Mit dem Freundschaftspass zum Pajares-Pass (11/15) (Reiseberichte)

Bahne aus Leidenschaft, Freitag, 28.06.2024, 18:00 (vor 541 Tagen)

Im letzten Teil bin habe ich einen größeren Sprung nach Nordwesten gemacht und bin abends in Nantes angekommen: https://www.ice-treff.de/index.php?id=700909
Heute werde ich mir die Stadt anschauen, bevor morgen eine größere Runde durch das Loiretal folgt.

Tag 19: Nantes
Nachdem ich selbst am Streiktag mir der Bergbahn noch eine Bahnfahrt einbauen konnte, ist heute tatsächlich der erste komplett bahnfreie Tag der Reise erreicht. Ich hoffe, ihr seid nicht zu sehr enttäuscht. Es wird nur noch ein weiterer folgen.
Ich starte wieder wie vorgestern gemütlich mit einem Besuch der Markthalle. Hier nahe des Atlantik gibt es viel Fisch. Ich kaufe wir wieder einige Austern.

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Bis ich die Austern geknackt habe und die Küche wieder sauber ist, ist es schon mitten am Vormittag. Vorhin auf dem Weg zur Markthalle dachte ich es, es gebe einen Großeinsatz der Feuerwehr an der Präfektur. Jetzt muss ich aber feststellen, dass es nur eine Demo der streikenden Feuerwehr war. Diese zieht vor der Kathedrale lärmend und Böller zündend an mir vorbei.

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Die Kathedrale im Hintergrund war 2020 Schauplatz für ein wirklichen Großeinsatz der Feuerwehr. Ein Jahr nach dem Brand von Notre-Dame de Paris hat es auch hier gebrannt. Das sah ich damals in den Nachrichten, dachte aber bei der Reiseplanung nicht mehr daran. Das ist ärgerlich, denn ich wollte mir eigentlich das prächtige Grabmal der Eltern von Anne de Bretagne anschauen. Seit dem Brand ist die Kirche aber geschlossen.
Stattdessen besichtige ich das Residenzschloss. In dem großen Komplex ist eine Sonderausstellung zu Dschingis Khahn und den Mongolen sowie eine Dauerausstellung zur Geschichte der Stadt und des Schlosses, zudem eine Ausstellung zum Sklavenhandel, dessen zentrale Drehscheibe in Frankreich Nantes war.
Zwischendrin gehe ich in die Innenstadt für ein Mittagsmenu. Heute gibt es mal wieder ein Stück Rind mit leckeren Pommes.

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Nach dem Mittagessen kommt tatsächlich kurz die Sonne raus. Die Straßenbahn verkehrt auf dem Weg von der Innenstadt zum Bahnhof vor dem Schloss vorbei.

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Hinter dem Bahnhof liegt das ausgefallene ehemalige Werksgebäude des Keksfabrikanten LU, die es auch in Deutschland zu kaufen gibt.

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Am Nachmittag gehe ich entlang der Loire zur Flussinsel, über die ich gestern nach Rézé gefahren bin.

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Auf der Insel lagen früher große Industrieanlagen, die transformiert wurden und werden. Auch die ehemals großen Gleisanlagen des Gare de Nantes-État sind fast komplett verschwunden. Die Hauptattraktion der Insel sind die Machines de l’Île eines Künstler-Duos. Der große Elefant läuft einen Rundkurs auf dem Gelände ab, hat jetzt aber schon Feierabend.

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Vorne an der Spitze der Insel setze ich mich eine Weile hin und genieße die Aussicht auf den Fluss, bis es dunkel wird.

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Mit einsetzender Dunkelheit beginnt nämlich diese Lichtinstallation.

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Tag 20: Nantes – Saumur – Tours – Le Mans – Angers

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Heute führe ich den Zwei-Tages-Rhythmus bei dem Freundschaftspass fort. Nach einem Tag Pause nutze ich den fünften Reisetag. Start und Ziel des Tages liegen nicht weit auseinander, aber dazwischen fahre ich eine mittelgroße Schleife über Tours.
Da es heute Morgen regnet nehme ich die Tram zum Bahnhof. Dort statte ich dem Salon à Grands Voyageurs einen kurzen Besuch ab.

