Unterwegs in der Westschweiz 2/3: NStCM (34 Bilder) (Reiseberichte)
Hallo zusammen,
willkommen zum zweiten Teil unserer Rundfahrt durch die Westschweiz. Im ersten Teil waren wir vom Bodensee über Romont zur tpf gefahren und hatten Gruyères besucht. Der Bericht hatte am Bahnhof von Palézieux geendet, dort setzen wir die Reise nun fort.
![[image]](https://www.bahnreiseberichte.de/114-Gruyeres-NStCM-MBC/114-000Karte.jpg)
Teil 2: Palézieux - Nyon - St-Cergue - La Cure – Nyon – Morges
Von Palézieux fahren wir mit einem InterRegio hinab zum Genfersee. Die Fahrt durch die Weinberge des Lavaux nach Lausanne mit Panoramablick über den Genfersee ist immer wieder schön. Durch das Hinterland des Genfersees fahren wir bis Nyon.
Am Bahnhof von Nyon hat die Meterspurbahn nach La Cure ihren Ausgangspunkt. Deren Bahnhof wurde 2004 in den Untergrund verlegt, bis dahin fuhren die Züge auf dem Bahnhofsplatz ab.
Wir widmen uns nun der Meterspurbahn mit der etwas sperrigen Abkürzung NStCM, das steht für Chemin de fer Nyon–St-Cergue–Morez. Wir haben Glück und treffen auf eine Garnitur der älteren Fahrzeuggeneration.
Der erste Streckenabschnitt führt mit leichter Steigung nach Norden zum Jurasüdfuß, in der Ferne ist der Genfersee zu sehen.
Bei Le Muids gibt es eine Kreuzung mit einem Gegenzug, auch dies eine Garnitur aus Trieb- und Steuerwagen der Westschweizer Meterspurtriebwagen, die von Vevey ACMV in den Jahren 1985/86 und 1991 geliefert wurden.
Ab Genolier ändert sich die Charakter und eine kurvenreiche Bergstrecke beginnt. Während die Bahn den Jurahang erklimmt, bietet sich den Fahrgästen mit zunehmender Höhe ein weiter Blick über den Genfersee, am Horizont lassen sich die Savoyer Alpen erahnen. Schließlich geht es durch ein Waldgebiet nach Saint-Cergue.
Auf der Gesamtstrecke bis La Cure gibt es einen Stundentakt, der durch Zusatzzüge verstärkt wird. Wir sind mit einem solchen Zusatzzug unterwegs, der nur bis Saint-Cergue verkehrt. Daher haben wir hier nun einen Zwischenstopp, das Dorf liegt auf 1.041 Metern über dem Meer auf der Höhe der vordersten Jurakette. Dank der NStCM entwickelte sich das Dorf zu einem Höhenkurort, heute lockt der Ort vor allem Wintersporttouristen an.
Saint-Cergue ist die wichtigste Zwischenstation der NStCM, hier gibt es eine Remise sowie einen Stützpunkt des Schneeräumdienstes. Für die Weiterfahrt bis zur Endstation La Cure treffen wir auf eines der jüngeren Fahrzeuge, die ab dem Jahr 2015 geliefert wurden. Sie gehören wie die Triebzüge aus dem ersten Berichtsteil bei der tpf zur Familie der Westschweizer Meterspurzüge von Stadler.
Nun geht es nochmals kräftig nach oben, der Zug erklimmt jetzt die Passhöhe des Col de la Givrine, dort liegt der Scheitelpunkt der Strecke auf 1.233 Metern über dem Meer. Durch ein Hochtal des Juras geht es im Anschluss hinab nach La Cure.
Bis zum Jahr 1958 war in La Cure ein Grenzbahnhof, die Strecke führte von hier noch 12 Kilometer weiter bis nach Morez in Frankreich. Der französische Abschnitt wurde stillgelegt und auf Busbetrieb umgestellt. Das „M“ für Morez führt die Bahn aber noch heute im Namen NStCM. In Morez waren wir übrigens 2015 bei der Bereisung der Schwalbenlinie (zum Reisebericht). Heute bleibt uns nur der Blick zum Streckenende.
La Cure ist eine kleine Siedlung unmittelbar an der Grenze zu Frankreich – ein paar Schritte über den Bahnhofsvorplatz und man ist im Nachbarland. Wir sind heute mit einer Tageskarte unterwegs und fahren direkt wieder zurück, wobei ich sagen muss, dass mich eine Übernachtung in dem Hotel in La Cure schon gereizt hätte. Auf dem nächsten Bild sehen wir in der Bildmitte das Hotel Franco-Suisse, das als einziges Hotel in der Welt gilt, das in zwei Staaten steht. Die Grenze verläuft durch die Küche, den Speisesaal, das Treppenhaus und einige Zimmer.
Auf dem nächsten Bild sehen wir in der Bildmitte den Grenzübergang. Wir stehen hier in der Schweiz, die Gebäude rechts sind schweizerisch, links das besagte Hotel mit dessen schweizerischem Eingang. Auf der Gebäuderückseite hat das Hotel einen Eingang auf französischer Seite.
Wir fahren nun wieder hinab nach Nyon. Die Bahnlinie ist 27 Kilometer lang, der Zug benötigt hierfür 54 Minuten. Mit Beginn der Auslieferung der neuen Doppeltriebwagen ab dem Jahr 2015 wurden ein neues Logo und eine neue Farbgebung eingeführt.
Im Jahr 1899 wurde die Konzession für ein ganzes Schmalspurnetz im westlichen Waadtländer Jura erteilt. Finanzierungsschwierigkeiten und die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs wie Materialknappheit und die Mobilmachung auf der französischen Seite führten zu erheblichen Verzögerungen, 1916 wurde ein erster Abschnitt eröffnet, 1921 war die Strecke von Nyon bis Morez komplett. Bedingt durch ungünstige Wechselkurse, den Zweiten Weltkrieg und die Konkurrenz zum Straßenverkehr stand der internationale Verkehr auf der Strecke unter schlechten Vorzeichen. In der Schweiz führten Ausflugsverkehr und Wintersport zu einer besseren Entwicklung, wobei nach der Stilllegung der französischen Teilstrecke auch in der Schweiz eine Umstellung auf Busverkehr drohte. Erst 1982 wurde der jahrelange Schwebezustand der Bahn beendet und mit einer Modernisierung die Weichen für eine Zukunft der Bahnlinie gestellt.
Die Bahn war von Anfang an elektrifiziert, es handelt sich um eine reine Adhäsionsbahn mit einer maximalen Neigung von 60 Promille. Im Bereich der Bergstrecke gibt es zwei kürzere Tunnel, im unteren Bereich werden zwei Flüsse mit Viadukten überquert.
Beim nächsten Bild blicken wir auf die Kirche von Trélex, etwa viereinhalb Kilometer und 100 Höhenmeter trennen uns noch von Nyon.
Mit einem InterRegio der SBB fahren wir anschließend von Nyon auf der Hauptstrecke Genf-Lausanne eine Station nach Morges.
Das letzte Bild zeigt den Bahnhof Morges, dort hat die Meterspurbahn der MBC ihren Ausgangspunkt, aber dazu mehr in den nächsten Tagen im dritten Teil.
![[image]](https://www.bahnreiseberichte.de/114-Gruyeres-NStCM-MBC/114-069Morges-Bahnhof.jpg)
Viele Grüße
Tobias
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