Mit dem Freundschaftspass zum Pajares-Pass (12/15) (Reiseberichte)
Im letzten Teil bin ich am Ende eines sehr umwegigen Fahrttages abends nach Einbruch der Dunkelheit in Angers angekommen:
Dort werde ich mich heute Vormittag umsehen, bevor ich in die Bretagne weiterfahren werde, von wo auch noch der folgende Teil berichten wird.
Tag 21: Angers – Vitré – Rennes
Heute Vormittag werde ich Angers besichtigen. Erst am Mittag werde ich Richtung Bretagne weiterfahren, wo ich viert Tage bleiben werde.
Angers war die Hauptstadt der bedeutenden Herzöge von Anjou, die auch das Schloss Saumur von gestern gebaut haben. Residenz war die Burg von Angers mit mächtigen Rundtürmen über der Maine.
Unten am Fluss gibt es einen kleinen Hafen. Die Maine ist trotz ihrer Breite nur 11,5 km lang. Sie entsteht im Stadtgebiet von Angers durch den Zusammenfluss von Mayenne und Sarthe, an deren Ufer ich gestern in Le Mans war. Kurz darauf mündet sie schon in die Loire.
Angers hat seit 2011 wieder eine Straßenbahn. Erst seit wenigen Monaten verkehren die neuen Linien B und C über diese Brücke.
Nach einem Besuch in der Markthalle gehe ich ins Schloss.
Innerhalb der mächtigen Außernmauer gibt es viel Freifläche. Am Wohngebäude der Herzöge vorbei kann ich runter schauen zum Flussufer, wo ich davor war. Wenig pittoresk führt direkt am Flussufer eine Stadtautobahn entlang.
In den 1950er wurde ein fragwürdiges Ausstellungsgebäude für den Wandteppich der Apokalypse in das Burggelände gebaut. Dieser wurde vom Herzog Ludwig I. von Anjou, dem Königsbruder, der auch Schloss Saumur bauen ließ, in Auftrag gegeben, und ist der älteste in dieser Größe erhaltene Teppichzyklus der Welt. Hier lerne ich auch, dass der sowieso kleinere „Teppich“ von Bayeux gar kein Teppich sondern ein besticktes Tuch ist.
Die Ausmaße sind wirklich gewaltig, vor allem wenn man bedenkt, dass er nicht komplett erhalten ist.
Wie der Name Teppich der Apokalypse vermuten lässt, stellt der Zyklus die Prophezeiungen aus der Offenbarung des Johannes dar, hier die Anbetung des Tiers.
Danach begebe ich mich zum Bahnhof. Mit dem gleichen Linie, mit der ich gestern angekommen bin, verlasse ich wieder Angers, jedoch im hinteren Zugteil nach Rennes. Auch dieser Z TER ist innen in einem bedauernswerten Zustand. Ab Sablé-sur-Sarthe fährt er über die Virgulé de Sablé ein Stück über die LGV Bretagne-Pays de la Loire. Bei diesem Bild hat er die LGV aber schon wieder für den Halt in Laval verlassen.
Die Direktverbindung Nantes – Rennes über Angers und Laval ist ziemlich gewöhnungsbedürftig. Bei dem lückenhaften Takt auf der deutlich kürzeren Strecke über Redon kann es aber durchaus auch auf dieser Relation eine sinnvolle Verbindung sein.
Ich verlasse den schnellen TER am ersten Halt in der Bretagne in Vitré.
Es regnet gerade und so rette ich mich in Hoffnung auf besseres Wetter einmal über den Bahnhofsvorplatz in ein Lokal, dessen Küche zum Glück auch jetzt um Viertel vor 2 noch geöffnet ist und ein Mittagsmenu anbietet. Es gibt geschmorte Schweinebacke.
Vitré ein eine schöne kleine Altstadt und eine mächtige bretonische Grenzfestung.
Nachdem ich die Burg besichtigt habe, gehe ich zum Bahnhof zurück.
Die hier beginnende TER-Linie wird mit einem OMNEO der Region Bretagne gefahren. Diese werden mich in den kommenden zwei Tagen noch mehrmals befördern.
Das Sitzmuster hat deutlich mehr Farbe als die grauen gestern im OMNEO der Region Centre. Deren Sitzform fand ich dafür deutlich angenehmer.