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Mein erster Zug des Tages, der Interloire, fährt zügig entlang der Loire nach Saumur. Die Einrichtung des OMNEO der Region Centre gefällt mir für einen Nahverkehrszug der ersten Klasse sehr gut.

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Das Wetter ist heute leider nicht sehr gut und es wird mehrmals am Tag regnen. Leider wird es auch im Rest des Urlaubs nicht mehr besser. Dafür hatte ich bis jetzt für Oktober ja riesiges Glück mit dem Wetter.

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In Saumur möchte ich mir das markante Schloss der Herzöge von Anjou aus dem 14. Jh. anschauen. Herzog Ludwig I. von Anjou, jüngerer Bruder von König Karl V., ließ dieses bauen, um mit den prunkvollen Residenzen seiner Brüder konkurrieren zu können. Das Schloss Karls V. in Vincennes bei Paris habe ich 2021 besucht (https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?030,10545213).

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Innen ist das Schloss leider durch jahrhundertelange Nutzung als Gefängnis und Kaserne viel von seinem ursprünglichen Aussehen verloren. Deshalb gibt es nur ein Bild von außen.

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Die Gitterträgerbrücke über die Loire, die vom Schloss zu sehen ist, gehört zur ehemaligen Strecke der Chemin de Fer de l’Etat von Chartres nach Bordeaux, auf der heute im Personenverkehr nur noch ein äußerst dünnes Angebot nach Thouars geblieben ist.

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Auch unten in der Stadt gibt es Sehenswertes.

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Kurioserweise fahren in Saumur innerhalb etwas über einer Stunde zwei Züge nach Lyon-Perrache ab. Der IC wird die kürzere Strecke durch die Mitte Frankreichs über Bourges und Nevers nehmen, der TGV wird über den Großraum Paris fahren und trotz einer über einer Stunde späteren Abfahrt eine Stunde früher in Lyon ankommen.
Ich werde den IC nehmen, aber nur bis zum nächsten Zwischenhalt in Saint-Pierre-des-Corps.

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Bei Langeais ist das gleichnamige Schloss zu sehen. Hier heiratete 1491 der französische König die junge Herzogin und Erbin der Bretagne Anne de Bretagne, die eigentlich schon per Stellvertreter mit dem römisch-deutschen König Maximilian aus dem Haus der Habsburger verheiratet war und verhinderte damit den Erwerb der Bretagne durch die verfeindeten Habsburger analog zum burgundischen Erbe der ersten Ehefrau Maximilians Maria von Burgund. Dieses bedeutende Ereignis ist im Schloss mit Figuren nachgestellt, woran ich mich von einer Besichtigung im Familienurlaub 2005 dunkel zurückerinnern kann.

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Kurz vor Tours überquert die Strecke die Loire.

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Beim Technicentre Saint-Pierre-des-Corps sind zahlreiche Doppelstocktriebwägen, auch von der Île de France zur Untersuchung.

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Da Tours ein Kopfbahnhof ist, muss aus den durchfahrenden Fernverkehrszügen im Vorort Saint-Pierre-des-Corps umgestiegen werden. Auf der kurzen Strecke pendelt ein Aspirateur, dessen Interieur in einem besseren Zustand ist als der vor drei Tagen im Limousin.

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Den schönen Bahnhof Tours zieren Wandbilder aus Fliesen mit Zielen, die mit der Bahn zu erreichen sind. Bei gar nicht so wenigen war ich schon, in Saint-Jean-de-Luz sogar erst vor wenigen Tagen.

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Der Gorges du Tarn dürfte noch nie gut per Bahn zu erreichen gewesen sein. Vermutlich gab es damals aber zumindest mehr Zugpaare auf der nahgelegenen Ligne des Causses, als das eine heute. Das Schloss Azay-le-Rideau ist dagegen deutlich näher und per TER aus Tours zu erreichen.

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Mein erster Weg führt mich zur Kathedrale von Tours.

