichen.

Das ist Ansichtssache - und da bei den meisten FGR-Fällen wohl das Problem "Übernachtung" nicht relevant ist und die Sache mit der Verpflegung wegen der Einschränkung "soweit verfügbar" meist eher theoretischer Natur ist, nutzen die britischen Regelungen dem Großteil der Fahrgäste sicher weit mehr.

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Dieter4711, Dienstag, 10.09.2024, 06:52 (vor 472 Tagen) @ Hustensaft

Das ist Ansichtssache - und da bei den meisten FGR-Fällen wohl das Problem "Übernachtung" nicht relevant ist und die Sache mit der Verpflegung wegen der Einschränkung "soweit verfügbar" meist eher theoretischer Natur ist, nutzen die britischen Regelungen dem Großteil der Fahrgäste sicher weit mehr.

Das mit der Verpfelgung kann ich leider bestätigen. Ich bin vor einiger Zeit mal in Ingolstadt gestrandet. Übernachtung war kein Problem. Nur wurden meine Ausgaben für die Verpflegung (Flasche Wasse und eine Tüte Chips) nicht erstattet, da ich diese im Supermarkt - statt im geschlossenen Bahnhof-Shop - erworben hatte.

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