In Rennes nehme ich die automatisch fahrende Metro vom System VAL zu meiner Jugendherberge auf der anderen Seite der Innenstadt. Diese liegt idyllisch an einer Schleuse der kanalisierten Ille.
Tag 22: Rennes und Saint-Malo
In Rennes bleibe ich zwei Nächte. Die günstigen Bahntickets von BreizhGo verführen mich heute Morgen zu einem Ausflug nach Saint-Malo an der Nordküste der Bretagne. Der Kopfbahnhof wurde 2005 im Zuge der Elektrifizierung der Strecke neugebaut und 250 m stadtauswärts verlegt. Sich vom Stadtzentrum entfernende Kopfbahnhöfe scheinen ein wiederkehrendes Motiv in meinem Urlaub zu werden, zum Glück ist er hier nicht so weit wie in Gijón gewandert.
Bis zur Altstadt, die auf einer Halbinsel liegt, ist es trotzdem ganz schön. Den Besucher empfängt der Binnenhafen …
… und das wuchtige Château de la Duchesse Anne. Schon wieder Anne de Bretagne.
Der Tidenhub in der Bucht von Saint-Malo gehört mit bis zu 12 m zu den stärksten Europas. Nicht umsonst wurde hier 1966 das erste Gezeitenkraftwerk der Welt gebaut. Bei meinem Besuch waren es, wenn ich mich recht erinnere, „nur“ 8 m. Bei meiner Ankunft ist gerade Flut.
Auf dem Rückweg 2 Stunden später sieht es dann so aus.
Die Altstadt wurde bei allierten Bomberangriffen während der deutschen Besatzung stark zerstört. Nach dem Krieg wurde sie in einem am historischen Stadtbild orientierten Stil wieder aufgebaut.
Weniger überraschend ist und war Saint-Malo eine Seefahrerstadt. Der vermutlich berühmteste Sohn der Stadt Jacques Cartier hat in der ersten Hälfte des 16. Jh. im Auftrag des französischen Königs zwei Amerikaexpeditionen an den Sankt-Lorenz-Strom unternommen und gab dem Land seinen heutigen Namen Kanada. Die Möwe dürfte das wenig interessieren.
Andere malouinische Seeleute benannten eine Inselgruppe im Südatlantik, auf der sie siedelten nach Ihrer Heimatstadt Îles Malouines, wovon sich deren spanischer Name Islas Malvinas ableitet. In Deutschland sind sie seit dem unglückseligen Krieg um sie zwischen Argentinien und dem Vereinigten Königreich 1982 besser unter ihrem englischen Namen als Falklandinseln bekannt. Bei meiner Reise durch Argentinien war die Parole „Las Malvinas son nuestras.“ kaum zu übersehen (https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10512079).
Langsam beginnt der Meeresspiegel zu sinken.
Hier liegt die Bastion noch auf einer Insel.
Etwas über eine Stunde später kommt man schon trockenen Fußes zu ihr hinüber.
Mit 4 Stunden war ich länger hier als geplant. Jetzt wird es aber Zeit, nach Rennes zurückzufahren. Wie ein richtiger Franzose habe ich während der Ebbe an den Felsen ein paar Meeresschnecken als Nachmittagssnack gesammelt. Vor einigen Jahren hatte ich die beiden Sorten ganz in der Nähe im Urlaub auf einer Meeresfrüchteplatte gesehen und am nächsten Tag an den Felsen entdeckt und gesammelt.
Nach 50 Minuten bin ich kurz in Rennes zurück.
Die moderne Fassadengestaltung des Bahnhofs wirkt ein wenig, als wäre eine Rutsche in diese eingebaut.
Am Rest des Nachmittags besichtige ich das Musée de Bretagne. Auf dem Rückweg in die Altstadt komme an den Portes Mordelaises der Stadtmauer vorbei.
Auch in Rennes gibt es wieder schöne Fachwerkhäuser.
Als großer Universitätsstandort hat die Altstadt heute am Freitagabend ein geschäftiges Studentenleben. Bei dem ein oder anderen Wein lasse ich den Abend ausklingen.
Im nächsten Teil werde ich, so weit es auf Schienen geht, zur Westspitze der Bretagne vordringen und mich entlang der Südküste zurückarbeiten.
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