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Wenn ich gestern schon wegen des Brandes in der Kathedrale von Nantes 2020 nicht das Grabmal der Eltern von Anne de Bretagne anschauen konnte, kann ich zumindest hier das ihrer zwei Söhne aus erster Ehe anschauen.
Von ihren 6 Kindern aus erster Ehe wurde keines älter als 3 Jahre. Nach dem plötzlichen Tod ihres ersten Mannes heiratete sie dessen Großcousin und Nachfolger Ludwig XII. Aus dieser überlebten von 5 Kindern auch nur 2 Töchter das Kinderalter. Mit dem wenig erfolgreichen Italienfeldzug ihres ersten Mannes, um seinen Anspruch auf das Königreich Neapel durchzusetzen, kam die Renaissance nach Frankreich, von der dieses Grabmal eines der ersten Kunstwerke in Frankreich ist.

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Die Innenstadt von Tours bietet schöne Fachwerkhäuser.

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Sankt Martin, der große Stadtheilige von Tours, der mit dem Mantel und dem Martinsumzug am 11. November, hat seine eigene Basilika, in dessen Krypta sein Sarkophag ruht.

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Die alte Basilika aus dem frühen Mittelalter wurde leider während der französischen Revolution zerstört. Erhalten sind nur zwei Türme.

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Seit 2013 hat Tours wieder eine Straßenbahn in futuristischem Design.

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Ich verlasse Tours nach Norden mit einem AGC der Region Normandie Richtung Caen.

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Über eine andere Brücke als auf dem Hinweg wechselt die Strecke aufs Nordufer der Loire.

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Ich steige jedoch schon nach einer Stunde in Le Mans aus. Die Normandie wird die einzige Region von Festlandfrankreich bleiben, die ich in diesem Urlaub nicht bereise. Le Mans hat eine kleine Altstadt, Reste der römischen Stadtmauer …

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… und eine hochgotische Kathedrale oder zumindest einen Chor, leider mit Gerüst. Der Rest ist noch romanisch.

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Da ich nur eine Stunde Zeit habe, nehme ich für den Hin- und Rückweg in die Altstadt die Tram. Diese verkehrt hier seit 2007 in einem bronzenen Design.

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Weltweit bekannt ist Le Mans natürlich nicht für die Kathedrale oder die Stadtmauer, sondern für das 24-h-Rennen. Die Fassade des Bahnhofs greift dieses Thema auf.

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Auch mindestens eine der Straßenbahnen wirbt für das Rennen.

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Mein TER nach Angers im Vordergrund ist ein TER 200, der mit einem Z TER gefahren wird. Dieser ist der elektrische Nachfolger des dieselbetriebenen X TER, alias Aspirateur. Ein solcher steht als TER aus Tours auf dem Nachbargleis. Mit den Aspirateurs habe ich in diesem Urlaub echt kein Glück!

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Dafür, dass der diese Verbindung zusammen mit dem Interloire sicherlich eines der Premiumprodukte im Nahverkehr der Region Pays de la Loire ist, präsentiert sich der Triebwagen innen in einem fürchterlichen Zustand. Die Armlehnen sind verschlissen und einige wie auf dem Bild zu sehen kaputt. Der Teppichboden strotzt vor Dreck und Flecken. Einerseits kenne ich zwar in Deutschland keinen Regionalzug mit Teppichboden oder stoffbezogenen Armlehnen. Wenn man sich als Betreiber für diese pflegeintensivere Ausstattung entscheidet, sollte man sie auch ausriechend pflegen.

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Bald nach der Abfahrt beginnt es, dunkel zu werden. In Sablé-sur-Sarthe ist ein längerer Aufenthalt, um mit dem Zugteil aus Rennes zu kuppeln. Diesen Zugteil werde ich morgen benutzen und kann mir diesen Teil der Strecke bei Tageslicht anschauen.
In Angers probiere ich heute zum Abendessen etwas neues und kehre in einem Restaurants für Soufflés ein. Da aktuell die Saison dafür ist, wähle ich das Soufflé mit Jakobsmuscheln. Sehr lecker und günstiger, als ich gedacht hätte.

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Im nächsten werde ich vormittags Angers besichtigen, bevor ich in die Bretagne aufbrechen werde.


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